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„Was bildest du dir überhaupt ein, diesen Mann ohne jegliche Informationen zu töten!“, schrie mich mein Auftraggeber und Anführer der Karroris an.
Genervt über seinen Wutausbruch stand ich ihm gegenüber und verdrehte ab und zu meine Augen. Sicherlich war er mein Chef und ich musste seine Befehle ausüben, jedoch ließ ich mich von einem Lipafme sicher nicht als Abschaum beschimpfen.
„Immer wieder dasselbe Spiel mit dir, Xanya. Du bist zu hitzköpfig. Du bist extrem gut, aber zu unprofessionell“, wütete der Anführer
weiter.
Das war mir eindeutig zu viel.
„Ich und unprofessionell?“, fragte ich unglaubwürdig, „Ich erfülle alle meine Aufträge mit Präzession und Engagement. Niemand würde bei meinen Morden auch nur ansatzweise vermuten, dass sie Morde waren. Und das nennen Sie unprofessionell?“
Aggressiv ließ ich ein Fauchen von mir und blickte meinen Gegenüber stichgerade an. Wenn er es nicht anders wollte, könnte ich ihn in 5 Sekunden um die Strecke bringen. Kam es mir in meinen Gedanken. Allerdings fiel mir dann ein, dass ich, außer die Tatsache, dass er der Anführer der Karroris war und mein Jobgeber, nicht viel von ihm wusste. Er könnte, wenn er wollte mir einfach mein Essen
vergiften und niemand würde Fragen stellen. Er könnte einen anderen Valdir auf mich hetzen und mich umbringen lassen. Okay, er könnte so ziemlich alles machen. Er war der Anführer der Karroris. Der Anführer in der Hierarchie des Landes.
„Na gut, vielleicht war ich bei dieser einen Person etwas unprofessionell, jedoch muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass er mich auf die Palme gebracht hat“, bestätigte ich nun seinen Einwand, da mir die Konsequenzen eines Streites mit ihm durch den Kopf geschossen waren.
Er sah mich nur mit einem bösartigen Grinsen an. Wahrscheinlich wusste er genau, dass ich mir das Widersprechen überlegt hatte.
„Xanya, du bist einer der besten
Auftragsmörder, die ich in meinem Kreis habe, jedoch musst du deinen eigenen Willen um einiges im Zaum halten“, sprach der Anführer, drehte sich um und verließ den großen Trainingsraum der Valdir.
Ich schnaufte noch einmal fest und lange durch. Meinen eigenen Willen im Zaum halten? Wie konnte man das, es war doch der eigene Wille. Sicherlich ließ ich mir nicht von anderen eine Meinung aufbrummen, die mir nicht gefiel. Verdammt, ich war eine Valdir. Ich entschied, wer lebte und wer starb.
Langsam drehte ich mich um, um das Zimmer, indem ich stand, zu betrachten. Es war unsere Spielhöhle. Auf einer Seite des Raumes befanden sich Schwerter und Messer, auf der anderen Seite Schlagstöcke
und längere Stöcke. In der Mitte des Raumes waren Boxringe für Kämpfe aufgebaut.
Ja, wir lernten hier von jeder Fraktion des Landes ihre Fähigkeiten. Den Kampf mit bloßen Fäusten von den Zarisma. Den Stockkampf von den Mosumi. Den Kampf mit Schwert und Messern von den Sawarejo. Und draußen konnte man auch noch das Geschick mit Pfeil und Bogen von den Lipafme erlernen.
Ein Privileg, dass einzig und allein nur den Valdir zustand.
„Da musstest du dir ja gewaltig was anhören, Schönheit“, kam es wie aus dem Nichts.
„Lass mich in Ruhe Gahoff“, fauchte ich nur zurück.
„Ach komm Liebes, du wirst doch nicht gleich
zickig werden“, versuchte der stämmige, blondhaarige Mann es weiter.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, raste ich auf ihn zu, schnappte ihn am Kragen seines halboffenen weißen Hemdes, welches etwas verschwitzt vom Training war und ließ das Grün in meinen Augen aufblitzen. Nie ein gutes Zeichen.
„Ich kann dich mit einem Schlag an gewissen Stellen sofort angriffsunfähig machen oder dich sogar töten. Willst du das?“, bellte ich ihn an zog meine Augenbrauen zusammen.
„Du bist so sexy, wenn du wütend wirst“, lachte mein Gegner nur.
Kopfschüttelnd ließ ich ihn wieder los. Er war Zeitverschwendung und ihn zu töten würde mir nur mehr Ärger
einhandeln.
„Lass uns lieber trainieren“, sagte ich nun, da ich wusste, dass ich von seinen Sawarejo-Fähigkeiten noch vieles lernen konnte.
Auch wenn es jetzt etwas schwachsinnig klang. Er war mein bester Freund hier bei den Valdir. Wenn man als Valdir überhaupt Freunde haben konnte.
Gahoff war ein großer muskulöser Mann, mit Augen so blau wie der Ozean und blonden etwas längerem Haar, das ihn allerdings bei den Kämpfen nie störte. Da ich lange dunkelbraune Haare hatte und mir diese, wenn sie offen waren, immer ins Gesicht fielen, band ich sie stets seitlich zu einem geflochtenen Zopf zusammen.
Er brachte mir alles über den Schwertkampf
bei und nun waren wir bei Übungen mit dem Messer angelangt.
„Wie du wünscht meine Göttin!“, war er mit meinen Vorschlag einverstanden.
„Hör auf damit!“
„Mit was?“
„Mit den Kosenamen!“
„Warum?“, belächelte er meine Aussage, „Du bist schön, intelligent, großartig, ausgezeichnet in allen Fähigkeiten und …“
„Nicht interessiert!“, beendete ich seinen Satz, „Gahoff wir sind Freunde. Keinem einzigen Valdir vertraue ich, außer dir.“
„Vertraue niemandem, Schätzchen“, flüsterte er mir regelrecht zu, „Wir sind Auftragskiller, ohne eigenem Willen, wenn ich den Befehl bekommen würde, dich zu töten, würde ich es
tun!“
„Ohne mit der Wimper zu zucken?“, fragte ich unglaubwürdig.
„Sicherlich, würde es dir nicht so ergehen?“, stellte er mir die Gegenfrage.
Ich lachte auf und benetzte meine Lippen, nicht ohne ihn dabei geradewegs anzusehen.
„Du würdest in 5 Sekunden tot sein“, war meine Antwort.
Wieder dieser eigene Wille. Anscheinend hatte man ihn als Valdir wirklich nicht. Was war verdammt noch mal mit mir los?