Die WM 2014
Es handelt sich natürlich um die Fußball-WM. Es gibt sowieso keine andere.
Da freue ich mich diebisch drauf!
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: Monika Heisig
Viva Brasil
Die Fussball-WM steht vor der Tür und mein Maskottchen ist auch wieder dabei. Mein Fußmuckel. Wegen der Haarfarbe angelehnt an Pumuckel. Mein Kobold hat Glück gebracht! Das letzte Mal: Halbfinale und schließlich Dritter! Ich fiebere schon, denn am 13. Juni geht es los!
Das bedeutet für meine bessere Hälfte eine Leidenszeit.
Jedenfalls behauptet sie das. Dabei kann sie das gar nicht beurteilen.
„Ich kann mich noch gut an die Zeit von vor 4 Jahren erinnern", sagt sie mit einem
Seufzer.
Ich kann das nicht verstehen.
Ich bin doch der, der leiden muss, der sich nahe den Herzattacken befindet und endlich feiern darf, was auch anstrengend ist.
Heute gab es die ersten Sonderangebote für unbedingt benötigte Accessoires.
Gerade bin ich völlig fertig zur Türe herein.
Stolz bin ich auf meine Beute.
Und die war schwer erkämpft. Die letzte Fifivela* [Vuvuzela] habe ich noch einem alten Mütterchen aus der Hand gerissen. Bei den Trikots war es nicht anders. Ich wollte das besonders künstlerische gestaltete unserer Nationalmannschaft, das original
gestylte natürlich auch.
Bei den Fähnchen kam ich gerade noch rechtzeitig, um 50 Stück zu sichern. Besonders erbost war ich, als ich mich mit einem Dreikäsehoch herumstreiten musste. Was will denn der mit einer coolen Deutschland-Sonnenbrille? Da kann er doch gleich ein Schwarz-rot-gold-Feuerzeug nehmen, so wie ich. Die Sonnenbrille stand mir sowieso viel besser.
Schuhe fehlten noch und natürlich Socken. Ich kann mich zusammen nehmen, müssen sie wissen, deshalb habe ich die Sporthosen ausgelassen. Dafür war eine neue Flagge nötig. Die von vor 4 Jahren erschien mir schon reichlich abgenutzt, weil die Neue
eindeutig besser glänzte.
Ich bin geradezu selbstlos, stelle ich fest. Der Farbenstift zum Anmalen, dreifarbig, ist für uns Beide. Außerdem habe ich geschickter Weise das neue Fankäppi schon aufgesetzt, weil meine Baggerhände nicht mehr fassen konnten. Schwer beladen war ich zur Kasse gegangen. Was glauben sie, was los gewesen wäre, wenn ich eines meiner Kleinodien verloren hätte? Ich hätte mich gegen den Diebstahl nicht einmal wehren können. Die Arme waren ja voll gepackt.
Bei der Erstürmung des Ladens wäre ein Einkaufswagen nur hinderlich gewesen.
Wie dem auch sei. Ich hatte es geschaff! Die
Grundausrüstung für die Fußball-WM hatte ich nun zusammen. Wenn es so weit war, dann würden ich noch Getränke, Chips und Bowle kaufen müssen. Ich weiß allerdings nicht, ob es eine schwarz-rot-gold gibt.
Die Sonderangebote für die Bierfässer werden noch kommen, denke ich.
Wie gesagt, gerade bin ich völlig geschafft zur Türe herein.
Meine bessere Hälfte schimpft nicht, wie ich befürchtet hatte.
Sie stürzt mir entgegen mit zwei Briefen in der Hand.
"Ich habe auch Urlaub von meinem Chef gekriegt! Guck!"
Sie wedelt mit dem einen Umschlag.
"Prima", bemerke ich gedrückt.
Mein Gott, wird das was, wenn sie mitten im Spiel anfängt Fragen zu stellen!
So grundlegende Fragen wie: Was ist nun eigentlich Abseits, oder wieso fällt der hin?
Aber ich werde mir das Ereignis nicht vermiesen lassen, jawohl!
"Und rate mal, was in dem zweiten Brief drin steht?"
"Weiß nicht", schüttle ich den Kopf, als mir der neue Fußball und das neue Kicker-Spiel für die X-Box herunter fällt.
Was für ein Glück, dass dem Whiskey in der
gläsernen Fußballschuh-Flasche nichts passiert ist.
"Das ist die Bestätigung für unseren Urlaub!
Es geht los am 12. Juni – vier Wochen lang! Ganz einsam in Kanada.
Blockhütte!
Ohne Handy und Strom!
So wie wir es uns zu Weihnachten ausgemalt hatten.
Ich hab’s heimlich in die Wege geleitet. Reine Natur! Nur wir Beide! Ach, wird das romantisch!
Freust du dich auch so irrsinnig?"