Die goldene Feder
Es war einmal ein Hahn mit einer schönen goldenen Feder in seinem Federkleid. Durch diese goldene Feder wurde der Hahn überall erkannt. Egal ob er seine Linsen pickte, oder ob er seiner männlichen Erregung nachgab und mit einer seiner Lieblingshennen Sex hatte. An der goldenen Feder war er sofort zu erkennen
Gerne wäre er, wenigstens ab und zu, jemand anderes gewesen. Sehr gerne hätte er einmal einen Tag als Henne verbracht, um zu spüren wie das denn dann wohl ist wenn so ein Hahn seinen männlichen Überdruck auslebte, in dem
er seine Männlichkeit in einen hinein steckte. Diesen Gedanken verwarf er jedoch sehr schnell wieder. Es gab sicherlich auch noch andere Möglichkeiten wie man ausprobieren konnte einmal jemand anderes zu sein.
Lange überlegte er sich was er denn tun könnte um sich zu verändern, bis ihm die rettende Idee kam. Mit ein bisschen Kerzenwachs würde es ihm sicher gelingen die goldene Feder in seinem Federkleid zu verbergen. Sofort machte er sich auf und besorgte sich Kerzenwachs. Es war zwar nicht ganz einfach mit dem Kerzenwachs die goldene Feder zu verbergen, da sie an einer sehr ungünstigen Stelle war, direkt
am Flügel, an der er nur mit großer Mühe den Kerzenwachs auftragen konnte. Nach langem, sehr langem, Probieren hatte er es endlich geschafft. Das musste er sich genauer ansehen. Er ging zu einem kleinen Spiegel, der da im Hühnerhaus war, und war sehr zufrieden mit sich
Dass er es richtig gemacht hatte merkte er schon daran, dass gerade seine Lieblingshenne angelaufen kam, und diese ihn nicht mehr erkannte. Einerseits hätte er natürlich gerne wieder Sex mit ihr gehabt, immerhin war er ja ein Hahn und Sex mit seinen Hennen zu haben, damit diese Eier legen konnten war der Sinn seines Lebens. Doch genau damit
war er nicht mehr einverstanden. Er wollte etwas erleben. Letztlich war er sehr froh, dass seine Lieblingshenne ihn nicht erkannt hat. Er setzte sich seinen Walkman auf, und hörte das Lied
„Eindeutig zweideutig“ von seiner Lieblingsmetalband Sepia an. Rauf und runter hörte er es, während er einfach so ein bisschen durch das Dort lief. Als er an einer Wirtschaft vorbeilief hörte er wie 2 Männer sich darüber unterhielten dass sie morgen einen großen Fallschirmsprung machen wollten. Das gefiel dem Hahn. Das wollte er auch. Er hörte noch ein bisschen länger zu wo genau denn dieser Fallschirmsprung stattfinden sollte. Als er es
mitbekommen hatte merkte er sich den Ort und die Zeit. Die ganze Nacht konnte er nur sehr schlecht schlafen, so aufgeregt war er. Er, ausgerechnet er, würde einen Fallschirmsprung machen. Darauf freute er sich mindestens so sehr wie sich menschliche Kinder auf Weihnachten oder Ostern freuen.
Am nächsten Tag machte er sich bei wunderschönem Sonnenschein auf den Weg zu dem Flughafen. Nun musste er sich nur noch einfallen lassen wie er denn in das Flugzeug kommen könnte, dass die Fallschirmspringer mitnehmen sollte, und damit nicht genug, irgendwie musste er ja auch noch an einen Fallschirm kommen. So ein Fallschirm
war für ihn als Hahn extrem schwer. Er versuchte verzweifelt einen solchen Fallschirm, der in der Fallschirmtasche gepackt war zu tragen doch er schaffte es nicht. Das einzige was er damit erreichte war, dass ein bisschen Fallschirmseide aus der Fallschirmtasche herausschaute. Nein, so wurde das nichts. Er überlegte sich eine andere Strategie. Er lief zu dem Flugzeug mit dem die Fallschirmspringer in luftige Höhen gebracht werden sollten, und er schlich sich, zum Glück völlig unbemerkt, hinein. Er glaubte ja nicht was er da sah. Da ganz hinten im Eck, da lag ein kleiner, wirklich sehr kleiner, Fallschirm. So klein, dass er
wahrscheinlich für menschliche Babys gedacht war. Dieser Fallschirm war so klein, dass es ihm gelang sich diesen anzuziehen. Da kamen auch schon die anderen Fallschirmspringer. Er verkroch sich in einer Ecke, und hoffte, dass die anderen ihn nicht sehen würden. Zum Glück war es auch so. Die Fallschirmspringer waren auch aufgeregt. Bald schon hatten sie die Absprunghöhe erreicht, und die Türe wurde geöffnet. Kaum dass die Türe geöffnet war, gab es einen solchen Sog, dass unser Hahn sofort nach draußen gerissen wurde. Sein aufgeregtes Kikeriki half ihm jetzt auch nichts mehr. Denn eines hatte er ganz vergessen: Er
wusste ja gar nicht wie man so einen Fallschirm bedienen musste. Nun war es zu spät, die Erde kam näher und näher, von Sekunde zu Sekunde immer schneller. Damit nicht genug, das Kerzenwachs unter seinem Flügel schmolz, und verklebte alles was einmal ein Fallschirm gewesen war.
Unser Hahn wusste nun, dass er nun sterben musste. Da machte es auf einmal plumps. War er denn noch am Leben? Eigentlich konnte das ja nicht sein. Er sah sich um, doch tatsächlich, er hatte offensichtlich großes Glück gehabt und er war in einem riesengroßen Heuhaufen gelandet, der genau vor dem Gehege stand in dem er normalerweise
lebte.
Der Hahn bekam einen solchen Schrecken, dass er sich schwor niemals mehr jemanden anzulügen, weder sich selbst noch andere. Denn er wusste, mit dem Willen jemand anderes zu sein als der, der er war hatte er sich selbst angelogen. Der Hahn war ab sofort so wie er eben war, und er begann sogar seine goldene Feder, die ihn von den anderen unterschied, lieb zu gewinnen und als eine Besonderheit anzusehen.