Pillepalle
Texte und Illustrationen von Andyhank
Vorwort
Lieber Leser
Nachfolgendes Gedicht entstand zur Themenvorgabe „Die Lüge“ im Rahmen eines Wettbewerbs, der unter http://www.mystorys.de/forum/5765-Forumsbattle-32.htm nachzulesen ist.
Von 12 Vorgabewörtern sollten 10 davon unbedingt im Text verwendet und bezüglich der Übersichtlichkeit fettmarkiert werden. Hier kommen alle 12 vor.
Viel Spaß beim Lesen des Werkes und beim Betrachten meiner Illustrationen.
Andyhank
Sonntag, 11. Mai 2014
Am Kühlschrank hängen viele Blätter
Mit Einkaufslisten, neue, alte
Doch ist der Blick dahinter netter
Denn Wurst schmeckt besser, auch die kalte
Der Kalle kaut mit offnem Mund
Die Krümel fliegen reih umher
Jedoch ein Zahn scheint ungesund
Drum fällt das Kauen etwas schwer
Und als der Kalle schließt den Schrank
Da fällt sein Blick auf ein Papier
„Herrje, …muss morjen…, Jott sei Dank!
Zum Zahnarzt!“, freut sich Kalle schier
Doch morgen erst, denn bis dahin
Die Schmerzen in dem blöden Zahn
Ja nicht verschwinden in dem Sinn
Das treibt so Manchen in den Wahn
Kalle googelt, welche Behelf
Man auserkoren hat bei Schmerzen
Denn zaubern fehlt – er ist kein Elf:
Kerzenwachs - sollt’ man beherzen
Man soll drauf rumkau’n, an dem Ende
Die Farbe sei da schnurzegal
Der Kalle macht das, doch die Wende
Die zeigt: das ist die falsche Wahl!
Der Kalle kühlt mit Linsensupp’
Den Zahn, das hilft auch kurze Zeit
Doch eine Linse – Schwuppdiwupp
Erzeugt beim Kauen neues Leid
Der Kalle schimpft, der Zahnschmerz fließt
Durch die Erregung flugs ins Hirn
Migräne als Ergebnis sprießt
Der Überdruck zwickt auch die Stirn
Das nennt man Schmerzverlagerung
Denn wenn der Kopf drückt, macht die Last
Aus Vorregionen einen Schwung:
Der Zahn gewährt sich eine Rast
Der Kalle dreht am Hahn, wo Wasser
Herauskommt, lauwarm soll es sein
Der Durst quält nämlich noch viel krasser
Und Kalle trinkt, nicht nur zum Schein
„Das kann ja werden eine Nacht!“
Das Spiegelbild feixt dick und fett
Weil Kalles Antlitz mürrisch lacht
Dann geht der Kalle schon zu Bett
Die Nacht scheint kurz, der Traum ist lang
Des Kalles Schmerz bekommt dort Flügel
Entfernungen zerschmelzen bang
Den Händen weichen selbst die Zügel
Den Zahnschmerz tragen spitze Räder
Die Flucht, die schwimmt in einem Brei
Der Kalle fährt wie eine Feder
Auf – Das war’s, es ist vorbei
Ein neuer Tag, ein neuer Schmerz
Der Spiegel zeigt nur Sepia
Ganz wild im Leib pocht Kalles Herz
Und auch der Kopf lärmt ebenda
Im Halse steckt ein Riesenkloß
Als er sich dann zum Zahnarzt traut
Der Kalle tut, als sei nichts los
Zweideutig er zum Bohrer schaut
Der Kalle legt sich auf die Liege
Nur zaghaft hin und schließt die Augen
„Ob ick wohl eene Spritze kriege?
Der Zahn macht Wirtschaft, könnse glauben!“
Die Tür geht zu, der Lärm fängt an
Es geht dem Kalle an die Kreide
Ein Piks, ein Stich, es flieht der Bann
So flauschig weich wie Fallschirmseide
Dann toben nur noch Klänge, Stimmen
Die man beim Zahnarzt meist erlauscht -
„Da haben wir den Kerl, den schlimmen!“
Und Kalle freut sich, noch berauscht
Dann darf er aufsteh’n, darf sich recken
Das war es wohl – dann tut der Kalle
Im Wartezimmer all die necken
Die nach ihm kommen: