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Nach vielen Monaten sah er sie wieder. Unfreiwillig. Zufällig kam sie ihm entgegen. Und wieder schlug sein Herz höher. Dabei hatte er ganz fest geglaubt, das er über sie hinweg sei. Hatte doch kaum noch einen Gedanken an sie verschwendet. Dafür versucht, mit anderen Frauen in Kontakt zu kommen. Denn so schön es auch war, alleine zu leben und alles machen zu dürfen, worauf man gerade Bock hatte. Sich an keine Zeiten halten zu müssen. Selber frei planen zu können, was man gern machen möchte, ohne auf den anderen Rücksicht nehmen zu müssen. Kein
Gezeter, wenn man mal ein Glas zu viel hatte, oder zu spät nach Hause kam, ohne Bescheid zu geben, das es später wird. Niemanden Rechenschaft schuldig sein...Es ist aber schon schöner zu zweit. Jemanden an seiner Seite zu wissen, dem man nicht egal war. Der immer präsent ist, wenn man jemand brauchte. Ob einfach nur zum Reden. Zum ausheulen oder bloß kuschelnd in die Röhre zu sehen. Gemeinsam ausgehen, sich mit anderen Paaren treffen und mit denen Gedanken auszutauschen, klang reizvoller, als alleine auf die Pirsch zu gehen und zu hoffen, das sich jemand findet, mit dem man sich versteht. Dann gibt es ja auch
noch die andere Sache, die zu zweit schöner ist. Wer darauf steht, es jedes mal mit einem anderen Partner zu machen, für den ist es besser, wenn er Single ist. Oder findet jemand Gleichgesinnten und sie führen eine offene Beziehung.
Er hatte Rotz und Wasser geheult, als sie ihn verließ. Klar, ihre Beziehung war alles andere, als Zukunftssicher. Aber eine Paarberatung hätte vielleicht geholfen, das ihre Beziehung besser verlief. Leider wollte sie nicht. Sagte immer wieder, das es nichts bringt. Warum wollte sie es nicht versuchen? Woher wollte sie wissen, das es nichts
brachte?
Sie kamen sich immer näher. Sein Herz schlug immer höher. Er atmete nur noch flach. War einem Herzstillstand nah. Warum hatte er immer noch so heftige Gefühle für sie? Weder sah sie besonders aus – auch wenn er fand, das sie wunderschön war. Seine Bekannten waren anderer Meinung gewesen. Verstanden nicht, was ihm an ihr gefiel. - noch war sie intelligent. Auch war sie stinkenfaul. Bewegte sich nur, wenn es unbedingt sein musste. Oder wenn sie es wollte. Damals hatte es ihm nicht gestört. Hatte er eben ihre Aufgaben übernommen. So was nennt man Liebe, dachte
er.
Noch hatte er Zeit, um die Straßenseite zu wechseln und ihr aus dem Weg zu gehen. Aber wonach sah das aus, wenn er dies tat? Es ist Monate her, als sie sich von ihm getrennt hatte. Sie waren erwachsene Menschen. Zumindest er. Denn sie benahm sich manchmal sehr kindisch. Wie ein trotziger Teenager. Wenn sie was nicht wollte, gab es kein Weg sie dazu zu bringen. Darum hatte er es auch nie mehr versucht. Hatte es hingenommen. Vielleicht nicht die beste Lösung. Aber beide konnten prima damit leben.
Der Moment war nah. Gleich würde sie ihn bemerken. Nur noch wenige Schritte,
bis zum zusammentreffen. Er war aufgeregt. Sein Blick fiel zu Boden. Da sah er ein paar Münzen. Die hob er auf. Und während er sich nach den Münzen bückte, lief sie wortlos an ihm vorbei. Als ob sie ihn nicht bemerkt hätte. Vielleicht hatte sie auch nicht mitbekommen, wer ihr entgegenkam. Schließlich hatte sie nicht nach vorn geschaut. Ihr Blick war diagonal zum Boden gerichtet gewesen.
Drei Euro und sechsundzwanzig Cent. Irgendjemand hatte sie achtlos weggeworfen. Nun waren es seine drei Euro und sechsundzwanzig Cent. Davon würde er sich jetzt ein kleines Mittagessen gönnen. Ein Schnitzel mit
Brötchen? Oder doch lieber mit Kartoffelsalat und ein paar Cent dazulegen?