Kurzgeschichte
Das Kind mittendrin

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"Ein Wochenende bei meiner besten Freundin"
Veröffentlicht am 18. Mai 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ein Wochenende bei meiner besten Freundin

Das Kind mittendrin

Titel

Irgendwie kam mir alles seltsam bekannt vor. Die Alten saufen und das Kind guckt dabei zu. Zugegeben, mir hatte es gefallen. Aber jetzt – hinterher – bereue ich, was ich getan habe. Ich hätte nicht mitmachen sollen. Wuchs doch selber so auf. Jedes Wochenende das gleiche Bild. Und so, wie es klang, wächst das Kind auch so auf. Jedes Wochenende wird gesoffen. Allgemein waren sie ja alle. Verstand nur nicht, was sie von mir wollten. Meine beste Freundin wollte mit mir vor die Tür und sich mit mir schlagen. Nicht meine Welt. Konnte mir auch nicht

vorstellen, das es mir in irgendeiner Art helfen sollte. Außerdem ist es doch meine Sache, wenn ich mich immer noch von meiner Ex schlagen lasse und mich nie wehre. So lange es ihr hinterher besser geht. In der Zwischenzeit habe ich mich daran gewöhnt, das sie mich als ihr Ventil benutzt. Spüre kaum noch die Schmerzen, die sie mir zufügt. Als meine beste Freundin zur Tür raus war, schlug ich sie hinter ihr zu. Nicht nur, weil ich mich allgemein nicht schlagen wollte, sondern auch deswegen, weil ich nicht wusste, wie ihr Freund und dessen Kumpel reagieren würden, wenn ich wirklich ausholen sollte. Schließlich hatte ich meine

Arbeitsschutzschuhe an. Das Risiko war zu hoch, das mein Fuß in ihr Unterleib trat. Ein wenig suspekt sind sie schon. Es scheint mir, als stünden sie auf Gewalt. Fußballgewalt. Die Sturmhaube, die sie mir aufsetzten, sah danach aus. Deswegen möchte ich nicht so oft mit ihnen zusammenhängen. Ich möchte nicht in irgendwas hineingezogen werden. Mein Vorteil ist ja, das ich mit Fußball nichts am Hut habe. So entstand kein Streit, wessen Verein besser ist. Das Kind hatte ich in mein Herz geschlossen. Es war ruhig und zurückhaltend, wie ich. Beim Dart gab ich ihr einen von meinen Pfeilen, wenn

sie neben die Scheibe traf. Sie freute und bedankte sich jedes mal bei mir. Es wärmte mir das Herz, sie lächeln zu sehen. Denn so weit, wie ich es mitbekommen habe, hatte sie nicht oft Grund dazu. Ihr Stiefvater war nicht der Herzallerliebste, wenn er was getrunken hatte. Man musste schon aufpassen, was man tat und sagte. Meine beste Freundin hatte mich vor meiner Ankunft darum gebeten, darüber zu stehen, wenn er böse oder zickig wird. Daran hielt ich mich. Sagte nichts, als er sich über irgendwas aufregte. Am liebsten hätte ich aber seiner Stieftochter die Hand gehalten, um ihr zu zeigen, das sie nicht alleine war. Aber wer weiß, wie das

aufgenommen wäre. Die Vergangenheit zeigt mir ja, das ich oft falsch verstanden werde, obwohl ich mir Mühe gebe mich klar und deutlich und unmissverständlich auszudrücken. Ich habe zugesehen, wie der Alkohol vernichtet wurde. Habe selbst mitgemacht. Sah, wie sie morgens weiter tranken. Nicht nur Bier, sondern auch Schnaps. Mutter, Stiefvater und deren Kumpel. Ich trank dann gegen Mittag, mein erstes Bier. Und die Kleine? Sie hielt sich in ihrem Zimmer auf. Kam nur selten raus. Aufs Klo und zurück. Am liebsten wäre ich bei ihr gewesen, um mit ihr zu reden. Herauszufinden, wie sie sich fühlte und um sie aufzubauen.

Stattdessen spielte ich mit den anderen beiden Männern Skat. Schließlich wollte ich auch kein falsches Bild von mir geben. Lange genug habe ich gebraucht, um den Freund, meiner besten Freundin, zu überzeugen, das ich nichts von seiner Frau wollte. Jetzt, wo ich nüchtern bin und über das Wochenende nachdenke, drängt sich mir die Frage auf, ob ich mir nicht lieber andere Freunde suchen sollte. Vielleicht habe ich es falsch verstanden. Aber es klang so, als würde jedes Wochenende so aussehen. Und das Kind? Ich fand nicht, das man ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vor allem keine liebevolle.

Ich hoffe, das ich was falsch verstanden habe und sie nicht jedes Wochenende an der Flasche hängen.

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Sylke Es ist immer eine schwierige Situation in einer Gesellschaft, in der man sich erklären muss, wenn man NICHT trinken will, den richtigen Weg zu finden. Ich denke, es ist dir gut gelungen, die Problematik zu veranschaulischen.
LG schickt Sylke
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