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Gefährliche Zeiten - ....zum Buch "Gedankenfetzen"

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"Manche haben es schwerer als andere und manche gehen unter"
Veröffentlicht am 17. Mai 2014, 16 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so ...
Manche haben es schwerer als andere und manche gehen unter

Gefährliche Zeiten - ....zum Buch "Gedankenfetzen"

Gefährliche Zeiten

Warum das so ist, diese Frage beantwortet sich wahrscheinlich im Laufe dieser Beschreibung von alleine, aber, seit ich 12 Jahre alt war begegnen mir immer wieder Menschen, die große Probleme damit haben, in dieser Welt, so wie sie hier und heute ist, zu leben. Immer wieder sind diese Menschen in einem ähnlichen Alter, nämlich in der allgemein schon als komplizierte Phase bekannten Pubertät. Ich selbst habe dieses Alter mehr durchlitten als durchlebt und hätte das beinahe nicht geschafft. Wenn man sich für diese Thematik

interessiert, meist tun das nur Menschen, denen im Bekanntenkreis oder in der Familie solch ein Fall begegnet, dann stellt man erschreckt fest, dass gerade in der Pubertät die Selbstmordrate deutlich höher ist, als in anderen Lebensphasen, auch die Zahl der betroffenen Kinder steigt stetig. Warum? Diese Frage lässt sich ganz sicher nicht für alle auf einen Nenner bringen, aber bei den Menschen, bei denen ich eine ähnliche Geschichte begleitet oder mit etwas mehr Abstand beobachtet habe, bei denen waren die Gründe in den weitaus meisten Fällen sehr ähnlich. Auf diese eine Gruppe von Menschen

möchte ich mich hier konzentrieren und eine der deutlichsten Verbindungen von ihnen allen war bisher stets, dass sie alle intelligent und sehr sensibel, sehr emphatisch sind oder leider waren. Stellen sie sich vor, sie sitzen in einem Konzert, welche Musikrichtung ist dabei eigentlich ziemlich egal. Sie können einfach nur zuhören und ihren Spaß haben, aber, wenn sie wollen, dann können sie sich jederzeit darauf konzentrieren, nur ein ganz bestimmtes Instrument zu hören. Eine fantastische Fähigkeit; wir können selektieren, was wir wahrnehmen

möchten. Wenn man in der Straßenbahn oder einem ähnlichen Gefährt sitzt, in dem sich viele Menschen unterhalten, dann können wir uns dennoch darauf konzentrieren, einem ganz bestimmten Menschen zu zu hören. Eine sehr praktische Fähigkeit, diese selektive Wahrnehmung. Es wäre ohne sie kaum möglich, sich zwischen anderen Menschen zu unterhalten, denn die Stimmen der anderen Anwesenden würden einen geradezu undurchdringlichen Geräuschteppich erzeugen und so jedes Gespräch unmöglich machen. Es gibt Menschen, denen ist diese

Fähigkeit entweder nicht gegeben oder irgendwie abhanden gekommen und sie können sich nicht mehr aussuchen, was sie wahrnehmen möchten und was nicht. Ganz besonders schwer zu ertragen ist das dann, wenn es darum geht, dass jemand eine ausgeprägte emphatische Seite hat, mit der er oder sie die Umgebung betrachtet. Überall nehmen diese Menschen die Art und Weise wahr, in der andere miteinander umgehen, mit wie viel Gleichgültigkeit, Kälte, Aggressivität, Respektlosigkeit etc.. Wenn man sehr für diese Gefühle empfänglich ist, dann seiht man sie auf einmal überall und zu jeder Zeit. Da ist die Mutter, die gehetzt und

genervt versucht mit ihrem Kind im Schlepptau den Bus zu erreichen und dieses Kind dabei grob an den Armen reißt, es eventuell sogar harsch angeht, sich doch zu beeilen. Da sind die Jugendlichen, die an einem schlafenden Obdachlosen vorübergehen und ihm dabei ganz beiläufig ein paar Gemeinheiten an den Kopf werfen oder ihn sogar in die Seite treten. Da ist der Bericht in den Nachrichten über rassistisch begründete Morde oder sogar Genozide in irgendeinem mehr oder weniger fernen Land. Da sind die Klimakonferenzen, die zu keinerlei Ergebnis führen, obwohl es da um unser aller Leben

geht. Es gibt prekäre Beschäftigung für jede Menge Menschen, denen man damit ein menschenwürdiges Leben verweigert. Diese kleine Aufzählung ließe sich nahezu beliebig ausweiten. Und nun stellen sie sich einmal vor, wir könnten uns gegen all diese Bilder und Empfindungen nicht wehren, wären ihnen ausgeliefert wie dem Wetter oder den Jahreszeiten. Genau so geht es den Menschen, von denen ich hier schreiben möchte. Sie leben in einer Welt voller Leid und Schmerz, Gleichgültigkeit und Gewalt, ohne die Fähigkeit zur Selektion und damit ohne jede Möglichkeit dem aus zu

weichen. Noch schlimmer, manche nehmen das alles nicht nur wahr, sie fühlen die Auswirkungen all dessen auf die davon betroffenen Menschen. Sie werden ständig und überall überrollt von all dem, was Menschen einender antun, nicht nur im Großen, sondern auch in all den kleinen Alltäglichkeiten , die uns ständig umgeben. Welch ein Albtraum ! Welch ein grauenvolles Dasein ! Wenn man erwachsen ist, hat schon allerhand an auf und abs erlebt, hat ein halbwegs stabiles Leben, mit Freunden oder vielleicht sogar einem Partner, dann haben wir etwas, das wir diesen Eindrücken und Gefühlen entgegen

setzen können, aber - wie sieht es aus bei Jugendlichen, die aus der Rolle des hoffentlich beschützten Kindes in diese Welt hinein wachsen sollen und haben noch nicht diese Erfahrungen und Stützen? Wie steht es mit Menschen, die schon gleich zu Beginn ihres Lebens nicht erfahren durften, dass sie geliebt werden, willkommen sind und von Bedeutung? Wenn sie einen von gerade diesen erwischt, diese emphatische Weltwahrnehmung, dann kann das tödlich enden und tut es auch in vielen Fällen. Da hilft kein : "Denk doch mal an was Schönes!" oder : "Schalte doch mal ab!".

Diese Fähigkeit zur Selektion ihrer Sichtweise haben diese Menschen nicht oder eben nur sehr schwach ausgeprägt. Können sie sich solch ein Leben vorstellen? Können sie sich vorstellen mit diesem Erleben durch die Pubertät zu kommen? Und es sind weit mehr Menschen, denen es so geht, als man denkt. Viele sind schwer zu erkennen, denn sie wollen andere nicht mit ihren Sorgen belasten, keinen Ärger machen, niemanden vor den Kopf stoßen Manche fallen sogar eher dadurch auf, dass sie immer fröhlich und unkompliziert erscheinen. Wenn es ein Gefühl gibt, dass wir wohl alle als extrem beunruhigend erleben,

dann ist wohl das Gefühl der Ohnmacht. Einem Geschehen ausgeliefert zu sein, nichts tun zu können, zusehen zu müssen, ohne die Chance etwas zu verändern, dieses Gefühl erleben wir alle sehr beunruhigend, ja bedrohlich. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass wir Mechanismen entwickelt haben, dieses Gefühl, dort wo wir ihm nicht so einfach ausweichen können, zu verdrängen. Oder gibt es eine andere Erklärung dafür, dass Menschen seelenruhig auf einem Vulkan leben, von dem alle wissen, das er jederzeit ausbrechen könnte? Gibt es eine andere Erklärung dafür, dass

Menschen im Wissen um die Gefährlichkeit von vielen Insektenschutzmitteln diese dennoch benutzen, um ihre Ernten zu erhöhen? Eine für mich besonders interessante Frage in diesem Zusammenhang ist, wieso die Menschen leben, als wüssten sie nicht um die Endlichkeit ihres Daseins. Sie verdrängen das, was ihnen unausweichlich erscheint. Wieso? Weil das Leben leichter fällt, wenn man sich nicht mit Sorgen und Ängsten belastet, von denen man glaubt, man könne eh nichts dagegen tun. Was anderes ist denn das sogenannte Stockholm-Syndrom? Ein bedrohter Mensch begibt sich zu seiner eigenen

`Sicherheit´ in eine Rolle, in der er die Bedrohung nicht mehr als solche erleben muss. Wenn er sich nicht mehr als Gefangenen oder als Geisel empfindet, sondern als Freund des Täters, dann entbindet er sein Bewusstsein von dem Gefühl der Ohnmacht, eben weil dieses so schwer zu ertragen ist. Aber was, wenn man das nicht kann? Was, wenn man alles in seiner Umgebung erfasst und nichts davon verdrängen kann? Spätestens jetzt näheren wir uns dem Innenleben von jenen Menschen, die ich hier versuchen möchte zu beschreiben. Ständig beeinflusst von nicht abschaltbaren Einflüssen aus der

Umgebung und nicht in der Lage sich gegen die daraus resultierenden Gefühle zu wehren. Wenn dann noch, wie oben bereits kurz angesprochen, der Wunsch hinzu kommt, niemanden mit den eigenen Sorgen und Nöten zu belasten oder sogar der innere Anspruch, alledem mit dem eigenen Verhalten eine Kleinigkeit entgegen zu setzen, dann gibt es kaum einen Weg, einen solchen Menschen zu erkennen. Er wird sich davor hüten erkannt zu werden, denn damit trüge er ja zu allem anderen auch noch sein eigenes Leid in die Welt, quasi ein Unding. Was helfen könnte? Genau das ist die Frage, auf die es mir

ankommt und die garnicht so einfach zu beantworten ist. Aber ich säße nicht hier und würde schreiben, wenn ich nicht jedenfalls ein paar Ideen dazu hätte. Nur ein paar Ideen, aber besser als nichts, oder? Fortsetzung folgt


Durch diesen Text und seine Reaktion darauf kam es zu der Zusammenarbeit von mir und Alfred (Pepe50)

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Hörbuch

Über den Autor

Karindolittle
Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so entstanden nach und nach auch Gedichte und Kurzgeschichten, auch für Kinder. Hier versuche ich nun erstmals ein paar meiner Liedertexte und Gedichte anderen vorzustellen und freue mich über Anregungen, Kritik (keine Angst, ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie sachlich ist) und auch Lob ! Natürlich, wen freut das nicht ?

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