1-2. STunde: Deutsch
Wie jeden Donnerstagmorgen habe ich in den beiden ersten Stunden Deutsch.
Seit mittlerweile elf Jahren lerne ich wie man schreibt. Sei es Groß-/Kleinschreibung, einen Textgebundenen Aufsatz schreiben, oder doch lieber eine Inhaltsangabe zu Texten aus dem letzten Jahrtausend, gefolgt von einer Erörterung, wobei uns die Seite auf der wir stehen - natürlich - vorgegeben ist.
Tja, nun ist wieder einmal Donnerstagmorgen, ich trete durch den Osteingang ein und bahne mir meinen Weg, vorbei an all den kreischenden und schreienden Schülern, zu meinem Klassenzimmer. Dort angekommen - wie hätte ich es auch anders erwarten sollen- steht die
Türe einladend weit offen und man richt schon von Weitem den typischen Geruch wenn man Deutsch hat. Meine Laune verbessert sich in diesem Moment ungemein, ich gehe in das Klassenzimmer, setzte mich auf meinen Platz und bin voller Spannung was wir heute machen werden. Ich tippe auf Dramenanalyse, obwohl Kommentar natürlich auch noch heiß begehrt ist bei meiner Lieblingslehrerin. Gut, im Prinzip habe ich nichts gegen sie....nur eben dass sie Deutsch unterrichtet. Ich kam noch nie mit Deutschlehrern klar. Weshalb? Nun, das frage ich mich selber schon seit über einem Jahrzent. Wahrscheinlich wird was dran sein, dass ich nicht überzeugend schreiben kann und mich nicht gut ausdrücken kann - deshalb wurde ich ja auch noch nie für irgendwelche Austausche
oder so nominiert und pro Monat kriege ich immer noch nur 50 cent Taschengeld wie in der 1. Klasse. Jaja, aber selbst schuld, gell? Wenn ich mich einfach auch nicht überzeugend darstellen kann. Und dass ich manchmal zu arg übertreibe, ja überhaupt...was bilde ich mir da eigentlich nur ein? Und dann noch immer diese ganzen Kommas, die ich weglasse. Böse, sehr böse! Dass ich überhaupt noch auf die Schule gehen darf ist schon ein Wunder. Meine Klassenlehrerin aus der 1. Klasse hatte doch recht, als sie meine Eltern zu sich bestellt hat und sie gefragt hat was ich eigentlich hier suche. Gaaanz blöd nur das ich von der 7. an immer 1,.. Schnitte hatte, aber: Klar, was suche ich eigentlich auf dem Gymnasium?!
Jaja, ich muss jetzt hier auch mal ganz offen
zugeben dass es mir einfach unheimlich Spaß macht meine Lehrer - besonders in Deutsch- zu ärgern, und wie lustig das nur ist die Kommas wegzulassen! Ja, da habe ich am nächsten Donnerstag immer noch Muskelkater vom Lachen. Ich habe ja auch sonst nichts zu tun außer mich mit Kommas und Inhaltsangaben durchs Leben zu schlagen.
Hmm, ja schon blöd dass manche Menschen sowas haben, das sich "kreative Ader" nennt, ich weiß, mir ging es wie Dir, ich musste die Bedeutung erst einmal im Duden nachschlagen - aber sowas soll es anscheinend wirklich geben - sogar in Deutschland! Sowas ist doch echt dreist, und das sitzt dann im Unterricht von meiner armen Deutschlehrerin, macht sie fertig weil es lieber etwas "kreatives" macht, wie bspw.
Gedichte schreiben, evtl noch ein Buchcover dazu entwerfen und falls die Zeit noch reicht an der Kurzgeschichte von letzter Woche weiterarbeiten, anstatt so eine coole Erörterung zu verfassen, die die Vor- und Nachteile eines eigenen Autos/Handys/Wohnung/Haustiers erläutert, wobei wir selbstverständlich dafür sind, weil Deutschlehrer ja immer so mitfühlend sind. Total, ich merks unheimlich arg! Es wäre ja nicht so als würden wir schon seit der 8. Klasse Erörterungen schreiben, pro Jahr minimum eine....neeeein, das ist soooo toll, da mache ich vor Freude Luftsprünge wenn ich höre wir behandeln wieder die Erörterung. Man sollte meinen, mittlerweile habe ich den Dreh raus und kriege meine guten Noten - weit gefehlt! Weshalb? Wiedermal keine Ahnung!
Aber jetzt mal ganz im Ernst, warum kann man sich in Deutsch nicht mal kreativ austoben und Gedichte, eigene Geschichten - evtl sogar Bücher- schreiben?! Ohne dass man jetzt die Fabeln, die man in der 4. Klasse geschrieben hat, mitzählt.
Manchmal frage ich mich schon, was ich Donnerstagsmorgens überhaupt in der Schule mache. Meistens müssen wir die Argumente eh zu Hause ausformulieren und die blöden "Dass & das"- Übungen können sie sich sparen - ich kann es bis heute nicht. Damit will ich jetzt zwar nicht sagen dass sie unnütz sind, aber ich komme auch so ganz gut durch das Leben und die Doppelstunde am Donnerstagmorgen könnte ich eindeutig besser nutzen als gelangweilt im Unterricht zu sitzten, nur um dann
bei den Klausuren anwesend zu sein - allerdings mehr physisch anstatt psychisch - und mir zwei Wochen später meine "Ausreichend" abholen zu können.
Naja, nach zwei Stunden Dramenanaylse, drei Zeichnungen und einem Kaugummi später, packe ich mein Zeug zusammen und mache mich auf den Weg zu Physik. Yippie!
Der Tag wird immer besser.....wir sehen uns hoffentlich gleich in Physik wieder?! :-)
P.s.: Falls Du es bis hierhin geschafft haben solltest, ohne bleibende Schäden davongetragen zu haben, dann bitte entschuldige doch meine Wortwiederholungen, fehlende Kommas, Umgangssprache, Abkürzungen, Rechtschreibfehler und alles
weitere das mich immer wieder bis auf die 4 runterzieht. ;-)
3. Stunde: Physik
Fünf Minuten und drei Treppen später, stehe ich nun vor dem Physiksaal und kann mich vor Spannung (Achtung Wortzwitzgefahr! ;-) ), kaum noch halten.
Als unser Lehrer den Saal aufgesperrt hat (so nebenbei, ist Dir schon einmal aufgefallen dass es so gut wie KEINE PhysiklehrerINNEN gibt? Also ich kenne zumindest keine), und jeder seinen Platz eingenommen hat, geht es auch schon los: waagrechter Wurf, Relativitätstheorie und schiefer Wurf stehen heute auf dem Programm.
Puh, noch eine Stunde, dann ist die langersehnte Pause endlich da. Was würde
man nur ohne die Pausen in der Schule machen? Leider kann ich diesen Gedanken nicht mehr zu Ende bringen, da es plötzlich einmal laut "Amber" durch den Raum schallt. Ich schaue verdattert erst zu meinem Lehrer, dann zu meiner Sitznachbarin, und versuche mir zusammenzureimen was mein Lehrer wohl gerade eben gesagt haben könnte. Erneut höre ich meinen Namen, diesmal jedoch mehr in Form einer Frage. Nach einer weiteren, peinlichen Stilleminute - wo mein Gehirn und Verstand krampfhaft versuchen eine schlaue Antwort zu produzieren, ruft mein Lehrer jemand anderen auf. Der liest lediglich die Aufgabe aus dem Buch vor. Na das hätte
ich auch gekonnt!
Was ich an meinem Physiklehrer allerdings sehr schätze, ist seine Art, wie er mit uns - als Menschen- umgeht. Er weiß, dass 99% von uns sein Fach in keinster Weise "mögen", und toleriert das total. Allerdings erwartet er von uns, dass wir wenigstens den mathematischen Teil - nachdem die Formeln mindestens einmal laut durch die Klasse posaunt wurden - selbstständig lösen können. Was selbstverständlich total in Ordnung ist, da wir ja nicht zum Spaß in die Schule gehen. Wenn wir das dann brav und korrekt erledigt haben, kann es schon einmal vorkommen, dass er uns gut und gerne knappe zehn Minuten früher in die
Pause lässt, was heißt die Schlange am Pausenverkauf existiert noch nicht und man hat die Chance sich eine belegte Semmel zu holen, bevor die ganze Meute den Verkauf stürmt.
Wie gesagt, Physik gehört eindeutig nicht zu meinen stärksten Fächern, obwohl es mich durchaus fasziniert, aber leider verstehe ich viel zu selten etwas. Das ist aber nicht weiter schlimm, da mein Lehrer sehr tolerant ist und jederzeit hilfsbereit einem versucht die Aufgabe so verständlich, und un-physikalisch beizubringen wie es nur geht - oft mit Erfolg.
- Aber nicht dass Du jetzt einen falschen Eindruck von meiner Schule/Lehrern
bekommst, es ist bei Weitem kein Zuckerschlecken und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es genügend (Physik-) Lehrer gibt, die in die Klasse kommen, ihren Stoff auf Teufel komm raus durchbringen, und dann knallhart in der nächsten Stunde eine Ex schreiben, ohne dass man den Eintrag anhand von Beispielen verdeutlicht bekommen, oder zumindest einmal die Formel anhand von Rechnungen angewendet hat.
Ich packe mittlerweile wieder meine Schulsachen zusammen, es ist fünf Minuten vor Pausenbeginn, und der Gedanke in mir kommt auf, dass Schule ja doch nicht ganz so schlimm ist. Aber wer weiß was der heutige Tag noch bringt.
Bevor ich mir allerdings Sorgen um Französisch, Biologie und Sport machen kann, sage ich an dieser Stelle mal Tschüss und winke winke, ich muss nämlich jetzt los - zum Pausenverkauf, Du weißt schon, meine belegte Semmel, die wartet schon auf mich! Bis nachher in Mathe.