Kurzgeschichte
Donut

Donut. Dieses einzelne Wort bestand aus fünf Buchstaben und beherrschte nun schon etwa eine Schulstunde lang meine Gedanken. Ein wunderschöner, perfekter Donut wartete in meiner Tasche darauf, von mir gegessen zu werden. Und ich wollte ihn nicht länger warten lassen, doch es würde sicherlich nicht gut bei der Mathelehrerin ankommen, wenn ich mich statt den Geradengleichungen, die für mich keinen Sinn ergaben, mit diesem herrlichen, schokoladigen Donut beschäftigte. Ein paar Minuten noch,

dann würde es endlich klingeln und ich konnte meinen schon jetzt geliebten Donut von seinem schokoladigen Dasein erlösen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Ich blickte auf meine Uhr und zählte die Sekunden. Dann erlöste mich das so sehr herbeigesehnte Klingeln. Noch bevor das Läuten zu ende war, hatte meine Hand schon in meine Tasche gegriffen und den Donut aus der Papiertüte gefischt. Ich betrachtete ihn noch kurz, dann bereitete ich dem Warten ein Ende und biss hinein.

Es war wie eine Geschmacksexplosion, diese ungesunde, chemische Köstlichkeit zu verzehren. Noch nie hatte etwas besser geschmeckt als dieser Donut, der meiner Meinung nach ein Amerikaner mit einem Loch in der Mitte war.