Vorwort
Diese Geschichte wurde eingereicht bei einer Ausschreibung
Eine Seele aus Flammen - Phoenix
Leider hat diese es nicht geschafft, aber so wünsche ich Euch allen hier viel Spass beim Lesen der Geschichte
(c) Jeanne Darc
Der treue Vogel
Sabine war eine junge Frau, Mitte 20, und sehr abenteuerlustig. Sie wollte das Leben so lange genießen wie möglich. Immer wieder musste sie daran denken, wie ihre Großmutter nach langer schwerer Krankheit gestorben war. Und ihre Großmutter hätte auch noch einen Wunsch gehabt, den sie ihr leider nicht mehr hatte erfüllen können. Sehr gerne wäre sie in ihrem hohen Alter noch ans Meer gefahren und hätte gerne das Meer gesehen. Dazu kam es leider nicht mehr. Sabine hatte es immer wieder geplant mit ihrer Großmutter ans Meer zu fahren. Leider kam immer etwas dazwischen. Und irgendwann war es dann zu spät. Damit ihr
das nicht passierte unternahm sie jeden freien Tag irgendetwas. Einmal ging sie in ein Schwimmbad, einmal in einen Freizeitpark, manchmal auch auf ein Konzert, auf eine Reitveranstaltung oder in ein Museum. So etwas wie Langeweile lies Sabine in ihrem Leben niemals aufkommen. Sie hatte allerdings auch einen kleinen Tick. Sie liebte ihre Handtasche. Handtasche? Nein, eigentlich war es mehr als eine Handtasche. Man konnte zwar so einiges in der Tasche aufbewahren, aber, wenn man wollte, dann, konnte man auch die Hand von unten durch die Tasche in eine Handpuppe stecken. Sabine liebte es mit dieser Handpuppe zu spielen. Besonders wenn sie wieder unterwegs war, war es immer wieder amüsant
wenn sie im Zug saß, ihre Hand von unten durch die Tasche in den Vogel steckte, und die Fahrgäste im Zug irritierte. Oder wenn sie im Restaurant saß, und diesen seltsamen Vogel das Essen bestellen ließ.
Viele Menschen waren sehr irritiert, bei den meisten zauberte sie aber durch ihr Puppenspiel ein Lächeln ins Gesicht. Konnte es etwas Schöneres geben, als den Menschen Freude zu bringen?
Leider wussten das nicht alle zu schätzen, und es gab durchaus auch Menschen, die Sabine alles andere als toll fanden, und sie am liebsten in eine geschlossene Anstalt einliefern lassen wollten.
Und das nur weil sie ein bisschen anderes
war als die anderen, und weil sie den Menschen Spaß bringen wollte. Die meisten Menschen hatten es schon lange verlernt Spass und Freude empfinden zu können, und oft kam es Sabine vor wie ein Kampf gegen Windmühlen, der völlig aussichtslos war.
So ging das viele Monate und Jahre, und Sabine fühlte sich sehr wohl. Mittlerweile hatte sie sogar ein kleines Theater gefunden, an dem sie hin und wieder mit ihrem Vogel auftreten durfte. Sie konnte ihren früheren Beruf als Fleischereifachverkäuferin aufgeben und von der Gage die sie in dem Theater bekam leben. Gut, sie konnte sich wirklich keinen Luxus leisten, aber zum Leben reichte
es.
Hin und wieder kaufte sie sich auch wieder eine neue Handpuppe um dem Publikum wieder etwas Neues bieten zu können. Sabine war glücklich, sehr glücklich, bis zu diesem einen schrecklichen Tag.
Sabine hatte gerade wieder einen Auftritt hinter sich, und weil dieser heute irgendwie anstrengend gewesen war, wollte sie noch einen Kaffee trinken gehen in ihrem Lieblingskaffee. Wie immer war ihr Lieblingskaffee gut besucht. Nur fühlte sie sich heute sehr unwohl. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas war heute komisch und seltsam. Da spürte sie auch schon einen Schlag auf ihren Rücken, der so stark war
dass sie vor Schmerzen aufschrie. Sabine sah sich um und hinter ihr stand ein sehr kräftiger Mann. So wie dieser aussah war dieser von Beruf bestimmt Türsteher oder arbeitete als Leibwächter. Und dann diese Schlagkraft. Am liebsten wäre sie schreiend davon gerannt.
Der Mann setzte sich unaufgefordert an den Tisch an dem Sabine sass. Sabine wollte das eigentlich nicht. Bei dem Erscheinungsbild dieses Mannes wagte sie nicht zu widersprechen. Sie hatte Angst um ihr Leben. Der Mann sprach mit Sabine, und er erzählte ihr, dass er fast jeden Auftritt von ihr gesehen hatte. „Soweit, so gut“ dachte Sabine, „ist anscheinend nur ein Fan von mir“ Doch da
täuschte sie sich gewaltig. Es dauerte nicht lange und der Mann forderte Sabine auf, umgehend und sofort, sämtliche Auftritte bleiben zu lassen weil er und seine Freunde sich beleidigt und veräppelt fühlten. Sabine versuchte zu beschwichtigen und versuchte zu erklären dass sie lediglich unterhalten möchte, und dass es niemals ihre Absicht war irgendwelche Menschen, Gruppen oder Vereinigungen zu kritisieren. Bald schon stellte sich heraus dass der Mann ein Bodybuilder und Boxer war, was dann auch seine massive Erscheinung erklärte. Und jetzt musste sie es doch zugeben. Bodybuilder, Boxer, und Türsteher hatte sie in ihren Auftritten immer mal wieder mit Gewalttätern gleich gesetzt, obwohl es dafür keinen
plausiblen Grund gab. Es war nur unterhaltsam.
Sabine wollte versuchen es wieder gut zu machen und so holte sie ihre Handtasche mit dem bespielbaren Vogel heraus, und versuchte den Mann zu amüsieren. Leider hatte das die umgekehrte Wirkung. Der Mann zog sein Feuerzeug aus der Tasche, und spielte direkt vor dem Vogel mit dem Feuerzeug herum. Und da war es auch schon passiert. Der Vogel fing Feuer, zuerst brannte nur der Vogel, dann die Tasche, dann der Tisch und zum Schluss der gesamte Wintergarten, in welchem die beiden Platz genommen hatten. Das würde eine schöne Rechnung geben wenn sie diesen Schaden
würde ersetzen müssen. Zum Glück hatte eine der Bedienungen gesehen was da in ihrem Wintergarten geschah und sofort die Feuerwehr gerufen, die dann auch innerhalb weniger Minuten da war, und ein Übergreifen des Brandes auf den Rest des Cafés verhindern konnte.
Was war Sabine entsetzt, denn ihre Tasche und damit auch der bespielbare Vogel waren nur noch ein Häufchen Asche. Sentimental wie Sabine nun einmal war fegte sie die Asche zusammen die einmal ihre Tasche und ihr Vogel gewesen waren. Sorgsam tat sie die Asche in ein kleines Gefäß und fuhr mit Tränen in den Augen nach Hause. Sie war so traurig dass sie am liebsten die Welt
vergessen hätte. Da sie sich nicht gleich umbringen wollte nahm sie 2 Schlaftabletten und legte sich ins Bett.
Sie schlief wie ein Stein und träumte davon, dass der Mann der in der Realität ihre Tasche und ihren Vogel angezündet hatte der Teufel gewesen sei. Was für ein Alptraum. Als sie erwachte schwitzte sie, gerade so, als wäre sie seit Tagen in den Tropen unterwegs. Solch einen schrecklichen Alptraum hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.
Als sie wieder wach geworden war, schaute sie sich in ihrer Wohnung um, und sie glaubte nicht was sie da sah. Da war ihre Handtasche mit der Vogelhandpuppe. Gerade so als hätte es den Tag gestern nicht gegeben. Das
musste sie sich näher ansehen. Sie nahm die Tasche in die Hand und bespielte den Vogel, und nun erschrak sie richtig, denn der Vogel sprach selbständig zu ihr:
Da hattest Du aber Glück, denn ich bin Phönix, und wenn Du die ägyptische und die griechische Mythologie kennst, dann weißt Du dass ich immer wieder aus meiner eigenen Asche auferstehe.
Sabine war doch ein wenig erstaunt, sie fand es sogar ein bisschen gruslig. Doch der Vogel sagte nur
„Freu Dich einfach, ich werde Dich bis an Dein Lebensende begleiten, im Gegensatz zu den Menschen in Deinem
Leben“
Da musste Sabine daran denken wie recht der Vogel doch hatte. Die meisten Menschen die sie in ihrem Leben irgendwann einmal begleitet hatten waren aus den verschiedensten Gründen nicht mehr da. Da dachte sie sich: Lieber eine sprechende Handpuppe, die mich auf ewig begleitet, als irgendwelche Menschen, die mich sowieso nur enttäuschen.