Raum ist in der kleinsten Hütte oder geheimnisvolle, unsichtbare Mitbewohner
Man könnte mal wieder tapezieren, schlägt mir mein Gatte mit kritischem Blick auf die Wand vor. Zugegeben die Tapete ist schon drei Jahre alt, doch ich finde das Dekor noch zeitgemäß und schön. Außerdem wer ist „man“ wen meint er? Ist er der Mann der das Vorhaben ausführen möchte, oder gibt es bei uns einen geheimnisvollen Mitbewohner namens Man. Gehört hatte ich schon öfter von ihm. Man müsste mal das Auto waschen, Man müsste mal den Rasen mähen, Man muss mal wieder
die Garage aufräumen usw. Ob er die Arbeiten ausgeführt hat, habe ich nicht gesehen, manches war erledigt, manches nicht. Man ist mir nie begegnet, er arbeitet wohl im Verborgenen. Schon lange habe ich den Verdacht, dass sich eine stattliche Anzahl unsichtbarer Mitbewohner in unserem Haus befindet. An erster Stelle wäre der schon erwähnte Man, er ist zwar unsichtbar doch hin und wieder fleißig. Weiter habe ich von „Ich nicht“ oder „Ich kann nicht“ gehört. Die werden immer dann genannt wenn der Müll raus soll, das Wohnzimmer mit Staub saugen dran ist, auch wenn der Hof oder Keller einem Hindernis Parcours gleicht, kommen sie
zur Sprache. „Ich nicht“ oder „Ich kann nicht“ hat allerdings noch nie etwas getan, da ich die Arbeiten dann selbst erledigt habe. Eventuell könnte ich auch Man fragen, falls ich ihn jemals zu Gesicht bekomme. Auf meine Frage wer die Milch verschüttet oder wer hat die Vase zerbrochen hat, bekomme ich von meiner Familie die Antwort, das war „Niemand“. Das muss zusammen, mit „Ich war`s nicht“ (wahrscheinlich Zwillinge) der tolpatschige Teil der unsichtbaren Gesellschaft sein. „Ich weiß nicht“ geht Hand in Hand mit „Keine Ahnung“ die Beiden schaffen es ebenfalls sich meinen Blicken zu entziehen. Er/es hat die Allzweckschere
nicht zurück gebracht und ich muss die Tüte mit dem Messer öffnen. Wenn ich richtig zähle habe ich außer meiner realen Familie noch fünf Mitbewohner die nur eine spirituelle Präsenz zeigen. Es wird Zeit, dass diese Geister, in eine physische Anwesenheit wechseln. Ich hätte fünf Helfer, sie könnten die Aufgaben erledigen vor welchen sie sich in der Vergangenheit erfolgreich gedrückt haben. Dann werde ich mich in meiner Hängematte zurückziehen und mich spirituell unsichtbar machen.
Cornelia Bienenstein-Hock