Titel
Habt Mitleid mit ihr. Hört euch ganz genau an, was sie euch sagt und glaubt ihr jede Lüge. Die Wahrheit interessiert euch nicht. So, wie immer. Sie ist ein Opfer von Gewalt. Ich, ihr Ehemann, habe ihr eine geklebt, nachdem sie mir eine gescheuert hatte. Grundlos. Denn ich hatte ihr nichts getan. Aber das war ja nicht das erste mal. Sie schlägt mich gern. Weil sie Langeweile hat, oder sie einfach nur scheiße drauf ist. Nicht ausgeschlafen. Schmerzen. Allgemeines Unwohlsein... Gründe gibt es genug, um mich zu schlagen. Und ich bin so blöd und lass es mir gefallen. Wehre mich
nicht. Möchte einfach nur,das es ihr besser geht. Das sie gesund wird.
Es war das zweite mal, innerhalb von zehn Jahren, das ich ihr eine Ohrfeige gab. Beim ersten mal war es so, das sie wieder mit unserem gemeinsamen Kind abhauen wollte, nachdem sie mir versprochen hatte, das ich den Nachmittag mit ihm verbringen dürfe. Wir zerrten an dem Kleinen. Er fing an mit weinen und ich ließ los. Schließlich wollte ich ihm nicht noch mehr wehtun. Ich glaube fast, wenn ich nicht freiwillig losgelassen hätte...Sie hätte auf jeden Fall weitergemacht. Denn Rücksicht ist für sie ein Fremdwort. Versprechen halten kann sie auch nicht.
Zumindest nicht bei denen, die sie lieben. Wie mir und unseren Kindern. So vieles hatte sie uns versprochen und immer wieder enttäuscht. Vergessen. Keine Lust. Irgendwas war immer, warum sie ihre Versprechen brach.
Es war damals auf offener Straße passiert, da ich versucht hatte, mit meinem Kind abzuhauen. Nie durfte ich ihn haben. Dabei wollte ich Vater sein. Ein richtig guter Vater. Aber wie soll ich das werden, wenn die Kindesmutter mit dem Kind ständig abhaut und das Jugendamt ihr das erlaubt, weil die nicht richtig zuhören. Aber mich dann angehen und für alles die Schuld geben, das können
die.
Ich hatte aufgegeben, dem Kind zu liebe. Denn ich wollte nicht schuld daran sein, wenn bei ihm die Schulter ausgerenkt, oder irgendwas gebrochen wäre. Lieber gab ich auf und überließ ihr das Kind, so, wie jeden Tag. Doch als ich mich umdrehte, um zu gehen, klatschte ich ihr aus versehen eine. Sie fing an mit heulen und irgendein Vollidiot, der keine Ahnung hatte, was eigentlich vor sich ging, mischte sich ein. Das war mir zu viel. Ich ging in den nächstbesten Laden, kaufte mir Schnaps und soff ihn. Es kochte in mir. Meine Wut ließ ich aber nicht raus. Fraß sie in mich
rein.
Keiner wollte meine Version hören. Ich war ein Schläger. Zum Dank bekam ich auch noch eine Anzeige von ihr. Wenn es so schlimm war, wie sie behauptete, warum war sie nicht gleich zum Arzt gegangen? Krankenhäuser haben hundert pro auf. Da hätte sie sich untersuchen lassen können. Eine Anzeige gegen mich konnte sie doch auch machen, warum konnte sie nicht zum Arzt gehen?
Beim zweiten mal hatten wir uns auch gestritten. Die Frau treibt mich einfach in den Wahnsinn. Dennoch bleib ich ruhig und Schluck es runter. Aber manchmal passiert es eben. Wir schrien uns gegenseitig an, dann spürte ich einen
heißen Schmerz auf meiner Wange. Automatisch klatschte meine Hand auf ihre Wange. Aber ich haute bestimmt nicht so doll zu, wie sie. Sonst hätte meine Hand wehgetan. Dennoch quollen Tränen aus ihren Augen. Austeilen kann sie. Macht sie oft und gern. Und kriegt noch Applaus dafür. Aber wehe, ich haue einmal zurück. Dann stehe ich als Schläger da und sie wird getröstet. Weil es keinem interessiert, wie es dazu kam. Wer angefangen hat. Sie ist eine Frau und Frauen schlägt man nicht. Aber Frauen dürfen Männer Schlägen.