Kurzgeschichte
Gartenzwerge

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"Gartenzwerge"
Veröffentlicht am 27. Mai 2014, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Gartenzwerge

Gartenzwerge

Gartenzwerge Pitter, der Gartenzwerg war einer Ohnmacht nahe. Seine Augen wurden immer größer und sie ähnelten bald den Rädern seiner Schubkarre, Seine roten Wangen färbten sich bleich. Denn was er da sah, ließ ihn in Panik geraten. An seiner Schubkarre, die jemand so liebevoll mit roter Farbe, passend zu seiner Zipfelmütze, angestrichen hatte, kroch, eine dicke Schleimspur hinter sich lassend, eine fette eklige Nacktschnecke hoch. Entsetzen erfasste ihn. Was sollte er als Gartenzwerg jetzt machen? Er wusste, dass das Zwergenleben erst bei

Einbruch der Dunkelheit los gehen würde. Niemand konnte ihm jetzt helfen. Er schielte zum Himmel. Noch schien die Sonne durch das Grün der Bäume. Doch die Schatten wurden schon länger. Schmetterlinge tanzten auf den Blüten, ungeahnt der Ängste die er jetzt ausstand. Im vorigen Jahr hatte er Ähnliches erlebt. Eine Schnecke hatte sich in seiner Schubkarre, die das Menschenkind des Gartens, eine junge Frau namens Flora so liebevoll mit Margeritten, blauen Petunien und gelber Tagetes bepflanzt hat, eingenistet, und fraß mit einer Geschwindigkeit, die man niemals Schnecken zutraut, alle Blüten ratzekahl weg. Vor allem die Tagetes

hatte fürchterlich zu leiden. Pitter hörte heute noch ihre Schmerzensschreie, welche sie ausstieß. Und das Gesicht von Flora, die am nächsten Tag fassungslos vor diesem Desaster stand, würde er auch nie vergessen. Nein, so etwas wollte er nicht noch einmal erleben. Er schielte zu seinem Freund Hugo, der mit dem Spaten in seiner Nähe stand. Der Spaten war die nächste Waffe, mit der man der Schnecke den Garaus bereiten könnte. Dann hoffte er noch auf Rocker, der mit seiner Gitarre die Zwergenbewohner nachts ganz schön in Fahrt brachte. Vielleicht ließ sie sich durch Rockmusik verjagen. Klausi mit seiner Laterne würde ihnen

dazu leuchten. Seine Lampe würde sich durch die Sonnenstrahlen mit Solarlicht aufheizen und so konnten alle gemeinsam agieren. Und der Exhibitionist Klausi,der am Teichrand stand und sein kleines Glied immer frei in der Gegend zeigte, könnte vielleicht mal einen Strahl auf die Schnecke fallen lassen. Das würde sie vielleicht auch vertreiben. Ja, so würde es gehen. Pitter schwitzte vor sich hin, obwohl ein kühler Wind aufkam und die Dämmerung langsam herein brach. Ein Blick auf die Schnecke zeigte ihm, dass noch genügend Zeit blieb, sein Vorhaben auszuführen. Jetzt galt es Ruhe zu

bewahren. Die nächste Stunde verbrachte er um seinen Plan zu Ende zu schmieden. Und dann war es so weit. Eine Amsel sang ihr Abendlied, die Schmetterlinge zogen sich gestärkt und etwas ermattet von ihren Blüten zurück, ein Frosch quakte am Teich seiner Liebsten zu, und es schien, als ob langsam Bewegung in die Zwergenwelt kam. Die Schaukel , auf der Zwerg Tommi mit seiner großen Nase saß, bewegte sich auch schon leise. Eine dicke Hummel setzte sich demonstrativ auf eine der Blüten in der Karre, als ob sie sie bewachen wollte. Doch wie sollte das gehen. Gegen eine Schnecke war selbst sie

machtlos. Und dann war es soweit. Schlagartig war die Dunkelheit da. Pitter schielte zu Klausi hin. Ja, alles klar, die Laterne leuchtete in der Dunkelheit. Nun konnte es losgehen. Langsam setzte er seinen Karren in Bewegung. Erschrocken flog die Hummel weg. Ganz dicht ging er zu Klausi hinüber um ihm zu bedeuten, mit seiner Laterne ihm zu folgen. Klausi grinste über das ganz Gesicht, ahnte er doch, was da gleich alles folgen sollte. Für solche Sachen war Klausi immer zu haben. In der Zwergenwelt galt das Motto „Einer für alle, alle für Einen“. Dann ging es zu Hugo, der sofort seinen Spaten

schulterte. Auch der hatte die Schnecke die ganze Zeit beobachtet. Der nächste Weg führte zu Rocker, welcher sogleich in die Saiten seiner Gitarre griff, um den heißesten Elvissong anzustimmen. Nun machten sich die vier auf den Weg zum Teich. Die Schnecke indessen hatte inzwischen schon den Rand der Schubkarre erklommen. Eile ward geboten. Mit ihren kleinen Füßen war es für die Zwerge gar nicht so einfach, durch die Erde der Beete und des Rasens zu laufen. Doch sah Pitter zu seiner Genugtuung, dass die Schnecke, durch die Bewegung und die Musik irritiert, langsamer wurde und schließlich im Kriechen innehielt. Endlich waren sie

dann am Teich. Eine Libelle erhob sich gerade von einer Seerose, als ob sie ahnte, welche Tragödie hier gleich geschehen würde. Klausi, der Exhibitionist wackelte schon mit seinem Strahl hin und her, als ob er wüsste, was man von ihm wollte, Klausi hob die Lampe. Pitter fuhr mit seinem Karren ganz nah an den Teich heran. Da kam auf einmal ein Gewitter auf. Donnergrollen wechselte sich mit grellen Blitzen ab. Klausi zielte mit seinem Strahl direkt auf das Schneckentier, das betäubt von dem Urin jetzt reglos da lag. Nun war Hugo gefragt. Er nahm den Spaten und zerteilte die Schnecke in kleine Stücke.

Dann hob er neben dem Teich ein kleines Loch aus und begrub das Tier. Rocker stimmte ausnahmsweise einen softigen Song von Elvis an . Die Musik und das Donnergrollen gaben der Situation eine gewisse Tragik. Mit geneigtem Kopf standen die Vier vor dem Schneckengrab. Nun galt es aber rasch zum Standort zurück zu kehren, denn leise Regentropfen kündeten an, dass das Unwetter stärker wurde. Unter der Marschmusik, die nun Rocker anstimmte, erreichten bald alle ihren gewohnten Standort. Der Regen prasselte nun herunter und Pitter schien es, als ob die Blumen in seiner Karre sich trotz des

Regens empor reckten, um ihm ein Dankeschön zuzuraunen. Ganz glücklich war ihm zumute. Er winkte den anderen noch einen Gutenachtgruß zu. Klausi löschte die Lampe und bald lag der Garten in tiefem Schlaf.

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Brigitte

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Lagadere Hübsche, kleine, phantasievolle Geschichte in bildhafter Sprache.
Schreiende Tagetes, etc. sind genau mein Geschmack!
Gut!

Liebe Grüße
Uli
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Wow, das du schreiende Tagetes magst, glaube ich dir einfach nicht. Du machst mehr den friedvollen Eindruck. Aber schön, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat. Liebe Grüße in deinen Abend Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Lagadere Ich meinte damit, dass es bei mir auch oft vorkommt, dass ich den Dingen "Leben" einhauche, um damit bessere Bilder im Kopf zu erzeugen und Eindrücke zu verstärken :-)
Stell dir z.B. ein Auto wird verschrottet.
Da würden die meisten schreiben: "Es landete in der Schrottpresse", oder ähnlich.
Aber wie herrlich kann man die Situation beschreiben mit: "Ängstlich duckte sich das Wrack und schaute voller Panik nach oben....", etc. etc.
:-)
LG Uli
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Oh was habe ich eben gelacht. Ich habe doch wirklich richtig das auto gesehen, wie es voller Panik nach oben schaute. Du bist einfach genial. LG. Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Lagadere 

Oh, danke!
"Genial" ...... das hab ich zum letzten Mal von einer Frau gehört, als ich gerade geboren war. Es war eine weibliche Stimme voller Wärme und Bewunderung: "Sie sind einfach genial!"
Später stellte sich dann heraus, dass ich gar nicht gemeint war und sie in den Arzt verliebt war.
Das "Sie" hatte mich zwar irritiert, aber ich konnte ja nicht klar denken, weil mir der Hintern versohlt wurde, damit ich schreie.
Damals hat man das ja noch so gehandhabt.
Heute ist man da viel weiter.
Will man heute Neugeborene zum Schreien bringen, zeigt man ihnen einfach ihre allererste Information zum Rentenbescheid!

Hab ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße
Uli
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Du bist wirklich genial So sollte deine Biografie beginnen, solltest du irgendwann mal eine schreiben wollen. War das evtl. die Stimme deiner Mutter? Ich liege gerade am Boden vor Lachen. Ob dir dazu jetzt auch eine Geschichte einfällt? Leg los!
Ein besonders schönes Wochenende für dich und darf ich dich um eine neue Geschichte bitten? Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Lagadere Ich hab' dir mal "Maries Lächeln" nach vorne geholt; eine süße, kleine Geschichte um einen Teenager in Nöten und einen Großvater mit großem Herzen :-)

Mach's dir gemütlich!
Liebe Grüße
Uli
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Habe deine Geschichte mit großem Vergnügen gelesen und mir alles bildlich vorstellen können. Super! Danke für die schöne Geschichte
Lieben Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Ich freue mich sehr liebe Ingrid, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat und bedanke mich für deinen netten Kommentar. Ich wünsche dir eine zauberhafte Wochen. Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Schön, dass Du die Geschichte nochmals reingestellt hast. Hatte schon gar nicht mehr an Schnecken gedacht, aber jetzt sind die Biester wieder aktiv und haben alle unsere Gurkenpflanzen aufgefressen. Nun mussten wir sie teuer nachkaufen. Kaffeesatz soll ja helfen, daum bin ich fleißig am Sammeln. War im Urlaub und habe nun erst wieder ein bisschen Zeit für MS.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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