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Mezquita-Catedral

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"Moschee - Gott - Kathedrale"
Veröffentlicht am 03. Mai 2014, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Im April 1960 erblickte ich die Welt. Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben. Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...
Moschee - Gott - Kathedrale

Mezquita-Catedral

Mezquita-Catedral

Cordoba, 23.04.2014 Aus Kirchen werden Moscheen, aus Moscheen werden Kirchen – Gott aber ist für alle derselbe.


Bild: http://fineartamerica.com/featured/interior-cathedral-mosque-at-cordoba-spain-2011-bill-white.html>

Mezquita-Catedral

Kein Wölkchen steht an diesem Frühlingsnachmittag am Himmel Andalusiens. Das Thermometer in Cordoba ist auf angenehme 26 Grad gestiegen. Im Vorhof der Mezquita-Kathedrale plätschert ein Brunnen. Bäume spenden Schatten, überall grünt und blüht es. Süsse Blumendüfte liegen in der Luft. Während die nächsten Touristen in einer Schlange geduldig auf Einlass warten, sind viele Menschen schon im Gotteshaus. Gedanken durchfluten die riesigen Räume: „Wow wie schön. Danke Allah, dass ich bei dir sein darf. Diese unzähligen Bögen und Säulen, die langen düsteren Gebetshallen, hier bin ich zu Hause.“ „Das Dunkle birgt etwas Geheimnisvolles. Unglaublich, was die Muslime vor mehr als 1000

Jahren gebaut haben!“ „Allah ich möchte beten, aber ich bin in einer katholischen Kathedrale!“ „Ich traue meinen Augen nicht, was wurde denn da an den Seiten zwischen den Säulen eingebaut. Das sind ja Altäre, wie man sie sonst in unsern Kirchen findet. Sie passen wie die Faust aufs Auge und wirken auf mich sehr befremdend.“ „Was ist dieses riesige goldene Ding? Unbeschreiblich, was die Christen erschaffen haben. Alles ist so hell, aber irgendwie kommen die Gedanken hier bei so viel Schnickschnack nicht zur Ruhe.“ „Hui, geht man durch die Tür, betritt man eine andere Welt. Jetzt wird es schon heimischer. Diese wundervolle Monstranz, diese Goldverzierungen, Kreuze und

Kelche." „Seltsam – geschnitzte Gebetsstühle und Bänke, Bilder und Kreuze? Sowas hab ich noch nie gesehen. Alles wirkt so fremd auf mich und doch irgendwie faszinierend.“ „Ich liebe diese gewaltigen Kuppeln und das helle Licht, das hereinfällt. Was für ein wunderschöner Altar. Wie gerne möchte ich den Klängen der imposanten Orgel lauschen. Oh mein Gott ich möchte beten, aber hier kann ich es nicht, denn ich spüre, diese Kathedrale steht nicht am richtigen Ort!“ Nach zahllosen weiteren Gedanken verlassen zwei Menschen tief bewegt und aufgewühlt die Kathedrale. Zu gross ist der kulturelle Schock, den sie hautnah erlebt haben. Geblieben sind auf der einen Seite Trauer, auf der andern Beschämung, aber nicht zuletzt von beiden

Seiten auch Hoffnung, dass man den nicht mehr wiedergutzumachenden architektonischen (menschlichen) Irrsinn irgendwann wenigstens korrigiert und das Gotteshaus zweigeteilt als Moschee und als Kirche gemeinsam nutzen kann. Langsam geht die Sonne im Westen Cordobas unter und verzaubert die Mezquita-Catedral im warmen orange-roten Abendlicht. Allahu Akbar – Gott ist gross!

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Luap
Im April 1960 erblickte ich die Welt.
Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben.
Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...

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EllaWolke Danke für Deinen "Wegweiser" zu diesem Buch ... ja man wird nachdenklich und ich noch dazu neugierig, also werde ich mich mal im Internet umsehen ... lesen.
Für´s dazulernen ist es ja nie zu spät.
Abend-Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Ella!
Noch nie habe ich mich in einer Kirche so unwohl gefühlt... aus einer Moschee kann man keine Kathedrale machen, auch wenn vor der Moschee an diesem Platz früher einmal eine Kirche stand... wie verrückt wir Menschen doch sind... Gott ist für alle Menschen der gleiche, man kann ihn nicht mit Gewalt zurechtbiegen...

Liebe Abendgrüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Sehr bedrückend deine Beschreibung, macht nachdenklich und hinterlässt einen leicht bitteren Geschmack.
Mit liebem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank liebe Ingrid!
Mich hat diese Kathedrale richtiggehend verwirrt, ich konnte nicht glauben, was meine Augen sahen. Aber irgendwie ist sie bezeichnend für uns Menschen, auf der einen Seite sind wir fähig unglaublich grosse Dinge zu leisten und auf der anderen Seite verfallen wir in sinnlose Kriege...

Herzliche Grüsse
Paulchen
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ich schätze mal, die beiden aufgewühlten Menschen, die da die Kathedrale verlassen haben, wohnen beide in deiner Brust, Paul. Interessante Betrachtung. Ich habe mir nach deinen Text mal ein paar Bilder dazu ergoogelt. Leider können die nicht das transportieren, was du dort empfunden hast, aber faszinierend sind sie allemal.

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Gunda!

Habe auch noch ein wenig gegoogelt... du hast recht, es gibt nur wenige Bilder, die andeutungsweise diese Diskrepanz erahnen lassen. Ich glaube, das kann man so in Bildern gar nicht richtig erfassen, das muss man einfach selber erleben...
Andalusien ist fantastisch, da gibt es so viel zu entdecken... auch die Affen in Gibraltar waren ein aufregendes Erlebnis... ;-)

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Man muss keine Angst vor den Glaubensrichtungen haben, nur vor dem Fanatismus, der manchmal dahinter steckt.
Du hast es wunderbar beschrieben, lieber Paul.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Bärbel!
In dieser Kathedrale zu stehen, die ja eigentlich eine Moschee ist, in welche mitten hinein eine Kathedrale gebaut und das Minarett zum Glockenturm umfunktioniert wurde, war ein ganz spezielles Gefühl. Zwei Kulturen prallten frontal zusammen. Alles war von überwältigender Schönheit und doch passte es einfach nicht zusammen. Noch nie habe ich mich in einem Gotteshaus so unwohl gefühlt. Man konnte das grosse Leid, der Auseinandersetzungen immer noch hautnah spüren, irgendwie klebte überall Blut. Meine innere Ruhe habe ich erst wieder im bezaubernden Garten des Alcazar Palastes, welcher gleich daneben liegt, gefunden...

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue ... und Gott ist in uns - oder Allah - oder Jehova - oder das Universum - oder ... welchen Namen er auch immer trägt!
Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Marie Lue!
Das sehe ich genau so und darum sollte man sich an anderen Kulturen erfreuen und nicht versuchen, sie durch die eigene zu ersetzen...

Herzliche Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
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