Vorwort
Zu dem Überbegriff: Lügen, soll eine Geschichte kreiert werden, in der folgende Wörter und Begriffe vorkommen sollen:
Hahn, Feder,
Linse, Sepia,
Flügel, Schein,
Erregung, Überdruck,
Wirtschaft, Zweideutig,
Kerzenwachs, Fallschirmseide Die folgende Geschichte, wurde von mir frei erfunden und jede Ähnlichkeit, wäre rein zufällig.
Der Fotograf
Ernst Otto Hahn war ein Fotograf, der wegen seiner Kollagen und Fotomontagen weit über die Grenzen hinaus bekannt war.
Er wusste ganz genau, was bei den meisten Menschen gut ankam und das waren nicht nur einfache Fotos.
Seine Kollagen und Montagen hatten stets etwas Mystisches. Überspitzt hätte man auch sagen können: Sie waren eine Vision, oder gar eine Lüge. Denn das was sie darstellten, musste nicht
unbedingt etwas mit der Tatsache zu tun haben, oder der Realität entsprechen.
Aber auch das wusste er: Viele Menschen konnten sich besser mit einer Lüge arrangieren, als mit der Wahrheit oder der Realität.
Die Beliebtheit seiner Bilder, waren dafür der beste Beweis.
Um den Effekt des Mystischen zu unterstreichen und zu verstärken, wurden die Bilder in gelb - bräunlicher Sepia - Farbe gehalten. Das passte auch ausgezeichnet zu den Motiven und für den Betrachter war es eingehender. In der
Wahl seiner Motive war er nicht zimperlich und fotografierte alles, was ihm vor die Linse kam und was sich irgendwie, gedanklich, in einer Kollage/Montage vereinbaren und verarbeiten ließ.
Daher war seine Devise: Zu schnell hat man etwas Brauchbares übersehen, welches man hinterher immer noch wegwerfen konnte.
Wenn er sich an ein neues Werk heran machte, dann war seine innere Anspannung immer sehr groß und er wusste selbst nie so genau, was es
werden würde. Es gab kein Überdruck - Ventil, welches seine mitunter überbordenden Fantasie, hätte drosseln können und das hat ihm schon einige Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht selten kam etwas ganz Anderes heraus, als das, was er sich gedacht hatte.
Selbst einem Außenstehenden, wäre diese innere Anspannung und Erregung nicht verborgen geblieben.
Spätestens dann, wenn er sein fertig zusammen gestelltes Bild von allen Seiten begutachtete, umrundete und aus
allen Perspektiven in Augenschein nahm. Danach versuchte er in seiner Dunkelkammer, im Schein einer Kerze, den Sepia - Effekt zu simulieren um es später einzufärben.
Sollte auch „Federvieh“ mit im Spiel gewesen sein, so galt seine besondere Aufmerksamkeit, den filigranen Flügeln und Federn. Diese durften unter dem Sepia – Effekt auf keinen Fall leiden, bzw. sollten sich nach Möglichkeit, von allem Anderen, gut abheben.
Es ist ihm auch schon einmal passiert,
dass Kerzenwachs auf ein Bild getropft war - welches er lakonisch und zweideutig damit kommentierte: „Ja, genau das wars, was den Bildern - und mir - noch gefehlt hat.“
Er nahm sein Taschentuch und tupfte den Wachs weg. - Es wäre ihm zuzutrauen gewesen, wenn das Taschentuch aus Fallschirmseide gewesen wäre, denn das hätte sehr gut zu seiner Vorliebe für das Außergewöhnliche und Ausgefallene gepasst. So wie die ausgefallenen Werke seinen Kunden gefielen.
Daher hatte er es auch nicht nötig, sie
beim Friseur, oder in einer Wirtschaft zu verhökern, selbst dann nicht, oder gerade deswegen nicht, weil es sich um kleine Lügenwerke handelte.
Auch dessen war er sich bewusst und er musste schmunzeln bei dem Gedanken: Die Menschen wollen belogen und betrogen sein und warum sollte er ihnen den Gefallen nicht auch tun?
Er tat damit zumindest nichts Unrechtes und vor allem aber; es tat niemanden weh.