Familienreise
Wenn man viele Erwartungen hat, steht die Enttäuschung schon in den Startlöchern.
Großzügigkeit war mein Einsatz. Ich lud zu Ehren meines Mannes, der einen runden Geburtstag feiern durfte und kein großes Fest wünschte, Sohn mit Freundin sowie Tochter mit Freund und Kind auf eine gemeinsame Reise ein.
Eine letzte gemeinsame Reise mit den Kindern samt Anhang.
Es sollte etwas Besonderes sein, eine runde Sache. Eine Reise, an die sich später alle gerne erinnern. So gestaltete sich mein Plan.
Die Anreise mit der Bahn klappte hervorragend, wir kamen pünktlich an,
keinerlei Verspätungen. Die Urlaubsunterkunft gefiel auch und wir wurden am Anreisetag freundlich von der Sonne begrüßt.
Die Enttäuschung pirschte sich fast unmerklich an mich heran, denn ich konnte bei den Nachkömmlingen weder Freude über diesen gemeinsamen Urlaub noch Dankbarkeit für meine großzügige Einladung erkennen. Ich bemühte mich zu verstehen warum dies so ist. Meine Vermutung war, dass der Wunsch einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen nur bei einer Person gewachsen war, nämlich bei mir. Mein Mann äußerte schon bei der Planung der Reise gewisse Bedenken. Hätte ich auf ihn hören sollen?
Nun ja, mein Wunsch, eine letzte gemeinsame Reise mit den Kindern zu erleben, der wurde immerhin erfüllt. Immerhin!
Was sich während dieser Tage ganz deutlich zeigte, es gibt inzwischen auf dem Spielfeld Familie deutliche Distanzunterschiede. Die Würfel sind neu gefallen. Die Spielfiguren rücken einige Felder weiter (auseinander). Im nachhinein wurde mir klar, dass es auch noch andere, mir erst später bewusst werdende Gründe, für diese Reise gab.
Wir werden älter, im Alter kann es sein, dass man auf die Hilfe der Jüngeren angewiesen sein kann. Helfen kann ein Mensch denen am besten, denen er sich
nahe fühlt und für die er „ein Gefühl“ hat, wie ein kleiner Freund von mir es mal umschrieb. Themen wie Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung geistern mir schon länger im Kopf herum.
Diese Reise war ein Abschluss. Ein Ende der Familie, die ich seither als meine Familie ansah. Es gibt sie nicht mehr.
Es gibt eine neue Familie. Ein neues Spiel, neue Spielregeln.
Eines meiner Kinder entfernt sich nach meinem Empfinden sehr schnell, es hat sich in ein neues Familiengefüge eingefunden. So sehe ich es, doch man kann sich ja täuschen. Das andere Kind ist immer noch sehr nahe, und auch dessen Lebenspartner rückt näher, doch die ursprüngliche Nähe
gibt es nicht mehr, da auch bei diesen Beiden eine neue Familienzelle entsteht.
Diese Entwicklung ist richtig und natürlich. Nicht anders war es damals, als mein Mann und ich unsere Familie gründeten.
Enttäuschungen tun zwar immer weh, machen wütend, bergen Unverständnis in sich, doch sie schenken auch immer Wahrheit und mehr Klarheit.
Welche Wahrheit und Klarheit steckt nun in dieser Erfahrung?
Wer großzügig ist darf nicht mit der Dankbarkeit der Beschenkten rechnen.
Meine Wünsche sind nicht identisch mit den Wünschen anderer.
Es kommt selten so wie man es sich vorgestellt hat.
In allen Erfahrungen verbirgt sich eine wichtige Erkenntnis.
Ein jeder Mensch hat seine eigene Perspektive.
Niemand muss die Dinge sehen, wie ich sie sehe.
Jeder hat das Recht so zu sein, wie er ist.
Eine Reise mit der ganzen Familie muss nicht unbedingt erstrebenswert sein.
Es gibt immer ein letztes Mal.
Jede Generation hat ihren eigenen Lebensstil.
Es ist nicht immer gut, wenn alt und jung zu oft oder zu lange zusammen sind.
Ich brauche meinen Freiraum.
Jeder braucht seinen Freiraum.
Wer künftig mit mir (uns) reist zahlt seine Reise selbst.
Die Distanz oder die Nähe zu mir bestimmt mein Gegenüber.
Wie weit ich mich auf einen anderen einlasse bestimmt mein Herz.
Ich freue mich, dass ich lebe.
Ich freue mich, dass mein Mann lebt.
Ich wünsche allen ein gutes, gesundes, langes Leben.
Frei ist, wer gut mit sich selbst klar kommt.
Jeder braucht seine Lebenszeit für seine Entwicklung.
Manchmal reicht diese nicht, da zu viele Verwicklungen.
Jedes Kind ist anders, jeder Mensch ist
anders.
Wer eine Reise tut, kann viel erzählen.
Ich komme immer wieder gerne nach hause.
Ich freue mich auf die nächste Reise.
Nimm das Leben so wie es sich offenbart, es ist einfach so.
Lasse Deinen Gefühlen Raum, fühle, was ist.
Mache keinen anderen für das was Du fühlst verantwortlich.
Lache!
Sei gut zu Dir!
Liebe Dich selbst!
Schenk Dir selbst das Verständnis, das Du gerne von anderen bekommen würdest.
Spiele mit Kindern!
Nimm teil am Leben, auch wenn Du Dich
am liebsten zurückziehen würdest.
Sei nachsichtig mit Dir selbst.
Du bist gut genug.
Steh zu Dir jederzeit! Wenn sich alle von Dir abwenden hast Du immer noch Dich selbst!
Sei einverstanden mit Deinem Körper, Deinem Aussehen.
Du bist und das ist grandios!
Liebe Dich für Deine Einzigartigkeit.
Freue Dich, dass Du seltsame, unerwartete Familienreisen erleben darfst, auch das ist Lebenserfahrung.
Der Mensch denkt und Gott lenkt!
Ein Menschenleben ist zu kurz für alle Lebenserfahrungen, daher gibt es so viele Menschen.
Manchmal ist es weiser alleine zu verreisen.
Erhellende Momente erlebst Du überall.
Enttäuschungen sind hilfreiche, wenn auch schmerzende Geschehnisse.
Es bin immer ich, die sich täuschte.
Erwarte immer das Beste. Sei bereit enttäuscht zu werden.
Lass Dich niemals ausbremsen, gib Gas.
Erschaffe Dir selbst Deine täglichen Freuden.
Kläre, was Dich erfreut.
Halte Abstand zu Miesepetern und Menschen, die Dir nicht gut tun, egal wer es ist.
Das Leben ist sehr schnell vorbei.
Der Augenblick ist immer.
Wahre Freundschaft endet nie.
Jede Familie hat ihre Geschichten.
Fühle was ist.
Nimm Gedanken niemals ernst.
Es gibt eine Weisheit jenseits von Gedanken.
Es gibt ein Tun, das geschieht, wenn man Gedanken nicht ernst nimmt.
Reiße Dich niemals zusammen, zumindest nicht zu oft, sonst bist Du immer mehr zerrissen.
Dankbarkeit tut Dir und anderen gut.
Anerkennung tut Dir und anderen gut.
Wenn du verwirrt bist, stelle Dir vor Du würdest Wolle aufrollen und entwirren, oder tue es tatsächlich.
Mit 66 fängt das Leben nicht erst an, es
fängt jeden Morgen an. Immer wenn Du nach dem Schlafen die Augen öffnest beginnt ein neues Leben.
Zu wissen wer man wirklich ist und sich immer wieder daran zu erinnern hilft ungemein in der Welt der Illusionen
Alle Weisheit ist in Dir.
Wir sind alle verbunden.
Wer sich verirrt hat seine Gründe. Wer die Gründe kennt findet den Weg zurück.
Nichts tun und Tun brauchen einander.
Im Schreiben begegnet man sich selbst.
Bleibe an nichts hängen. Nichts hält ewig. Nur Nichts ist ewig.
Alles was erscheint vergeht auch wieder.
Man sollte sich von Erkenntnissen nicht vom Schlafen abhalten lassen.
Nun staune ich! Es war eine sehr wichtige, notwendige, erkenntnisreiche Reise.
Eine Reise, die mich weit weg führte und doch ganz nah zu mir. Ich kam mir selbst wieder ein Stück näher. Vielleicht war es für jeden der Reisenden so. Wenn ja, wunderbar!
Dann hätte diese Reise nicht besser sein können.
Ich pfeife auf die Enttäuschung!
Gute Nacht!