Der gestrige Tag hatte deutliche Spuren hinterlassen. Nach einer fast schlaflosen Nacht stand Damiano nun angespannt und nervöser als sonst am Fenster. Blass und mit geröteten Augen, welche sein inneres Chaos offenbarten, blickte der junge Krieger nach draußen. Anhand des Sonnenstandes konnte der Jugendliche erkennen, dass der Tag bereits weit fortgeschritten war. Aber das war auch kein Wunder, war Damiano doch erst beim Sonnenaufgang ins Bett gegangen, bzw. endlich zur Ruhe gekommen. Völlig antriebslos liefen die alltäglichen, morgendlichen Handlungen fast automatisch ab: aufstehen, waschen,
anziehen … Bett machen … obwohl? … nein … das Bett ließ Damiano so, wie es war … vielmehr legte er sich auf selbiges zurück und starrte die Decke an … Was sollte er nur tun? Wie konnte es hier noch weitergehen? Fragen über Fragen fluteten den Geist des jungen Kriegers. Seine „Daseins-Berechtigung“ schien nicht mehr vorhanden zu sein … die beiden Gründe, weshalb er nicht abgehauen war – die gab es nicht mehr … Lady Derelor wollte ihn NIEMEHR sehen … und Morgaine hatte gestern Nacht mehr als deutlich gemacht, dass er ihr zur Last wurde … dass er nur Kosten verursachte … und keinen Nutzen
brachte … er wäre egoistisch … was auch immer das war … aber es war eindeutig nichts Gutes - dass konnte Damiano nicht nur am Klang hören, wie Morgaine dieses Wort aussprach … nein … ihre Augen zeigten deutlich, dass sie in ihm NICHTS Gutes sah … nur Probleme und Ärger … verdammt … war er wirklich so schlimm? … Immer wieder hallten ihre dementsprechenden Vorwürfe in seinem Kopf wieder. Und egal, wie der junge Krieger es drehte oder die Reaktion seiner Mentorin interpretierte … es änderte nichts an der Tatsache, dass Morgaine von ihm enttäuscht war …
Damiano verstand die Welt einfach nicht mehr … alles war aus den Fugen geraten … erst sollte er seine Gefühle raus lassen … sie nicht mehr unterdrücken … und so … diesen Quatsch hatte die schwarze Witwe ihm anfangs „eingetrichtert“ … damit er nicht irgendwann mal „explodierte“ – wegen der ganzen angestauten Wut … und womöglich sich oder jemand Unschuldiges verletzte … immer tiefer hatte Morgaine „gebohrt“ … und ihn unweigerlich an seine eigenen Grenzen getrieben – beispielsweise durch den Sprung von den Klippen … und jetzt, wo
sie seine Schutzmauer zum Einsturz gebracht hatte … jetzt waren ihr seine Gefühle zuwider … die Angst und das ständige Chaos im Kopf … all das ließ sich nun nicht mehr wirklich verbergen … die Mauer, hinter welcher Damiano seine Gefühle jahrelang verborgen hatte … diese Mauer hatte Risse bekommen … und es fiel ihm immer schwerer, selbige aufrecht zu halten … Morgaine wollte seine JAMMERHAFTE Angst nicht mehr sehen … aber Damiano schaffte es einfach nicht, diese erfolgreich vor der schwarzen Witwe zu verbergen … wie auch? … sie sah ja selbst Dinge, die er nicht aussprach … sie konnte seine verdammten Gedanken lesen … WIE zur
Hölle sollte er dann Gefühle verstecken, die sie nicht sehen wollte … es war zum Verzweifeln … Damiano versuchte wirklich, es der schwarzen Witwe Recht zu machen … doch irgendwie misslang ihm dieses immer wieder … jede Handlung hat Konsequenzen … oh ja … das hatte er jetzt begriffen … sein Versuch, Freundschaft zu schließen war das beste Beispiel dafür, dass er nicht für diesen zwischenmenschlichen Kram geeignet war … die Mistkerle im Heim hatten Recht gehabt … seinesgleichen ist geboren wurden, um anderen zu dienen … mehr nicht … er hatte zu gehorchen und zu arbeiten … und die Klappe zu
halten – damit er die Obrigkeit nicht mit seiner Anwesenheit belästigte … dieses war ihnen von klein auf eingeprügelt wurden … und jetzt … jetzt, wo er versucht hatte, diese Regel zu umgehen … und eben nicht mehr „unsichtbar“ war … jetzt musste er eben die Konsequenzen dafür tragen … wobei ihm die Strafe immer noch nicht wirklich einleuchtete … Er sollte bestraft werden, um zu lernen, ein ANSTÄNDIGER Mensch zu werden … wie zur Hölle wurde man denn zu einem anständigen Menschen? … Damiano versuchte immer, so ehrlich wie möglich zu sein … und wenn er
etwas nicht sagen wollte, verweigerte er lieber die Antwort, anstatt zu lügen … und lieber hungerte er, als sich etwas Essbares zu klauen … bzw. versuchte der junge Krieger, sich sein Essen und dergleichen SELBST zu erarbeiten … aber scheinbar verstand man das alles nicht unter einem anständigen Leben … nein … denn einerseits hielt ihn Morgaine ja vor, dass er bisher nur KOSTEN verursacht hätte … aber ins Dorf gehen durfte er jetzt nicht mehr … dabei hatte er sich dort in den letzten 4 Wochen immer wieder Nahrung und so erarbeitet … WAS wollte sie nur? … Den gleichen Widerspruch gab es in Bezug auf seine Sprache … sie hasste es, wenn
er nicht mit ihr sprach … aber gleichzeitig hielt sie ihm vor, dass wenn er sich nicht verständlich ausdrücken könne, er fortan die Klappe halten sollte … was denn nun? … ihm fehlten nun mal oft einfach die Worte … er hatte die letzten Jahrzehnte fast ausschließlich schweigend verbracht … wenn man mal von den erzwungenen Antworten absah … Aber bitte … wenn sie ihn lieber so haben wollte … dann würde er eben wieder schweigen … das war wahrscheinlich eh besser … dann konnte man ihn wenigstens nicht missverstehen
… Da die schwarze Witwe ihm keine Aufgabe gegeben hatte, blieb Daminao in seinem Zimmer. Einerseits traute er sich eh nicht nach draußen - nach den gestrigen Ereignissen. Und andererseits fehlte ihm schlichtweg ein Ziel, wohin er hätte gehen können. Denn die Gärten waren ihm verboten wurden, ebenso wie die Mauer und das Verlassen des Schlossgeländes. Wohin hätte er also gehen sollen? Zum Übungsplatz der Wachen? Nein … nochmal wollte er Prinz Midea keineswegs zu nahe kommen. Und viel mehr Plätze fielen ihm da draußen nicht ein, wo er für sich
alleine sein könnte. Nein … es war besser, er blieb hier in seinem Zimmer … dann hätte Morgaine auch keinen Grund, ihn nochmal zu tadeln … weil er irgendwo war, wo er nicht hätte sein dürfen … Damiano hatte für sich entschieden, der schwarzen Witwe fortan keinen Grund mehr zu liefern … vielleicht würde sie dann nicht mehr so wütend werden wie gestern Nacht … denn nochmal wollte er die Frau nicht in seinem Geist spüren müssen … nein … eigentlich sollte sie ihm niemals mehr so nahe kommen … er musste sich nur an ihre komischen Regeln halten … schlafen, essen, lernen … dann würde er schon keine Probleme
verursachen … nur irgendwie klang das viel einfacher, als es sich in der Realität darstellte … denn um keinen Ärger mehr zu verursachen, müsste Damiano wahrscheinlich nur noch in diesem Raum bleiben … bei seinem Talent, in irgendwelche "Fettnäpfchen" zu treten … und die nächste Zeit nur noch in diesen Raum zu verbringen …das klang mehr wie ein selbstauferlegtes Gefängnis … nicht wirklich aufbauend … und wahrscheinlich auch nicht wirklich hilfreich … Denn Morgaine nahm ihm ja nicht nur seine „Ausflüge“ übel … sondern auch seine Unwissenheit und seine Angst … seinen Freiheitsdrang würde er sicherlich
unterdrücken können – denn mit eingeschränkter Bewegung war er aufgewachsen … und dass unter eindeutig härteren Bedingungen als hier … und gegen die Unwissenheit würde er auch etwas tun können – nämlich noch mehr lernen und so … aber verdammt noch mal … WAS sollte er nur gegen diese Gefühle tun? … sie ließen sich nicht wirklich kontrollieren … weder die ständige Angst, noch diese komischen Gefühle, die ihn überkamen, wenn er nur an die junge Heilerin dachte … Unsicher, wie es weitergehen könnte und wie er schnellstmöglich zum mutigen, lernwilligen und vor allem gehorsamen
Schüler mutieren könnte, setzte sich Damiano auf die Fensterbank und blickte resignierend nach draußen. Realistisch betrachtet konnte er den Ansprüchen der schwarzen Witwe gar nicht gerecht werden. Und genau diese Erkenntnis beunruhigte Damiano. Denn trotz seiner unterschwelligen Angst vor Morgaine, war sie auch die Person, die ihm absurderweise Halt gab. Er hatte sie nicht enttäuschen wollen! Naja … vielleicht war es ja ein Anfang, wenn er diesen bescheuerten Essenssaal aufsuchte … zumal etwas Essen gut klang … und die schwarze Witwe hatte es ihm ja auch angeordnet … vielleicht besänftigte sie dass ja etwas … wenn
Damiano versuchte zu gehorchen … Bevor ihn der diesbezügliche Mut wieder verließ, erhob sich Damiano und steuerte nervös den Raum an, welchen er mit verdammt vielen, und vor allem NEGATIVEN Erinnerungen in Zusammenhang brachte - den Speisesaal. Der junge Krieger trat unsicher in den Raum ein, und ließ kurz seinen Blick nach etwaigen Fluchtmöglichkeiten schweifen. Eine Angewohnheit, die sich ebenso schwer abstellen ließ wie diese verfluchte Angst. Die freundliche Begrüßung der Küchenhexe erwiderte Damiano, indem er ihr zunickte. Das Buffet und die Vielfalt der angebotenen Speisen war "erschlagend". Scheinbar
war hier schon alles für das Mittagessen vorbereitet, da auch zahlreiche warme Speisen auf dem Tisch standen. Den Großteil hätte Damiano nicht mal benennen können. Früher gab es eine große Schüssel auf dem Tisch, mit irgendeinem nicht identifizierbaren "Brei", der zwar nahrhaft aber nicht unbedingt lecker war. Und um diesen hatten sich die Kinder des Heimes schlagen müssen. Die starken, bzw. schnellen hatten Chance etwas abzubekommen - die anderen mussten hungern. Die aufkommenden Erinnerungen unterdrückend, widmete sich Damiano wieder dem jungen eyrischen Mädchen, die irgendetwas von
"Probier mal das!" faselte. Mit einem nervösen Kopfschütteln wehrte der Jugendliche die dargebotenen Speisen ab. Dafür nahm er den angebotenen Kaffee mit einem leise gemurmelten "Danke" entgegen, nahm sich noch ein einfaches, belegtes Brötchen und verzog sich in die hinterste Ecke des Saales. Dort standen große Tischgruppen, welche den Bedürfnissen der Eyrier entsprachen, vor einer riesigen Fensterfront. Der junge Krieger setzte sich ans Fenster und besah sich die eindrucksvolle Aussicht. Damiano hatte noch keine 5 Minuten gesessen, als es im Speisesaal laut
wurde. Eine Gruppe junger Wachen betrat den Saal. Damiano konnte sich gegen die steigende Unruhe in seinem Innern nicht wehren, versuchte aber krampfhaft die äußere "Ruhe" aufrecht zu halten. Dass der Raum sich zunehmend füllte, verstärkte die Anspannung des Jugendlichen, der sich mit dem Ausblick nach draußen "ablenkte". "Hey! Du bist doch der Bursche von dieser schwarzen Witwe, oder? Egal, das ist unser Platz - also verschwinde!" Damiano blickte kurz auf, und sah eine kleine Gruppe eyrischer Wächter vor sich. Der "Wortführer" schien nicht viel älter zu sein als er selbst. "Lhassar, lass
ihn doch da sitzen! Es sind genügend andere Plätze frei!", mischte sich ein weiterer Jugendlicher ein. Die Erwähnung des Namens LHASSAR ließ Damiano kurz dem besagten Krieger mustern. Und an DEN sollte er sich wenden ... na ganz toll ... geh zu deinem Henker und frag nach deiner Hinrichtung ... schoß es dem jungen Krieger angesichts seines provokativen Gegenübers in den Kopf, als er an den Vorschlag des Hauptmannes denken musste; hatte dieser ihn doch zu diesem Lhassar schicken wollen. Da Damiano aber keinen Ärger haben wollte, erhob er sich und warf dem scheinbaren Anführer der Gruppe nur
einen verständnislosen Blick zu. Hier waren ´zig Tische frei … aber nein … es war eine Scheiß-Idee hierher zu kommen … ein Speisesaal brachte nun mal nur Ärger … und verdammt … er konnte keinen weiteren Ärger gebrauchen … KEINEN ÄRGER! … immer wieder hielt Damiano sich diesen Vorsatz vor Augen … und unterdrückte damit seinen Impuls, seinen Unmut rauszulassen … nein … Morgaine war schon sauer genug auf ihn … da konnte er sich keine weiteren Fehltritte erlauben … Dementsprechend schob sich Damiano wortlos an der Gruppe vorbei, um sich woanders
hinzusetzen. Als Damiano sich an den jugendlichen Eyriern vorbeidrängeln wollte, wurde er von diesem Lhassar aufgehalten. "He, kannst du nicht reden? Wie wärs mit ner kleinen Entschuldigung?", kam es herausfordernd, fast schon provozierend. Noch bevor Damiano dieses kommentieren konnte, kam auch schon höhnisch von einem anderen jungen Wächter die Verdachtsäußerung, man hätte ihm die Zunge rausgeschnitten. Beleidigungen und dergleichen kannte der junge Krieger ja zur Genüge, sodass ihn diese eigentlich nicht störten. Aber ebenso wusste er nur zu genau, wie sich
das entwickeln könnte, wenn er schweigend das Weite suchte. Man würde ihn für FEIGE halten … und selbst, wenn das indirekt auch zutraf … so hatte Damiano keine Lust, den Typen hier irgendeine „Handhabe“ zu geben, ihn zukünftig als „Opfer“ anzusehen … denn das würde bedeuten, dass die Sticheleien immer weitergingen … oder es noch schlimmer werden würde … und nein … dazu hatte der Jugendliche nun wirklich keine Lust … ihm reichte der Stress mit den Erwachsenen … Wohlwissend, dass ihm das hier nur noch zusätzlichen Ärger mit Morgaine einbringen würde, versuchte Damiano
zumindest den eyrischen Jugendlichen gegenüber seinen Mann zu stehen. „Wenn du ´ne Entschuldigung willst, musst du dich hinten anstellen!“, konterte Damiano dementsprechend auf die provokative Forderung Lhassars nach einer Entschuldigung. Dass die Liste derer, bei denen er sich entschuldigen musste, bereits einige Namen aufwies, behielt der junge Krieger aber lieber für sich. Im Moment ärgerte er sich einfach nur darüber, dass er Morgaines Drängen nachgegeben hatte. Wie hatte er auch nur auf die blöde Idee kommen können, dass es hier anders wäre. In solchen Räumen zählte nun mal das Recht des Stärkeren.
Vielleicht musste er hier nicht um das Essen an sich kämpfen … aber scheinbar um das Recht, hier sitzen zu dürfen. Verdammt … dabei hatte er sich doch nur den bescheuerten Ansagen Morgaines fügen wollen … wäre er mal in seinem Zimmer geblieben … dann hätte er nur Ärger für seine Sturheit bekommen … doch jetzt … jetzt musste er sich hier mit diesen Idioten auseinandersetzen … wenn auch eindeutig stärkere und besser ausgebildete Idioten … früher war wenigstens das Chancenverhältnis halbwegs ausgeglichen - sie waren alle "Gefangene" gewesen … Doch die 4 Typen hier waren WÄCHTER
– noch dazu eyrische … und irgendwie beruhigte ihn dieser Gedanke keineswegs … denn damit fiel die Option „zuschlagen und abhauen“ weg … aber vielleicht half es ja, wenn er sich nicht einschüchtern ließ … wenn er zumindest so tat, als könnten sie ihm nichts anhaben … vielleicht war er überzeugend genug, dass sie ihr Interesse verloren … und wenn nicht … dann hatte er halt weiteren Ärger - war ja eigentlich auch nichts neues … Zsadiz hatte ihm das Kämpfen beibringen wollen … und mehr denn je verspürte Damiano den Wunsch, genau das zu lernen - KÄMPFEN … wofür musste er lesen und schreiben können … mit ´nem
Brief voller schöner Worte konnte er sich nicht verteidigen … zumindest hatte der Jugendliche noch nie davon gehört, dass jemand mit einem Buch besiegt wurde … aber mit einem Schwert und dergleichen … Die Frage nach seinem Schlangenzahn riss Damiano aus seinen Gedanken. „Bist du blind oder was? Sehe ich aus, wie ´ne schwarze Witwe?“, platzte es dem Jugendlichen genervt, aber auch leicht irritiert raus. Was sollte denn die Anspielung? Schwarze Witwen waren doch Frauen … NUR Frauen … oder? … nein … bloß nicht drüber nachdenken … irgendwann würde er diese ganzen offenen Fragen beantworten können …
nur jetzt … jetzt hatte er gerade weitaus andere Probleme als etwaige Wissenslücken … „Wenn ihr eure Flügel genug gelüftet habt, würde ich gerne gehen! Und wenn ihr mir noch den fehlenden Respekt einprügeln wollt, tut es gleich … und redet nicht lange drum herum. Ich habe echt genug Stress!“, versuchte Damiano leicht herausfordernd dem gegenwärtigen Szenario ein Ende zu setzen. Denn allzu lange würde er das steigende Unbehagen in seinem Inneren nicht mehr verbergen können – zumal sich bereits die ersten neugierigen Zuschauer der Gruppe zuwandten. Und obwohl der
junge Schüler Morgaines den eyrischen Jugendlichen scheinbar selbstbewusst und kühn gegenüber stand und seine unterschwellige Angst hinterm rebellischen Feuer in seinen Augen nur ansatzweise zu erkennen war – so sah es in seinem Inneren doch gänzlich anders aus. Der junge Krieger betete darum, dass die Typen NICHT auf sein „Angebot“ eingehen würden. Denn dass er den Eyriern im Kampf unterlegen war, war Damiano mehr als nur bewusst. Aber irgendetwas musste er doch tun … und das waren garantiert keine bescheuerten Entschuldigungen für Nichtigkeiten … und auch etwaige Hilfe-Rufe nach Morgaine standen nicht zur
Debatte … nein … die würde ihm wahrscheinlich nur wieder seine Unfähigkeit und sein jammerhaftes Verhalten vorwerfen … und darauf konnte Damiano gut verzichten … die gestrige „Unterredung“ mit der schwarzen Witwe steckte ihm noch deutlich spürbar in den Knochen … und diese Aktion würde garantiert nicht zur Verbesserung von Morgaines Gemütslage beitragen … nein … die schwarze Witwe durfte hiervon nichts erfahren … er würde nur nochmehr Ärger bekommen … vielleicht sollte er sich doch etwas zurückhalten? Mit zwiespältigen Gefühlen warf Damiano Lhassar und seinen Kumpels
einen fragenden Blick zu. WIE würden sie sich wohl entscheiden? Das steigende flaue Gefühl im Magen konnte der junge Krieger nicht verhindern, als ihm bewusst wurde, WAS er den Eyriern angeboten hatte. Er hatte doch tatsächlich eine "Schlägerei" in Aussicht gestellt, bei der er definitiv der Unterlegene sein würde. Verdammt … WARUM hatte er nicht einfach seine Klappe halten können? Auf die Aussage, dass Hayllier mit Worten schlagfertiger seien als mit Waffen, zuckte Damiano nur schweigend die Schultern. Woher sollte er das denn wissen? Er machte sich über so etwas
keine Gedanken. Seine Worte kamen meistens intuitiv; und hatten ihn durch die Direktheit schon öfters in Schwierigkeiten gebracht. Nur heute schien das Glück mal auf seiner Seite zu sein – und sein ursprüngliches Vorhaben schien zu funktionieren. Seine innere Unruhe und die dafür ursächliche Angst, waren durch die vorgeschobene freche, selbstbewusste Art gut überspielt wurden – zumindest konnte Damiano spüren, wie die vier eyrischen Wächter ihre offensichtlichen Drohgebärden einstellten. „Du bist doch ein Hayllier oder?", hinterfragte Lhassar seinen vorherigen Verdacht und die diesbezügliche Aussage
über hayllische „Talente“. „So halbwegs. Wie sagt man doch so schön. Ich bin ein dreckiger Bastard – zur Hälfte Hayllier, und die andere Hälfte kannst du dir aussuchen!“, antwortete der junge Schüler Morgaines mit der ihm innewohnenden ehrlichen Direktheit. Doch die Hoffnung, dass sie ihn jetzt gehen ließen, zerbrach angesichts der Einladung, welche mehr den Charakter einer Forderung hatte – denn Romanar schob ihn bereits in die entsprechende Richtung und drückte ihn bestimmend auf einen Stuhl. "Das ist unser Stammplatz. Quasi", erklärte Zianar, und Lhassar ging dazu
über, sich und seine Kumpanen vorzustellen. "Wir sind alle bei der Wache. Noch in Ausbildung", fügte er abschließend hinzu. Damiano nickte verstehend, und stellte sich ebenfalls vor. „Ich bin Damiano.“ "Sag mal... bei wem mußte dich denn sonst noch entschuldigen? Wer macht dir denn Stress?" Die Frage ließ den jungen Krieger etwas nervös werden. Was sollte er darauf nur antworten? Wenn er schwieg, würden sie ihn wahrscheinlich wieder für ´nen dämlichen Feigling halten. Und wenn er antwortete, würde es einem „Verrat“ gleichkommen, oder? Denn man verriet
nicht die Leute, mit denen man Ärger hatte. Zumindest nicht im Kinderheim - weil als „Petze“ hatte man es noch schwerer, sowohl unter den anderen Kindern, als auch gegenüber den Aufsehern. Fordernde und erwartungsvolle Augen richteten sich auf den noch schweigenden Jugendlichen. „Ähmm, sagen wir´s mal so … Ich habe für eine unbedachte Aktion die Konsequenzen zu tragen … und eine Entschuldigung würde an den Strafen eh nichts ändern …“ antwortete Damiano ausweichend - ohne genauere Details zu verraten. Doch der forsche Blick Lhassars, und der leichte, wenn auch aussagekräftige Hieb gegen seine
Schulter von Romanar, ließ Damiano doch noch etwas mehr zu den Vorkommnissen sagen. "Verdammt … ich habe nur ein sehr nettes Mädchen in mein Bett eingeladen … und daraus machen die jetzt ´ne riesige Sache … dabei habe ich es wirklich nicht böse gemeint gehabt …", versuchte der Jugendliche die eigentliche Aktion so "wertfrei" wie möglich zu schildern - wobei er aber auch jetzt weder Namen noch genauere Details nannte. Lediglich sein dunkler Blick und die spürbare Anspannung, welche ihn umgab, offenbarte, dass Damiano der Stress mit den Anderen keineswegs egal
war. Nein … es war ihm alles andere als egal … Morgaine war so wütend gewesen, dass ihn alleine die Erinnerung an ihre gestrige Ausstrahlung ängstigte … und dass Lady Derelor ihn aufgrund eines Missverständnisses nun NIE wieder sehen wollte, verursachte einen ganz anderen Schmerz … ungewohnt und tiefer gehender, als es ´ne Tracht Prügel vermochte … und dann war da noch der Hauptmann … der auf Damiano geschossen und ihn nur ganz knapp verfehlt hatte … das alles war einfach zu viel auf einmal … Damiano wusste nicht mehr, wie er sich verhalten sollte … angeblich war er kein Gefangener mehr … aber dennoch hatte er zu gehorchen
und sich zu fügen … auch wurde er hier indirekt eingesperrt … denn das Verbot, das Schloss zu verlassen, machte eben dieses genau zu einem Gefängnis … Damiano durfte sich nur eingeschränkt innerhalb der Mauern aufhalten … durfte weder zu den Gärten, noch in den Wald oder gar ins Dorf … er durfte nicht auf die Mauer klettern … und und und … aber wenn er seine Sichtweise dieser Strafen in Worte fasste, war er der jammerhafte Jüngling … also versuchte Damiano, diese ganzen Verbote zu berücksichtigen und sich dem Willen der schwarzen Witwe zu fügen … "Bist du echt eine männliche Schwarze
Witwe?", wurde der Jugendliche aus seinen Gedanken gerissen. Und zwar wieder mit der Frage danach, ob Damiano eine schwarze Witwe sei. Doch noch bevor der junge Krieger darauf reagieren konnte, wurde Filonar bereits von Romanar unterbrochen. "Quatsch. Die gibts gar nich.“ Der eyrische Jugendliche sprach das aus, was Damiano dachte – wobei Filonar aber wiederum belehrend einwarf, dass es sehr wohl männliche schwarze Witwen gäbe; aber eben nur sehr selten. Er nannte sogar ein Beispiel für seine Behauptung, einen gewissen Loki. Damiano fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Nein, ich bin keine schwarze
Witwe!“, wehrte er den Verdacht kopfschüttelnd ab. „Das sieht man doch!“, fügte der junge Krieger seinen Worten verständnislos hinzu – wenn auch um einiges leiser. Damiano war schon etwas irritiert als gar keine abfälligen Bemerkungen über seine fragwürdige Abstammung fielen. Aber es hätte nichts gebracht, sein „unreines“ Blut zu verheimlichen. Denn seine blauen Augen und der leichte Bartansatz verrieten eh seinen Status als Bastard – wobei er im Moment meistens rasiert war; hatte er doch hier ein Waschbecken und einen Spiegel zur Verfügung. Damianos Verwunderung
über die ausbleibenden Beleidigungen wich schnell der Erleichterung. „Wir wissen wer du bist. Der Schüler von Lady Morgaine. Sowas bleibt nicht verborgen …“, unterbrach Lhassar die Vorstellung des jungen Kriegers. Na ganz toll … dabei hatte er doch echt versucht, sich hier so unauffällig wie möglich zu verhalten … NUR warum der eyrische Jugendliche so betonte, dass sie sich in IHREM Schloss auskennen würden … das verstand Damiano nicht … dennoch spannte er sich instinktiv an … Auf seine Erklärung hin, was vorgefallen war, blickten ihn die vier jungen
Wächter an – und fingen an zu lachen. Romanar klopfte dem Jugendlichen ein weiteres Mal auf die Schulter, dieses Mal kam es Damiano jedoch nicht fordernd oder gar bedrohlich vor. Fialnor pfiff sogar scheinbar beeindruckt durch die Zähne. Nur Damiano verstand nun gar nichts mehr. Hatten die irgendwelche Drogen in ihrem Essen? "Sag bloß, die haben euch inflagranti erwischt. Ha, du hast Schneid!", kommentierte Fialnor sein „Problem“ und fügte dem noch erklärend hinzu, dass Erwachsene dabei immer ausflippen würden. "Welche hast du denn ins Bett geholt?", fragte Lhassar. „Wie? Nein … nein … sie war NICHT in
meinen Bett … sie ist völlig ausgeflippt wegen meiner Einladung … und letztendlich abgehauen …“, unterbrach Damiano die eyrischen Jugendlichen. "Wir kennen so einige Mädchen hier am Hof. Wars eine der Küchenmädchen? Die machen alles mit. Von wegen stolze Eyrierinnen.", fügte der junge Wächter noch hinzu, und warf seinen Kumpanen ein vielsagendes Lächeln zu. Was auch immer Lhassar damit meinte, es klang irgendwie nicht wirklich freundlich – zumindest nicht in Bezug auf die Mädchen. Dementsprechend schüttelte der junge Krieger auch seinen Kopf. „Nein … Lady Derelor ist nicht so … sie ist …“, verteidigte der junge Krieger die
rothaarige Heilerin instinktiv, brach dann aber mitten in seiner Aussage ab. Nein … DAS sollte er besser für sich behalten. Um von dem Thema „Mädchen“ wieder wegzukommen, wechselte der Jugendliche kurzerhand das Thema, bzw. ging auf die vorherige Frage Zionars ein. Damiano dachte kurz über die Strafen nach, welche ihm Morgaine bisher offeriert hatte. Etwas unentschlossen, wie man die diesbezügliche Frage beantworten könnte, zuckte der junge Krieger mit den Schultern. „Hmm … bisher habe ich Arrest und darf mich nur noch eingeschränkt bewegen … und so ´nen Zeug …“ Damiano fuhr sich mit der
Hand nervös durchs Haar. „Keine Ahnung … Morgaine hat heute Nacht so viel aufgezählt … aber irgendwie … das sind doch gar keine richtigen Strafen, oder? …“, rutschte es dem Jugendlichen raus. Dass man dadurch unweigerlich darauf schließen konnte, dass er durchaus härtere und andere Strafen gewöhnt war, war ihm egal. „Ich meine … verdammt … für´s Zuspätkommen und auf Mauern klettern wird hier auf einen GESCHOSSEN … und für diese bescheuerte Einladung ins Bett … deswegen flippen die aus … das ist doch alles verrückt …“, entfuhr es den Jugendlichen verständnislos, als er die gestrigen Ereignisse Revue passieren
ließ. Er verstand immer noch nicht, WARUM die schwarze Witwe deshalb so ausgeflippt war. Er hatte der jungen Lady wirklich nicht weh tun wollen oder so. Außerdem hatte er doch die Konsequenz für sein „Unwissen“ schon bekommen – Lady Derelor hatte sich von ihm abgewandt und hasste ihn nun. Und ja … das tat verdammt weh; auch wenn Damiano diesen Schmerz nicht wirklich zuordnen konnte. Aber die Ablehnung durch die Heilerin traf ihn mehr, als es die Strafen Morgaines vermochten. Wobei die Unsicherheit, ob nicht doch noch eine RICHTIGE Strafe folgen würde, ihm schon ziemlich zu schaffen machte. Wenn es so schlimm war, was
er getan hatte, warum bekam er dann keine Schläge? Oder wenn er sowieso Arrest hatte, warum sperrte Morgaine ihn dann nicht gleich ein? Ach ja - die schwarze Witwe handhabte seine Bestrafung so, damit er etwas lernte. Es war alles so verwirrend.„Keine Ahnung … zumindest ist Morgaine richtig wütend … und sie wollte noch mit Prinz Midea sprechen … wegen irgendwelcher Straf-Arbeiten … damit ich keine Zeit habe, um weiteren Mist zu bauen …“, unschlüssig zuckte Damiano mit den Schultern. „Aber könnten wir das Thema jetzt abhaken? Was macht ihr sonst … wenn
ihr nicht gerade fremde Jugendliche verhört?“, provozierte Damiano einen Themenwechsel und sah seine Gesprächspartner fragend an. Das innere Gefühlschaos war ansatzweise in den blauen Augen des Jugendlichen zu erkennen. Denn neben dem schwachen, rebellischen Feuer war auch die Traurigkeit zu erkennen, welche alleine der Gedanke an Lady Derelor auslöste; ebenso die allgegenwärtige Angst, welche durchaus mittlerweile zum Teil Damianos geworden war. Aber auch das Interesse, welches die wilden eyrischen Wächter bei ihm weckten, war in Damianos Blick zu sehen. Irgendwie faszinierte ihn deren Kühnheit und
Stärke. "Hast nich richtig zugehört, wie?", fragte Zianar lachend nach. „Nein … wie auch? … ich war zu sehr abgelenkt von diesem dumpfen Pochen in meinem Schädel, welches sie zurückgelassen hatte … nachdem sie da drin war …“, versuchte Damiano sich zu rechtfertigen, wobei er bei den letzten Worten demonstrativ gegen seine Schläfe tippte. Doch kaum hatte er seine Verteidigung des Nicht-Richtig-Zuhörens beendet, als er es schon bereute. „Ähmm … sie musste sich ihre Antworten so holen … weil ich nicht mit ihr reden wollte …“, verteidigte er auch sogleich das etwas
rabiate Vorgehen seiner „Lehrerin“, indem er die Schuld auf sich nahm. Verdammt … Morgaine hatte Recht … er sollte zukünftig seine Klappe halten … denn irgendwie sprudelten diese verflixten Worte manchmal einfach einfach raus … obwohl er sie hatte nur denken wollen … dieser ganze Kommunikationskram und das dazugehörige Miteinander war einfach nur verwirrend, kompliziert und ungewohnt … aber irgendwie auch schön … zumindest waren die Gespräche mit Lady Derelor sehr schön gewesen – wenn man von dem verhängnisvollem letzten absah
… "Geschossen?" - "Du bist über ne Mauer geklettert?", wurde Damianos Aussage und die dazugehörigen Gedanken mit neugierige Fragen unterbrochen. Nervös blickte Damiano in die fragenden Gesichter der eyrischen Wächter. „Ja … warum? … das bißchen Rumkletterei ist doch nichts Besonderes …ihr habt Flügel und könnt fliegen … ich NICHT … dafür habe ich Hände und Füße – und kann klettern …“, versuchte der junge Krieger erst mal die erstaunte Frage nach dem Klettern zu beantworten. „Und dieser eyrische Prinz hat mir ziemlich deutlich gezeigt, dass man HIER
keine Kletter-Arien duldet …mit ´ner Armbrust.“, beendete Damiano den kurzen Exkurs in Mauern klettern – wobei er auch weiterhin den ominösen Schützen verschwieg. Daran war wirklich nichts Spektakuläres. Zumindest aus der Sicht des Jugendlichen, denn dieser wusste nicht, dass man seine Kletterkünste durchaus als Begabung ansehen konnte. Lhassars herrische Bewegung ließ Damiano instinktiv zusammenzucken. "Och... was wir so machen? Das ein oder andere mitbekommen. Zum Beispiel, dass Prinz Midea just in dem Augenblick mit deiner Lehrerin redet. Wir haben sie
draußen vorm Schloss gesehen.“, erwähnte dieser mit einem leicht arroganten Grinsen. „Sie tun WAS?“ Schlagartig wich Damiano die Farbe aus dem Gesicht, und es dauerte einen kurzen Moment bis er sich wieder fing. „Du mußt die Heilerin ja übelst angegraben haben, wenn sie so durchdrehen.", schob Lhassar noch hinterher. Eigentlich hatte Damiano nicht über die rothaarige Schönheit reden wollen, aber angesichts der Unterstellung musste er einfach reagieren. Außerdem lenkte es ihn von der gerade neu entfachten inneren Unruhe ab. Denn die Gewissheit, dass Morgaine gerade mit dem
Hauptmann sprach, war keine gute. Die schwarze Witwe hatte ihm zwar vorgeworfen, dass er sich schlimme Dinge ausmalen würde … aber verdammt … er konnte diese beunruhigenden Gedanken einfach nicht kontrollieren … es geschah einfach … Der junge Krieger versuchte, die aufsteigende Angst zu unterdrücken und sich auf das gegenwärtige Gespräch zu konzentrieren. „Hey … ich habe sie NICHT übelst angegraben … ich habe wirklich nichts Schlimmes gemacht … nur Zeit mit ihr verbringen wollen … weil … de Tanz war so schön … sie ist einfach … ach … vergesst es einfach …“, brach Damiano seinen
Erklärungsversuch ab. Gleichzeitig verfluchte er sich dafür, dass er dieses Gefühlschaos die Heilerin betreffend, einfach nicht unterdrücken konnte. Ständig schwankte er zwischen träumerischen Schwärmereien und realistischem Schmerz … diese Mädchen raubte ihm das bißchen Verstand, welchen er noch besaß … "Nach unserem Training sind wir meist in der Stadt unterwegs. Was trinken, Spaß haben... und heute kommst du mit", entschied Lhassar und sorgte damit für einen erneuten Themenwechsel. "Genau. Du darfst dir das von deiner Lehrerin nicht gefallen lassen",
unterstützte Filonar dem Vorschlag seines Kumpels bei. Damiano starrte die beiden Eyrier ungläubig an. Er sollte WAS? Sich über das gerade erst ausgesprochene Verbot hinwegsetzen. Verdammt! Morgaine würde ihn umbringen; wenn dieser Hauptmann ihr nicht zuvorkam. "Was hat eigentlich der Hauptmann damit zu tun? Du bist doch kein Wächter.", kam nun auch Fionar auf den eyrischen Hauptmann zu sprechen. „Ähmm … ich glaube … Morgaine erhofft sich Unterstützung von ihm … weil ich ihr zu anstrengend bin …“ Dass er sich aber wirklich bemühte, ein guter Schüler zu sein, behielt Damiano lieber für sich. Die hielten ihn wahrscheinlich
eh schon für verrückt. "He, wär mal nicht schlecht wenn er zur Abwechslung wen anderen als Lhassar auf dem Kieker hätte", lachte Romanar. Zum ersten Mal in dieser Gesprächsrunde blitzte etwas von Damianos innerer Kämpfernatur durch, als er Romanar einen wütenden Blick zuwarf. „Ja klar … und der Ablenkungs-Depp bin ich … oder was? … sorry … aber der Mann schießt mit ´ner Armbrust auf mich und textet mich mit irgendwelchen Fortpflanzungsmethoden zu … und ihr findet es gut, wenn er mir seine Zeit widmet? … nein danke … ich bin froh,
wenn der mich in Ruhe lässt …“ Dass er gerade verraten hatte, dass Prinz Midea der schießwütige Prinz war, war Damiano gar nicht bewusst. Er hatte einfach nur keine Lust darauf, für irgendjemanden den Prügelknaben zu spielen. "Ey, warum lässt du dir das gefallen?", fragte Zianar. „Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Morgaine hätte sich die Antworten so oder so geholt. Außerdem habe ich anfangs versucht, mich zu wehren … aber … verdammt … gegen Morgaine habe ich einfach keine Chance …“, versuchte Damiano sich zu rechtfertigen. "Das darf sie nicht mit dir
machen", warf Lhassar ein. „Ach ne …und willst DU sie nächstes Mal daran hindern?“, fragte Damiano herausfordernd. „Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, bin ich weder ein Kämpfer, noch sonst was … ich habe nicht wirklich die Wahl, ob ich etwas will oder nicht … jede Handlung zieht Konsequenzen nach sich … und ich habe nicht mit ihr reden wollen … de facto war ich selber schuld, dass sie in meinem Kopf war … aber nochmal kommt NIEMAND in meinen Geist …“ Den leicht zynischen Tonfall konnte Damiano nicht verhindern, als er seine eigene Unfähigkeit beschrieb … denn sie alle wussten, dass wenn die schwarze
Witwe es darauf anlegen würde – dann würde sie es auch wieder schaffen. Zwischen Purpur und Schwarzgrau lagen Welten; ebenso zwischen ihrer Erfahrung und dem Wissen … Damiano würde auf ganzer Linie versagen … und obwohl er um diese Tatsache wusste, würde er es im Notfall zumindest wieder probieren … und sich entscheiden müssen zwischen dem angsterfüllten Sich-Fügen oder dem selbstzerstörerischem Sich-Verweigern … das waren tolle Aussichten … Selbst in seinen Gedanken war der Sarkasmus spürbar. "Was lernst du bei der überhaupt? Ich dachte, Schwarze Witwen unterrichten
nur andere Schwarze Witwen. Warum unterrichtet dich ne Frau?" „Weil SIE es so wollte!“, blockte der junge Krieger die Frage nach dem fragwürdigen Unterricht Morgaines ab; ohne näher darauf einzugehen, WIE er zu Morgaines Schüler geworden war oder WAS er bei ihr genau lernte. Filonars Grinsen, und das genervte Augenrollen Lhassars waren ihm nicht entgangen – nur konnte Damiano dieses weder erklären, noch irgendeiner erklärenden Aussage zuordnen. Nein … aus diesem Thema sollte er sich raushalten. Seine Kletteraktion hingegen schien die eyrischen Wächter zu interessieren.
"Du bist ganz ohne Hilfsmittel die Schlossmauern rauf?", fragte Romanar neugierig nach. „Was verstehst du unter Hilfsmitteln? Die Mauer bietet doch genügend Hilfestellung an sich. Überall sind kleine Einkerbungen oder ähnliches, an denen man sich hochhangeln kann … man muss nur genau hinsehen … und die Abstände im Auge behalten …“ "He, du kannst froh sein, dass ich auf dem Abschnitt nicht Wache gehalten hab", lachte Lhassar bei Damianos Schilderung mit der Armbrust-Begegnung. "Mit Mauerechsen wird kurzer Prozess gemacht." „Dann werde ich zukünftig wohl besser
aufpassen müssen!“, konterte Damiano frech – wobei er deutlich machte, dass er sich zumindest das Klettern nicht gänzlich verbieten lassen würde. Er musste eben nur vorsichtiger sein und notfalls seine Juwelen zur Hilfe nehmen; vielleicht konnte ihm der Sichtschutz von Krivar helfen. Denn das Tor konnte er jetzt aufgrund des Arrestes erst mal vergessen – nicht dass er dieses überhaupt in Erwägung gezogen hatte. „Als Zielscheibe eigne ich mich nicht wirklich gut … ich bin ziemlich schlecht im Stillhalten.“, fügte der Jugendliche seiner Aussage noch lapidar hinzu. Bei diesem Thema lief er wenigstens nicht Gefahr, irgendjemanden in
Schwierigkeiten zu bringen. "Entweder planen sie kreative Strafen für dich oder der Hauptmann hat eine Affäre mit deiner Lehrerin. Was davon ist wahrscheinlicher? Aber gehört haben wir nichts" Da der eyrische Jugendliche eventuelle Nachfragen gleich abwehrte, war ein unsicheres Schulterzucken die einzige Reaktion Damianos. Denn dass Morgaine nichts mit dem Hauptmann hatte, das war selbst dem jungen, unbedarften Krieger klar. "Dich hats ja ganz schön erwischt. Aber so eine Lady kannst du nicht einfach fragen, ob sie mit in dein Bett kommt.“,
stellte Filonar erkennend fest und belehrte Damiano gleich. Dieser schwieg zum Thema „Lady Derelor“; wobei die Röte, welche sich in sein Gesicht geschlichen hatte, eh mehr aussagte, als es Worte vermocht hätten. "Er meint, du mußt subtiler sein", fügte Lhassar erklärend hinzu. "Und deswegen kommst du heut abend mit. Wir geben dir Tipps." Und hierauf folgte eine Reaktion, nämlich in Form von einem leicht genervten Gesichtsausdruck. „Hey … nehmts mir nicht übel … aber die Ratschläge eures Hauptmannes haben mich überhaupt erst in diese Scheiß-Situation gebracht … auf weitere fragwürdige Tipps kann ich echt
verzichten … zumal sie mich eh nicht wieder sehen will …“ Doch noch bevor Damiano seinen Einwand und den dazugehörigen Unmut beendet hatte, kippte die Stimmung gravierend – und das nicht von Damianos Seite aus; dennoch ging es eindeutig um den Hauptmann. "Er hat was?? Der hat dir aufgelauert? Und mit dir über... also.." Der bislang eher draufgängerisch wirkende Lhassar brach mitten im Satz ab, und es folgte ein Schlagabtausch an Aussagen, die Damiano größtenteils nicht verstand. Irritiert versuchte er der geheimnisvollen Flüsterei zu folgen. Aus eigener
Erfahrung wusste er, dass wenn Gespräche leiser wurden, die Brisanz der Themen meistens stieg. Nur WAS diese plötzliche Dramatik ausgelöst hatte, konnte der junge Krieger nicht erkennen. Und was meinten sie damit, dass Prinz Midea SCHWUL ist. Es klang irgendwie gefährlich. "… Und jetzt das mit Damiano...", beendete Lhassar die Begründung für seine Vermutung. „Er hat aber nichts gemacht mit dir oder?", bezog nun Zianar Damiano wieder mit in ihr Gespräch ein. Der junge Krieger sah die 4er Gruppe verwirrt an. Irgendetwas lief hier gerade gänzlich schief … und automatisch musste er daran denken, wie er mit
unbedachten Äußerungen seine beginnende Freundschaft mit der rothaarigen Priesterin zerstört hatte … wie Worte ihn zum Gefangenen machten … verdammt … das musste es sein … er hatte irgendetwas falsches gesagt … und darum waren die auf einmal so komisch … nur was zur Hölle hatte er gesagt? … war es, weil er den Prinzen verraten hatte … wegen dem Schuss … aber Lhassar hatte doch durchklingen lassen, dass er ebenfalls auf ihn geschossen hätte – und garantiert auch getroffen hätte … also konnte es das nicht sein … „Hey Leute … irgendwie komme ich hier nicht mehr mit … vielleicht haben die auch Recht und ich bin einfach nur zu
dämlich … aber WAS habe ich falsches gesagt? …“, versuchte Damiano erst mal die vielen Fragezeichen aus seinem Kopf zu vertreiben. „Und WAS zur Hölle soll Prinz Midea mit mir gemacht haben?“, ging der Jugendliche auf Zianars Frage ein. „Reicht es nicht, dass er Morgaine bei meiner ach so tollen Erziehung hilft? Wenn auch auf eine etwas skurile Art. Ich meine … verdammt … mit der Methode, auf störrische Jugendliche zu schießen, wenn sie die Regeln brechen … das mag ja ´ne tolle Lernmotivation sein … aber … verdammt … ich bin nicht abgehauen, sondern nur ein paar Stunden zu spät gekommen … und ja …
ich habe wieder einmal nicht den VORSCHRIFTSMÄßIGEN Weg genommen … ok … vielleicht habe ich es ja verdient, dass er mir eure Regeln auf derartige Weise einbleut … ist zumindest besser als die Peitsche …“, versuchte Damiano zumindest diesen Punkt etwas abzuschwächen. Irgendwie wurde es zur Gewohnheit, dass er fragwürdige Reaktionen seiner Umwelt mit seinem eigenen „Fehlverhalten“ entschuldigte. „Und vielleicht hat er mir ja wirklich nur helfen wollen mit seinen Tipps, die Frauen betreffend … nur sein komischer Vortrag über diesen Sex-Kram … nein … das hat weder geholfen, noch habe ich jetzt mehr Ahnung von dem Zeug …“
Damiano sah die Jugendlichen fragend an. „Meint ihr, er ist gefährlich? Ich meine … hey … er hätte mich umbringen oder verprügeln können … aber er hat´s nicht getan … das spricht doch eigentlich für ihn, oder? Ich kann den Typen echt nicht einschätzen. Einerseits wirkt er so bedrohlich und scheint mich am liebsten fortjagen zu wollen. Und dann scheint er Morgaine dabei zu unterstützen, aus mir doch noch etwas … ähmm … Nutzbringendes für die Gesellschaft zu machen.“ Ja … so ähnlich hatte die schwarze Witwe es formuliert … aus ihm sollte
letztendlich ein ehrbarer Mann werden, der die Kosten und Mühen wert war … welche sie gerade in ihn investierten … nein … diese Gedanken sollte er keineswegs vertiefen … Damiano atmete tief durch. So langsam zerrte dieses Gespräch an seinen Nerven. Er war es einfach nicht gewohnt, so aktiv in Diskussionen einbezogen zu werden – geschweige denn, dass es ihm bislang erlaubt war, eigenständige Themen anzustreben oder gar Fragen zu stellen …nein … bislang hatte er zu schweigen oder auf Fragen kurz und bündig zu antworten … selbstverständlich mit einer respektvollem Anrede auf den Lippen …
doch jetzt … jetzt war NICHTS mehr so, wie er es kannte … Der Jugendliche hatte zeitweilig das Gefühl, in der Flut an Informationen, Ereignissen, Regeln und Gesetzmäßigkeiten zu ertrinken – zu viel Neues kam in zu kurzer Zeit und Damiano brauchte die Stille der Natur, um nicht gänzlich verrückt zu werden. Auf Damianos Hinweis, dass die Methode des Hauptmannes zwar skurill war, aber immer noch besser als eine weitere Auspeitschung, sahen ihn die vier Eyrier fassungslos an. "Du wurdest mal ausgepeitscht?", fragte Zianar sogar erschrocken nach. "Sogar mehrfach. Warum? Handhaben die das bei euch
nicht so?", erwiderte der jugendliche Krieger nun doch etwas irritiert. Ok ... Morgaine hatte ihm mehrfach versucht zu erklären, dass es HIER anders läuft ... aber das hatten auch die Aufseher in den speziellen Erziehungslagern immer gesagt ... und dort hieß 'ANDERS' eigentlich nur, dass es schlimmere / härtere Strafen gab … damit man „gehorsamer“ wurde ... und da die schwarze Witwe ständig darauf beharrte, dass er fleißig lernen sollte und sich einfügen müsse … dass, wenn er richtig „frei“ sein wollte, er nun mal das zu tun hätte, was sie sagt … ALL DAS zielte doch darauf ab, dass er willenlos zu gehorchen hatte … ohne Widerworte und
so … ODER? … Zumindest hatte Damiano die diesbezüglichen Aussagen der schwarzen Witwe so interpretiert. Doch jetzt ... wo selbst die Typen hier eine Auspeitschung als 'unnormal' ansahen ... da kamen dem jugendlichen Krieger doch Zweifel auf. Gab es vielleicht doch Orte, wo man nicht ständig für Nichtigkeiten verprügelt wurde? ... oder hatten die schlimmere Strafen ... wie beispielsweise dieses Eindringen in sein Inneres? ... denn auch wenn es kaum Schmerzen verursacht hatte, so war es doch unangenehm gewesen … und irgendwie
hatte Damiano sich in dem Moment so verdammt hilflos gefühlt … viel hilfloser, als wenn er irgendwo festgebunden auf Schläge hätte warten müssen … das kannte er wenigstens … da hätte er gewusst, dass Schmerzen die Folge der Schläge waren … aber bei dieser „Antworten-Holen-Aktion“ … dieses Gefühl in seinem Kopf war so bedrückend gewesen … und es hatte dem jungen Krieger nur zu sehr verdeutlicht, wie wehrlos er war … so sehr er sich auch wehrte, er hatte einfach keine Chance gegen seine „Lehrerin“ … egal, wie doll er sich bemühte, es ihr Recht zu machen … es funktionierte einfach nicht … wenn er seine Gefühle unterdrückte,
drängte sie ihn, sich zu öffnen … und wenn er seine Gefühle nicht verbarg oder eben nicht verbergen konnte, dann warf sie ihm jammerhaftes Verhalten vor … er konnte ihren Ansprüchen einfach nicht gerecht werden … egal wie … NEIN … daran sollte er jetzt nicht denken … Das Chaos in seinem Kopf ignorierend, versuchte Damiano seine Frage bezüglich der hier gängigen Strafen zu erklären. 'Ähmm, ich meine ... für Widerworte, Verweigerung, Abhauen oder was auch immer gab es eben Prügel ... womit war abhängig von dem Mistkerl, der die Bestrafung ausgeführt hat ... verdammt ... WIE werdet ihr denn bestraft?'
Obwohl Damiano die vielen Strafen teilweise durchaus als ungerechtfertigt ansah, so bezog er sie dennoch auf sein Verhalten. Wahrscheinlich hatte er wirklich schuld daran, dass er so oft „bestraft“ wurde … er hätte einfach nur gehorchen müssen … und die ihm aufgetragenen Arbeiten willenlos erfüllen müssen … vielleicht hätte er auch seine ständigen Fluchtversuche lassen sollen … und hier war er ja auch derjenige, der eine Bestrafung provozierte … er hätte eben keinen Kontakt zu Lady Derelor haben dürfen … das hatte man ihm doch von klein auf eingeprügelt … Freundschaften waren ein Luxus, der dem Adel vorbehalten war … zum
DIENEN braucht man keine Freunde … Kontakte zu anderen brachten nun mal nur Ärger .. und wahrscheinlich manövrierte er sich hier gerade in die nächsten Probleme rein … Damianos Blick glitt gedankenverloren zu den vier eyrischen Jugendlichen, die gerade erklärten, was sie befürchtet hatten. Nur worauf sie genau hinauswollten, verstand der junge Krieger nicht. Was zur Hölle meinten sie mit anfassen? Und was war ein Prinz ERZKONSERVATIV? Ob er das hinterfragen sollte? Im Hinblick auf sein vorheriges Gedankenchaos entschied sich Damiano dagegen, sein Unwissen zu hinterfragen.
Glücklicherweise wechselte Lhassar dann auch von sich aus das Thema, bzw. beendete vielmehr das Gespräch mit dem Hinweis, dass sie los müssten. "Lass dich nicht einschüchtern. Weder darf die Schwarze Witwe in deinen Kopf, noch darf Midea dich verprügeln. Du solltest dich deswegen an wen wenden, der mit der Königin spricht. Das können wir ja heute abend austüfteln. Triff uns hinter der Kaserne." Angesichts der letzten Aussage, sah Damiano Lhassar skeptisch an. Einerseits waren dessen Worte Hoffnung machend, aber andererseits klangen sie auch total
realitätsfremd. Als ob er die Handlungen der Erwachsenen effektiv verhindern könnte. Na klar ... sag denen, sie sollen dich in Ruhe lassen ... und sie tun es ... natürlich ... und morgen steht seine totgesagte Mutter leibhaftig vor ihm ... Für den jungen Krieger klang die Aussage des Eyriers wie ein schlechter Scherz. Damiano wusste, dass er weder Morgaine noch dem eyrischen Hauptmann etwas entgegen setzen konnte ... de facto konnten die ihm sehr wohl ihren Willen aufzwingen ... und der Vorschlag, er solle zur Königin gehen, war noch schlechter ... denn das wäre Petzen ... zumal er nicht mal wusste, wie diese Königin drauf war ... was,
wenn die gar nicht so freundlich war, wie alle behaupteten ... nein ... es gab einfach zu viele „Wenn und Aber“ ... „Ok … ich versuche zu kommen … aber ich kann´s nicht garantieren … wer weiß, was die gerade besprechen …“, stimmte Damiano dem Angebot des jungen Wächters zwar zu, schränkte es aber auch sogleich ein. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich vorerst etwas zurückhalte ... der Stress von heute Nacht reicht fürs erste … Morgaine schien ihre Drohungen verdammt ernst gemeint zu haben ... und nein ... ich bin NICHT feige, nur eben auch nicht lebensmüde ...', erklärte der Schüler Morgaines sein Zögern.
Wobei Damiano zeitgleich offenbarte, dass die schwarze Witwe sehr wohl Macht über ihn hatte. Auch wenn ihm dieses nicht wirklich gefiel; doch Morgaine war diejenige, die ihn hier her gebracht hatte … unter was für Umständen auch immer … und sie war auch diejenige, die ihn wieder weg schicken konnte … die schwarze Witwe konnte über seine Zukunft indirekt „verfügen“ … zwar hatte Damiano die Entscheidung, in wie weit er „mitging“ … aber verdammt … auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte, so hatte er hier in Askavi doch erstmals so etwas wie ein ZUHAUSE … und trotz der
ständig anwesenden Angst, fühlte sich der Jugendliche irgendwie auch erstmals „sicher“ in seinem Leben … es war alles einfach nur verwirrend … nur war selbst dieses Chaos in welchem er sich derzeitig befand, erstrebenswerter als eine weitere „Flucht“ durch die Territorien … und vielleicht taugte er ja wirklich zu irgendetwas … er musste nur gehorchen … OBWOHL? ... das Verbot bezog sich ja eigentlich NUR auf die Gärten und das Verlassen des Schlossgeländes ... die Kaserne befand sich innerhalb der Schlossmauern ... also konnte Morgaine da ja nichts gegen haben ... er musste eben einfach aufpassen, dass ihn
NIEMAND erwischte ... Für einen Moment funkelten Damianos Augen mit dem rebellischen Feuer, welches die Aufseher vom Kinderheim vergeblich versucht hatten ihm auszuprügeln. Trotzig reagierte er auf den fragenden Blick Romanars: "Hey ... ich probiere zu kommen ... okay ... es wird schon irgendwie klappen ..." "Vergiss die Alten mal. Die konnten uns noch nie davon abhalten Spaß zu haben, wirst schon sehen. Im Nu bist du raus aus dem Schloss und wir machen uns nen vergnüglichen Abend in der Stadt." "Über das Rauskommen aus dem Schloss mache ich mir keine Gedanken! Eher
übers wieder REINKOMMEN.", versuchte Damiano seinen vorherigen Kommentar zu rechtfertigen. Denn WAS, wenn der eyrische Hauptmann nächstes Mal nicht daneben schoss? Nein! Das wollte er nicht austesten. Besser er verhielt sich in den nächsten Tagen so unauffällig wie möglich. Wenn er sich ruhig verhielt ... sich einfach nur fügte ... dann würde Morgaine nicht mehr so wütend auf ihn sein ... dann hatte sie keinen Grund, ihn zu bestrafen oder gar wegzuschicken ... er musste nur gehorchen ... dann musste er auch nicht zu diesem Eyrier, der wild um sich schoss
... "Hallo? Das ist nicht deine Mutter! Was soll sie machen? Du bist nicht ihr Sklave. Oder etwa doch?", durchkreuzte Lhassar seine Zweifel. "Morgaine ist NICHT meine Mutter ... und ich bin KEIN Sklave!", entgegnete der junge Krieger schroff, fügte dem aber um einiges leiser hinzu, dass die schwarze Witwe ihn aber wieder wegschicken könnte. Und JA, davor hatte er irgendwie Angst. Denn trotz aller Zweifel und zwiespältigen Gefühle, welche Damiano mit seiner "Lehrerin" verband ... trotz allem, war sie es, die ihm eine Chance zum "Leben" gab ... durch sie hatte er
erstmals soetwas wie ein "Zuhause" ... ein SICHERES noch dazu; zumindest hatte er bisher weder Prügel noch sonstwas bezogen ... und auch wenn Damiano eine verfluchte Angst vor der mächtigen schwarzen Witwe hatte, so war Morgaine auch irgendwie soetwas wie seine Ansprechperson ... und irgendwie "mochte" Damiano sie auch ... wenn auch nicht offensichtlich ... aber so langsam baute sich soetwas wie Vertrauen auf ... es war nur alles so verwirrend ... seine Gefühle ... ihr Verhalten ... aber nichts desto trotz war Morgaine seine "Lehrerin" ... und wie hatte Prinz Midea es bezeichnet, sie hatte die Verantwortung für ihn ... und für
Damiano klang dieses gleichbedeutend mit, Morgaine hat das Sagen ... was leider nicht nur den positiven Punkt "Beschützen" beinhaltete, sondern auch den Aspekt der Macht ... wenn die schwarze Witwe ihm etwas verbot, konnte er sich nicht so einfach drüber wegsetzen ... zumindest nicht, ohne die Konsequenzen dafür zu tragen ... und nach gestern Nacht war Damiano sich nicht mehr sicher, ob er stark genug war für derlei "Konsequenzen" ... denn es war eindeutig etwas anderes, wenn man kurzzeitig heftige Prügel bezog oder für etwas ausgescholten wurde ... dieses Eindringen in sein Inneres ... NEIN ... diese Hilflosigkeit wollte er NIE wieder
spüren ... Letztendlich sagte Damiano aber entgegen seiner eigenen Gedanken doch zu, und ignorierte seine diesbezüglichen Zweifel. Nachdem die vier eyrischen Jugendlichen abgezogen waren, hielt auch Damiano nichts mehr im Speisesaal. Er machte sich auf den Weg zurück in sein Zimmer, wo er erst mal versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Verdammt ... was hatte er da nur wieder gemacht ... trotz Arrest hatte er zugesagt, abends zu den Kasernen zu kommen ... und dass, obwohl er nicht mal wusste, ob den Typen zu trauen war ... aber
andererseits ... Damiano ließ seinen Blick durch sein Zimmer gleiten. DAS hier war die Alternative. Hier drinnen zu sitzen und sich in zweifelhaften Gedanken zu verlieren - die die Angst nur noch zusätzlich schürten. Oder eben das Risiko einzugehen, und erneut gegen die Regeln verstoßen. Normalerweise hatte Damiano keine Probleme damit, sich gegen irgendwelche Regeln und Gesetze aufzulehnen - aber derzeitig war er verunsicherter als jemals zuvor ... denn das Gespräch mit den Wächtern hatte ihm gezeigt, dass es hier scheinbar wirklich anders war ... dass er scheinbar Morgaine unrecht tat mit seinem Misstrauen ... aber andererseits
... nein ... dieses Thema ließ sich nicht mit Grübeln klären ... er würde erst wissen, ob es hier anders war, wenn er es austestete ... mit allen Konsequenzen ... sonst würde er immer nur vor eventuellen Folgen Angst haben ... und das wollte er nicht mehr ... Sich selber Mut zusprechend, dass gegen das abendliche Treffen eigentlich nichts einzuwenden war, setzte sich Damiano auf die Fensterbank und blickte einfach nur raus. Er musste nur innerhalb der Schlossmauern bleiben. Dann konnte er sich mit den Anderen austauschen, ohne gegen die Verbote zu verstoßen - zumindest nahm der junge Krieger sich
dieses vor. Dieses gedankliche "Hin und Her" ging noch einige Stunden so weiter; da Damiano nichts zu tun hatte, was ihn hätte ablenken können. Er musste darauf warten, ob und wann Morgaine oder jemand anderes Zeit für ihn hatte - um ihm die angekündigten Strafarbeiten zu übermitteln. Bis dahin konnte der Jugendliche nur die ihm bekannten Übungen x-mal wiederholen und sich seinem gedanklichen Chaos hingeben. „Du musst nur innerhalb der Schlossmauern bleiben – dann ist es KEIN Verstoß! Der Arrest betraf NUR die Gärten und alles, was außerhalb der
Mauern lag!“ Immer wieder beruhigte Damiano sich mit diesen Worten, und nahm sich dieses auch fest vor. Er wollte Morgaine nicht weiter erzürnen … sie sollte nicht mehr so wütend auf ihn sein … nein … dann lieber verwirrend und wechselhaft … aber nicht mehr so wütend … Der junge Krieger hasste sich ja selbst dafür, aber dennoch konnte er dieses beklemmende Gefühl nicht abschalten. Er hatte einfach Angst vor der schwarzen Witwe … vor allem seit gestern Abend … wo sie in seinem Geist drin war … aber komischerweise spürte er neben der allgegenwärtigen Angst noch etwas anderes … und das war
keine Wut oder gar Hass, wie er ihn gegenüber den Aufsehern im Kinderheim oder den Leuten empfand, die ihn immer wieder zurück gebracht hatten … nein … Damiano fühlte Morgaine gegenüber keinen Groll in dem Sinne … er hatte einfach nur ANGST – und zwar im doppelten Sinne … Angst, vor ihrer Stärke und vor dem, was die schwarze Witwe alles tun konnte … aber auch Angst, dass sie sich wieder abwenden könnte und dass sie ihn wegschicken würde … und er wieder alleine wäre … dank Morgaine hatte er erstmals so etwas wie ein Zuhause … und irgendwie war da mehr als nur das Lernen … Morgaine war eine Art „Bezugsperson“
für ihn geworden … und neben der Furcht und der Verunsicherung, die die schwarze Witwe in ihm hervorrief … war da eben auch dieses komische Gefühl von Sicherheit und Rückhalt … Damiano konnte diese zwiespältigen Gefühle einfach nicht unterdrücken. Hin-, und hergerissen zwischen dem Bestreben, es seiner „Lehrerin“ recht zu machen und dem instinktiven Drang, gegen alles Autoritäre anzukämpfen, fiel es dem jungen Krieger schwer, sich einzuleben – bzw. sich auf die ungewohnten, wenn auch positiven Veränderungen überhaupt einzulassen. Er hatte in den paar Wochen verdammt viel
gelernt … aber er war auch durch die reinste Achterbahn der Gefühle gelaufen … und das waren NICHT nur seine Gefühle, mit denen er in dieser Zeit zu kämpfen hatte … es war auch die vielseitige „Art“ von Morgaine … bedrohlich, erpressend, fordernd, autoritär, einfühlsam, ermutigend, bestärkend, tröstend, traurig, verzweifelt, wütend, enrgisch, und und und … all das waren Facetten der schwarzen Witwe, die Damiano in der kurzen Zeit bereits zu Gesicht bekommen hatte … und immer dann, wenn er gerade anfing, Vertrauen aufzubauen, bzw. zuzulassen … immer dann, machte er irgendetwas falsch … und Morgaine
reagierte gänzlich anders, als er es erwartete … es war so verwirrend … und dennoch wollte Damiano NICHT aufgeben … Und so absurd es klang … der Jugendliche wollte es sich und der schwarzen Witwe beweisen … doch das war schwerer als es den Anschein hatte … denn je mehr er versuchte, sich mit Morgaine auseinanderzusetzen … desto verunsicherter wurde er … was war nun richtig und was falsch? … wann durfte er seine Gefühle zeigen und wann hatte er sie zu verbergen … wobei? … als ob er das steuern könnte … früher ja … da gab es den jungen Krieger nur in der
rebellischen, aufmüpfigen Version – immer mit Fluchtgedanken im Kopf … Damiano hatte gegen alles und jeden angekämpft … hatte den täglichen „Drill-Stunden“ getrotzt … und war nur oberflächlich gesehen „angepasst“ … doch bei jeder sich bietenden Chance war er abgehauen … seine Angst war zwar damals schon vorhanden, doch hatte Damiano sie besser „kontrollieren“ können … Doch seit Morgaine in sein Leben getreten war, war NICHTS mehr wie früher … Damiano war nicht mehr Herr seiner Gefühle … die Angst ließ sich einfach nicht mehr unterdrücken … sie war allgegenwärtig und teilweise auch
übermächtig … jeden Moment rechnete der Jugendliche damit, dass der Traum von Freiheit vorbei war … dass ihn jemand zurück brachte … und diese Angst behinderte ihn dabei, sich dem „Leben an sich“ zu öffnen … Seinen ganzem Gedanken-Chaos zum Trotz entschied sich Damiano letztendlich doch dafür, die Kasernen und damit Lhassar, Romanar, Filonar und Zianar aufzusuchen. Der junge Krieger hatte das Gefühl, verrückt zu werden … er musste einfach raus … und irgendwie diesem ganzen Gedanken-Wirrwarr entfliehen … zumindest für ´ne Weile … und da bot es
sich an, sich mit den anderen Jugendlichen zu treffen … etwas über das Leben hier am Hof von Gleichaltrigen zu erfahren … AUßERDEM … verdammt … viel schlimmer konnte es nicht mehr werden … Damiano hatte schon alles verloren, was ihm in der kurzen Zeit wichtig geworden war. Lady Derelor wollte ihn NIE wieder sehen … dabei war sie diejenige, die ihn auf magische Weise anzog … sie war es, an die er ständig denken musste … doch jetzt … jetzt hatte er wegen ein paar Worten die „Freundschaft“ zerstört – bevor sie richtig begonnen hatte … und Morgaine war wütend auf ihn … er würde nur Schwierigkeiten und Kosten verursachen
… und sie wäre sein „Gejammere“ satt … all das klang so, als würde sie ihn auch nicht mehr wollen … tja … und damit würde er dann auch seine „Daseinsberechtigung“ verlieren … NEIN … daran sollte er jetzt besser nicht denken … Damiano beschleunigte seine Schritte und lief das letzte Stück zu den Kasernen … ob er dieses tat, um gegen das aufkommende schlechte Gewissen anzulaufen … oder ob er einfach nur nicht allzu spät kommen wollte … der Grund für seine Eile war dem Jugendlichen weder bewusst, noch war ihm aufgefallen, dass er ein ziemliches
Tempo drauf hatte. Die Eyrier warteten bereits auf ihn, und Lhassar begrüßte ihn gleich mit der Frage, ob ihm jemand gefolgt wäre. „Ähmm … nein … nicht dass ich wüsste … warum?“ Dennoch ließ Damiano alarmiert seine Sinne schweifen, ob noch jemand in der Nähe war – genauso, wie Morgaine es ihm gelehrt hatte. Doch anstatt einer Begründung für diese Frage kam etwas anderes. Die Frage Romanars verhieß nichts Gutes. Die wollten doch nicht etwa das Schloss verlassen? Und warum FLIEGEN? Wenn überhaupt, dann würde Damiano auf seine Art die nötigen Wege zurück legen: laufen, klettern und springen … aber bestimmt nicht fliegen.
„NEIN, ich bin noch nie geflogen! Und ich habe es auch nicht vor.“ Angesichts seiner offensichtlichen Abwehr blickte Romanar bereits ziemlich genervt drein, und faselte etwas davon, dass sie dann ja auch nicht hätten warten brauchen. Damiano blickte etwas unsicher zur Erde. Er wollte ja mit den Jugendlichen etwas unternehmen … reden oder so … um den ganzen Scheiß mal aus den Kopf zu kriegen … aber mussten sie dafür wirklich den Hof verlassen? … gab es denn hier keinen Ort für so etwas … scheinbar nicht, denn die jungen Wächter beharrten darauf, dass sie loswollten … weil es sonst zu spät wäre … Innerlich mit sich am Kämpfen, gab Damiano
letztendlich doch nach. Jetzt war er schon so weit gegangen, dass er keinen Rückzieher machen wollte. „Ok … wenn es unbedingt sein muss … ich komme mit … ABER … verdammt … ich lass mich bestimmt nicht über die Mauer tragen! Ich kann drüber klettern!“, fügte Damiano auch gleich hinzu, wie er gedachte, über die Mauer zu kommen. Damianos Vorschlag, dass er doch über die Mauer klettern könnte, schien die Eyrier zu überraschen. Zumindest sah Filonar ihn erstaunt an. "Das will ich sehen." Und Lhassar warf scherzend ein, dass das natürlich gar nicht auffällig war. "Wieso? Hier ist niemand und die
Dunkelheit gibt mir ausreichend Schutz.", entgegnete Damiano unschlüssig. WARUM zur Hölle machten hier alle nur so´ne Aktion daraus, wenn er über die Mauern kletterte? Für den Jugendlichen war es die einzige Möglichkeit, ihn einschließende Mauern zu überwinden. Denn erstens hatte er nachweislich KEINE Flügel oder dergleichen. Und zweitens haperte es ihm auch an der nötigen Stärke, sich auf andere Art die Wege "frei" zu machen. Nein ... schon im Kinderheim nahm Damiano vorzugsweise die Wege ÜBER Mauern, Zäune, Hecken ... sobald sich ihm die Gelegenheit geboten hatte, hatte der
Jugendliche versucht abzuhauen ... er lief, sprang und kletterte in schnellem Tempo einfach querfeldein ... meistens nur mit einem Ziel vor Augen: WEG ... Seit er im Besitz seiner Juwelen war, fiel es ihm auch viel leichter ... zumindest der Punkt mit dem Klettern ... denn nun konnte Damiano seine Kraft in den Händen verstärken ... was äußerst hilfreich war, wenn man sich an Mauervorsprüngen und so empor zog oder entlang hangelte ... "Wenn dus wirklich über die Mauer schaffst... wir erwarten dich auf der anderen Seite.", kommentierte Lhassar zweifelnd das Vorhaben Damianos und
schwang sich in die Lüfte. Die Anderen folgten ihm, sodass der flügellose Jugendliche alleine zurück blieb. Damiano sah sich kurz um, und suchte mit seinen Sinnen die Mauer nach Unebenheiten im Gestein ab. Etwas weiter links von ihm fand er einen geeigneten Weg - da dort die einzelnen Mauersteine keine glatte Ebene bildeteten, sondern vereinzelt hervorstanden. Ein Umstand, der normalerweise dem Großteil der Leute nicht mal ins Auge fallen würde. Doch Damiano achtete auf solche kleinen Details - boten sie ihm doch die Möglichkeit zum Klettern. Und dann war es kein Problem mehr.
Der Jugendliche sich bereits nach oben gehangelt, als er den entwarnenden Speerfaden Lhassars erhielt. Lautlos schob er sich über einen Mauervorsprung und sprang auf der anderen Seite wieder rutner. Früher konnten solche Landungen mitunter sehr schmerzhaft sein - doch dank Morgaine wusste Damiano nun, wie er seinen Sprung effektiv abfedern konnte. "Du bist aber kein Assassine oder?", witzelte Zianar, ehe er etwas nervös lächelte. Irritiert blickte Damiano auf. "Wie? Nein ... das hat mich Prinz Midea auch schon gefragt. Ich bin KEIN Assa ... ähmm ... Assassine." Das er nicht mal
wusste, was sich hinter dieser komischen Bezeichnung verbarg, sprach Damiano aber nicht aus. Nein ... er wollte nicht schon wieder durch seine Unwissenheit auffallen. "Was ist jetzt? Ich will was trinken", drängte Romanar und so machten sie sich auf den Weg. Etwas nervös wurde Damiano dann aber doch, als ihm bewusst wurde, dass sie nicht das kleine Dorf ansteuerten. Auch fiel ihm jetzt erst ein, dass er ja gar kein Geld hatte - NICHTS. Verdammt. Doch als sie in die Stadt kamen, verflüchtigten sich vorerst die Gedanken bezüglich des fehlenden Geldes. Zu groß
waren die ganzen Eindrücke. Die hohen Gebäude waren hell erleuchtet. Und überall waren zu so später Stunde noch Leute unterwegs - und dass nicht nur am Boden. Durch die Luft schwirrten Eyier - und irgendwie erinnerten sie Damiano für einen Momant an zu groß geratene Glühwürmchen. "Warst du schon mal in Lirena? Groß, nicht?", durchbrach Filonars Frage die Gedanken des jungen Kriegers. Damiano nickte nur, und wusste garnicht, wohin er zuerst sehen sollte. Und so faszinierend das alles auch war - es schürte auch das steigende Unbehagen des Jugendlichen. Wie sollte er denn sein Umfeld im Auge behalten .. sich vor
möglichen Gefahren schützen ... wenn es hier so verdammt "wuselig" zu ging ... Rein instinktiv legte Daminao einen Schutzschild um sich. Man konnte ja nie wissen. "Wie sind die Städte so in Hayll? Anders? Warst du in Draega? Ich hab gehört, es soll die größte Stadt in Terreille sein", wollte Lhassar dann wissen. Damiano zuckte unschlüssig mit den Schultern. Woher sollte er das denn wissen? "Ähmm ... keine Ahnung ... von Hayll kenne ich nicht wirklich viel ... nur mein damaliges Zuhause ... und die anliegenden Dörfer ... nichts außergewöhnliches ... ebenso in Dhemlan
- nur vereinzelte Dörfer ... wenn es sich nicht umgehen ließ ... und in Raej war ich nur am Stadtrand ... weil ..." Der junge Krieger fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. "Verdammt ... sorry, aber normalerweise halte ich mich eher abseits der größeren Städte ...", gab Damiano dann doch noch zähneknirschend zu. Sein bisher einziger Besuch in eine Stadt war hier in Askavi gewesen ... nur hätte Damiano beim besten Willen nicht sagen können, ob es sich dabei um diese Stadt gehandelt hatte ... es war dunkel ... und alles wirkte so unrealistisch ... zumal er den damaligen Besuch eh ziemlich verdrängt hatte ... denn er war mit
Zsadiz unterwegs gewesen ... und sie waren in dieser Taverne ... wo plötzlich der Typ aufgetaucht war ... sein "Häscher", welcher ihn mehr als einmal wieder eingefangen hatte - bei seinen zahlreichen Fluchtversuchen ... und der Mistkerl wollte Damiano nicht glauben, dass er nun "frei" war ... nein ... er hatte einfach zugeschlagen ... doch glücklicherweise kam Zsadiz dazu ... und hatte ihm geholfen ... der Dreckssack von Sklavenjäger war tot ... und Damiano war bei der anschließenden Flucht durch die Wälder auf Morgaine gestoßen ... die ihm weismachen wollte, dass der Kriegerprinz BÖSE war ... dabei hatte der ihm geholfen ... nein ... daran
sollte er nicht denken ... "Ähmm ... sorry ... ich kann euch keine spannenden Geschichten über terrailische Städte bieten ... nur langweilige Dörfer ...", wehrte Damiano weitere Fragen über seine Reise quer durch die Territorien ab. "Wieso eigentlich?", hinterfragte Lhassar die Gründe, warum Damiano eigentlich größere Städte umging. "Hast du was gegen Großstädte?" „So könnte man es ausdrücken. Ich habe irgendwie ein Talent dafür, in Probleme zu geraten … oder Ärger zu verursachen … und irgendwie ist es da besser, wenn man größere Menschenansammlungen meidet
…“, versuchte der junge Krieger seine Vorbehalte zu erklären – OHNE allzu sehr ins Detail zu gehen. Aber die Vergangenheit hatte Damiano nun mal gezeigt, dass es besser für ihn war, sich fernab von Städten zu halten … zu oft hatten seine Fluchtversuche gerade dort geendet … und das selten ohne schmerzhafte Folgen für den unbeugsamen Jugendlichen. Und auch wenn er jetzt schon ein knappes Jahr durch die Territorien zog – und eigentlich „frei“ war … so war er gleichermaßen noch gefangen … in den Strukturen, gegen die er Jahrzehnte angekämpft hatte … in den Verhaltensweisen, die er sich
notgedrungen angeeignet hatte … und vor allem in den Ängsten, die ihn immer mehr dominierten … Angst davor, doch wieder ZURÜCK zu müssen … Angst davor, nicht in dieser komischen Welt bestehen zu können … nein … Damiano hatte es sich in seinen Träumen immer viel einfacher vorgestellt – die Sache mit der Freiheit und der Selbstbestimmung … doch jetzt … jetzt fehlte ihm oftmals einfach die Struktur … er hatte nie gelernt, Entscheidungen zu treffen … eigentlich hatte er NICHTS gelernt - außer zu gehorchen, Befehle anstandslos zu befolgen, sich unterzuordnen und so´n Zeug halt … zukünftige Sklaven hatten ihren Herren
zu Willen zu sein … sämtliche ihnen aufgetragene Arbeiten hatten sofort und ohne Widerworte ausgeführt zu werden … jeden Tag wurde ihnen dieses auf „eindrucksvolle“ Weise eingebläut … und neben diesen „Gehorsams-Drill-Stunden“ gehörte harte Arbeit zur Ausbildung dazu … schließlich wollte niemand einen verweichlichten, schwächlichen Sklaven kaufen; bzw. sollte die Basis der Ware „stabil“ sein … damit die zukünftigen Herren ihrem jeweiligen Sklaven nur noch den nötigen Schliff geben mussten – je nachdem, wofür sie den Jugendlichen haben wollten … wobei? … IHN hatte ja scheinbar niemand haben wollen … scheinbar war er selbst als
Sklave ungeeignet … dennoch wurde auch Damiano auf eine solche Zukunft vorbereitet … auch er hatte von klein auf gelernt zu arbeiten … Und auch wenn Damiano nie gelernt hatte zu kämpfen … so war er dennoch nicht schwächlich … durch die harten Arbeiten war er stets in guter, konditioneller Form gewesen … und er hatte sich nie seinen Willen nehmen lassen – war das doch sein einziger „Besitz“ … "Ich wette, du kannst", durchbrach Filonar Damianos gedankliches Abschweifen, indem er auf dessen Aussage einging, dass der Jugendliche
keine spannenden Geschichten kannte. "Bestimmt fallen dir noch welche ein. Besonders die über die hübsche Rothaarige, eh?" Die Rothaarige? Für einen kurzen Moment zeigte sich Irritation in Damianos Gesicht, da er den Zusammenhang nicht sofort erfasste. Doch nur kurz – und schon hatte der Jugendliche das Gesicht Lady Derelors vor sich, was unweigerlich ein Glitzern in seinen Augen hervorrief. Nur ob er über die wunderschöne Heilerin reden wollte, dessen war sich Damiano nicht sicher. Die Entscheidung verzögerte sich etwas, da Romanar bereits ein Wirtshaus betrat, und die anderen ihm folgten. Der
Schankraum war voller junger Eyrier, was den jungen Krieger eine gewisse Anspannung entlockte. Oh nein … worauf hatte er sich nur eingelassen? Es war eindeutig etwas anderes als der Speisesaal – und dort hatte sich Damiano schon nicht wirklich wohl gefühlt. Trotz der steigenden Unruhe folgte der junge Krieger den Wächtern zu einem der großen Tische. Kaum saßen sie, als Lhassar verkündete, dass die erste Runde auf ihn ginge. Die erste Runde? Was für eine Runde? Damiano sah sich in dem Schankraum um - und trotz des schummerigen Lichtes konnte er nirgends etwas entdecken, was auf „eine Runde“
hindeuten könnte. Verdammt … wann hörte endlich dieser Irrsinn auf … so viel konnte er doch nicht verpasst haben … ok … er hatte nie eine Schule besucht oder dergleichen … und das Sprechen unter einander war größtenteils verboten … ebenso wie Freundschaften … aber konnte man wirklich SO wenig wissen … scheinbar ja … und diese Erkenntnis tat irgendwie weh … bzw. schämte sich Damiano für seine offensichtliche „Dummheit“ … Glücklicherweise war er gut im Beobachten … und lernte vieles durch Nachahmung … das glich seine vielen Wissenslücken zumindest etwas aus … wobei ihm dieses nur bei aktiven
Vorgängen half … wie beispielsweise die Bewegungen beim Training der Wachen oder die Abläufe im Garten … Damiano sah etwas, beobachtete es intensiv und versuchte es einfach nachzumachen … nur war dieses bei „Worten“ nicht möglich … zumindest nicht, wenn ihm ein dazugehöriges Beispiel fehlte … Dafür verstand Damiano sofort, was der Grund für die plötzlich auftretende Stille war. Eine junge Eyrierin kam an ihren Tisch, bekleidet mit einem verdammt kurzen Rock. Sie war hübsch … aber dieses Kribbeln, welches der Anblick von Lady Derelor bei ihm auslöste … das spürte Damiano bei dieser Kellnerin nicht. Doch seine jungen Begleiter
schienen etwas zu spüren … was auch immer … aber das Funkeln ihrer Augen war ziemlich aussagekräftig … vielleicht lag es auch einfach nur an diesem verdammt kurzen Rock … automatisch glitt Damianos Blick wieder zu dem kurzen schwarzen Stoff … ob Lady Derelor auch so etwas trug? … "Was kann ich euch bringen?", hörte der junge Krieger die Frage nach ihren Wünschen. Das freundliche Lächeln erwiderte Damiano zögernd. "Bier für alle", bestellte Lhassar indessen, fügte dem dann aber doch noch ´ne Frage direkt an Damiano hinzu. "Trinken tust du doch mit oder, Damiano?“ „Ähmm … ich habe aber kein Geld.“,
gab Damiano ausweichend zu Bedenken. Er würde ja auch gerne etwas trinken – auch wenn er nicht wusste, was BIER war … ob das so was ähnliches war, wie dieser Wein, den er damals mit Zsadiz getrunken hatte? … der hatte ihn ganz schwindelig gemacht … nein … das kam bestimmt nicht gut … er sollte besser ´nen klaren Kopf behalten … schließlich musste er nachher noch über ´ne Mauer klettern … und das möglichst unauffällig … aber vielleicht war BIER ja auch etwas ganz anderes … "Du hast dein Geld vergessen? Das hast du doch absichtlich gemacht", kommentierte Zianar lachend den
Einwurf des jungen Kriegers. "Wieso sollte ich WAS absichtlich gemacht haben? Mein Geld vergessen? Sorry, aber ich habe KEIN Geld.", korrigierte Damiano das scheinbare Missverständnis. Er konnte NICHTS vergessen, da er alles was er besaß, dabei hatte -in seinem Juwelengepäck; und das war eben nicht viel. Lhassar wiederholte seine Bestellung bei der Kellnerin und legte ihr ein paar Münzen auf den Tisch. Darauhin lächelte die junge Eyrierin so komisch; aber irgendwie angenehm. Sie beugte sich nach vorne, um das Geld einzustecken, wobei sich der Stoff ihrer engen Bluse vorteilhaft um ihre Oberweite spannte.
Und wieder musste Damiano automatisch an eine gewisse Lady denken. Lady Derelor trug zwar nicht so kurze, bzw. enganliegende Kleidung - aber sie sah auch so umwerfend aus. Die junge Priesterin brauchte keine derartigen Kleidungsstücke, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen ... dennoch sähe sie darin bestimmt faszinierend aus. Damiano konnte nichts dagegen tun; aber sobald er an Lady Derelor dachte, verfiel er ins träumerische Schwärmen. Filonar schien es bei dieser Eyrierin ähnlich zu gehen - zumindest deutete Damiano dessen Seufzen so. Romanar
grinste verschlagen und wissend. "Deine Freundinnen halten aber meist nur eine Nacht ..." Irritiert blickte der junge Krieger zwischen den beiden Wächtern hin und her. "Wieso halten die nur eine Nacht?", rutschte ihm die diesbezügliche Frage leise raus - denn für den Jugendlichen war es unverständlich, warum eine Frau nur so kurz halten sollte ... bzw. WAS daran halten musste ... denn Zianars Freundin schien ja länger zu halten ... zumindest klang es so für Damiano. Als die Kellnerin mit den gewünschtem Bier wiederkam, wurde das Gespräch wurde kurz unterbrochen. Damiano
musste angesichts der großen Krüge schlucken, aus welchen weißer Schaum hervorblitzte. Lhassar hob seinen Bierkrug. "Zu Ehren unseres werten Hauptmannes", prostete er den anderen zu und grinste. Damiano tat es ihnen gleich, und nippte an dem ungewöhnlich riechendem Getränk. Es schmeckte nicht schlecht, aber eindeutig undefinierbar. Mit der Hand wischte sich der Schüler Morgaines den Schaum vom Mund ab. Es dauerte nicht lange bis Filonar das Gespräch auf Damiano lenkte. "Also... jetzt wo wir unter uns sind, kannst du uns doch von deinem Problem mit Lady
Derelor erzählen. Du hättest sie nicht sofort ins Bett einladen sollen. ..." "Erstmal muss er sich entschuldigen" , mischte sich Zianar besserwisserisch ein. "Und bei den Worten muss es eine verflixt gute Entschuldigung werden." Damiano wollte die Überlegungen der Eyrier eigentlich unterbrechen ... und ihnen sagen, dass Morgaine ihm verboten hatte, sich zu entschuldigen ... er durfte ja nicht mal in ihre Nähe ... aber kein Wort kam über seine Lippen ... Der nächste Schluck, den Damiano aus dem Krug nahm, war schon etwas größer und keineswegs mehr als zaghaftes Nippen zu beschreiben. Plötzlich schien Lhassar eine Idee zu
haben, und faselte etwas von Blumen und das alle Mädchen auf soetwas stehen würden. "Blumen? Aber sie hat doch ganz viele davon ... jeden Tag ... im Garten ... WARUM sollten ihr dann meine Blumen gefallen ... zumal sie mich doch eh nicht mehr sehen will ...", äußerte Damiano seine Zweifel zu dem Vorschlag. Seine Frage, warum die Freundinnen von Filonar nur eine Nacht hielten, schien die eyrischen Jugendlichen zu amüsieren – denn sie verfielen allesamt in lautstarkes Lachen. Filonar beantworte Damians Frage mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Ich brauch Abwechslung und
bisher hat mich kein Mädchen länger fasziniert als eine Nacht. Lieber lern ich immer wieder eine andere kennen" Die Aussage irritierte Damiano, und es taten sich noch mehr Fragen dazu auf. „Aber was machst du, wenn KEINE mehr da ist? Oder sich das rumgesprochen hat, und dich niemand mehr ranlässt?“, versuchte der junge Krieger seine Verwirrung durch weitere Fragen zu lösen. "Na klar. Blumen gehen immer", widersprach Lhassar indessen den geäußerten Bedenken von Damiano - und sprang zum nächsten Thema über. Auch dem Einwurf, dass Lady Derelor ihn nicht mehr sehen wollte, ließ der Eyrier
nicht gelten. "Ich wette, sie hat das nicht so gemeint mit dem 'nie wieder sehen wollen'. Frauen reagieren immer über. Die werden schnell hysterisch. Probier dich bei ihr zu entschuldigen und wenn sies annimmt, dann will sie auch was von dir." Und wenn sie´s nicht annimmt, bin ich die Lachnummer des Hofes, fügte Damiano den Worten Lhassars gedanklich hinzu. Wobei? … dann war er eben der „Looser vom Dienst“ … aber er hatte es zumindest probiert … und nicht kampflos aufgegeben … Während Zianar und Filonar noch über irgendwelche Fachkenntnisse
diskutierten, dachte Damiano über die Worte Zianars nach. Die RICHTIGEN WORTE finden, es EHRLICH meinen und REUE zeigen ... ok ... aber wie zur Hölle sollte er das bewerkstelligen ... woher sollte er denn wissen, welches die richtigen Worte waren ... und wie sollte er Lady Derelor dazu bringen, ihm zuzuhören ... nein ... dass war doch Irrsinn ... Unsicher, ob ihre Überlegungen überhaupt irgendeinen Sinn ergaben, widmete sich Damiano dem Bierkrug. Obwohl er immer wieder daran nippte und etwas trank, schien die Flüssigkeit nicht weniger zu werden - ebenso wenig, wie die wirren Gedanken weniger
wurden. Nein ... dass war doch verrückt ... WORTE hatten ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht ... sowohl in Bezug auf Morgaine, als auch sein Missverständnis mit Lady Derelor ... REDEN war eindeutig nicht seine Stärke ... und dementsprechend glaubte Damiano auch nicht daran, dass Worte ausreichen würden ... dass sich aufgrund von Worten etwas an den Gefühlen der Heilerin ändern würde ... nein ... DAS hatte er sich dermaßen vermasselt, dass Lady Derelor ihm bestimmt nicht mal mehr zuhören würde … Dafür klang der Vorwurf, dass Filonar halbnackt aus einem Schlafzimmer hätte
fliehen müssen, umso interessanter. Zumal Damiano angesichts seines Gedanken-Chaos durchaus etwas Ablenkung gebrauchen konnte. "Du musstest auch schon mal fliehen? Aber WARUM aus einem Schlafzimmer?" Die Nachfrage Damianos machte deutlich, dass er nicht wirklich von den Gefahren in Schlafzimmern wusste – sich dafür aber mit dem Begriff der „Flucht“ auskannte. "Und um sie ins Bett zu bekommen, mußt dus langsamer angehen.", sprach Lhassar nochmal den ursprünglichen Grund dieses Gespräches an - Damianos vorschnelle Einladung ins Bett und das daraus entstandene "Fiasko". Soviel zum
Versuch, das Thema endlich abzuschließen. "Lad sie zu einem Picknick ein", schlug Filonar vor, und erklärte auch zugleich, was ein PICKNICK war. Na ganz toll … Damiano wusste zwar, dass er zu wenig von der Welt außerhalb des Kinderheimes wusste … aber es dermaßen direkt vor Augen geführt zu bekommen … nein … das war einfach nur scheiße … "Hey ... ich weiß, was ein Picknick ist ... wir haben schon gemeinsam draußen gegessen ...“, entfuhr es dem jungen Krieger auch dementsprechend etwas forscher. „Ich bin NICHT ganz so doof, ok!“
Doch kaum hatte Damiano seinen Unmut raus gelassen, als er sich auch schon wieder zurück nahm. „Sorry … aber … verdammt … es nervt einfach auf Dauer, wenn man ständig sein Unwissen vorgehalten bekommt …“, versuchte Damiano seinen impulsiven Ausbruch zu erklären – ohne zu bemerken, dass er damit überhaupt erst aussprach, dass er vieles nicht wusste. Unsicher fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Außerdem … WIE soll ich denn etwas zu Essen organisieren … ich habe Arrest und darf defacto nicht raus … und wenn ich nicht ins Dorf darf zum Arbeiten … dann habe ich weder Geld,
noch Essen …“, äußerte Damiano mögliche Schwierigkeiten, welche ein Picknick verhindern könnten – mal ganz abgesehen davon, dass er nicht daran glaubte, jemals wieder mit Lady Derelor gemeinsam essen zu können … Filonar winkte währenddessen die Kellnerin ran, um die Krüge wieder auffüllen zu lassen. "Du bist ja nichtmal fertig mit dem ersten", kommentierte Lhassar den noch halbvollen Krug Damianos. "Los, leer den Rest auf Ex." Der junge Krieger tat wie ihm geheißen … doch nicht auf EX, was auch immer das schon wieder heißen mochte … nein … Damiano leerte sein Bier in mehreren
großen Zügen, wobei er sich aber letztendlich verschluckte und husten musste. Die irritierten Fragen bezüglich seines kurzen Ausbruches ignorierte Damiano. Er wollte sich nicht erklären ... wollte den Jugendlichen nicht sagen, dass er bis vor kurzem eben nicht gewusst hatte, was ein Picknick war ... wollte nicht zugeben, dass ihn die meisten nun mal für "dumm" hielten ... nein ... lieber schwieg der junge Krieger hierzu. "Aber viel Ahnung über Frauen hast du auch nicht gerade", schloss Romanar das Thema rechtfertigend ab. Und bei der Argumentation konnte Damiano nicht
anders, als zögernd zuzustimmen - wenn auch nur mit einem leichten Nicken. "Ja, lass dir von den Experten helfen. Wenn du bei ihr landest; durch unsere Tipps, ist es wie als hätten wir auch Erfolg gehabt", fügte Filonar augenzwinkernd hinzu. Der Jugendliche sah ungläubig zu Filonar. "Wieso ist das dann ein Erfolg für euch? Außerdem will ich nicht bei ihr landen ... ich möchte mit ihr zusammen sein ... ihre Haut fühlt sich so ... ach ... vergesst es ...", brach Damiano abrupt sein Schwärmen für die rothaarige Priesterin ab Seine Argumente, bzw. möglichen
Schwierigkeiten in Bezug auf das Picknick riefen hingegen bei den jungen Wächtern Fragen hervor. "Du arbeitest in einem Dorf? Als was?", kam es verwundert von Filonar. "Sag deiner Lehrerin doch einfach, dass sie dich nicht ewig auf dem Schloss festhalten kann wegen deiner Arbeit", meldete sich Zianar zu Wort. Damiano nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. "Ähmm ... Morgaine weiß nichts davon ... glaube ich zumindest ...", versuchte Damiano als erstes den Einwand von Zianar zu "entkräftigen". Er konnte der schwarzen Witwe nicht erzählen, dass er heimlich abhaute, um im Dorf zu arbeiten - für Essen und so ... denn bis heute
Mittag hatte Damiano sich ja geweigert, den Speisesaal zu betreten ... außerdem fehlte ihm derzeitig eh der Mut, sich Morgaine entgegen zu stellen ... nein ... Von dem Gedankenchaos des jungen Kriegers kam fast nichts nach Außen; außer dass sein Blick etwas unruhiger wurde und er zu den Vorschlägen nur den Kopf schüttelte - zumindest zu dem Punkt, was er seiner Lehrerin sagen sollte. Kurz kam Damiano die Frage Filonars wieder in den Sinn. "Ach ja ... als was ich dort arbeite ... keine Ahnung ... immer das, was gerade anfällt ... meistens auf dem Feld ... ich bin nicht sehr oft im Dorf ... eigentlich nur, um meine ... ähmm ... Sachen zu regeln ...",
umschrieb Damiano seine Gänge ins Dorf, wenn er seine Vorräte auffüllen musste - denn dieses Vorgehen würde nur weitere Fragen nach sich ziehen. Aber den Tip mit den Küchenmägden merkte Damiano sich. Als Damiano sich beim "Schnell-Trinken" verschluckte, klopfte Romanar ihm auf die Schulter. "Das mit dem auf Ex leeren musst du aber noch üben", lachte er und zeigte ihm wie dieses "Auf-Ex-Trinken" richtig ging. Ungläubig starrte der Jugendliche auf den eyrischen Jugendlichen, der begleitet von Anfeuerungsrufen, den großen Bierkrug OHNE Abzusetzen leerte - scheinbar in
einem Zug. Musste der denn gar nicht zwischendurch atmen?, schoß es dem jungen Krieger in den Kopf. Den kurzen Dialog über´s Betrunkensein, Eltern und Ölgötzen bekam Damiano nur am Rande mit, da er gerade überlegte, wie er die Menge Flüssigkeit mit einem Schluck trinken sollte. Und vor allem WARUM sollte er das Bier auf diese Weise trinken? Ob dass eine eyrische Tradition war? Wie diese komische Segnung, die Lady Derelor vor 2 Tagen durchgeführt hatte? Dieses Territorium hatte soviele Merkwürdigkeiten ... oder lag es einfach nur daran, dass es das erste Territorium war, wo er näheren Kontakt zur Bevölkerung hatte ... und die
anderen Territorien hatten ähnliche verrückte Angewohnheiten ... nein ... das war kein Frage, die sich beantworten ließ ... zumindest nicht, ohne sein eigenes Unwissen zu offenbaren ... und das wollte Damiano eigentlich nicht. "Was sagen eigentlich deine Eltern dazu, dass du nach Askavi an den Hof bist?", fragte Lhassar und Damiano wurde schlagartig etwas nervöser. Er hatte ja befürchtet, dass früher oder später die Frage nach seiner Herkunft kommen würde ... sie kam immer ... aber dennoch überkam den jungen Krieger die altbekannte Unruhe ... "Ähmm , es gibt niemanden, der dazu
etwas sagen könnte! Weil ... ich habe KEINE Eltern. Und die Königin hat wohl nichts dagegen, dass Morgaine mich hierhergeschlep ... ähmm ... hierher mitgenommen hat. Und nein, ich will nicht drüber reden." Klang bei seiner anfänglichen Antwort Damianos Stimme noch nervös, so wurde sie zum Ende hin ablehnender. Der Jugendliche hatte nicht vor, über seine Vergangenheit im Kinderheim zu sprechen ... oder über seine Beweggründe, hier in Askavi zu sein ... denn beides war garantiert nicht seine freie Entscheidung ... Um von diesem Thema abzulenken, griff Damiano zu dem Bierkrug und sah
herausfordernd zu Romanar rüber. "Auf EX bedeutet also OHNE den Krug abzusetzen, oder?" Als der eyrische Wächter dieses bestätigte, nickte Damiano verstehend und setzte den Bierkrug an. Doch nach noch nicht einmal 1/4 des Inhaltes bekam der Jugendliche Bier in die Luftröhre und prustete den Rest raus, welchen er noch im Mund hatte. "Wie macht ihr das?", fragte Damiano hustend in die Runde und registrierte erleichtert, dass sein Versuch das Thema zu wechseln scheinbar funktioniert hatte. Auch wenn ihm jetzt so langsam der Schädel dröhnte vom vielen Husten ... oder war es der rauchige Raum ... oder
das Bier ... oder von allem etwas ... ach egal ... es tat einfach gut ... "Dann bilde ich wohl die Ausnahme!", fuhr der junge Krieger Zianar etwas schroff an, als dieser ihm belehrend widersprach, dass JEDER Eltern hätte. Damit war das Thema dann aber auch vorerst beendet - durch dn Versuch Damianos seinen Bierkrug auf EX zu leeren. Beim Versuch blieb es aber auch, denn der ungeübte Trinker verschluckte sich bereits kurz nach dem Ansetzen. Gelächter und weiteres Schultergeklopfe waren die Folge; und das vorherige Thema vergessen. Romanar erklärte Damiano, dass es eine
reine Übungssache wäre. Er müsse die Zunge zur Seite schieben, den Kopf in den Nacken legen und einfach nur reinlaufen lassen. SO klang es ja eigentlich ganz einfach ... aber irgendwie wollte es nicht funktionieren ... denn auch die folgenden zwei Versuche schlugen fehl ... und das angebliche Prickeln war weder angenhem, noch erreichte es überhaupt die Magengegend ... Aber das war Damiano mittlerweile egal, denn eigentlich lief es hervorragend - trotz seiner Hustenattacken, dem Versuch gewisse Themen zu umgehen oder dem Umstand, dass er vieles einfach nicht verstand, worüber die
Eyrier sprachen. Doch letztendlich brachte der Abend genau das, was der Jugendliche heute gebraucht hatte - ETWAS Abwechslung! Der Alkohol vertrieb zudem noch die ganzen beängstigenden und erdrückenden Gedanken, was ein sehr angenehmer Nebeneffekt war. Und dafür nahm Damiano gerne das stärker werdende Schwindel-Gefühl und die zunehmenden Kopfschmerzen in Kauf. Denn erstmals in seinem Leben befand der junge Krieger sich inmitten von Gleichaltrigen - und es ging nicht um den Kampf ums tägliche Essen ... das Anstehen für irgendwelche
Arbeitseinteilungen ... oder die öffentliche Zurschaustellung für etwaige Bestrafungsaktionen ... oder eben das Aussortieren und Wegbringen von Jugendlichen, die er anschließend nie wieder gesehen hatte ... NEIN ... das hier war anders ... es fühlte sich trotz der zahlreichen Fragezeichen im Kopf "gut" an ... nicht bedrohlich ... verwirrend war es ... und auch die Unterschiede zwischen den Jugendlichen waren scheinbar mehr als nur gravierend ... aber es schien keinerlei Gefahr von ihnen auszugehen ... oder? ... oder benebelte das Bier seine Wahrnehmung? ... egal ... SCHLIMMER werden konnte es nicht mehr
... Damiano verdrängte auch die letzten zweifelhaften Gedanken und widmete sich seinem Bierkrug, der diesesmal schneller am Inhalt verlor. Die Stimmung in der kleinen Runde wurde ausgelassener, es wurde häufiger gelacht und Damiano lauschte den abenteuerlichen Geschichten der eyrischen Wächter. Nur das häufiger auftretende Gejohle und die intensiven Blicke bezüglich der Kellnerin irritierten den jungen Krieger. "Wie sind denn so die Hayllierinnen im Bett?", fragte Lhassar neugierig, "Allgemein die Terreillerinnen. Es heißt,
die hätten ganz versaute Sachen drauf." Die Frage Lhassars erreichte Damiano erst zeitverzögert, da er diese anfangs garnicht auf sich bezog. So reagierte er erst auf die zweite Ansprache seitens des Eyriers. "Wie? Achso ... nein ... sorry ... ich habe keine Ahnung, wie die im Bett sind ... aber ...", durch den Alkohol weitestgehends enthemmt, antwortete Damiano ehrlich und offenbarte ohne Bedenken, dass er noch keine Frau in seinem Bett hatte. Dann sollten sie ihn doch für uniwssend halten; er hatte nun mal keinerlei Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Dennoch stimmte irgendetwas nicht an der Frage Lhassar - die Formulierung
klang irgendwie absurd. "Aber ... ich bin vielleicht unwissend ... aber ich habe noch NIE gehört, dass die Schweine mit ins Bett nehmen ...", setzte der Jugendliche sogar noch eins drauf, indem er seine Irritation direkt hinterfragte. "Dass hätte Prinz Midea doch bestimmt erwähnt ... in seinem komischen Vortrag, oder?", fügte Damiano noch rechtfertigend hinzu, da ihn die skeptischen Blicke trotz seines Alkoholkonsums verunsicherten. Seine Worte schienen die eyrischen Jugendlichen ins Erstaunen zu versetzen - nur warum, konnte Damiano nicht nachvollziehen.
Doch die jungen Wächter ließen ihn nicht lange im Unklaren. Es ging um diese Bett-Geschichte ... und darum, dass er noch keine Frau in seinem Bett hatte ... "Keine Hayllierinnen im Bett und sonst auch keine?", fragte Zianar ungläubig nach. Verwunderte und skeptische Blicke ließen Damiano nervös werden. War es denn schlimm, dass er noch keine im Bett hatte? Gestern war noch alleine der Gedanke daran scheinbar ´nen Verbrechen pur ... und jetzt? ... seine vier Begleiter sahen das scheinbar gänzlich anders als Lady Derelor und die Erwachsenen ... Dieses Thema schien genauso verwirrend
zu sein, wie dieser "Gut und Böse-Kram" ... jeder schien es anders zu sehen ... nur WAS zur Hölle war denn nun richtig? ... war es nun etwas schlimmes oder nicht? ... Damiano fuhr sich teils verwirrt und teils genervt mit der Hand durchs Haar, und nahm einen weiteren großen Schluck Bier. Vielleicht konnte er ja die ganzen Fragezeichen wegspülen. Doch leider wurde das "Wegspülen" durch die neugierigen Fragen der Eyrier erschwert, bzw. verhindert. "Unter welchem Stein hast du denn bisher gelebt, dass du noch Jungfrau bist?", hinterfragte Filonar die Unwissenheit des hayllischen Jugendlichen ganz direkt.
"Ähmm ... ich war unter keinem Stein ... die Steine waren mehr um mich rum ... außerdem war der Kontakt zu den Mädchen strengstens verboten ...", antwortete Damiano ebenso direkt, und offenbarte damit ansatzweise, dass seine Vergangnheit einen "einsperrenden" Charakter hatte. Der Alkohol "löste" die Zunge des jungen Kriegers zunehmend, und irgendwie kamen die Worte, noch bevor Damiano es verhindern konnte. Geschweige denn, dass es ihm überhaupt bewusst war, dass er sich hier "um Kopf und Kragen" redete. Hätten die Aufseher um die redefreudige Wirkung von Alkohol gewusst, dann hätten sie sich dieses
bestimmt manchesmal zu Nutzen gemacht - denn Damiano hatte sie durch sein stures Schweigen oftmals zum Ausflippen gebracht. "Außerdem ... außerdem bin ich KEINE Frau ... oder Jungfrau ... oder was auch immer ... man sieht doch, dass ich ein Mann bin ...", hielt Damiano gegen die Betitelung "Jungfrau", ohne zu wissen, was Filonar damit ausdrücken wollte. Zum Thema "Schweinerein" im Bett, hatten die eyrischen Jugendlichen mehr zu sagen, und auch das Lachen nahm zu. Verschwörerische Blicke wurden ausgetauscht, und Filonar fuchtelte so komisch mit seiner Hand vorm Mund rum
- was noch mehr Lachen bei den anderen hervorrief. Man konnte Damiano ansehen, dass ihm einerseits der Alkohol so langsam in den Kopf stieg und andererseits die Fragezeichen immer größer wurden. Der Jugendliche zuckte unschlüssig mit den Schultern, was Lhassar dazu veranlasste, das Thema zu wechseln. "Mideas Vortrag? Er hat dir keine Tipps gegeben, sondern dich.. aufgeklärt?", kam es schlussfolgernd von dem jungen Eyrier. "Oh mann, was für ein Trauma" "Nein ... das war KEIN Traum, sondern eindeutig real ... dieser Fortpflanzungskram klang einfach nur ecklig ... nicht so lustig und spannend
wie bei euch ... dieses steck dein Teil da rein ... dann kommen die Babies ... und immer dieser Vergleich mit den Tieren ... nein danke ... ich bin doch KEIN Tier ..." Damiano schüttelte ablehnend den Kopf, und gab sich weiter dem Bier hin. Das goldene Nass benebelte so schön die wirren Gedanken in seinem Kopf ... und der Jugendliche hatte das Gefühl, als würde er einfach nur daneben stehen ... es war nicht mehr SEIN Chaos ... nicht mehr SEINE Ängste ... Der weitere Gesprächsverlauf erreichte den jungen Krieger nur leicht verschwommen ... inhaltlich zwar klar
verständlich ... aber irgendwie nicht wirklich auf ihn bezogen ... was dazu führte, dass Damiano teilweise erst ziemlich zeitverzögert auf die Fragen der Eyrier reagierte. "Ich bin ... warte mal ..." Damiano sah etwas unsicher auf seine Hand, und schien im Geiste seine Finger nachzuzählen ... "Ähmm ... ich bin 171 ... ja, so alt bin ... glaube ich zumindest ...", kam es zögernd, als würde der Jugendliche sein eigenes Alter in Frage stellen. Doch kaum war Damiano sich sicher, dass richtige Alter genannt zu haben, als die anderen schon wieder bei einem ganz anderem Thema waren. Es ging darum, dass er irgendetwas verpassen würde ... die
Irritation, dass er es wirklich noch nie getan hätte ... und dass es einige Mädchen geben würde, die ihn sicherlich nicht ablehnen würde ... "WAS habe ich noch nie getan? Hey Leute, ich verstehe hier garnichts mehr!", versuchte der Jugendliche den Redeschwall seiner Begleiter zu stoppen. "... du brauchst dringend Sex", erklärte Filonar daraufhin dem angetrunkenem Krieger. "Wie wärs mit der süßen Kellnerin? Oder ne andere hier in der Bar?" Damiano sah in die grinsenden Gesichter der eyrischen Wächter. "Ich soll WAS? Sex haben? Aber warum?" Irritiert sah Damiano sich um, und musterte die besagte Kellnerin - welche
gerade von Lhassar an den Tisch gerufen wurde. Während die junge Eyrierin die Krüge wieder auffüllte, versuchte Damiano noch, die Worte Filonars zu verstehen. Er solle Sex haben ... und zwar mit der Kellnerin ... oder so ähnlich ... aber WIE? ... und WARUM? ... musste man da nicht dieses Kribbeln fühlen? ... wie bei Lady Derelor ... scheinbar nicht ... denn da hatte ihm das Kribbeln und diese Hitzewallungen ja erwiesenerweise NICHTS gebracht - außer Ärger ... vielleicht sollte er es einfach probieren ... was sollte schon passieren ... die Personen, die ihm wichtig waren,
wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben ... bzw. waren wütend auf ihn ... also konnte es nicht mehr schlimmer werden ... Von diesem Gedanken ermutigt, sah Damiano zur Eyrierin rüber. Die Kellnerin beugte sich zu ihm rüber, um auch seinen Krug wieder aufzufüllen. Genau in dem Moment beugte auch Damiano sich etwas vor. Mit geröteten Wangen und einem zaghaften Lächeln im Gesicht, nahm er seinen ganzen Mut zusammen - wobei es durch den ungewohnten Alkoholkonsum nicht viel davon brauchte. "Ähmm ... du ... meine Kumpels sind der Meinung, dass ich dringend Sex brauche ... würdest du
vielleicht mit mir? ... dieses Bettdingens machen ..." Fragende Augen, die aber durchaus eine ernstgemeinte Absicht offenbarten, sahen in ein sprachloses Gesicht. Auf Damianos Einwand hin, dass er doch KEINE Frau sei, lachte Lhassar belustigt - erklärte dem ahnungslosen Jugendlichen dann aber doch die Bedeutung des Begriffes "Jungfrau". "Kennt ihr den Aussdruck nich in Hayll?" Der junge Hayllier-Mischliing schüttelte daraufhin nur seinen Kopf. "Keine Ahnung, ob der Ausdruck bekannt ist. ICH kannte ihn nicht!", rechtfertigte Damiano seinen vorherigen Einwand.
Warum hieß das auch Jungfrau? Hätte man das nicht anders nennen können? Ohne dieses FRAU am Ende. Doch die Warnung Zianars riss den Jugendlichen aus seinen Überlegungen. WIESO war das gefährlich? WARUM bluteten die Frauen dabei? Doch noch bevor Damiano darauf eingehen konnte, und etwaige Fragen stellen konnte, waren sie schon beim nächsten Thema angelangt. Bei dem "traumhaften" Vortrag des Hauptmannes - wobei Lhassar ihn auch hier wieder verbesserte. Er erklärte ihm den Unterschied zwischen Traum und Trauma. Damiano verstand zwar den Unterschied zwischen den beiden
Begriffen - aber nicht, warum er schwere geistige Schäden davon tragen sollte ... WOVON? ... von diesem Vortrag? ... und warum zur Hölle fanden die den ganzen Kram so amüsant? ... Lhassar lachte so doll, dass seine großen Flügel wackelten - und den drei anderen Rekruten schien es ähnlich zu gehen. Die jungen Eyrier erklärten, was ihrer Meinung nach falsch an dem Vortrag Mideas war - bzw. was der Prinz vergessen hatte zu erwähnen. Die Rede war von Verhütungstränken, welche Babies verhindern sollten ... WIE konnte man den Babies "verhindern"? ... und war das dann soetwas wie Mord? ... das klang alles so skurril ... Babies, die
eigentlich kamen - kamen dann doch nicht ... Auf die große Verwirrung nahm Damiano erst mal einen weiteren Schluck Bier. Glücklicherweise kamen sie dann auch zu dem eiegntlich Wesentlichen - dem Spaß am Sex. Das klang doch schon viel angenehmer. Und kam dem angenehmen Kribbeln schon bedeutend näher, welches Damiano immer spürte, wenn er an Lady Derelor dachte. "Aber wenn es SO schön ist ... warum haben die Eltern dann etwas dagegen? ... und haben alle Eltern da was gegen? ..." Ob Morgaine deshalb so sauer gewesen war? ... weil sie ihn noch für zu jung hielt? ... aber sie war
doch nicht seine Mutter ... nein ... über die Beweggründe Morgaines wollte er jetzt lieber nicht nachdenken ... Dafür klang die Erklärung Zianars viel besser. "... Es ist toll so intim mit einem Mädchen zu sein, was man mag. Intimer gehts nicht. Man teilt diese wahnsinnige Erfahrung mit ihr. Es ist wie ein Geheimnis und verbindet euch." Oh ja ... genau DAS wollte er mit Lady Derelor erleben ... diese Verbindung ... Doch lange hielt der junge Krieger sich nicht mit den schwärmerischen Gedanken auf ... denn die Aufforderungen, dass er dringends Sex bräuchte - um dazu zu gehören ... All
das veranlasste den Jugendlichen zu der verrückten, und völlig unbedachten Äußerung zur Kellnerin. Kaum hatte Damiano sein Anliegen vorgebracht, als er seinen "Fehler" regelrecht spüren konnte. Die junge Eyrierin starrte ihn wütend an, und anstatt einer Antwort, erhielt der junge Krieger erstmal eine heftige Ohrfeige, die ihn zurück taumeln ließ "Unverschämtheit! Ich glaub, du hast genug Bier getrunken." Angesichts der erhobenen Hand zuckte Damiano zusammen, und starrte einfach nur verunsichert zu der fluchenden Kellnerin. Romanar griff nach ihrem Arm, und versuchte sie zu besänftigen. "Nimms
ihm nich übel, so wars nich gemeint, sollte nur ein Spaß sein" "Das war kein Spaß ... IHR habt doch gesagt, dass ich dringends Sex bräuchte ... und auch von euch kam der Vorschlag, dass ich SIE fragen sollte ...", verteidigte Damiano sich selbst. Seine Frage war doch ernst gemeint gewesen ... WARUM lügte Romanar denn die Lady an? ... Lügen war SCHLECHT ... und der Jugendliche war vielleicht unwissend, dumm und manchesmal auch verrückt ... ABER er war ehrlich ... "Man darf nicht lügen ... dann sollte man lieber schweigen ...", fügte er seiner Verteidigung noch erklärend hinzu. Die Eyrierin schnaubte schnippisch, drehte sich um und würdige
ihn keines Blickes mehr. Lhassar war währendessen vor Lachen von seinem Stuhl gefallen, und hing halb auf der Erde. "Oh, Damiano, has du denn nix gelernt?", fragte er noch beim hochkommen. "Bei Lady Derelor hats doch auch nich geklappt sie einfach nach nem Bettabenteuer zu fragen" "Aber bei ihr habe ich nicht dieses komische Kribbeln, wie bei der Heilerin ... also hätte es ja klappen können ... WIE spüre ich es denn sonst, ob eine Frau meine Einladung ins Bett annimmt ...", rechtfertigte Damiano sein Vorgehen - wobei er gleichzeitig verriet, dass er die Absage nicht auf seine direkten Worte
bezog; sondern auf sein inneres Empfinden. "Du hast Mut, das muss man dir lassen", sprach ihm hingegen Filonar ein Lob aus. Wobei er aber gleichzeitig Zianar zustimmte, dass Damiano es eindeutig SUBTILER angehen müsste. Noch bevor Damiano den ihm unbekannten Begriff hinterfragen konnte, erklärte der eyrische Wächter von selbst, was er damit meinte. Wenn er das richtig verstand, sollte er alles mögliche tun - NUR nicht über Sex sprechen. Also war es doch etwas schlechtes, oder? "Nur ne Hure kanns du so offen nach Sex fragen", warf Romanar plötzlich
belehrend ein. Was war denn nun schon wieder eine HURE? Und WO fand man eine solche? Ob die, die Antwort auf seine sexuelle Unwissenheit war? Nein ... denn auch wenn Damiano nicht wusste, was es damit auf sich hatte, klang es irgendwie abfällig ... Romanar hatte es keineswegs ehrvoll ausgesprochen ... also sollte er diesen Gedanken nicht mehr nachgehen ... obwohl? ... WIE sollte er denn etwas lernen, wenn er nicht nachragte? ... "WAS ist denn eine Hure? Und WARUM kann ich die nach Sex fragen ... und alle anderen flippen völlig aus ...", versuchte Damiano dann doch noch Antworten auf seine vielen Fragen zu bekommen. Der
junge Krieger rieb sich die Wange, auf welcher immer noch der Handabdruck der Kellnerin zu sehen war. "Ja, klar, fragen. Aber doch nich so" "Du kanns beim Verführen nich gleich mit der Wahrheit kommen, muss das gut verpacken und warten bisse bereit is.", kommentierten Romanar und Lhassar seine Aussage, dass er doch nur getan hatte, was sie ihm geraten hatten. Auf Damianos Frage hin, wie man es denn merken würde, ob eine Frau auch Sex wollte, erklärte Filonar ihm, dass das sehr schwierig wäre. Sex wäre nun mal ein Thema, über das man NICHT spricht - zumindest nicht mit den Frauen oder
den Erwachsenen. "Ich glaub ja, dein Kribbeln bei der Heilerin kommt von woanders her."Kanns sein, dass du in das Mädchen verliebt bist? ", kam Zianar noch mal auf Damianos Gefühle für Lady Derelor zu sprechen. Der junge Krieger nickte zögernd. Zianar schien wirklich einiges von Frauen und diesem Zeug zu verstehen. Filonar gab ihm abschließend noch ein paar Ratschläge, wie das mit der "subtilen" Einladung gemeint war. So langsam glaubte Damiano zu verstehen ... es war eigentlich nur ein langsames Rantasten ... eine Herauszögerung seines eigentlichen Zieles ... wie mit seinen zahlreichen Fluchtversuchen ... er musste einfach
ausprobieren, was machbar war ... wie weit er gehen konnte ... und irgendwann würde es klappen ... Angesichts dieser Erkenntnis funkelten Damianos Augen für einen kurzen Moment feurig auf. "Ihr verwirrt ihn ja total", mischte sich Zianar ein. Doch das, was dann folgte, war noch VIEL verwirrender als die Aussagen der anderen. Denn den mutmachenden und mehr "gefühlsbetonten" Erklärungen des Eyriers, folgten plötzlich diverse Begründungen, WARUM die meisten Eltern etwas gegen Sex hatten. Die Begründung mit dem Alter hatte Damiano ja mittlerweile verstanden - aber jetzt
ging es plötzlich um Verantwortung, Verletzungen, Ausnutzen, Krankheiten und irgendwelche Schwängerungen. Nun vollends verwirrt starrte der junge Krieger zu Zianar. War Sex nun etwas Gutes oder war es etwas Schlechtes? Nun war es Lhassar, der das Thema in eine Richtung brachte, indem er seinen Vorredner belehrte, dass NIEMAND soetwas hören wollte. "Zi, wer will das hören? Die Erwachsnen ham keine Ahnung. Wir sin keine Kinder mehr. Damiano, wenn du Sex hast, dann wirst du zu nem richtigen Mann. Zu nem Erwachsenen." Damiano stellte seinen Bierkrug wieder
ab, und warf dem jungen Eyrier einen skeptischen Blick zu. "Also ... wenn ich das richtig verstanden habe, haben Erwachsen KEINE Ahnung ... aber wenn ich Sex habe, werde ich zu einem Erwachsenen ... richtig?" Der Jugendliche schüttelte abwehrend seinen Kopf, bereute dieses aber aufgrund des eintretenden Schwindels sofort wieder. "Nimm´s mir nicht übel ... aber ich will nicht zu einem AHNUNGSLOSEN Erwachsenen werden ... ich weiß schon jetzt viel zu wenig ...", versuchte Damiano das soeben Gehörte halbwegs plausibel abzuwehren. Die Sache mit dem Sex klang ja ganz spannend und irgendwie auch interessant
- aber ob das alles die Auswirkungen rechtfertigte? ... wenn er früher geflüchtet war, wusste er zwar, was ihn erwartete, wenn er erwischt wurde ... und die Konsequenzen waren keineswegs angenehm ... aber dafür wäre er FREI gewesen, wenn es geklappt hätte ... NUR was bei dieser Sex-Geschichte der Nutzen war ... das verstand Damiano einfach nicht ... war dieses angebliche "geile" Gefühl wirklich die Gefahr wert, zu einem AHNUNGSLOSEN Erwachsenen zu mutieren ... und bedeutete dass, das Morgaine und Prinz Midea KEINEN Sex hatten? ... weil die schienen ja viel zu wissen
... Doch die lautstarken Überlegungen der eyrischen Jugendlichen durchkreuzten das Gedankenchaos Damianos. Die wollten ihm eine Hure besorgen ... WARUM? ... und was zur Hölle war denn nun schon wieder ein "Rotlichtviertel" ... waren das ein Viertel, wo nur rotes Licht schien ... NUR warum sollte jemand rotes Licht bevorzugen ... dass klang nicht wirklich praktisch, denn ROT erzeugte garantiert kein helles Licht ... aber auch die ganzen Fragen von vorhin kamen ihn wieder in den Sinn ... Nur dass Damiano da nicht wirklich zu Wort gekommen war, bzw. ihm die saftige
Ohrfeige noch zu sehr im Nacken saß. Denn das Thema "Hure", und was sich hinter dieser Betitelung verbarg, hatten sie ja schon vorhin. Irritiert und voller Fragen, blickte Damiano Filonar an. "Nein, ich habe noch keine nackte Frau gesehen ... warum auch? ... und wozu brauchen die rotes Licht? ..." Ein ratloses Schulterzucken unterstützte die Verwirrung des jugendlichen Haylliers, als sein Blick zu Romanar glitt. "Und was meintest du ... was meintest du mit MÄNNERN ... wieso sollte ein Mann mit mir schlafen ... ich bin doch keine Frau, wo man sein Teil reinschieben kann ... weil SO hat Prinz Midea das erklärt ... und ... und ich habe
doch nicht so ein Loch ... oder meinst du etwa ..." Damiano wurde rot, als sein Blick über die Schulter nach hinten "wanderte". NEIN ... das meinten die nicht ... das ging doch garnicht ... "Ich glaube, mir wird schlecht!" Damiano erhob sich schwankend, und wollte sich kurz ins Bad verziehen ... Wasser würde seinen Kopf bestimmt wieder etwas klarer bekommen ... doch irgendwie drehte sich alles ... sodass der junge Krieger zurück auf den Stuhl fiel. "Ich sollte das Bier wohl wirklich weglassen.", versuchte Damiano seine undeutliche Sprache und die mangelnde Körperbeherrschung zu erklären. "Das ist doch das Bier, oder? Dreht sich bei euch
auch der Raum?", schob er angesichts der skeptischen Blicke fragend hinterher. "Dann wirds höchste Zeit", meinte Lhassar bei Damianos ehrlicher Antwort, dass er noch nie eine Frau nackt gesehen hatte. Damiano ging da nicht mehr drauf ein, da er nicht verstand, was denn so tolles an einer nackten Frau sein konnte? Obwohl? Wenn er an Lady Derelor dachte, würde er schon gerne wissen, wie die unter dem edlen Stoff aussah. Ob ihre Haut dort auch so angenehm warm und zart war ... wie ihre Hand ... NEIN ... er sollte sich endlich die rothaarige Schönheit aus dem Kopf schlagen ... sie
wollte ihn NIE wieder sehen ... Glücklicherweise lenkten ihn die eyrischen Jugendlich gut von diesem ganzen Gefühlskram ab - denn das Thema "Rotlichtviertel" klang ziemlich geheimnisvoll, wenn nicht sogar spannend. Schumriges, rotes Licht ... über speziellen Türen ... und dort gab es dann diese Huren ... wie ein Geheimcode ... irgendwie klang es verboten ... aber konnte es denn etwas Verbotenes sein, wenn alle scheinbar davon wussten ... Die jungen Wächter wussten sogar, was es mit den männlichen Huren auf sich hatte ... also gingen auch Frauen dorthin ... es wurde ja immer mysteriöser ... nur über dieses
Männer-tuns-mit-Männern-Dingens ... nein ... davon wollte Damiano nichts hören ... Lhassar schien es ähnlich zu gehen; zumindest erklärte er dem stark angetrunkenen Jugendlichen, dass er die Vorstellung auch ecklig finden würde. Damiano hatte inzwischen versucht aufzustehen, doch war er daran kläglich gescheitert - was er instinktiv dem Bier zuschrieb. "Ach was. Du brauchs nur frische Luft. Ein Ortswechsel is angesagt", wiedersprach Filonar, und half ihm zusammen mit Zianar auf die Beine. Die Beine des jungen Kriegers fühlten sich so wackelig an, und Damiano war
versucht, sich wieder hinzusetzen - doch die jungen Wächter zogen ihn mit sich. An beiden Seiten gestützt verließ Damiano torkelnd die Taverne. Die kühle Nachtluft tat gut. Und auch wenn sie etwas den Nebel verscheuchte, welcher Damianos Gedanken immer öfter nach hinten schob - so vermochte die kalte Luft nicht das Schwindelgefühl vertreiben. "Wennde mehr trinkst, verträgst auch mehr", erklärte Lhassar besserwisserisch die Wirkung von Alkohol. Daraufhin rief der Eyrier etwas silbernes hervor, erklärte die Herkunft der Flasche und alle nahmen auch hiervon einen Schluck.
"Hier, probier den Schnaps", forderte Romanar Damiano auf, als er ihm den Flachmann hinhielt. "Den aber nich auf Ex leeren." Der Jugendliche sah sich das kleine, silberne Fläschchen an, welches eine komische flachgedrückte Form hatte. Damiano roch skeptisch an dem Inhalt, weil die Jugendlichen alle so komisch aufgekeucht hatten beim Trinken. Es roch ungewohnt. Aber da die anderen das auch getrunken hatten, setzte Damiano ebenfalls den Flachmann an seine Lippen und nahm einen Schluck. Es würde schon kein Gift oder dergleichen sein. Noch ehe er sich versah, gaben seine
Beine nach und der junge Krieger hustete sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib. Der Schluck war nicht besonders groß gewesen, aber dafür war der Inhalt umso stärker. Sein Rachen brannte höllisch, und Damiano konnte dem aufsteigenden Brechreiz nichts mehr entgegen setzen. Mitten auf der Straße kniend, entledigte er sich seines Mageninhaltes. "Verdammt ... was ist das für ein Teufelszeug ...", fragte der Jugendliche keuchend Richtung Lhassar. "Vielleicht hätte ich das Brötchen nicht essen sollen ... jetzt ist es eh wieder draußen ...", versuchte Damiano seinen desolaten Zustand mit etwas Sarkasmus zu überspielen. Nicht wissend, dass er
für den ungewohnten Alkoholkonsum eher zu wenig, als zu viel gegessen hatte - aber woher hätte Damiano etwaige Zusammenhänge kennen sollen; es war sein erstes "Besäufnis". Und gerade war es alles andere als angenehm. Sein Kopf dröhnte, sein Rachen brannte, alles drehte sich und er konnte nicht mal selber geradeaus laufen. Von der Kotzerei mal ganz abgesehen. Nach einer kurzen Verschnaufpause, rappelte sich der Jugendliche wieder mit Hilfe von Romanar und Filonar auf und es ging weiter. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie endlich das besagte Viertel erreicht hatten. Nur ob das an der
Entfernung oder den vielen kleinen Pausen lag, konnte Damiano nicht sagen. Er wusste ja nicht mal, wo er gerade war. Nur dass sie am Ziel waren, das bekam er mit. Denn Lhassar deutete grinsend auf eine rote Laterne. "Da, siehs du, ne rote Laterne" Fast zeitgleich deutete er zu einer dunklen Kutsche, die am Straßenrand stand. Eine Frau mit eindeutig zu wenig Kleidung am Leib stieg erst auf die Trittstufen, beugte sich vor zum Fenster und huschte dann ins Innere der Kutsche. "Das war eine Hure. Man nennt sie auch Prostituierte", erklärte Zianar. Woraufhin aber noch andere Betitelungen für Huren
genannt wurden. "He, da ist das Raejan!", unterbrach Filonar den kurzen Exkurs in die verschiedenen Begrifflichkeiten und deutete auf ein großes Schild mit rot leuchtenden Buchstaben. "Gehen wir rein? Oder ist dir immer noch schlecht, Damiano?" "Ähmm ... mir ist noch schlecht ... aber egal ... jetzt will ich wissen, WAS genau ein Strip ... Striplokal ist ...", antwortete Damiano zögernd auf die Frage Lhassars. Er war so neugierig ... aber irgendwie beschlich ihn auch gerade ein mulmiges Gefühl ... "Ist es da drin gefährlich? ... weil ich
nicht wirklich in der Lage bin, mich zu wehren ... geschweige denn gerade zu stehen ...", schob der Jugendliche dann doch noch seine Bedenken hinterher. Was, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten? Bis hierher hatten sie ihn schon stützen müssen ... und irgendwie wollten seine Beine immer noch nicht wie Damiano es gerne hätte ... aber dennoch war da der Reiz, endlich etwas über das Mysterium "Frau" zu erfahren ... Mit hoffnungsvollem Blick sah Damiano zu seinen Begleitern. "Aber ich würde schon gerne da rein ... nur mal kurz schauen ..." "Du hattest sonst nix zum Abendessen?
Kein Wunder, dass dir schlecht geworden is. Nie Alkohol auf leeren Magen", belehrte Zianar ihn. Damiano nickte verstehend., verbesserte Zianar aber hinsichtlich des Abendessen. "Das Brötchen war nicht ... es war von heute mittag ... als ich euch kennen geler ...", viel weiter kam Damiano nicht mit seiner Erklärung, dass er kein Abendessen hatte - denn mit einem weiteren Hustenanfall, würgte der Jugendliche auch den letzten Rest seines Mageninhaltes raus. Verdammt, war ihm schlecht. Alles drehte sich, und Damiano hatte Mühe den Anweisungen der eyrischen Wächter zu folgen. Die kannten sich scheinbar mit alkoholbedingter Übelkeit
aus. Die Hilfe der Eyrier war für den jungen Krieger total ungewohnt. Zögernd nahm er einen Schluck von dem Wasser, welches ihn Romanar hinhielt. Wenn Damiano sich früher erbrechen musste, dann hatte er zwar auch Wasser bekommen ... aber gewiss nicht zum Trinken ... sondern um die Sauerei wieder wegzumachen ... und hinterher gab´s Ärger für "ungebührliches Verhalten" ... wie hatte man es ihnen eingeprügelt ... sie hatten NICHTS ohne Erlaubnis oder Befehl zu machen ... gar nichts ... Noch ganz benommen tat Damiano einfach, was seine Begleiter
ihm sagten; er ließ sich einfach treiben, bzw. mitziehen. Etwas trinken, sich den Mund abwischen, aufrappeln und weiter laufen. Und dann war es soweit. Der jugendliche Hayllier stand vor einem sogenannten Striplokal ... und würde gleich erfahren, was es damit auf sich hatte. Neugierde und steigendes Unbehagen ließen den Krieger unruhig werden; und zögernd seine diesbezüglichen Bedenken äußern. Damiano hatte irgendwie Angst vor dem, was da drin sein könnte - war aber andererseits neugierig. "... Un wir passn scho auf dich auf.", ermutigte Lhassar ihn und unterstrich
seine Worte mit einem aufmunterndem Schulterklopfen. auf die Schulter. "Is bloß gemeingefährlich wie heiß die Frauen da drin aussehen. Is ne andere Gefahr." Mit einer leichten Verunsicherung in den Augen sah Damiano zu Lhassar rüber. Doch noch bevor Damiano diese ANDERE Gefahr hinterfragen konnte, erklärte Zianar ihm die hier geltenden Regeln. Auf die abschließende Frage, ob er das verstanden hatte, nickte der Jugendliche nur. "Ja, nur gucken ... nicht anfassen ...", gab er stichpunktartig und mit trockener, belegter Stimme das Gehörte
wieder. Nachdem das geklärt war, betraten sie endlich dieses geheimnisvolle Haus. Beim Anblick des bulligen Türstehers, senkte Damiano instinktiv seinen Blick. Der war ihm nicht geheuer. Doch glücklicherweise ließ dieser sie kommentarlos durch - ob das an dem komischen Papier lag, welches Lhassar ihm gegeben hatte? Egal, hauptsache er konnte schnell von dem weg, dachte sich Damiano und folgte den anderen ins Innere der Lokation. Das gedankliche Abdriften in seine "normale" Verhaltensweise, bzw. in seine
dahintersteckenden Ängste, wurde durch die Atmosphäre im Raum zunehmends verdrängt. Damianos Augenmerk glitt zu diesen komischen länglichen Emporen, auf denen sich leicht bekleidete Frauen seltsam räkelten. Man hätte denken können, ihnen würde etwas weh tun ... aber dazu passten die Blicke nicht, welche die Ladies ins Publikum warfen. Damiano starrte völlig abgelenkt auf das Geschehen da oben, und vergaß seine Bedenken bezüglich der vielen Männer um sich rum. Ihr Tisch befand sich direkt bei so einer Bühne, und Damiano ließ sich angetrunken auf den Stuhl nieder. Hatte er in der vorherigen Taverne noch
geglaubt, dass die Kellnerin einen zu kurzen Rock anhatte - so wurde er hier eines besseren belehrt. Die Kellnerinnen hier waren eigentlich garnicht bekleidet - denn Damiano konnte sich nicht vorstellen, dass man das bißchen Stoff "Bekleidung" nannte. Aber der Anblick war berauschend. Ihm wurde ganz warm, und auch die Blässe machte einer leichten Schames-Röte Platz. "He... Jungs.. was darfs sein?", fragte sie mit einer Stimme, die Damiano kurz erschaudern ließ. Lhassar bestellte indessen weiteres Bier, und Zianar etwas zu Essen - was der junge Krieger aber nur am Rande mitbekam. Zu sehr war er abgelenkt von dem, was es hier zu sehen
gab. Gebannt verfolgte er, wie eine Frau mit sonnenfarbenem Haar ihre Hüften kreisen ließ. Dem jungen Mann wurde angesichts der aufreizenden Bewegungen ganz schwindelig - denn immer wenn besagte Tänzerin in die Hocke ging, konnte man ihr für einen ganz kurzen Moment unter den viel zu kurzen Rock sehen. Ob er DA überhaupt hinsehen durfte? Es fühlte sich irgendwie falsch an, aber dennoch konnte Damiano einfach nicht seinen Blick abwenden. "Un, könn wa länger bleibn oder hasse schon genug geschaut?", fragte Filonar grinsend. Damiano blickte erschrocken
auf, und fühlte sich gerade bei etwas Verbotenem ertappt. "Wie? Ähmm ... nein ... wir ... wir können bleiben ...", stotterte der Jugendliche. "Können wir doch, oder?", schob er hoffnungsvoll hinterher. Damiano wusste garnicht, wo er zuerst hinsehen sollte. Und ihm wurde immer wärmer. Es war zwar nicht dieses tiefe Kribbeln, welches er beim Anblick von Lady Derelor verspürte - aber es war ebenso angenehm. Nein ... es war berauschend! "Hier, du brauchs Geld, ums den Tänzerinnen gebn zu könn", wandte sich Lhassar an Damiano und drückte ihm ein
paar Geldscheine in die Hand. Damiano sah irritiert auf das Papier; und schüttelte ungläubig den Kopf. "Das ist doch KEIN Geld ... nur Papier ... Geld ist doch rund ... und meta ... metallisch ..." Zumindest war es DAS Geld, was der Jugendliche bisher sein Eigen hatte nennen können. Damiano wurde nun mal für seine gelegentlichen Arbeiten mit Lebensmitteln, ein paar Münzen oder anderen Rohstoffen bezahlt. Und vorher ... vorher war er nie mit irgendwelchen Zahlungsmitteln in Kontakt gekommen. Dementsprechend schob der junge Krieger das Geld, welches Lhassar ihm in die Hand gedrückt hatte, auch zurück auf den Tisch.
Auf der Bühne tat sich etwas, was die Aufmerksamkeit der anwesenden Männer scheinbar magisch anzog. Auch Damiano konnte seinen Blick einfach nicht abwenden. Eine Tänzerin mit blondem Haar bewegte sich lasziv zur Musik. Dass alleine hatte schon eine eigenartige, faszinierende Wirkung auf den jungen Krieger. Doch die Lady tat noch mehr ... und dass ließ Damiano einfach nur den Atem anhalten. Sie öffnete die Knöpfe ihrer Bluse, und rieb den Stoff an ihren großen Brüsten. Verführerisch ließ sie die Hüften kreisen, und schob ihr Becken
rhytmisch vor und zurück. Zeitgleich entledigte sie sich der bereits geöffneten Bluse, und ließ diese in Zeitlupe zum Boden gleiten. Einige der Männer steckten ihr dieses komische Papier-Geld zu, als die Tänzerin sich in die Hocke sinken ließ und geschmeidig ihren Rücken durchdrückte. Doch als die Frau anfing, ihren Rock an der Seite zu öffnen, wurde Damiano immer nervöser. Ihm war vom Alkohol ganz schwindelig und die ganzen Eindrücke verstärkten dieses Gefühl noch. Mit jedem Knopf enthüllte die Lady mehr Haut, bis letztendlich nur noch knapper Spitzentanga ihre Weiblichkeit verbarg. Damiano starrte wie
hypnotisiert auf die fast nackte Frau. Eine ungewohnte Hitze durchzog seinen Körper, und das Ziehen in seiner Lendengegend war erregend und irritierend zugleich. "Un, is das dein Geschmack?", riss die Frage Lhassars Damiano aus seinen berauschenden Gefühl. Anfangs versagte die Stimme des jungen Kriegers, sodass er nur nickend zustimmen konnte. Unsicher was er sagen sollte, nahm der junge Krieger erst mal einen großen Schluck Bier. Doch noch während Damiano beim Trinken nach den richtigen Worten suchte, streifte die Tänzerin doch tatsächlich auch noch den
kleinen Tanga ab. Vor Schreck, bzw. die sprachlose Faszination ließ Damianos Hände zittrig werden – und der noch halbvolle Bierkrug rutschte ihm aus der Hand. Schneller als die Jugendlichen reagieren konnten, kippte der Krug um und ergoss den verbliebenen Inhalt quer über den Tisch. "Ähmm ... sorry ... das wollte ich nicht ...", lallte Damiano eine Entschuldigung. Damiano war von den vielen Eindrücken des Abends nur noch überfordert: zu viel Alkohol und die nackten Frauen, die ungewohnten Emotionen und die allgegenwärtige Angst. Ihm war einfach nur noch schlecht; doch aufgrund der Faszination, welche die Frauen auf ihn
ausübten, fehlte ihm einfach die Durchsetzungskraft, den Abend abzubrechen. "Ich ... ich bin ... nicht ssüüüüßß ... bin doch ... kein Zucker ... oder wie das ... das Zeug heißt", widersprach Damiano stockend und lallend zugleich. Dass die Kellnerin ihn, beziehungsweise seine Art damit meinte, war dem Jugendlichen nicht bewusst - und wenn, hätte er es wahrscheinlich in Frage gestellt. Denn normalerweise betitelte man ihn mit Worten wie dumm, unfähig, schwach, stur, unmöglich, verrückt, zu Nichts nutze und viele negative Bezeichnungen
mehr. Auf den Hinweis, dass er genug zu trinken hatte, schüttelte Damiano abwehrend seinen Kopf. "Nein ... ich will ... will noch mehr ..." Denn obwohl ihm irgendwie schlecht war und sich alles drehte, so ließ dieses Getränk ihn dazugehörig erscheinen. Das allgegenwärtige Chaos in seinem Kopf schien zu verschwimmen, und die Angst war nur unterschwellig spürbar. Und genau deshalb wollte der junge Hayllier weiter trinken. Irritiert, aber auch mit einer ungewohnten Hitze in seiner Lendengegend, starrte Damiano auf die
Bühne. Fragend blickte er zu den Jungs, die komischerweise überhaupt nicht verwundert darüber waren, dass der Frau dort oben eindeutig etwas fehlte. War das etwa normal? Wenn die Frauen größere Brüste und längere Haare hatten, zierlicher waren und meistens auch sanfter im Gemüt - dann hatten sie vielleicht auch keinen Schwanz zwischen den Beinen. Mit einem großen Schluck Bier versuchte der junge Krieger seine vielen Fragen fortzuspielen, und nicht allzu unwissend auszusehen. Ob Lady Derelor auch so was hatte? ... obwohl? ... eigentlich hatte die Frau da ja nichts ... zumindest konnte der Haylliermischling nichts erkennen. Doch
der gedankliche Vergleich mit der jungen Heilerin ließ Damianos Hormone Amok laufen, und er wurde hart. Von dieser doch ungewohnten Reaktion seines Körpers überrascht, wurde der Jüngling rot im Gesicht und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. "Ich glaube ... mir ... mir ist schlecht ...", setzte Damiano zum Sprechen an, wobei er kaum noch klar denken konnte. Doch weder die Übelkeit, noch das Drehen des Raumes wollten sich wegspülen lassen. Und sein angeschwollendes Ding pochte sowohl erregend, wie auch unangenehm in seiner Hose.
"Ich ... ich komme gleich ... gleich wieder". Der junge Krieger brauchte drei Ansätze zum Aufstehen, ehe er Richtung Toiletten wankte, um sich irgendwie Erleichterung zu verschaffen - ohne zu wissen, wie er das anstellen wollte. Sein Befinden hatte sich nicht wirklich verbessert, als Damiano aus dem Waschraum kam. Der Raum wollte einfach nicht aufhören sich zu drehen, und die laute Musik ließ die Kopfschmerzen immer stärker werden. Wenn er nicht an dem bedrohlich wirkenden Türsteher vorbei gemusst
hätte, wäre Damiano raus gegangen - denn ihm war mittlerweile einfach nur noch schlecht. Und da das Wasser im Waschraum nicht wirklich hilfreich war, wäre ja frische Luft vielleicht effektiver gewesen. Doch ohne den Rückhalt der jungen Eyrier fehlte Damiano selbst im betrunkenen Zustand der Mut, sich dieser Situation zu entziehen. Auch wurde dem jungen Krieger erst jetzt bewusst, dass er inmitten eines überfüllten Saales stand. Zahlreiche Eyrier drängten sich in Richtung der Bühne, und der junge Krieger lief mit eingezogenen Schultern
außen rum. Wobei er mehr schwanken tat - denn für gerades Laufen fehlte ihm die Koordination. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte Damiano den Tisch der Jungs, und sah Prinz Midea da stehen. Vom Alkohol noch völlig benebelt, brauchte der Jugendliche einen Moment, um die Situation zu erfassen. Denn der Hauptmann war sicherlich nicht gekommen, um ebenfalls nackte Frauen zu bestaunen, dessen war sich der Jüngling sicher. Angesichts des wütenden Gesichtsausdrucks wurde Damiano
kreidebleich, und konnte nicht verhindern, dass die altbewährte Panik durch sein Blut rauschte und sich mit dem Alkohol vermischte. Im ersten Moment blieb er deswegen auch abrupt stehen, und sah sich nach etwaigen Fluchtmöglichkeiten um. Doch anstatt diesem Impuls einer Flucht zu folgen, rührte sich der junge Krieger nicht vom Fleck. Er konnte nicht abhauen ... nicht, wenn die anderen jetzt seinetwegen in Schwierigkeiten waren ... und genau danach sah es gerade aus, durchbrachen ´zig Gedanken den Nebel des
Alkohols. Seinen ganzen Mut zusammen nehmend, näherte sich Damiano schwankend dem Hauptmann, welcher eindeutig wütend war. Wobei sein Handeln keineswegs mutig war ... sondern eher leichtsinnig .. wenn nicht sogar lebensmüde, verbesserte der junge Krieger seine Einschätzung der Lage gedanklich - und schob sich trotz der steigenden Panik in seinem Inneren zwischen Prinz Midea und die jungen Eyrier. Mit brüchiger Stimme, die nach wie vor lallend war, versuchte Damiano
zumindest die Jungs vor Ärger zu bewahren. "Sir ... die ... die Jungs woll ... wollten mir nur ... nur helfen ... und mir ... mir eine nackte ... eine Frau zeigen ... damit ich ... ich weiß, wo ... wovon ihr geredet ... habt ..." Der Versuch, seine Angst vor dem Eyrier zu verbergen, war zwecklos, denn das deutliche Zittern des Jugendlichen zeugte keineswegs von irgendeiner Kälte her. Damiano schloß die Augen, in der Hoffnung, dass sich zumindest der Raum aufhörte zu drehen. Doch dadurch verstärkte sich nur das Dröhnen im Kopf, sodass der junge Krieger die
Augen wieder öffnete. Als Prinz Midea plötzlich wütend lospolterte, zucket Damiano erschrocken zusammen. Instinktiv wich er einen Schritt zurück und sah sich nach etwaigen Fluchtmöglichkeiten um. Doch da packte ihn der eyrische Prinz auch schon an der Schulter, was den Jugendlichen panisch erstarren ließ. Alles in ihm schrie, er solle sich demütig zeigen und auf die Knie gehen - um noch schlimmeres zu verhindern. Doch angesichts der Anwesenheit der anderen Jugendlichen konnte Damiano nicht auf seine innere Stimme hören. Er wollte nicht für einen Feigling gehalten
werden. Auf die Frage hin, ob er sich erinnern würde, dass Morgaine ihm Schlossarrest gegeben hatte, nickte der junge Krieger zögernd. "Ihr wisst ... wisst ge ... genau, dass ... dass ich nnn ... nicht frei ... freiwillig hier ... hier bin.", kommentierte Damiano leise der Argumentation des Hauptmannes. Trotz des betrunkenen Lallens, war ein Gemisch aus Angst und Rebellion spürbar. Auf die weiteren Vorwürfe bezüglich des Striplokals und der Trinkerei schwieg Damiano wieder - denn er wollte die Jugendlichen nicht belasten. Er hatte
nicht gewusst, wohin der Weg ihn führen würde. Lediglich des Abhauens war er sich bewusst - doch im Hinblick darauf, dass die schwarze Witwe ihn immer wieder alleine gelassen hatte und auch seit der Strafen-Verkündung abstinent war, hatte er es nicht eingesehen, alleine in dem Zimmer zu verharren. Dementsprechend schwieg der junge Hayllier auch zu der abschließenden Frage, was er sich dabei gedacht hatte. Die ansteigende Lautstärke des Hauptmannes, sowie die spürbare Wut, ließen Damiano zunehmend unruhiger werden - auch wenn Prinz Midea gerade
mit den eyrischen Jugendlichen sprach. Automatisch schüttelte der Jüngling seinenKopf, als der Eyrier ihn rauszerrte. Doch weder der Versuche, sich gegen den Griff des Prinzen zu wehren, noch sein leises "Neins-Gestammel" brachten etwas. Die frische Luft traf Damiano wie ein Eimer kaltes Wasser. Die Übelkeit stieg, und der Alkohol-Dunst brachte seine Sinne ins Wanken - wobei das Rumgezerre an seiner Person ihr übriges dazu tat. Lhassar hatte der junge Krieger es zu verdanken, dass Prinz Midea ihn losließ. Die Diskussion der Beiden bekam Damiano nicht mehr mit, da er im
Versuch weg zu laufen, das Gleichgewicht verlor - und die karge Mahlzeit der Nacht. Zitternd kniete der Jugendliche auf dem Asphalt und würgte seinen Mageninhalt raus. Als Damiano den Eyrier hinter sich spürte, fuhr er panisch herum und senkte ergeben den Kopf. Das Übergeben hatte auch den alkohol-bedingten Mut mit fortgespült, sodass die altbewährte Angst wieder vollends über den Krieger herrschte. Und die wütende, dominante Erscheinung des Hauptmannes war nicht gerade vertrauensfördernd. Dennoch kämpfte sich Damiano wankend
auf die Füße, und versuchte dieses hoffnungslose Gefühl in seinem Inneren zu überspielen - indem er zitternd auf Lhassar deutete. "Er ... er ist ... FREI ... ihr dürft ... dürft ihm nicht ... nicht drohen ... kein gefangener ...", stammelte er scheinbar zusammenhanglos. Als Prinz Midea ihn lautstark zurecht wies und sein jetziges Dasein ohne das Eingreifen Morgaines hinterfragte, zog Damiano instinktiv den Kopf ein. Diese Diskussion hatte er schon oft mit der schwarzen Witwe geführt - und laut ihrer Aussage wäre er tot. Dass der jugendliche Hayllier das anders
sah, war uninteressant - und wurde schlicht überhört, sodass er seine Meinung hierzu nicht mehr aussprach. "Los, wir gehen zurück zum Schloss. Betet darum, dass die Nachtluft meine Gemüter kühlt und eure Strafe mildert." Irritiert blickte Damiano den Prinzen an, und warf Lhassar einen fragenden Blick zu. Wenn ihre Strafe von der Abkühlung irgendwelcher Gemüter abhängig war ... dann sollten sie dem Hauptmann dieses Eis besorgen, was die in einigen Getränken drin hatten ... Doch Damianos Lösungsvorschlag blieb in den Wirren seiner Gedanken verborgen
- und die anderen schienen da nicht dran zu denken. Wobei? Auch der jugendliche Krieger verwarf die diesbezüglichen Gedanken, da Prinz Midea losging und ihn mit sich zog. Von dem Gejammere der anderen Jugendlichen bekam Damiano kaum etwas mit. Und wenn er es mitbekommen hätte, hätte er wahrcheinlich ungläubig den Kopf geschüttelt - denn er legte solche Wege generell und ausschließlich zu Fuß zurück. Doch seine Aufmerksamkeit galt nicht mehr den eyrischen Rekruten, sondern dem wütenden Hauptmann - welcher
Damiano hinter sich herzerrte. Abrupt blieb der jugendliche Krieger stehen und stemmte sich gegen den Griff des Prinzen. "Wa ... warum? Ich ... ich habe nichts ... nichts gemacht", brach trotz der Trunkenheit spürbare Panik aus Damiano hervor - hatte Prinz Midea doch gerade verlauten lassen, dass die Königin mit ihm reden wollte. Ok, er hatte schon was gemacht, wenn man das Abhauen und so mitzählte ... aber das waren doch keine Gründe, um vor die Königin gezerrt zu werden. Damiano hatte zwar keine Chance, sich gegen den Griff des Hauptmannes zu wehren - doch erschwerte er diesem
eindeutig das Vorankommen. Zsadiz hatte ihn gewarnt ... eindringlich gewarnt ... Königinnen entscheiden über Tod oder Leben ... über Freiheit oder ein Dasein in Ketten, vermischten sich die Warnungen des Kriegerprinzen mit dem alkohol-vernebelten Geist des jungen Kriegers. Da die dominante Art des Eyriers und die Aussicht auf das kommende Gespräch seine Angst steigen ließ, verhielt sich Damiano den Rest des Weges schweigsam. Die einzige Form der Rebellion war die, dass der Hauptmann ihn im wahrsten Sinne des Wortes ziehen musste;
versuchte der Jüngling doch hin und wieder sich gegen den Griff des Prinzen zu wehren. Mit jedem Schritt näher auf das Schloss zu, zog sich Damiano immer mehr in sich zurück. Sein Kopf schmerzte höllisch, ihm war schlecht und als wären die Alkohol-Begleiterscheinungen nicht schon schlimm genug, war seine Anspannung mittlerweile nicht mehr zu leugnen. Die Vorwürfe des Hauptmannes dröhnten in Damianos Kopf, und verstärkten die Alkohol-bedingten Kopfschmerzen. „Lhassar hat … er hat Recht … ihr … ihr seid zu … zu laut“ murmelte der
junge Krieger leise, und versuchte der Angst mit Trotz zu begegnen - so, wie er es Jahrzehnte lang getan hatte. Die eigenen Gefühle mit Abwehr und Widerstand überspielen. Nur fiel ihm das angesichts der furcht-einflößenden Erscheinung des Prinzen verdammt schwer. Denn der Jugendliche hatte nicht nur Angst, er hatte regelrecht Panik - weswegen er auch vehement versuchte, sich gegen den Griff des Eyriers zu wehren. Die Königin wollte ihn sprechen … DAS war nicht gut … das konnte nicht gut sein … und Morgaine … verdammt … die würde ihn umbringen … ok … vielleicht
nicht wirklich … aber es wäre nahe dran … denn ihr letzter Ausbruch war schon mehr als bedrohlich gewesen … Damianos Gedanken, Erinnerungen und Befürchtungen wurden zu einem Strudel der Emotionen - als Prinz Midea plötzlich herumfuhr und den Jugendlichen wütend anfuhr, er solle sich nicht so ziehen lassen. Denn auch wenn der Alkohol die bedrohliche Stimmung abmilderte, war sie für den Jugendlichen noch beängstigend genug, dass ihm der Schweiß ausbrach - trotz der kalten Nachtluft. Der junge Krieger wollte eigentlich nur noch weg. Wobei? … nein … eigentlich wollte er nicht weg … beziehungsweise
wusste er nicht, was er wollte … er wollte bei Morgaine bleiben, obwohl er sie fürchtete … aber gleichzeitig wollte er auch frei sein … und wieder durch den Wald stromern … und Lady Derelor … Damiano rieb sich den schmerzenden Kopf, und überlegte für einen Moment, sich einfach loszureißen - und über seine Situation nachzudenken. Doch Prinz Midea ließ ihm gar keine Chance zur Flucht. Unnachgiebig und fest war der Griff, mit welchem er den störrischen Jugendlichen hinter sich her zerrte; quer durch die Stadt, über die Landstraße hinweg geradewegs zum Schloss
zurück. Damiano zog sich immer weiter in sich zurück, und gab letztendlich auch auf, gegen den Griff des eyrischen Prinzen anzukämpfen. Die Wut Prinz Mideas ängstigte ihn zunehmend - und dass die eigentlich so mutig wirkenden jungen Wächter ebenfalls Angst zu haben schienen, bestärkte das Unwohlsein des jungen Haylliers. Erst als der Hauptmann plötzlich etwas von einer neuen Unterkunft erwähnte, kam wieder so etwas wie Widerstand in dem Jugendlichen auf. Die einzige Alternative zu seiner jetzigen Kammer war wieder etwas mit Gittern - dessen
war sich Damiano sicher. Denn wenn sie ihn rauszuwerfen gedachten, hätte Prinz Midea ihn ja nicht erst zurückzerren müssen. Dementsprechend blieb der junge Hayllier abrupt vor dem Schlosstor stehen, und schüttelte nervös seinen Kopf. Doch mehr als ein stockendes „Nein“ brachte er nicht zustande.