„Oh mein Gott. Das war gerade die Klassenlehrerin meiner Tochter. Sie möchte, das ich meine betrunkene Tochter abhole. Wieso ist sie betrunken. Passt da keiner auf, was die Kids treiben?“ „Schatz, du bist viel zu wütend, um deine Tochter abzuholen. Ich werde den nächsten Zug nehmen und da raus fahren. Vielleicht bekomme ich deine Tochter dazu, das sie sich mit mir unterhält. Das sie mich irgendwie als Stiefvater akzeptiert.“ „Okay. Ich schau schnell nach, wann der nächste Zug fährt. Bringst du mir mein
Portemonnaie? Sie ist ja nicht deine Tochter, also kann ich nicht verlangen, das du die Reisekosten übernimmst.“ Ich brachte es ihr. Doch statt Bargeld, gab sie mir ihre Geldkarte. „Tut mir leid, ich habe nicht so viel einstecken. Und beeile dich. In einer halben Stunde fährt der Zug. Es ist der Letzte, für heute. Der nächste fährt erst morgen früh wieder. Ich hab dir die Verbindung ausgedruckt.“ „Okay. Ich bin dann auch so weit. Koffer brauch ich ja keinen. Komm ja gleich wieder zurück. Ich liebe dich, Schatz.“ Und draußen war ich. Hetzte zum Bahnhof, kaufte eine Hinfahrkarte, hetzte
zum richtigen Gleis, stieg in den Zug ein, suchte und fand einen Sitzplatz und war froh, das ich es noch rechtzeitig geschafft hatte. Langsam kam ich zu Ruhe. Drei Stunden Zugfahrt lagen vor mir. Wenn nichts dazwischen kam, würde ich gegen halb elf in der Unterkunft meiner Stieftochter sein. Ob die mich dann noch reinließen, war fraglich. Aber ihre Mutter hatte am Telefon versprochen, das sie ihre Tochter heute noch abholen käme. Versprochen ist versprochen. Die Landschaft zog an mir vorbei. So schön konnte die Welt sein. Ich dachte über verschiedene Dinge nach. Fragte mich, warum meine Stieftochter mich
nicht leiden konnte. Weder mischte ich mich in die Erziehung ihrer Mutter ein, noch in ihr Leben. Mir fiel nichts ein, was ich falsch machte. Ich hoffte, das sie und ich uns endlich richtig kennenlernten. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, das es nicht an mir persönlich lag. Das sie nichts gegen mich persönlich hatte. Seltsam. Aber so kam es mir vor. Sie verhielt sich eher indirekt abweisend, mir gegenüber. Wenn mich nicht alles täuschte, würde ich meinen, das sie keine Nähe zulassen wollte. Aus Angst. Aber wovor hatte sie angst? Gab ich ihr Grund dazu? Zweimal musste ich umsteigen. Und jedes mal hatte ich nur fünf Minuten
Zeit. Bei meinem Glück standen die Anschlusszüge nicht nebeneinander, sondern am anderen Ende. Wenigstens waren die Bahnhöfe übersichtlich. Dennoch artete es in Stress aus, der mich, glücklicherweise, wachhielt. Tatsächlich stand ich halb elf vor dem kleinen Hotel, wo meine Stieftochter und deren Klasse übernachtete. Nach mehrfachen klingeln wurde mir sogar geöffnet. Und nachdem ich lang und breit erklärt hatte, wer ich war und warum ich und nicht ihre Mutter kam, durfte ich das Hotel auch betreten. „Sie liegt auf Zimmer 13. Folgen sie mir unauffällig.“, befahl sie. „Warum liegt sie auf dem Zimmer und
nicht im Zimmer? Besser gesagt, in einem Bett, welches in benannten Zimmer steht?“, scherzte ich. „Ich bin nicht in der Stimmung dafür. Hier ist sie. Sehen sie sie sich an. So was kann ich nicht dulden.“, herrschte sie. „Da muss ich ihnen vollkommen recht geben. Aber bitte, eine Frage, wie konnte es geschehen, das sie in diesen Zustand gerät. Ich meine, sind sie nicht dazu verpflichtet auf ihre Schüler aufzupassen, das so was nicht vorkommt?“, fragte ich freundlich, aber bestimmt. Ihr stieg Zornesröte ins Gesicht. Ohne mir eine Antwort zu geben, stolzierte sie
davon. In einem unglaublichen Tempo. Jetzt wurde mir auch klar, warum meine Stieftochter sie nicht leiden konnte. Bei mir hinterließ sie keinen sympathischen Eindruck. „So, ihr Lieben. So, wie das hier stinkt, habt ihr alle gebechert. Nicht nur sie.“, flüsterte ich. „Keine Vorhaltungen, bitte.“, bat eines der Mädchen. „Ich war auch mal in eurem Alter. Auch wenn es euch unglaublich scheint. Früher war ich jung gewesen. Aber Scherz beiseite. Wie geht es ihr?“ „Naja. Sie hat sich mehrfach übergeben. Nun schläft sie.“ „Hach, da werden Erinnerungen wach. -
Ich würde vorschlagen, wir lassen sie liegen. Es ist besser für sie. - Eigene Erfahrung. - Ich leg mich auf den Boden, wenn ihr nichts dagegen habt. Morgen früh nehme ich sie dann mit. Jetzt fährt eh kein Zug mehr.“ „Sie sind richtig nett. Ich mach dann mal das Licht aus. Gute Nacht.“ Gute Nacht? Der Fußboden war hart und ich müde. Aber schlafen konnte ich dennoch nicht. Die ganze Nacht lang lag ich auf dem Rücken, starrte zur Decke und dachte nach. Alles mögliche kreiste in meinem Kopf herum. Der Gestank, der in dem Zimmer hing, verursachte bei mir Übelkeit. Endlos lange schien mir die Nacht und ich war froh, als endlich
Morgen war. Mein Kreuz tat mir weh, als ich aufstand. Ich schaute zu meiner Stieftochter Katy. Leichenblass. Kreidebleich. Farblos. Gruslig... Ich ließ sie weiterschlafen. Bei ihrem Zustand war es besser so. Als ich in ihrem alter war, hatte ich noch keinen Alkohol getrunken. Aber zwei Jahre später hatte ich meinen ersten Rausch gehabt. Ich konnte mir denken, wie sie sich fühlte. Es mag eine halbe Stunde vergangen sein, die ich einfach nur vor ihrem Bett verbrachte und in Erinnerungen schwelgte. Das sie wach wurde, hatte ich nicht mitbekommen. Erst, als sie mir
ihren Atem ins Gesicht schlug. Mir war, als ob mich jemand geschlagen hätte. „Was machst du hier.“, war das erste, was sie sagte. „Dich abholen. Deine Lehrerin hatte deine Mutter angerufen und ihr berichtet, das du getrunken hast. Ich bin gekommen, weil deine Mutter zu sehr außer sich war.“ „Aha. - Mir ist schlecht.“ „Ich weiß. War mir früher auch immer, wenn ich zu viel getrunken hatte. Und ich habe mich oft dazu verleiten lassen.“ Ich sprach absichtlich leise. Ihr ging es nicht gut und ich hatte deswegen Mitleid mit ihr. „Wann geht das
vorbei?“ „Täglich üben. - Nein, das war ein Scherz. Es ist bei jedem anders. Bei den einen vergeht die Übelkeit im laufe des Tages, bei anderen erst am nächsten Tag. Tut mir leid, aber ich bin lieber ehrlich, als das ich dir Hoffnung mache. Was du jetzt auf jeden Fall brauchst, ist Flüssigkeit. Am besten Wasser. Der Alkohol hat die Eigenschaft, dem Körper das Wasser zu entziehen. Bleib liegen, ich hol dir was.“ Ich ging in den Speisesaal. Der war leicht zu finden, da es dort ziemlich laut war. Es wurde sich angeregt über den gestrigen Abend unterhalten. Katy war nicht die einzige Alkoholleiche gewesen.
Aber die Einzige, die abgeholt wurde. Denn ich sah sonst kein anderes Elternteil. Weder am Vorabend, noch an jenem Morgen. Was ich sah, waren Teenager, die sich lautstark unterhielten und welche, die sich halb bekotzten, beim Anblick ihres Frühstücks. Die Klassenlehrerin guckte ich nicht mal mit meinem A an. Ich nahm mir Orangensaft, Wasser und Kaffee. Stellte alles auf ein Tablett und ging zurück zu Katy. Die war in der Zwischenzeit aufgestanden und ins Bad gegangen. Während sie im Bad war, schrieb ich ihrer Mutter eine SMS, das der Aufenthalt länger dauert, als geplant. Dann wartete ich kaffeetrinkend auf Katy
und eine Antwort von ihrer Mutter. Katy kam. Die Antwort nicht. „Orangensaft und Wasser. Bitte trink beides aus. Langsam. Ich packe derweil deine Tasche.“ Es kam kein Widerspruch. Dabei hätte ich wetten können, das sie was dagegen hatte, wenn ich ihre Unterwäsche anfasste. Aber anscheinend war es ihr in dem Moment egal. Sie hatte eben andere Probleme. Für mich die Gelegenheit, ihr zu zeigen, das ich im Grunde ein nette Mann war. Besser ging es ihr hinterher nicht. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ich trug ihre Tasche und stützte sie. Als wir dann vor dem Hotel standen, gingen wir
nicht zum Bahnhof, sondern schlugen die andere Richtung ein. Mir war so. Irgendwie war mir so gewesen. Hatte noch keine rechte Lust nach Hause zu fahren. Auch wenn ich meine Freundin vermisste. Mich nach ihr sehnte. Nach wenigen Kilometern entdeckte ich ein Schild. Bungalow? Wieso nicht, dachte ich mir. Mein letzter Urlaub lag schon Jahre zurück. Dies könnte der Beziehung zwischen mir und Katy guttun. Ich hatte ja noch die Geldkarte von ihrer Mutter. Wenn ich wieder zurück war, würde ich ihr alles zurückzahlen. Auch als ich ihr schrieb, das ich mit Katy ein paar Tage im Grünen verbringen
würde, bekam ich keine Antwort. Wenn ich sie anrief, ging sie nicht ran. Ich machte mir Gedanken, ihretwegen. Katy nahm ihre erste Mahlzeit am Abend ein. Sie sah bedeutend besser aus, als am Morgen. Hatte sogar ein Lächeln für mich übrig. Zurückhaltend, aber deutlich erkennbar. „Kommst mit laufen?“, fragte sie plötzlich. „Laufen? Du meinst Jogging?“ „Bewegung mit den eigenen Beinen. Das sind die Teile unter deinem Bierbauch.“, scherzte sie. „Hey. Ich habe keinen Bierbauch. Und wenn du willst, das wir gemeinsam laufen, dann tun wir dies. Ich muss dir
aber gestehen, das ich untrainiert bin. Erwarte also nichts von mir.“ „War mir schon klar. Ich laufe langsam, damit du hinterherkommst.“ Ich war mir nicht ganz sicher, wie sie es meinte. Tat ihr aber den Gefallen und lief mit ihr. Ziemlich schnell bekam ich zu spüren, das ich untrainiert war. Seitenstechen. Atemnot. Das volle Programm. Aber ich gab nicht auf. Verlangsamte nur mein Tempo, bis ich stehenblieb. Katy lief weiter. Bekam nicht mit, das ich nicht mehr hinter ihr herlief. Nach Luft ringend, lehnte ich mich gegen einen Baum. Das ich so schnell aus der puste war, machte mich nachdenklich. Wann hatte ich das letzte
mal was für meine Gesundheit getan? Außerhalb des Bettes, meinte ich. Katy kehrte schneller zurück, als gedacht. Sie war noch nicht ganz so fit, wie sie geglaubt hatte. „Du solltest was für deine Gesundheit tun.“, mahnte sie. „Kannst mir ja dabei helfen. Alleine kriege ich mein A nicht hoch. Wie sieht es mit dir aus? Du bist auch völlig außer Atem.“ „Ich hab es wohl gestern zu sehr übertrieben.“, überlegte sie. „Das hast du auf jeden Fall. Ich hab dich gesehen. Erinnertest mich an meine Jugend. Wie oft hab ich mich überreden lassen, Alkohol zu trinken. Ich habe
mich zu oft dazu animieren lassen. Hinterher verbrachte ich die Nacht auf dem Klo. - Meine Blödheit. Warum habe ich nicht einfach Nein gesagt! Ich war schon fünfzehn, als ich meine erste Erfahrung mit Alkohol gemacht habe. Du bist erst dreizehn. Ja, es sind nur zwei Jahre. Aber je jünger der Körper, desto gefährlicher die Wirkung des Alkohols auf den Körper. Wer hat dir den Alkohol eigentlich eingeflößt?“ „Weiß nicht. Sabrina hat mir ihre Colaflasche gegeben. Die Cola schmeckte seltsam. Sie meinte aber, das es an der Marke liegt. Das da Alkohol drin war, wusste ich nicht.“, gestand sie. „Wie wär´s? Wollen wir noch einen
gemütlichen Spaziergang machen?“ Katy war sehr gesprächig. Das ganze Gegenteil von dem, wie sie vorher war. Sie sprach über ihre Klasse und den Abend. Wie schlecht ihr gewesen war. Ich hörte ihr zu. Freute mich, das sie so offen mit mir sprach. Hoffte, das das alles nicht nur ein Traum war. Zurück in unserem Bungalow, legten wir uns wortlos in unsere Betten und schliefen ziemlich schnell ein. Nach der schlaflosen Nacht und dem Dauerlauf im Wald, war ich so was von müde gewesen. Katy hatte noch Nachwehen, von ihrem Besäufnis. Der darauffolgende Morgen begann schöner, als der vergangene. Ich wachte
ohne Schmerzen, dafür aber erholt, auf. Katy hatte ihren Kater überstanden. Ihr ging es wieder prächtig. Sah wieder wie das blühende Leben aus. Lächelte. Ich war zufrieden und mietete den Bungalow noch ein paar Tage länger. Ihrer Mutter schrieb ich eine SMS, auf die keine Antwort folgte. Erreichbar war sie auch nicht. Katy meinte, als ich es ihr sagte, ich solle mir keine Gedanken um ihre Mutter machen. „Wie steht´s heute mit deiner Kondition, alter Mann?“ Vor nicht mal einer Stunde waren wir aufgestanden, schon wollte sie, das ich mich verausgabe. Aber was tut man nicht alles, um ein guter Stiefvater zu
sein. Man teilt die Interessen seiner Stiefkinder. Nebeneffekt war, ich tat was für meinen vernachlässigten Körper. Wenigstens wurde ich dabei nicht beobachtet. Und im Wald, umgeben von Bäumen und so, machte es eigentlich sogar Spaß. Diesmal machte ich nicht so schnell schlapp. Aber viel weiter, als am Abend zuvor kam ich dennoch nicht. Mir fehlte eindeutig Übung. Um mit Katy mithalten zu können, musste ich trainieren, trainieren und noch mehr trainieren. Ich rief Katy hinterher, das ich für uns Frühstück besorge und sie weiterlaufen soll. Aber wo bekam ich das her? Die große Suche begann und endete nach
etwa drei Kilometern. Es war nur ein kleines Geschäft. Aber es bot alles, was ich brauchte.Löslichen Kaffee, Obst, Salat, Brot, Brötchen... Katy wartet schon ungeduldig auf mich. „Wie lange brauchst du denn?“ „Tut mir leid. Der nächste Laden ist nicht gerade um die Ecke. Ich habe erstmal nur fürs Frühstück gesorgt.“ In ihrem Gesicht blitzte es. Ich konnte mir denken, was für eine Idee in ihr keimte. Dauerlauf bis zu dem kleinen Laden. Natürlich würde ich mitmachen. Konnte sie doch nicht enttäuschen. Gerade jetzt, wo sie mit mir sprach. Wir uns verstanden. Ich wollte nichts riskieren. Sie nicht
enttäuschen. „Wie wäre es, wenn wir uns nach dem Frühstück ein wenig umsehen. Die Gegend kennenlernen?“, fragte ich sie. „Hast du was bestimmtes im Sinn?“ „Wenn du es schon ansprichst; ich würde gern langsam laufen. Spazieren. Strengt meinen alten Körper nicht so an.“ „Meinetwegen. Vielleicht finden wir eine schöne Strecke zum Laufen.“ Sie dachte stets nur ans laufen. Das war ihre Leidenschaft. Als Vater, in meinem Fall Stiefvater, freute es mich, da sie davon nicht schwanger werden konnte. Laufen brach ihr auch nicht das Herz. Brachte sie nicht zum Weinen. Wie oft
wurde mir das Herz gebrochen. Weinte ich heimlich in meinem Zimmer. - Plötzlich hatte ich miese Laune. „Satt. Wie wär´s? Runde laufen?“ „Oha! Die Einladung nehme ich doch glatt an.“ Und dann liefen wir ganz gemütlich durch den Wald. Die Natur und das Laufen machten meinen Kopf frei. Ich fühlte mich wieder besser. Hatte ein positives Lebensgefühl. Und dadurch, das wir langsam gelaufen sind, war ich auch nicht so sehr aus der Puste. Seitenstechen hatte ich trotzdem. Wir besorgten jede Mahlzeit einzeln. Idiotisch. Andererseits war es ein gutes Training. Wir beide achteten auf unsere
Figur. Wollten nicht zunehmen. Es hatte weniger mit Eitelkeit zu tun, sondern mit Wohlfühlen. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit einem Bierbauch durch die Gegend zu laufen. Seit fast vierzig Jahren war ich schlank und das sollte auch so bleiben. Katy wollte später bei der Olympiade mitmachen. Sie überlegte auch, ob sie für den Marathon trainieren sollte. Kaum hatten wir uns aneinander und an das Leben im Wald gewöhnt, hieß es Abschied nehmen. Unser letzter Abend. Meine Kondition hatte sich minimal gebessert. Es machte mir sogar richtig Spaß, mit Katy zu laufen. „Scheiße.“, murmelte sie, als wir vorm
Bungalow saßen und in die Sterne blickten. „Alles hat irgendwann ein Ende. Da kann man nichts ändern. Lass uns den letzten Abend genießen. Wie wäre es? Hast du Lust noch eine Runde zu Laufen, bevor wir ins Bett gehen?“ „Was ein Ende hat, hat auch irgendwo einen Anfang.“ „Du sprichst in Rätseln.“ „Wenn du eine Frau wärst, würdest du es verstehen.“ Da dämmerte es mir. Ihre erste Regel. Und sie hatte nichts dabei. Nun war guter Rat teuer. „Nimm Küchenpapier. Fest zusammenwickeln. Morgen früh besorge
ich dir das Zeug. Bis dahin musst du wohl oder übel improvisieren.“ „Prost Mahlzeit.“ Es wurde eine unruhige Nacht. Ich stand beizeiten auf und lief zu früh zum Laden. Stand dann vor verschlossener Tür. Schier endlos kam mir das Warten vor. Als die Verkäuferin endlich dir Tür aufschloss, kaufte ich schnell etwas zu essen, zu trinken und Damenhygieneartikel ein. Dann lief ich schnell zurück. Katy konnte meine Rückkehr kaum erwarten. Verständlich. Wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre... Es war schon traurig. Viel zu schnell verging die Zeit. Wenigstens war ich
Katy näher gekommen. Wir verstanden uns, als würden wir uns seit Jahren kennen. Am späten Abend kamen wir zu Hause an. Erschöpft von der Reise, aber glücklich. So betraten wir die Wohnung. Als erstes suchte ich nach ihrer Mutter. Jene war im Schlafzimmer. Doch nicht allein. Katy stand neben mir. Tränen der Wut standen in ihren Augen. „Genau deswegen.“, sagte sie zu mir und rannte in ihr Zimmer. Ich lief ihr hinterher. Nicht, um sie zu trösten, sondern um ihr beim Packen zu helfen. Mir war nun klar, warum Katy stets so abweisend zu mir gewesen war. Ihre Mutter hatte die Angewohnheit, es
auch noch mit anderen zu treiben. Nicht nur mit demjenigen, mit dem sie gerade zusammen war. Die Männer vor mir hatten Katys Mutter verlassen, weil sie untreu war. Katy distanzierte sich daher von jedem ihrer Stiefväter. Keine Sympathie aufkommen lassen. Denn viel zu schnell waren sie wieder weg. Ließen Katy allein zurück. Ich fand, das Katy genug Stiefväter hatte. Daher beschloss ich, sie bei mir aufzunehmen. In den letzten Tagen waren wir uns sehr nah gekommen. Sie vertraute mir. Akzeptierte mich. „Komm, Katy. Lass uns von hier verschwinden.“ Sie sah mich mit großen, verweinten
Augen an.
„Willst du weiter zusehen, wie sich deine Mutter von einem nach dem anderen vernaschen lässt, oder mit mir kommen? - Du wolltest mich in Form bringen. Erinnerst du dich?“