Erster Kontakt
Tobias fuhr hoch. Schweißgebadet und mit pochendem Herzen setzte er sich. Obwohl ihm der Schrecken noch tief im Körper steckte, verblasste bereits die Erinnerung an seinen furchtbaren Traum. Langsam beruhigte sich sein Herz wieder und er stand vorsichtig auf. Noch etwas wackelig auf den Beinen zog er sich etwas an und wankte er ins Bad. Nachdem er sich seine Zähne geputzt hatte sah er tief in die Augen, seines Spiegelbilds. Tief braune Augen blickten ihn direkt an. Der Junge musterte sich weiter. Von einer langen und spitzen Nase bis hin zu seinem runden Kinn betrachtete er alles mit äußerster
Genauigkeit. Obwohl alles normal aussah, stimmte etwas nicht. Weder hatte er seine gelgendlichen Augenringe noch einen glücklicherweise eher seltenen Pickel. Tobias betrachtete sich noch eine Minute angestrengt im Spiegel, als seine Mutter aus der Küche rief: „Frühstück ist fertig.“ Er hastete aus dem Bad und erwischte gerade noch den Lichtschalter für das Badezimmer. „Puh, Glück gehabt, wenn ich den vergesse und den ganzen Tag das Licht brennt, gibt‘s wieder Ärger“, dachte er flüchtig, ehe er die enge Stiege hinunter ins Erdgeschoß eilte. Dicht gefolgt von seiner kleinen Schwester erreichte er den Tisch, an dem bereits sein Vater wartete. Der Herr im Haus war ein richtiger Bär.
Mit seinen zwei Metern Körperlange und der massiven Statur machte er einen mächtigen Eindruck. Trotzdem war er nie böse oder aggressiv. „Seht euch das an, schon wieder gab es einen Autounfall mit zahlreichen Opfern in den USA“, meinte er und deutete auf die Titelseite der Zeitung. „Schatz, leg die Zeitung weg, es ist noch so früh am Morgen und wir wollen essen“, meldete sich die Mutter zu Wort. Sie war eine Frau in den Vierzigern, genauso alt wie der Vater, und stellte mit ihren fast zwei Metern die perfekte Frau für ihren Ehemann dar. Sie stellte das Gebäck auf den Tisch und nahm Platz. Tobias nahm sich eine Semmel und biss herzhaft hinein. „Willst du nicht etwas zu der Semmel
essen?“, fragte die Mutter und reichte ihm auffordernd einen gut bestückten Teller. Der Jugendliche nahm sich zwei Scheiben Käse, ein paar Tomaten und ein Radieschen. Der Vater fragte: „Tobias kannst du bitte heute den Rasen mähen? Ich möchte morgen den Pool aufstellen und da sollte der Rasen nicht zu hoch sein. Der Rasenmäher steht auch schon bereit.“ Ein unwilliges ,ja‘ verließ die Lippen des Gefragten, als er die letzten Bissen seiner Semmel verschlang. „Wozu habe ich Wochenende, wenn ich dann immer was machen muss?“, dachte sich dieser. Dennoch stand er auf und ging in den Garten. Mit seiner Sonnenbrille, dem Strohhut und dem Gehörschutz ausgerüstet
startete er den Rasenmäher. Sofort verschwand das Singen der Vögel und das Zirpen der Grillen im lauten Knattern der Maschine. Ein wahrer Geräuschschwall umfloss ihn und gemeinsam mit den Schallschutz wurde er von den Tönen der Welt abgeschnitten, sodass ihm in seinem Kopf alles entschwand, außer seinen nackten Gedanken. „Immer muss ich den Rasen mähen, das nervt“, hallte es einsam durch seinen Kopf. Plötzlich vernahm er einen leisen Ruf in der Ferne. Es war so leise dass er es nicht verstehen konnte, also bemühte er sich mit aller Kraft und er verstand das immer wiederkehrende „Hilfe“. Er sah sich um, konnte aber niemanden ausfindig machen. Wieder hörte
er den leisen und flehenden Hilferuf. Da erkannte er plötzlich, dass er nichts hören konnte, da er völlig vom Lärm des Rasenmähers eingenebelt war. Dennoch erreichte ihn immer wieder das Hilfegesuch. Tobias sah sich nochmals um und plötzlich entdeckte er einen kleinen Schriftzug, der sich mit seinen Augen mitbewegte. Erschrocken las er: „System startet!“ Noch bevor er sich bewusst wurde was geschah, tauchen neue Zeilen auf. „Systemstart erfolgreich. Initialisiere Ausbildung der Flugeinheit. Lokalisiere Einheit in Notsituation. Standort: Vereinigte Staaten von Amerika, Iowa, Fort Dodge. Einheit: Eva 4AV892, schwerer Schaden festgestellt. Weitere
Einheiten in der Nähe: Eva 4GK372 und Adam 3RT203, beide stehen unter schwerem Beschuss und sind leicht beschädigt. Starte Rettungsmission.“ Sofort schossen zwei fledermausartige Flügel aus Tobias‘ Rücken. Sie schlugen wie verrückt und er schoss in die Luft.