Titel
Ja, sie war ein Wanderpokal. Salopp ausgedrückt: eine Schlampe. Trieb es mit so ziemlich jeden. So, wie meine Verflossene, der ich verfallen war. Verstanden hatte ich es selbst nicht, warum ich mir alles von ihr gefallen ließ. Ich fand sie heiß und sexy. Bekannte und Verwandte waren anderer Meinung gewesen. Nur weil sie übergewichtig war. Manche stehen drauf. Ich ursprünglich nicht. Aber irgendwann traf mich Amors Pfeil. Und der traf sehr tief. Plötzlich gefiel sie mir. Vor allem ihr Gesicht.
Wann sie begann, mit anderen ins Bett zu
gehen, weiß ich nicht. Will ich auch gar nicht wissen. Es war traurig, das sie es tat. Immer und immer wieder. Sie liebte die Abwechslung und brauchte den Sex. Ständig. Wusste ich aber nicht, weil sie mir gegenüber das Gegenteil behauptet hatte. Hätte ich es gewusst, das sie dauergeil war, hätte ich sie öfter besprungen. Immer und immer wieder. So hatte ich sie in Ruhe gelassen. Wagte mich nur selten an sie heran.
Und obwohl ich irgendwann dann wusste, das sie es mit ziemlich jeden trieb, konnte ich nicht von ihr lassen. Wie oben erwähnt, war ich ihr verfallen. Kam immer wieder zu ihr. Machte alles für sie. Zahlte für sie. Dumm, ich weiß.
Aber so war ich. Viele Jahre lang. Ich kam einfach nicht von ihr los. Hatte kein Selbstbewusstsein. Glaubte, das ich nie wieder eine finden würde. Gewöhnte ich daran, das sie ich anlog und in andre Betten stieg.
Als sie mich zum x-ten Mal vor die Tür setzte, hörte es endlich auf. Nicht sofort. Es dauerte Monate. Meine Schuld, weil ich schwerste Depression ihretwegen hatte und sie in Alkohol ertränken wollte. Ein Kollege holte mich daraus. Hatte erkannt, das ich schwerwiegende Probleme hatte. Kannte Personen, die auch irgendwem verfallen waren und alles mit sich machen ließen.
Es war eine tränenreiche Zeit. Er fing
mit seiner Lebensgeschichte an. Wir tranken Bier dabei. Das nahm ich als Grund, um immer mal wieder zu verschwinden. Denn Bier treibt ja bei den Meisten. Bei mir nicht mehr. Aber das brauchte er nicht zu wissen.
Ich wollte nicht, das er meine Tränen sah. Wollte es einfach nicht. Wenn ich spürte, das welche hinauswollten, verschwand ich im Bad. Vielleicht war es ihm aufgefallen. Ich weiß es nicht. Denn wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war ich ein wenig zu oft auf dem Klo gewesen. Und er war nicht dumm.
Er hatte es zwar nicht geschafft, das ich ganz von ihr lasse, aber er hatte es
hingekriegt, das ich Selbstwertgefühl bekam. Nicht mehr so oft an sie dachte. Und eines schönen Tages traf ich auf sie. Eine wunderschöne, blutjunge Frau hatte mich auf der Straße angesprochen. Nach einem kurzen Smalltalk tauschten wir Handynummern aus.
Als sie mich am selben Abend noch anrief, kam Freude in mir auf. Wenige Minuten später stand sie dann auch schon vor meiner Tür. Gesprochen hatten wir nicht viel. Die süße Maus kam gleich zur Sache. Mir war es recht. Schließlich hatte ich seit Monaten keinen Verkehr mehr gehabt. Wenn sie mich unbedingt auf der Stelle vernaschen wollte, dann sollte sie eben.
Ich genoss jeden einzelnen Augenblick.
Sie hatte mir hinterher gestanden, das sie keine Bindung wollte. Nur Spaß zu zweit. Ich durfte sie jederzeit anrufen, wenn ich Bock auf sie hatte. Durfte aber keine Eifersucht haben, wenn sie mit anderen im Bett lag. Sobald sie etwas in der Art sah, war es Essig. Nie wieder Spaß mit ihr.
Als sie sich wieder anzog, bat ich sie, so zu tun, als wären wir ein Paar. Ich wollte mit ihr angeben. Jeder sollte glauben, das ich eine heiße Freundin hatte, die so ziemlich jeder heiß fand, der auf schlank und jung steht. Betonte, das es mir bewusst ist, das sie sich an niemanden binden will. Sie sollte nur so
tun, als ob.
Zu meinem Glück sagte sie ja. Sie sagte es nicht nur, sondern tat es auch. Und das sehr überzeugend. Sogar ich glaubte bald, das wir es seien. Die Blicke, der anderen, unbeschreiblich. Vor allem die, von meiner Ex, deren Verwandtschaft und ihren Freunden. Sie alle konnten nicht glauben, mit was für einer sexy Lady ich zusammen war. Ich war Gesprächsstoff Nummer eins.
Häufig übernachtete sie bei mir. Es sollte ja echt wirken. Niemand sollte merken, das wir nur so taten. Es war schön, wenn sie neben mir lag. Ich kam mir dann nicht so alleine vor. Aber nichts ist von Dauer. Sie hatte sich
verliebt. Gab ihr Schlampenleben auf und wurde treu. Ich freute mich für sie, auch wenn das für mich hieß, das ich nie wieder mit ihr angeben konnte. Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, das jemand den rechten Weg fand und auch ging.
Die beiden harmonisierten perfekt. Ergänzten sich. Mir bleibt die Erinnerung und das Wissen, das sie meine allerbeste Freundin ist. Wir reden über alles. Treffen uns häufig. Vor wenigen Tagen war ich ihr Trauzeuge gewesen. Mir standen die Tränen in den Augen. Freudentränen. Ihr schönster Tag und ich durfte dabei sein.
Ich lebe zwar immer noch alleine, aber in der Zwischenzeit komme ich damit
klar. Irgendwann wird schon die Richtige kommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.