Vorwort
Dies hier ist mein Beitrag zum 32. Forumsbattle! Das Thema ist Lüge, die Vorgabewörter sind:
Hahn
Feder
Linse
Sepia
Flügel
Schein
Erregung
Überdruck
(Wirtschaft => nicht eingebaut)
Zweideutig
Kerzenwachs
Fallschirmseide
Liar! - Lügner!
Tick, tack, tick, tack.
Die Uhr gibt unaufhörlich dieses nervige Geräusch von sich und ich hasse das! Es erinnert mich immer daran, dass die Zeit weiterläuft, weiter, immer weiter, und sie achtet nicht auf mich, die zurückgeblieben ist und nicht nachkommt. Der Teekessel pfeift quietschend, so viel Überdruck hat er und der Schein der Flamme flackert dadurch bedrohlich. Das Kerzenwachs tropft auf den Holztisch, doch es macht mir nichts, ich wische es nicht weg. Stattdessen tunke ich die Fingerspitze hinein und beobachte wie es meine Haut verbrennt. Der Schmerz bringt mir Erregung und Befriedigung, ich fange
plötzlich so heftig an zu zittern, dass ich die Schüssel Linsensuppe vor mir, runterstoße. Der Teller zerbricht mit einem für mich ohrenbetäubendem Krach auf dem Fußboden, die Suppe spritzt mir gegen die Beine und befleckt meine Hose. Sie ist etwas ganz besonderes, aus Fallschirmseide gewebt. Du hast sie mir zu unserem 3. Date geschenkt, dabei hast du mir tief in die Augen gesehen und gemeint, du würdest mich für immer und ewig lieben.
Lügner!
Es gibt keine Ewigkeit, sie existiert nicht. Und so kann man sich auch nicht bis in die Ewigkeit lieben. Ich muss plötzlich wieder an dich denken, an deine zweideutigen Blicke die du mir so oft zuwarfst. Ich hatte immer nur
die Liebe darin gesehen, nicht das was du darunter verbargst. Lüsternes Wissen, dass du schlauer warst als ich, mich austricksen konntest, wann immer du wolltest.
Ich stehe langsam auf, machen einen großen Schritt über die Pfütze auf dem Boden und trete vor den Vogelkäfig. Die Wellensittiche sehen mich mit ihren Knopfaugen an, sie krächzen freundlich. Ich muss lächeln, wenigstens noch zwei, die zu mir halten. Vorsichtig öffne ich das Türchen und hänge ihnen eine neue Sepia-schale ans Gitter. Sie schlagen aufgeregt mit den Flügeln, die Federn schweben durch die Luft wie Schneeflocken und setzten sich auf mir ab. Ich beobachte die Vögel, der eine hat ein so buntes Gefieder wie ein Hahn und hackt jetzt
nach seinem Partner um als erstes an den Leckerbissen zu kommen. Nur um dann festzustellen, dass es bloß eine neue Schale ist.
Ich lächle immer noch, dann wende mich ab und versetzte dem pfeifenden Teekessel einen Stoß, dass er auf den Boden fällt. Ich genieße das Gefühl, wie die Flüssigkeit meine Füße durchnässt. Vorsichtig kniee ich mich hin und beginne wie ein kleines Kind im ausgeschütteten Tee zu plantschen.
Früher war ich nicht so, da war ich noch ganz normal. Aber... was kann man schon normal nennen? Deine Lügen haben mich durchdrehen lassen, die ganzen Mädchen die du immer um dich herum hattest und die ich erst so spät wahrgenommen hatte.
Lügner!
Ich stütze mich auf die Ellbogen und übergebe mich auf den kalten Boden, in die Linsen und den Tee hinein. Wem fällt das schon noch auf? Mein Magen entleert sich, ich huste und spucke. Doch du bist nicht da um mich zu sehen. Wie gern hätte ich das gehabt, dass du sehen könntest, was du angerichtet hast.
Aber jetzt ist es zu spät, die Uhr tickt und ich ticke mit ihr.
Denn ich gehe meiner Zeit entgegen...