Der Hahn und der Adler
Ein Hahn und ein Adler,
die hatten einen Streit,
wer wohl am besten jage,
zur schönen Maienzeit.
Der Hahn der sprach:
"Das bin ich", und fing
laut an zu krähen.
Der Adler meinte leise:
"Mein Freund, das will ich sehen."
Der Hahn fing eine Fliege,
der Adler lacht ihn aus:
"Selbst wenn ich sonst nichts kriege,
beginne ich mit ‚ner Maus.
Du hast deine bunten Federn
auf den Flügeln nicht verdient."
Der Hahn kam in Erregung,
Überdruck in die Begegnung.
Hauchte zum Schein: " Vergebung.
Es ist doch kein Betrug,
will keine Mäuse essen,
das wäre nicht sehr klug.
Es sind doch meine Freunde,
weil wir uns gut verstehen,
das kannst du mit scharfer Linse,
von oben nicht gut sehen.
Fange du mal eine Mücke,
das ist gar nicht so leicht,
weil sie mit etwas Glücke,
Unsichtbarkeit erreicht.
Sie ist es, die ins Leben,
ständig Bewegung bringt,
blutrünstig ihre Botschaft,
die sie uns täglich singt.
Von Fallschirmseide gut geschützt,
der Mensch seine Schlafstätte benützt,
wenn er abends vollgetankt,
als letzter aus der Wirtschaft wankt.
Er will nur seine Ruhe
und nicht so ein störend Ding,
das ständig und mit List
in seiner Nähe ist.
Aus Kerzenwachs ein Wurfgeschoß,
doch wohin soll das denn fliegen,
er sieht ja nichts, wo ist sie bloß,
wie soll er sie denn kriegen."
Zweideutig jetzt die Antwort:
"Mein Freund lass deine Lügen,
ein wirklich scharfes Auge,
wirst du Tollpatsch niemals kriegen.
Ich, Herr der Lüfte, rate dir
bleib fest am Boden, glaube mir,
nicht jeder kann ein Waidmann sein,
wann siehst du Stümper das denn ein?"
"Ein Waidmann, lieber Freund,
der ist dir doch ein Feind,
er wird aus freien Stücken,
dir mit Blei zu Leibe rücken,
ich jedoch darf frei von Gedärmen,
mich an seinem Feuer wärmen."