Bester Freund
Es war, so schien es, ein Tag wie jeder andere. Brian schien sich wie üblich nicht um die anderen Leute in der Kantine zu kümmern, dennoch beobachtete er sie aus den Augenwinkeln. Wussten sie nicht dass heute ein besonderer Tag war? Wussten sie denn nicht das heute Brian's 16. Geburtstag war? Auch wenn, so dachte er sich, würde es wohl kaum einen interessieren. Missmutig richtete er seinen Blick nach vorne auf die vor ihm stehende Schlange von Menschen. Seine "Freunde", so hätte er sie noch vor einem Tag genannt, standen vor ihm und
standen wie er selbst zum bezahlen an. Nicht einmal SIE schienen zu wissen, dass heute ein spezieller Tag in Brian's Leben war. An seinem 16 Geburtstag sollte man Spass haben, ein Tag sollte es werden, welchen er nie wieder vergessen sollte. Absichtlich hatte er keinem seiner "Freunde" in den letzten Wochen von seinem kommenden Geburtstag berichtet, denn vielleicht, so dachte er sich, würden sich die Leute auch OHNE seine Hilfe an seinen Geburtstag erinnern. Dem schien aber gar nicht so. Kein Mensch in der brechend vollen Kantine, ob anstehend oder bereits essend, schien auch nur im Ansatz zu wissen, weshalb der Junge in der Menschenschlange
missmutig von einem Menschen zum anderen sah. Er rückte weiter vor im Richtung der Kassiererin. Weiter vor ihm schien einer Schülerin eine Gabel heruntergefallen zu sein. Der halbe Saal fing wie wild an zu klatschen, und mit rotem Gesicht las sie die Gabel vom Boden auf, unter den lachenden Blicken der klatschenden Leute in ihrer Nähe. Vorsichtig musste man sein. In der Schulkantine etwas fallen zu lassen, glich einem Einlauf als Gladiator im ein Amphitheater; man wurde mit Jubel von allen Seiten beklatscht, und offensichtlich wollte niemand mit einem den Platz tauschen. Brian rief sich also im den Verstand, heute besonders
vorsichtig zu sein. Er sah seine "Freunde" bezahlen, dann war er an der Reihe. Die Kassierin sah ihn vorwurfsvoll an, und als Brian einen Coupon vorwies, schien sie ihn genau unter die Lupe nehmen zu wollen, als wäre er eine Blüte oder ähnliches. Vor ihm schlenderte sein bester Freund, Cedric, dann hielt dieser plötzlich an. Cedric sah sich um und entdeckte Brian, es schien, als wollte er sich zu ihm gesellen. Brian war das gar nicht Recht, er wollte nicht neben seinem angeblich besten Freund stehen, der seinen Geburtstag, wie alle anderen, kläglich verschwitzt hatte. Missmutig sag er Cedric an. Wut und Trauer machten sich
in ihm breit. Cedric stand nun neben ihm. Überraschenderweise beugte sich Cedric vor, Brian glaubte einen kurzen Moment lang, Cedric wolle ihn küssen, dieser öffnete jedoch nur seinen Mund ein wenig. Kaum hörbar flüsterte er "Happy Birthday, Brian", dann liess er sein Tablett voller Essen fallen. Mit einem Lauten Scheppern schlug es auf dem Boden auf, und nur einen Moment, so schien es, verstrich, dann setzte ein ohrenbetäubendes Klatschen ein. Cedric stimmte in das Klatschen mit ein. Alle in der ganzen Kantine sahen Cedric an, dieser jedoch schaute nur mit einem Lächeln zu Brian. "Happy Birthday" sagte er nun noch einmal, dieses Mal klar
verständlich. Brian schossen die Freudentränen in die Augen, als Cedric auf ihn zustürmte und ihn heftig umarmte. Nun liess auch Brian sein Tablett fallen, und das schon jetzt unglaublich laute Klatschen, wurde noch einmal um ein vielfaches lauter. Die vielen Leute schienen dennoch nicht zu wissen, dass sie gerade eine unglaublich starke Freundschaft beklatschten, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht.