Die Piratenkönigin Yazeena Bonathoo erhält durch die Hand eines mysteriösen Boten einen gefährlichen Auftrag.
„Dieses Monument jagt mir Angst ein“, sagte Yadina und wendete den Blick ab.
Yazeena, die es ebenfalls vermied die metallene Säule mit der furchtbaren Fratze anzusehen, tat so als hätte sie ihre Schwester nicht gehört. Wie eine mächtige, glänzende Nadel, über und über mit Hyroglyphen übersäht, ragte es aus dem braunen Boden in den blauen Himmel hinauf.
Die Oberfläche des Planeten schien völlig flach zu sein. Kein Gebirge erhob sich am Horizont, kein Tal durchzog das Land. Der Wind strich klagend über die Ödnis; Staub und Sandwolken und vor sich her treibend.
Red Robe stand reglos da, die Arme vor der Brust verschränkt „Würde ich mir nicht ins Zimmer stellen“, scherzte er über das Standbild „Aber meinem Feind würde ich es schen-ken“, dann drehte er sich um und betrachtete die zwei Schiffe, die hinter ihnen auf der Ebene standen. Es waren die Sacura und die Goliath. Die Sacura war um einiges grösser und besaß eine elegantere Form, als die martialische Goliath in ihrer rot gelben Bemalung. „Wird Zeit dass wir wieder von hier wegkommen“, fuhr er fort, „Sollte der Bote nicht auftauchen...es warten noch andere Geschäfte auf mich.“
„Wir warten.“ gab Yazeena zurück und als sie die Worte ausgesprochen hatte begann der Boden zu zittern. Den zwei Schiffen gegenüber, gut drei Kilometer entfernt, hob sich der Erdboden und wuchs zu einem mächtigen Hügel heran. Sand und Staub flossen an seinen Flanken herab und Felsen kamen zum Vorschein die polternd in die Ebene rollten. Ein gold-glänzendes Objekt wurde sichtbar, das sich mit aller Macht aus dem Boden stemmte, bis es schließlich in all seiner wuchtigen Fremdartigkeit vor ihnen stand. Es sah aus wie ein schim-mernder Käfer, bedeckt mit groben, schillernden Hornplatten.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Satubwolke verzogen hatte, die das fremde Objekt einhüllte.
„Ist das ein Schiff?“ fragte Jul.
„Was immer es ist“, sagte Red Robe „es lag wohl seit einer Ewigkeit hier unter der Erde.“
„Da geht eine Luke auf“, bemerkte Yazeena, die durch ein kleines Fernglas blickte „Und jemand kommt heraus.“
Die Gestalt, die sich den Piraten näherte und es offenbar gar nicht eilig hatte, war hager und hochgewachsen. Die weite, dunkle Kutte, die sie einhüllte bauschte sich im Wind, die Hände in den Ärmeln verborgen. Das Gesicht, schmal, knochig und blass. Auf dem Kopf saß ein hoher, schwarzer Hut mit flacher Spitze, welcher der Erscheinung eine groteske Silouette ver-lieh.
Als er die Abordnung der Piraten erreicht hatte musterte er Yazeena sehr lange. Dann breitete er die Arme aus und vollzog eine knappe Verneigung.
„Baron Gunur cam Callu.“ seine Stimme klang hell, fast kindlich. Red Robe verzog irritiert das Gesicht und Yazeena, die sich nicht verneigte, stellte ihre Begleiter vor.
„Ich bin der Admiral der Streitkräfte Schanors des Grossen“, fuhr der Baron fort „Ich leite sämtliche Operationen in der bevorstehenden Kampagne.“
„Ich habe gehört das Ghost Konglomerat ist ebenfalls in die Planungen eingebunden.“ warf Yazeena ein, die diese Information erst vor einigen Tagen erhalten hatte.
„Das ist richtig“ Baron Gunur cam Callu schob seine Hände in die Ärmel seiner Kutte.
„Daraus werden sich Probleme ergeben.“
„Ich wüsste nicht worin die liegen könnten.“
Red Robe trat vor „Wir haben Gesetze.“ sagte er „Wir sind gebunden an das Wort unserer Königin. Wer eigene Wege geht verliert seinen Rang als Kapitän, sein Schiff und alle Unter-stützung.“
„Ich bin mir sicher das Ghost ähnliche Regeln besitzt.“ konterte der Baron ruhig.
„Die Schirku sind Freischärler“, sagte Yazeena „Sie sind zersplittert in viele kleine....“ sie überlegte einen Moment „...selbstständige Unternehmen. Mit unterschiedlichen Regeln. Zahlreiche Clans sind untereinander verfeindet. Selbst Ziggis Maltoon hat seine Schwierig-keiten damit.“
„Wäre das nicht ein Vorteil für sie?“ wunderte sich der Baron.
Yazeena musste zugeben dass dieser Umstand ihre Position stärkte. Die vermeindliche Unei-nigkeit des Konglomerats war ein Vorteil, den man nutzen konnte.
Red Robe allerdings hegte Zweifel, doch bevor er etwas erwidern konnte hob Yazeena ab-wehrend die Hand „Wir sind gewohnt zu behalten was wir in den Händen halten“, sagte sie „Ich werde nicht mit den Ghost Leuten teilen. Niemals.“
„Der Plan ist flexibel“, erklärte der Baron „Was ihr erobert ist euer.“
„Sehen das die Anderen ebenso?“ wollte Yazeena wissen.
„Es steht ihnen zu dies klar zu machen. Mit allen Mitteln gegebenenfalls. Wir werden uns nicht darum kümmern.“
Zumindest dieser Punkt schien Red Robe zu gefallen und er lachte.
„Wichtig ist nur das sie schnell und überraschend handeln“, fuhr der Baron fort „Darauf ist der Plan aufgebaut.“
„Genau das ist unsere Stärke.“
„Sie werden weitere Unterstützung erhalten durch die Truppen meines Herrn. Sie werden sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, solange die Interessen meines Herrn nicht berührt werden.“
„Bisher haben wir noch keinen seiner Soldaten zu Gesicht bekommen.“ wendete Yazeena ein. „Das werden sie noch“, der Baron grinste breit. Er sah dabei aus wie ein zähnefletschender Wolf „Sie werden sofort in den Kampf eingreifen, sobald der Angriff rollt.“
„Welche Stützpunkte nutzen sie?“, bohrte Yazeena weiter nach „Von wo aus greifen sie an?“
„Warum ist das wichtig für sie? Sie haben doch sicher eigene...“
„Wir verlassen unsere Heimathäfen“, unterbrach Yazeena „Die Ghost Stützpunkte wollen wir nicht nutzen. Aber es ist nur recht und billig wenn wir eure Basen anfliegen könnten.“
Der Baron stimmte zu „Das ist jedoch eine recht delikate Angelegenheit“, sagte er „Denn die Kiray können launisch sein und haben eine Schwäche für schlechte Scherze.“
Yazeena runzelte die Stirn „Was sind das für Rätsel?“ meinte sie barsch „Reden sie Klartext.“
Der Baron ließ sich mit der Antwort Zeit „Die Fays sind unsere Stützpunkte“, sagte er „Die Krieger meines Herrn ruhten darin seit Jahrtausenden, um nun den lange erwarteten Krieg zu führen. Die Kiray sind die Lenker der Tore. Sie haben ihren eigenen Willen....und seltsame Gewohnheiten.“
Yadina schaltete sich nun in das Gespräch ein und ihr schien diese Antwort nicht zu genügen „Sie verlangen von uns das wir Märchen glauben?“ sagte sie „Was soll dieses Geschwätz von Torlenkern und Guthriks.“
„Ich sehe sie sind mit den Mythen vertraut.“ bemerkte der Baron.
Yazeena stimmte ihrer Schwester zu, aber sie deutete die Worte des Barons anders „Ich denke er will die Positionen der Basen noch geheim halten“, sagte sie „Sie sollen im verborgenen bleiben, so wie unser geheimnisvoller Auftrageber.“
Der Baron grinste abermals. „Sie haben die viertausend Schiffe im Paturinsystem gesehen? Das war nur ein kleiner Teil der Streitmacht über die ich gebiete. Sie waren kein Traum und kein Märchen.“
„Dann seid ihr Schanor?“ wollte Yadina wissen.
Der Baron wurde ernst „Mein Herr wird sich zeigen wenn er das für richtig hält“, er musterte die Piraten „Bis dahin werde ich alle Befehle geben. Ihnen wird genügend Ermessens-spielraum bleiben ihre Truppen zu bewegen. Mein Herr hält nichts von starren Regeln. Der Feldzug wird für alle Beteiligten zum Vorteil ausschlagen. Und Eines steht fest; durch diesen Krieg werden die Dinge in Valongatu neu geordnet.“ Er sah Yazeena nochmals durchdringend an „Wollen sie dabei sein?“
„Wir sind dabei.“ sagte Yazeena.
„Mein Herr hat einen detaillierten Plan ausgearbeitet“, verkündete der Baron und reichte Yazeena ein Röhrchen aus poliertem, rötlichem Holz. Es war verschlossen mit einer Kappe aus Gold, die ein knabenhaftes Gesicht mit einer hohen, stumpfzackigen Krone zeigte „Darin finden sie ihre Ziele und den Zeitpunkt der Angriffe.“
Unmittelbar darauf wurde die Gestalt des Boten transparent, wie trübes Glas und begann sich aufzulösen. Bald war er verschwunden wie Rauch, den der Wind davon trieb.
„Was ist das für ein fauler Trick?“ Red Robe drängte sich an Yazeena vorbei und trat an die Stelle, wo eben noch der Bote gestanden hatte „War das ein Hologramm?“ brüllte er „Haben wir mit einem Hologramm verhandelt?“
„Das war weit mehr als ein Hologramm“, wisperte Yadina. „Er war hier...“
„...und war doch nicht hier.“ vollendete Yazeena und betrachtete das Holzröhrchen in ihrer Hand