Fantasy & Horror
Straßenbahn - Part I

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"Straßenbahn - Part I"
Veröffentlicht am 05. Mai 2014, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Lieblingsautoren: Arthur Machen, Herbert George Wells, Howard Phillips Lovecraft, Stephen King, Dr. H.S.Glasscheib, Friedrich Nietzsche, Robert E. Howard
Straßenbahn - Part I

Straßenbahn - Part I

Straßenbahn

Mein Name ist Michael Gore.

Ich bin Straßenbahnfahrer in Frankfurt.

Das ist eigentlich ein ziemlich einfacher Job.

Ich fahre zur vorgegebenen Zeit die vorgegebene Strecke.

Damit wollte ich mir mein Studium finanzieren, mache das jetzt aber schon seit einundzwanzig Jahren und hätte es wahrscheinlich auch noch weitere Einundzwanzig getan.

Ich werde heute nicht zur Arbeit gehen.

Ich habe viel zu viel Angst das noch mal zu sehen, was ich gestern Nacht sehen

musste.

Es war so nah, ich hätte es nie so nah kommen lassen dürfen.

Aber manchmal tut man Dinge aus Gewohnheit und wird leichtsinnig, vergisst wie sehr man am Leben hängt.

Ich sitze in meiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung und habe das Licht ausgeschaltet.

Die Wohnungstür ist verschlossen, aber das würde auch nichts bringen, nicht gegen das von gestern Nacht.

Mein Dienst fing an wie sonst auch immer.

Ich saß mit den anderen Jungs bei der

Dienstbesprechung, wie vor jedem Wochendienst.

André Oláh, der Schichtleiter, riss wieder ein paar dämliche Witze über mich.

Sein Hemd roch nach Schweiß und war mit undefinierbaren Flecken übersäht.

Wahrscheinlich nur um den Eindruck eines Vorgesetzten zu machen, trug er eine braune Krawatte.

Hätte er sie mal gewaschen, wäre sie auch als eine durchgegangen und man hätte nebenbei bemerkt das sie eigentlich hellblau war.

Oláh war´n ziemliches Arschloch.

Trotzdem hätte ich ihm nie dieses Schicksal gewünscht, niemals.

Später gingen alle zu ihren Bahnen.

Ich fuhr die 13A und hatte die fünfzehn Stationen vom Hauptbahnhof, hin und zurück.

Das ganze genau acht mal im Nachtdienst.

Am Anfang lief alles wie immer, die Leute stiegen ein, die Leute stiegen aus.

Bei denen die ab drei Uhr nachts einstiegen war ich immer vorsichtig, eigentlich immer vorsichtig.

Ich könnte mich selbst ohrfeigen, warum war ich dieses eine mal nicht vorsichtig?!

Mittlerweile war ich hellwach, trotz der undurchdringlichen Dunkelheit die in den Wintermonaten keine Besonderheit

ist.

Es waren noch drei Fahrgäste in der Bahn.

Eine alte Frau mit einem hellbraunen Stoffbeutel der die Aufschrift “Kitty Food” trug.

Sie brabbelte irgendetwas vor sich hin, nichts besonderes für Frankfurt.

Ein besoffener Penner, der selbst hinter der Plexiglasscheibe zu riechen war.

Ich frage mich wie es Penner schaffen diesen penetranten Gestank aus Zigarettenqualm, Alkohol, Schweiß und Erbrochenem so zu “kreieren” das es immer gleich riecht.

Man könnte mir die Augen verbinden und ich könnte einen ungebadeten,

rauchenden Alkoholiker immer noch von einem Penner unterscheiden.

Der letzte Fahrgast war ein betagter, vornehm aussehender Mann im Nadelstreifenanzug.

Er passte irgendwie nicht in diese Situation.

Nun war es vier Uhr und ich fuhr Station fünfzehn zum achten mal an.

Jetzt nur noch durch die Wagen laufen und sich in die Steuerkabine am anderen Bahnende setzen.

Ich hielt an der letzten Station.

Am äußersten Ende des Bahnsteigs zeichnete sich eine Silhouette ab.

Normalerweise stellt man sich weiter

vorn hin, damit man nicht übersehen wird.

Ich öffnete die Tür und ließ die Person einsteigen.

Als sich die Hydrauliktür unter einem leisen Zischen schloss, blickte ich nach hinten um zu sehen wen ich eingelassen hatte.

Ich traute meinen Augen kaum als ich den Fahrgast sah.

Ein kleiner Junge, kaum älter als acht!

Gerade war ich im Begriff aufzustehen um mich in die Kabine am anderen Bahnende zu begeben, da klopfte es verhalten an der Plexiglasscheibe.

Der Kleine drückte einen Fünf Euro

Schein dagegen und lächelte mich müde an.

Er sah ziemlich ärmlich aus.

Auf dem Kopf trug er eine viel zu große, schmutzige Wollmütze und seine Jacke trug die wenig überzeugende Aufschrift “be happy”,

“shit happens” wäre wohl zutreffender gewesen.

Ich öffnete die Kabinentür und fragte was er hier macht.

Doch der Junge lächelte mich nur an.

Er gab mir das Geld, ich gab es ihm zurück.

Ich mag Kinder.

Als ich mich umdrehte um die Tür der

Fahrerkabine zu schließen, gab es einen markerschütternden Knall.

Erschrocken drehte ich mich um.

Der besoffene Penner war von seinem Stuhl gefallen.

Früher hätte ich ihm wieder aufgeholfen, aber nicht nach einundzwanzig Jahren Dienstzeit.

Der Bundesgrenzschutz würde sich später im Hauptbahnhof um den Alten kümmern.

Ich kassiere keine Prügel mehr weil ich einem Betrunkenen helfen will.

Die Bahn 13A hatte drei Wagenteile.

Ich betrat den zweiten Wagen und ging auch durch den dritten zur Fahrerkabine.

Es war kalt hier, ich hatte die Heizung

nur in den ersten zwei Wagenteilen eingeschaltet, damit ich wieder wach werde wenn ich durch den dritten gehe.

Eine alte Marotte von mir.

Ich wollte gerade die Kabinentür öffnen, da hörte ich den alten Penner lachen.

Immer lauter lachen.

So laut das es nicht mehr als ein Lachen erkennbar war.

Er lachte auch gar nicht mehr, er schrie.

Erst war ich verunsichert ob ich vorgehen sollte.

Aber... Der Junge, er war ja noch vorn!

Ich hätte mir nie verzeihen können wenn ihm etwas zugestoßen wäre, also rannte ich vor.

Als ich das Abteil betrat, war ich überrascht über das was ich sah,

nämlich nichts.

Der Säufer war verschwunden.

Entweder hatte ich entschieden zu viele Nachtdienste hinter mir oder der Alte wollte mich verarschen.

Ich tippte eher auf Letzteres.

Er war sicherlich abgehauen.

Wahrscheinlich hatte er sowieso keinen Fahrschein gelöst.

Ich spreche nie mit den Fahrgästen, das bedeutet zu viel Ärger.

Also machte ich mich wieder auf den Weg nach hinten.

Die alte Frau war eingeschlafen und in ihrem Stoffbeutel waren irgendwelche

Eier oder Milchprodukte zu Bruch gegangen.

Jedenfalls war er ganz dunkel von der Feuchtigkeit und würde mir sicher in den nächsten Minuten den ganzen Boden versauen.

Also brach ich mit meinen Prinzipien und ging zu ihr.

Ich forderte sie höflich auf aufzuwachen, es passierte nichts.

Da wurde ich ungehalten und rüttelte sie an ihrer Schulter.

Und ab diesem Moment wusste ich das ich zum Tode verurteilt war.

Die Alte kippte nach vorn über und sackte wie Matsch in sich zusammen.

Ihre Beine schoben sich in ihren Rumpf als hätte sie keine Knochen.

Mein Kopf wurde heiß und ich konnte nur schwer atmen.

Ich konnte nicht schreien, mir fehlte die Stimme.

Ich möchte nicht mehr daran denken, geschweige denn davon erzählen was aus ihrem Stoffbeutel waberte als er aus ihrer formlosen Hand glitt.

 

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Kuriakin
Lieblingsautoren: Arthur Machen, Herbert George Wells, Howard Phillips Lovecraft, Stephen King, Dr. H.S.Glasscheib, Friedrich Nietzsche, Robert E. Howard

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