Rendez-vous avec le passé...Teil 4
©roxanneworks 2012
Die Kurzgeschichte ist erschienen im
© net-Verlag, Cobbel
Printed in Hungary ISBN 978-3-942229-81-4
Copyright-Hinweis: Dieser Text ist urheberrechtlich geschĂŒtzt. Nachdruck und VervielfĂ€ltigungen, auch auszugsweise, bedĂŒrfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin 07.05.2012
Der Mann verstand endlich, was ich ihm zu sagen versuchte, und er forderte sofort die Polizei und die Wasserwacht an.
Seine Augen suchten wie gebannt die WasseroberflĂ€che ab, fanden aber keinen Anhaltspunkt â nichts!
Als die RettungskrÀfte eintrafen, ging alles ganz schnell. Ich wurde in das Krankenhaus der benachbarten Stadt gebracht, wo
man mich sofort mit Medikamenten ruhig stellte. Den Rest des Tages und auch die HÀlfe des nÀchsten Vormittags erlebte ich in
einem DĂ€mmerzustand. Erst als Polizisten in meinem Krankenzimmer auftauchten, wurde mir wieder bewusst, was passiert war. Auch an diesem Tag konnten sie keine Antworten auf ihre Fragen bekommen, denn mein Geist
verweigerte sich, der RealitÀt ins Auge zu sehen. Im Beisein der Beamten bekam ich den nÀchsten Nervenzusammenbruch und sofort eine weitere Dosis Valium injiziert.
Tage spÀter war mein Zustand medizinisch stabil, und ich konnte endlich alle Fragen beantworten, die mir gestellt wurden. Die
Beamten mussten mir leider mitteilen, dass Tom nicht gefunden worden war. Die Suche im Wasser war nach zweiundsiebzig Stunden eingestellt worden. NatĂŒrlich suchten sie auch an Land nach ihm, und eine Fahndung lief seit mehreren Tagen â ebenfalls ohne Erfolg. Keiner sprach es aus, aber es schwang in jedem Satz mit.
Sie hatten bis jetzt noch nicht von Tom als
Leiche gesprochen, und das Wort tot
hatte niemand in den Mund genommen. Also tat ich es. Ja, sie gingen davon aus, dass er
beim Surfen ertrunken war. Die schlechten WetterverhÀltnisse und die Strömung ...
Ich wollte nichts mehr hören, ich wollte
nur noch allein sein! Allein ... dieses Wort bekam plötzlich eine ganz neue Bedeutung fĂŒr mich ...
***
Ich wischte mir die TrĂ€nen ab. Inzwischen hatte die Wolkenfront das Festland erreicht, und der Himmel weinte â ebenso wie ich.
Damals fuhr ich nach mehr als zwei Wochen Krankenhausaufenthalt wieder nach
Deutschland zurĂŒck. Ohne ihn. Mein Leben hatte sich ĂŒber Nacht verdunkelt. Ich lebte in einer nicht enden wollenden finsteren Zeit, in der es kein Morgen gab.
Monate hatte ich gebraucht, um zu begreifen, dass Tom nie wieder zu mir zurĂŒckkommen wĂŒrde. In unserer letzten gemeinsamen Nacht hatte er mir seltsame GestĂ€ndnisse gemacht.
MerkwĂŒrdig, aber heute kamen mir seine Worte tatsĂ€chlich wie ein Abschied vor.
»Was auch immer passiert, meine SĂŒĂe, du darfst niemals vergessen, wie sehr ich dich liebe. Ich habe schon mein ganzes Leben lang auf dich gewartet, das musst du mir einfach glauben. Dieses GlĂŒck, das ich mit dir empfinde, macht mir manchmal Angst. Es
gibt Momente, da erwische ich mich dabei, wie ich darĂŒber nachdenke, ob ein Mensch so viel GlĂŒck ĂŒberhaupt verdient hat«, hatte er gesagt.
ZurĂŒck im Haus setzte ich mich in die KĂŒche und schrieb einen Brief.
Ich wollte Tom eine Nachricht hinterlassen und ihm Lebewohl sagen.
Meine einzige Liebe,
die Zeit vergeht so unendlich langsam. ZĂ€h flieĂen die Tage dahin, und alles Schöne ging mit Dir verloren.
Du fehlst mir so sehr â mehr, als ich es Dir jemals sagen kann.
Ăberall suche ich Dich, fĂŒhle Dich, kann Dich noch riechen und wĂŒnschte mir aus tiefstem
Herzen, Du wÀrest noch hier bei mir. Manchmal kann ich nicht mehr atmen, so gewaltig ist der Schmerz in mir.
Und immer, immer wieder schreit mein Herz: Warum?
Ich sehe Deine Augen, höre Dein Lachen, und manchmal spĂŒre ich Dich so stark, dass es mir fast Angst macht. In diesen Momenten habe ich das GefĂŒhl, dass alles nur ein böser Traum ist und Du gleich wieder vor mir stehst, mich in Deine Arme nimmst und mir die TrĂ€nen von der Wange wischst.
Ich brauche Dich so sehr, so sehr ...
Ich weiĂ, ich werde lernen mĂŒssen, ohne Dich zu leben, bis zu dem Tag, an dem wir uns wiedersehen. Die meisten Menschen
suchen ein Leben lang nach der ErfĂŒllung,die ich in Dir gefunden habe. Ich bin dankbar fĂŒr diese Zeit mit Dir und dafĂŒr, dass ich Deine Liebe erfahren durfte.
Mein Herz bewahrt unsere GefĂŒhle, und ich nehme Dich mit in meinen Tag und in meine Nacht, fĂŒr immer!
Du, meine einzige Liebe.
Der Regen hatte aufgehört, und die letzten matten Sonnenstrahlen, die der untergehen- de, rote Ball auf die MeeresoberflÀche
legte, lieĂen das Wasser im Wellenspiel funkeln. Noch einmal schaute ich lange auf die endlose Weite des Horizontes, wartete
auf ein Zeichen, vielleicht auf einen Finger- zeig des Himmels, der mir sagte, dass es
richtig war, was ich tat.
Ich bekam keine Antwort. Alles, was ich fĂŒhlte, war eine groĂe Traurigkeit, die mich einhĂŒllte â mir den felsigen Boden unter den FĂŒĂen entzog.
Der Wind frischte auf, spielte mit meinem Haar, und fĂŒr den Bruchteil von Sekunden glaubte ich, das kehlige Lachen von Tom zu hören.
Ich warf die Flasche mit dem Brief an ihn mit Schwung ins Meer.
»Ruhe sanft, du meine einzige Liebe!«, flĂŒsterte ich, und ewas in mir spĂŒrte, dass ihn meine Botschaft erreichen wĂŒrde.