Fantasy & Horror
Wasserdiamant

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"Wasserdiamant"
Veröffentlicht am 28. April 2014, 88 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Wasserdiamant

Wasserdiamant

Prolog

Eine alte Dame saß in ihrem gemütlichen Sessel und starrte in die Flammen des vor ihr flackernden Kaminfeuers. Ihr einst so prächtiges, dunkles Haar war längst ergraut und hing ihr in einem ordentlich geflochtenen Zopf über die Schulter. Nur ihre schwarzen Augen waren ihr geblieben. Neben ihr lehnte ein aus massivem Holz gefertigter Gehstock. Leise Schritte tapsten die Treppe hinunter und das Knacksen der Dielen im Fußboden verriet ihr das sich jemand näherte. Ohne auch nur den Kopf zu wenden wusste sie wer sie aufsuchte. „Hallo ihr beiden. Solltet ihr nicht längst

im Bett sein“, erhallte die Stimme der alten Frau den Raum. Langsam kamen zwei Kinder näher. „Entschuldige Bitte Großmutter. Aber der Wind war so laut und wir konnten nicht schlafen“, sagte das Mädchen. „So so“, entgegnete die Großmama und ihre Gedanken schweiften ab. „Erzählst du uns eine Geschichte Oma?“, bat der kleine Junge sie der sich gemeinsam mit seiner Schwester weiter näherte. Die alte Dame wandte nun doch den Kopf und lächelte ihren beiden Enkelkindern zu. „Setzt euch zu mir ans Feuer und ich erzähle euch die Geschichte meines ersten Abenteuers“, bot sie den beiden an. Ein lautes Jubeln schallte durch den Raum

und in Null Komma nichts saßen beide Kinder um sie herum und lauschten.

Kapitel 1.

Die Nacht war unheilvoll, kalt und unbehaglich. Der Wind war stürmisch, fuhr durch Gassen, Scheunen und Ebenen, ohne Rücksicht, ohne Erbarmen. Äste bäumten sich unter seiner Kraft auf, brachen teilweise wie Streichhölzer. Der Himmel öffnete seine Pforten. Regen fiel herab, der sich prasselnd auf die Dächer Lamitas ergoss. In den Straßen und Gassen bildeten sich kleine Bäche, die Geröll, Lehm und Kleingetier mit sich trugen. Das Vieh auf den Weiden suchte Schutz unter Bäumen und drückte sich fest aneinander um Wärme zu finden. Fensterläden klapperten im Wind und

schlugen knacksend gegen die Fensterrahmen. Aufgeregt wälzte sich Lilianas Körper in ihrem Bett hin und her. Sie sprach im Schlaf und schrie einige Male auf. Öffnete mal aufgeregt die Augen einen Spalt weit, jedoch nur um sie im nächstem Moment sofort wieder zu schließen. Sie schien von Alpträumen geplagt. Bilder waren in ihrem Kopf, die sie nicht mehr loslassen wollten. Nicht einmal das laute Geräusch des gegen die nur spärlich eingebauten Fenster prasselnden Regens schien diese Grausamkeiten beenden zu können. „Lilly. Schatz. Wach auf. Wir müssen

von hier verschwinden“, rief eine sehr angenehm melodische Stimme neben ihr. Das kleine Mädchen zuckte mit den Augenlidern. Fern klang die Stimme ihrer Mutter, doch nah genug um sie deutlich ausmachen zu können. Ein verzweifelter Unterton klang mit ihr. Dies war kein Scherz! Niemals sonst hatte ihre Mutter sie so unsanft aus dem Schlaf gerissen. Im nächsten Moment fuhr Lilly im Bett hoch. Ihre Glieder zitterten wie Espenlaub. Ihr Körper rang nach Luft. Irgendetwas schien ihr den Atem nehmen zu wollen. Kalter Schweiß rang ihr von der Stirn und tropfte langsam von ihrer Nasenspitze. Nervös drehte sie den Kopf hin und her und sah sich um, ihre

kleinen Augen weit aufgerissen. Ein Ausdruck des Entsetzens spiegelte sich darin wider. Etwas oder jemand kam, das sagte ihr ein Gefühl tief in ihr. Neben sich erblickte sie das liebevolle Gesicht ihrer Mutter. Hilfe suchend klammerte sie sich an sie. Liebevoll schloss Fiona ihre Tochter in die Arme, und strich ihr langsam, beinahe zärtlich durch das dunkelbraune, beinahe schwarze Haar. Hinter ihr, zwischen Stühlen, Tisch und Regalen durchsuchte ein Junge das Haus nach etwas Brauchbarem. Seine Gestalt war ansehnlich, schlank und vom vielen Training mit dem Vater wohl geformt. Sein Haar schwarz und lang. Sein

Gesicht war sehr markant. Angefangen mit ausgeprägten Wangenknochen, bis hin zu der kleinen, halbrunden Narbe auf seiner linken Wange. Seine Kleindung war einfach, bestand aus nicht viel mehr als einem braunem Hemd und einer dunklen Hose. Nichts Außergewöhnliches, doch es reichte für den täglichen Gebrauch. Teure Hemden und Stoffe konnte seine Familie sich nicht leisten. Seine Mutter war eine einfache Weißnäherin und verdiente gerade genug, um sich und ihre beiden Kinder über die Runden zu bringen. Eilig kramte er in den Regalen. Packte Essen, einige fest verschlossene Amphoren mit Wasser und einige Decken zu einem

Bündel. Schwere Schritte drangen an Fionas Ohr. Trotz des Sturmes und des laut prasselnden Regens schallten sie durch den frühen Morgen, wie die Rufe einer Fledermaus durch die dunkle Nacht. Bedrohlich stampften sie über den Asphalt der Straße. „Ryuichi. Beeile dich!“, rief Fiona ihrem Sohn zu und wankte mit ihren Blicken immer wieder aufgeregt zwischen der immer noch an sie geklammerten Liliana und ihrem Sohn hin und her. „Nur noch einen Augenblick“, versicherte der Junge aufgebracht, während er die letzten kleinen Handgriffe tätigte. Fiona nickte, ging jedoch nicht weiter auf seine Worte ein. Zu sehr war sie damit beschäftigt

Lilly anzuziehen. Zog ihr zunächst ein weißes Unterkleidchen aus weißem Leinen über, gefolgt von einem tief blauen Kleidchen. Lilly schluchzte. Tränen liefen an ihren geröteten Wangen herab. „Mama“, flüsterte sie. Die junge Mutter schüttelte mit dem Kopf. Sie durfte jetzt ihre eigene Angst nicht zeigen, nicht hier, nicht jetzt vor den Kindern. Sicher, Ryuichi war bereits 16 Jahre alt und für sein Alter kräftig, clever und bedacht. Doch Liliana, sie war erst 7, noch so jung. Plötzlich wurde es gleißend hell. Ein bedrohlich nahe wirkendes Donnern hallte durch die Nacht, als es im

nächsten Augenblick auch schon krachte. Der Blitz hatte in eine leer stehende Scheune einer ihrer Nachbarn eingeschlagen. Lilly zuckte erschrocken zusammen, schrie mit einem schrillen Ton auf, ehe sie sich wieder an ihre Mutter klammerte. Liebevoll blickte die junge Mutter ihre Tochter an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Das kleine Mädchen seufzte auf ehe sie ihr verweintes Gesicht wieder im Kleid ihrer Mutter vergrub. Plötzlich fuhr Ryuichi herum. Seine Augen durchsuchten aufmerksam den Raum, seine Ohren waren gespitzt. Das Stampfen der sich nähernden Männer hatte, nachdem es für einen Augenblick

stillgeschwiegen hatte, nun wieder eingesetzt. Näher und näher kamen die Schritte und man konnte hören wie einige der Männer vor Wut zu knurren schienen. Ein lautes, höhnisches Lachen folgte. Keine Zweifel, sie suchten etwas oder jemanden. Und sie würden ihn mit Gewissheit auch finden. Schließlich verstummte der Lärm. Panisch hob Fiona ihre Tochter vom Bett, stellte sie auf die Beine und gab ihr einen Schubs, so dass sie sicher in den Armen ihres großen Bruders landete. Die Kleine erschrak zu Tode, wagte aber instinktiv nicht aufzuschreien, krallte sich stattdessen in Ryu's Gewand. Er

nahm das Bündel und drängte sich mit seiner kleinen Schwester Richtung Hintertür. Ihm war klar geworden, dass sie beide hier verschwinden mussten. Fiona betrachtete ihren Sohn. Wie erwachsen er doch wirkte. So verlässlich wie sein Vater es immer gewesen war. Eindringlich sah sie ihn an, ihr Blick flehend, verängstigt. Ryuichi schüttelte entschieden den Kopf. „Mutter. Nein! Komm mit uns. Noch ist Zeit zu fliehen“, bat der Junge seine Mutter inständig. Fiona schüttelte den Kopf. Ihr langes braunes Haar fiel dabei hin und her. „Nein mein Schatz. Ihr werdet ohne mich gehen. Du bist stark genug um zu recht zu kommen. Ich bitte dich nur

noch um eines mein Sohn“, sagte sie plötzlich mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass es einem eine Gänsehaut über den Rücken hätte fahren lassen. Erwartungsvoll sah Ryuichi Fiona an. Er schauderte unter der Entschlossenheit die sich in diesem Augenblick in ihren Augen widerspiegelte. „Gib gut auf deine kleine Schwester Acht hörst du. Schwöre es!!!“, sagte sie unnachgiebig. Der Junge nickte. Seine Mutter sagte dies nicht zum Spaß. Sie würde also nicht mit ihnen gehen. Sie würde hier bleiben und versuchen diese Männer von ihnen fern zu halten. Zum ersten Mal seit langer Zeit stieg in ihm erneut der tiefe Wunsch

auf, sein Vater wäre hier. Würde seiner Mutter bei stehen. „Ich werde Liliana mit meinem Leben verteidigen Mutter. Ich schwöre es. Man wird ihr kein Haar krümmen“, versicherte er tapfer, war er doch selbst den Tränen nah. Doch er durfte jetzt vor Lilly nicht anfangen zu weinen. Sie hatte in diesem Augenblick Angst genug. Vorsichtig hob er die Kleine in seine Arme und drängte sich mit ihr weiter in Richtung der Hintertür. Leise öffnete er sie und warf einen letzten lächelnden Blick zu Fiona zurück. Schließlich verschwand er lautlos mit seiner kleinen Schwester in die stürmische Nacht.

Kapitel 2.

Fiona lächelte erleichtert. Die Kinder waren nun hoffentlich außer Gefahr. Sicherlich würde die erste Zeit ohne die Eltern für sie schwierig werden. Doch konnte sie sich sicher sein. Ryuichi hatte einen starken Willen und einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Er würde auf seinem Weg die richtigen Entscheidungen für seine und die Zukunft Lilianas treffen. Ein lautes Geräusch riss die junge Mutter geradewegs aus ihren Gedanken. Die Milchkanne, die vor der Tür gestanden hatte war durch den Sturm gegen die Hauswand geschleudert wurden und fiel

nun krachend zu Boden. Das Herz der jungen Mutter begann plötzlich laut in ihrer Brust zu schlagen und schickte einen schmerzhaften Impuls nach dem anderen durch ihren Körper. Ihr Puls raste, ihr Atem stocke für den Bruchteil einer Sekunde. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und rangen langsam von ihr herab. Sie kamen näher. Instinktiv wich sie einige Schritte zurück und drückte sich gegen den Tisch. Nur wenige Augenblicke später hörte sie eine tiefe, männliche Stimme. Mit einem lauten Krachen flog die Tür auf, die unter der Wucht beinahe aus den Angeln flog. Flink wie ein Wiesel, in

Bruchteil von Sekunden huschten mehrere Schwarze Gestalten durch die Tür und umzingelten Fiona. Erschrocken sah diese sich um, eilte nach einer Möglichkeit des Entkommens suchend hin und her. Doch die in schwarze kuttenartige Gewänder gehüllten Gestalten rührten sich nicht. Standen teilnahmslos da, ohne Regung, ohne jedwedes Zeichen des Bekümmerns. Die Kapuzen tief über ihre ausdruckslosen Gesichter gezogen. Panisch wich die junge Frau so weit sie konnte zurück. Diese Gestalten strahlten eine merkwürdige Aura aus. Fiona spürte sie bis in jede Faser ihres Körpers. Sie schauderte. Es schien als verkörperten

diese Männer das pure Böse. Plötzlich fuhr sie herum und blickte erneut in Richtung der Tür. Eine letzte, stattliche Gestalt tauchte darin auf. Mit langsamen, doch entschiedenen Schritten kam er auf sie zu und hielt schließlich nur ein paar Meter von ihr entfernt Inne. „Nicht sie ihr Taugenichtse“, brummte die Bestallt. „Durchsucht das Haus. Nehmt mit was ihr kriegen könnt“, befahl er streng. Fiona zuckte unter dem rauen, unerbittlichen Ton seiner Stimme zusammen. Eilig, wie kleine, leblose Schatten huschten die Gestalten an der jungen Frau vorbei und verteilten sich im Haus. Gierig durchsuchten jeden Winkel. Regale, Tische, Stühle, Truhen und

Betten, nichts war vor den gierigen Händen dieser Männer sicher. Angstvoll klammerten Fiona's Hände sich an die Kannte des Tisches. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Mit jedem Schritt dem sich diese finstere Gestalt sich ihr näherte wurde sie unruhiger. Nun hatte sie Gewissheit. Die Männer waren auf der Suche nach Ryuichi und Liliana. Die Frage war nur noch warum? Der Regen schlug gegen die Fenster und übertönte die auf den Dielen des Bodens knacksenden Schritte, des sich nähernden Mannes. Schließlich folgte ein letzter Schritt.

Lärm drang aus den hinteren Bereichen des Hauses. Ein dumpfes Knacksen einer sich schwer öffnenden Truhe deren Halterungen wohl so wie die meisten der Möbelstücke schon bessere Tage gesehen hatten drang durch den Raum. Eine nur all zu gierige Hand griff nach dem kleinen Ledersäckchen das sich in der hölzernen Truhe befand. Mit einem kalten Lächeln auf den Lippen öffnete er es. Ein Klirren. Selbstzufrieden betrachtete er die Münzen in seiner Hand und drehte sich zu seinem Herren herum. „Mein Herr Lucien. Seht Euch das an. Diese herrlichen Münzen wollte das Weib

vor uns verstecken“, erklärte er in seiner Naivität. Fiona erschrak. Lucien, dieser Name war ihr nicht unbekannt. Ihr Mann hatte kurz vor seinem Verschwinden von ihm gesprochen. Lucien verzog keine Miene. Mit so etwas belanglosem wie Geld würde er sich nicht abgeben. Ihm trachtete es nach mehr. „Loko... Lino... habt ihr die beiden Kinder gefunden“, fragte er ungeduldig. Ein ängstliches Raunen drang aus dem Nebenraum. „Keine Spur von den Gören mein Herr“, kam die schwache Antwort. Luciens Gesichtszüge entgleisten, wurden finster. Die so schon beinahe schwarzen Augen blitzten unheimlich auf. Wütend schlug er seine zur Faust geballte Hand

direkt neben Fiona auf den Tisch und atmete schließlich einige Male tief durch, um seine Fassung wieder zu gewinnen. Aus den Augenwinkeln heraus betrachtete die junge Mutter sein erbostes Gesicht, lächelte zufrieden in sich hinein. Doch sogleich kamen neue Zweifel in ihr auf. Waren die Kinder bereits weit genug vom Haus entfernt? Waren sie in Sicherheit? Um keinen Preis würde sie es wagen jetzt die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen. Sah die beiden vor sich, ihre Gesichter, ihr Lachen. Es war als seien sie genau jetzt bei ihr, würden sie leiten

und ihr Mut geben. Schließlich öffnete sie die Augen wieder, biss sich vor Angst einmal auf die Lippe, ehe sie ihren Blick diesen merkwürdigen Fremden zuwandte. „Gebt Euch keine Mühe. Sie sind fort“, sagte sie fest. Die Ader die deutlich sichtbar an Luciens Hals entlang verlief begann zu pulsieren. Er kochte innerlich vor Wut. Seine Hand bebte vor Zorn. Fuhr schließlich in einem kurzen, unnahbar wirkenden Augenblick herum traf schließlich die Wange Fiona's. Erschrocken und eingeschüchtert zugleich wich die junge Frau zurück. Lucien drehte sich herum und blickte verärgert in die dunklen Augen der

jungen Mutter. „Schweig Weib. Ich wüsste nicht, dass ich Euch um Eure Meinung gebeten hätte“, sagte er mit belehrender Miene während er mit langsamen aber bestimmten Schritten zu ihr hinüber ging. Fiona lachte abermals. Wischte sich das Blut was von ihrer Wange rang aus dem Gesicht. Erstaunt betrachtete der in schwarz gekleidete Mann sie. Fiona's blickte ihn beständig an. Ihr Blick war fest und unnachgiebig. Lucien brodelte vor Wut über dieses Weib. Mit jeder einzelnen Sekunde wuchs sein Ärger. Wie konnte sie es wagen so mit ihm zu sprechen? Schließlich verstand er und lächelte verschmitzt. Mit ein paar schnellen

Bewegungen war er hinter ihr. Sein Arm umklammerte ihren Brustkorb. Erschrocken wand sich die junge Frau hin und her. Versuchte zu entkommen. Doch vergebens, sein Griff war fest und unlöslich. Seine Kräfte waren den Ihrigen bei Weitem überlegen und schenkten ihr nicht die Möglichkeit zur Flucht. Lucien lächelte höhnisch. Er konnte die Angst der jungen Frau spüren, sie regelrecht greifen. Langsam tastete seine Hand nach etwas unter seinem Gewand. Seine Finger legten sich wohlwollend um den Griff eines Dolches. Zogen ihn langsam heraus. Die Klinge war mit einem glänzenden Silber geschmiedet worden funkelte unter dem

Licht des herein scheinenden Mondes auf. Aus den Augenwinkeln sah Fiona die silberne Klinge aufblitzen. Jeder einzelne Muskel ihres Körpers zuckte vor Erregung. Das Blut in ihren Adern begann zu pulsieren. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Ein merkwürdiges Gefühl durchzog sie. Panisch wandte sie sich erneut hin und her. Versucht krampfhaft seinen Griff zu lösen. Verdammt noch mal. Es muss doch einen Ausweg geben. Wohlig lächelte Lucien in sich hinein. Spürte er doch wie das Herz der jungen Frau aufgeregt schlug. Ihr Gefühl der

Angst verschaffte ihm ein solches Vergnügen wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er wäre ohne größere Schwierigkeiten in der Lage gewesen zu dem Rhythmus ihres Herzschlages zu tanzen. Sein tiefes Lachen erfüllte den Raum, ehe er ihr langsam mit der Klinge über die Haut ihrer Kehle fuhr. Einige Male strich er genüsslich damit ihren Hals entlang, auf und ab. In einer grausam langsamen Monotonie. Es schien ihm eine wahre Freude zu sein sie zu quälen. Ihre Todesangst zu verlängern. Sie bis auf den kleinsten Tropfen auskosten zu können. Fiona erschrak aufs Mark. Doch wagte sie es nicht sich auch nur einen

Zentimeter zu bewegen. Jede unnötige Bewegung. Ja. Gar jedes unnötige Zucken ihrer Muskeln könnte für sie den sicheren Tod bedeuten. Sein Griff war immer noch fest. Keine Möglichkeit ihm zu entkommen. Sie schloss die Augen und atmete einige Male tief durch. Einige kleine Schweißperlen rangen an ihrer herab. Tropften geradewegs auf die silberne Klinge des Dolches der sich immer enger an ihre Kehle drückte. Wie lange würde dieser Mensch oder wer oder was auch immer er war sie wohl noch quälen. Wann würde er all dem ein Ende bereiten? Schließlich verschwand das Lächeln aus Luciens Gesicht. Seine Miene wurde wieder finster,

bedeutungslos und ohne jede Regung. Ein Ruck durchzog seinen Arm. Noch enger lag der Dolch nun an dem Hals der jungen Frau. „Also. Ich denke wir hatten jetzt genug Spaß miteinander“, sagte er zunächst in einem zuckersüßem Ton. Ein grausiger, sarkastischer Unterton klang seiner Worte nach. Unsanft packte er sie an den Haaren. Drückte ihren Kopf näher an sich heran. Fiona schrie vor Schmerz auf. „Hör zu Weib. Sag mir wo du die Kinder versteckt hast und ich werde dein bedeutungsloses Leben verschonen“, sagte er nun tonlos. Fiona zuckte zusammen. Bedeutungslos?? Das konnte wohl kaum sein Ernst sein. Doch was spielte dies nun noch für eine Rolle?

Erneut zogen Bilder vor ihren Augen vorüber. Sie sah die beiden. Wie Ryuichi mit seinem Vater an seinem Lieblingsplatz am Fluss gespielt hatte. Wie ihre kleine Tochter sie das allererste Mal aus ihren tiefen braunen Augen heraus angelächelt hatte, ihr erstes Wort, ihre ersten kleinen Schritte. Wie Ryuichi eines Abends mit einer blutigen Wange und von Schmerzen geplagt vom Training mit dem Vater nach Hause gekommen war. Sich in ihren Armen ausgeweint hatte. Nein!!! Ihr Leben war gewiss nicht nutzlos gewesen. Genau so wenig wie es ihr Tod sein würde. Sie lächelte zufrieden in sich hinein. Die Kinder waren in der Zwischenzeit gewiss

schon sehr weit weg. Und wie sie ihren Sohn kannte, hatte er mit Gewissheit ein gutes Versteck gefunden. Langsam beugte Lucien seinen Kopf über ihr Gesicht. Sah ihr sichtlich verärgert in die Augen. Wie konnte dieses Weib es nur wagen in so lächerlich zu machen. „Lucien. Selbst wenn ihr mich beseitigt werdet ihr sie nicht finden. Sie sind cleverer als ihr“, sprach Fiona mit all dem Mut den sie noch in der Lage war aufzubringen. Abfällig rümpfte er die Nase und stieß ihren Kopf unsanft nach vorn. „Du bist genau so stur wie dein Mann es war als wir ihn befragten“, murmelte er ihr verheißungsvoll ins Ohr. Die junge Frau schauderte unter seinem

kalten Atem. Doch gleichzeitig stieg Wut in ihr auf. >>Du verdammtes Scheusal<< Sie bebte vor Zorn. Alles Liebenswerte verschwand aus ihrem Gesicht. Falten bildeten sich. Ihre Augen funkelten den Fremden böse von der Seite an. Bebend ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie waren heiß. Schienen beinahe zu kochen. Es war eine dumme Angewohnheit von ihr. Doch musste sie immer weinen wenn sie äußerst wütend war. „Warum? Was hat es euch gebracht ihm das Leben zu nehmen?“, fragte sie halb im Zorn, halb verzweifelt. Erstaunt betrachtete Lucien Fiona. Wie mutig sie doch war. „Die Gilde der Schatten hat keine Verwendung

für Verräter“, antwortete er mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Die junge Frau erschrak. Wie konnte er nur so gewissenlos sein? Erneut lief eine Träne Fiona's Wange hinab. Fiel dabei direkt auf die Klinge des Dolches der sich noch immer eng an ihren Hals legte. Schließlich verstummte ihr Schluchzen. Für einen Augenblick trat eine grausame Stille in den Raum. Überrascht betrachtete Lucien das Gesicht der jungen Frau, sie, sie lächelte. Sichtlich irritiert betrachtete er es erneut. Tatsächlich, sie lächelte. Auch spürte er wie ihr Herz begann langsamer zu schlagen, sich zu beruhigen. All ihre

Angst, ihre Furcht war verschwunden. Stattdessen schien sie nun völlig ruhig. So als erwarte sie was nun unweigerlich folgen würde. Musternd sah er an ihr herab. Sie war in der Tat nicht hässlich. Wenn er ehrlich sein sollte sogar sehr hübsch. Langes, dunkles, lockiges Haar. Zarte, rosige Lippen. Und wie er feststellen konnte eine sehr angenehm weiche Haut. Was war es doch für eine Verschwendung so ein hübsches Weib wie sie erledigen zu müssen. Doch Befehl war Befehl, oder doch nicht? Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er einen Widerwillen bei seinem Tun. Zum ersten Mal zweifelte er an sich. Doch er hatte keine Wahl. “Es ist schon wirklich

eine Schande um ein Weib wie Euch. Doch lasst ihr mir keine Wahl“, sagte er leise. Im nächsten Augenblick ging alles sehr schnell. Ein Ruck. Ein kurzer Hieb des Dolches. Eine letztes Mal zuckten Fiona's Glieder auf. Schienen einen kurzen, endgültigen Kampf fechten zu wollen ehe sie reglos in seinen Armen zusammen sackte. Sichtlich nachdenklich hielt Lucien sie in seinem Arm und führte seinen Dolch an dessen silberner Klinge nun das Blut seines unschuldigen Opfers haftete zurück in sein Gewand. Noch einmal betrachtete er das Gesicht der jungen Frau. Immer noch Lag keinerlei Sorge

oder Angst darin, nur völlige Zufriedenheit. Fast schien es als schliefe sie nur. Als hätte nicht jedes Leben ihren Körper verlassen. Er blickte auf. Sah zu dem Fenster. Noch immer peitschte der Regen gegen die Scheibe. Doch längst nicht mehr so stark wie zuvor. Beinahe schien es als ob Gott selbst um dieses Weib trauerte. Ein merkwürdiges Gefühl durchzog Luciens Brust. Er schüttelte kurz den Kopf und strich sich eine Strähne seines langen strähnigen Haares aus dem Gesicht. Warum überkamen ihn jetzt all diese Zweifel? Weshalb gerade jetzt? Was auch immer es war, diese Nacht würde noch Jahre in seinem Gedächtnis bleiben. Langsam ließ er den

Körper der jungen Frau auf die Erde sinken und kniete schließlich neben ihr. Langsam fuhr seine Hand über ihre Wange. Hielt schließlich an ihrer Hand Inne. Sorgfältig legte er ihren linken Arm über ihre rechte Brust. Ihren rechten Arm über die Linke. Sah sie noch einmal bedauernd an. „Es tut mir leid“, säuselte er leise ehe er sich erhob. Eilig suchte er Loko auf, der gerade dabei war die Schlafstube zu durchsuchen. „Loko...Lino. Geht und findet die Kinder. Und lasst euch eines gesagt sein“, sagte er streng während er auf den Soldaten zuging. „Die Aufgabe ist von aller größten Wichtigkeit. Wagt es also nicht ohne sie wieder aufzutauchen.

Habt ihr verstanden“, erklärte er mit rauer, unerbittlicher Stimme während seine Hand den Soldaten unsanft am Kragen fasste und ihn schließlich vor die aufgestoßene Hintertür des Hauses stieß. „Sehr wohl Sir“, kam die Antwort ehe die Gestalten in die Nacht hinaus verschwanden.

Kapitel 3.

Unaufhörlich fiel der Regen vom Himmel, prasselte auf Dächer, Scheunen und Mauern. Kleine Blasen bildeten sich auf den Pfützen der Straßen und Blitze zogen über den Horizont. Immer weiter in Richtung der Stadtmauern rannten Ryuichi und Lilly. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich ob Lilly an das hohe Tempo mithalten konnte. Keuchend und sich die Tränen und die Regentropfen aus dem Gesicht wischend lief sie neben ihm. Kleine, im Regen kaum ersichtliche Tränchen rangen an ihren vor Erschöpfung erröteten Wangen herab. Doch sie war tapfer. Drückte

immer wieder vertrauensvoll die Hand ihres großen Bruders. Schier endlos liefen sie nebeneinander her. Das Gespür für die Zeit hatten sie längst verloren. Am Himmel zuckte ein Blitz durch die rabenschwarze Nacht. Blanke Panik machte sich in Lilly breit. Ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen und ihr Blick starr und gehetzt. Ihr Blick ruhte hilfesuchend auf ihrem Bruder. Achtlos hetzten sie, soweit ihre Füße sie trugen über den über den harten Asphalt. Dann geschah es, sie übersah einen Stein und noch ehe sie reagieren konnte verlor sie ihr Gleichgewicht und schlug hart auf den Boden, doch instinktiv fing sie sich ab. Einige Sekunden kauerte sie auf

dem nassen Boden. Hautfetzen standen von ihren kleinen Knien ab, die sie sich durch den Sturz abgeschürft hatte. Die Angst verschwand aus ihrem Gesicht. Ihre Züge wurden hart, Beinahe zornig. Erneut blitzen ihre dunklen Augen auf. Ihre Wut war förmlich greifbar, sie durchzog die nächtliche Luft wie ein Schleier der nur darauf wartete alles unter sich zu verschlingen was sich ihm in den Weg stellte. Ein grausamer Augenblick der Stille folgte ehe sie sich wieder regte. Wütend kniff sie die Augen zusammen und biss sich auf die Lippe ehe sie ihre Hände ballte und verzweifelt auf den Boden einschlug, um so ihre angestaute Wut Herr zu werden.

Schließlich betrachtete sie ihre Knie von denen das Blut herab tropfte und an der Innenseite ihres Kleides klebte. Sie lies sich einfach nach hinten fallen, stützte ihre Arme ab und wirkte völlig abwesend. Ihr Blick war gen Himmel gerichtet. Unaufhörlich fiel der Regen. Fordernd hob Lilly ihr Gesicht und neigte es den Tropfen entgegen. Sie fühlte die angenehme Kühle auf ihren erhitzten Wangen. Ryuichi schüttelte den Kopf und kauerte sich neben ihr auf den Boden. Verständnisvoll betrachtet er das Gesicht seiner kleinen Schwester von der Seite her. Plötzlich drehte Liliana ihm ihr Gesicht zu. Fordernd und fragend zugleich blickten ihn ihre dunklen Augen

an. „Ryu ich will zu Mama zurück. Sie ist doch ganz allein zu Haus“, sagte sie leise und klammerte sich an seinem Arm. Ihre kleinen Finger tasteten nach seiner Hand. Traurig schüttelte Ryuichi den Kopf und strich ihr behutsam mit seiner Hand über ihre Wange. Wuselte ihr liebevoll durch ihr langes schwarzes Haar. „Du weißt, dass dies unmöglich ist. Mama wollte allein seien weißt du noch“, erinnerte er sie, wohlweislich das es die größte Lüge war die er jemals erzählt hatte. Doch wie sollte er ihr erklären, dass ihre Mutter nicht mehr am Leben war? Konnte er doch selbst nur schwer die Tränen der Wut und der Verzweiflung zu unterdrücken die an ihm

nagten. Entgeistert, gerade zu verständnislos schüttelte sie den Kopf. „Sie haben Mama wehgetan hab ich nicht Recht Ryu“, fragte sie während sich ihre Fingernägel versehentlich in den Arm ihres Bruders bohrten. Ryuichi zuckte vor Schmerz und Überraschung zusammen. Er hätte nicht gedacht dass sie die kurzen spitzen Schreie noch gehört hatte. Eindringlich sah er sie an, schien kurz nach den richtigen Worten zu suchen. „Ja das haben sie Liliana. Und ich schwöre Dir, dass sie dafür eines Tages bezahlen werden. Doch jetzt müssen wir erst einmal hier weg“, erklärte er ernst ehe er sich erhob und ihr die Hand reichte um ihr auf zu

helfen. Zufrieden blickte Lilly ihren großen Bruder an. Griff schließlich entschlossen nach seiner Hand. Vertrauensvoll und voller Zuversicht betrachtet sie ihren Bruder, durch ihre kleinen dunklen Augen hindurch an. Ein Lächeln lag nun auf ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen. Drückte sich erschöpft an die Brust ihres Bruders.Ryuichi sah zu ihr hinab, und lächelte sie an. Langsam legte er seinen Arm um ihre Schultern und drückte ihren Kopf noch ein wenig näher an sich bis er schließlich spürte wie sie ihr Gesicht in seinem Hemd vergrub und Ihre heißen Tränen über seine Brust rannen. Gequält schloss er die Augen und legte auch

seinen zweiten Arm um sie. Immer wieder tauchte das Tränen verzerrte Gesicht seiner Mutter vor seinem geistigen Auge auf. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er sie nie wieder sehen würde! Sie war für immer von Ihnen gegangen, in eine andere, unerreichbare Welt. Frei von Armut, Gewalt und Sorge. Doch es gab etwas was nichts und niemand zerstören würde. In seinen Gedanken und Erinnerungen würde sie für immer weiter leben, ihn führen und helfen die schwierigen Aufgaben zu bewältigen die nun auf sie warteten. Ja! In diesem Augenblick konnte er ihre Nähe, ihre Wärme förmlich spüren. Es schien als

stände sie direkt neben ihm. Sie gab ihm Mut und Kraft. Und die würde er so war ihm Gott helfe brauchen. „Wir werden dich wieder sehen Mutter. Dein Tod soll nicht umsonst gewesen sein“, flüsterte er leise ehe er die Augen wieder öffnete. Erschrocken hob Liliana den Kopf, Panik sprach aus ihren Augen „Ryu SIE kommen näher. Ich kann Sie spüren“. Verärgert verzog Ryuichi den Mund und biss sich schmerzhaft auf die Lippe. Seine Blicke fuhren herum. Versuchten jedes noch so kleine Detail auf zu nehmen. Bis sein Blick schließlich auf der kleinen Gasse ruhte aus der sie selbst nur kurze Zeit vorher gekommen waren. Eine merkwürdig dunkle Aura

schien diese Männer in ihren dunklen kuttenartigen Gewändern zu begleiten. Sie war so dunkel und durchdringend, als stände der Tod in Person bevor. Sein Gesicht wurde immer härter. Diese Kerle hatten sie eingeholt. Seine Hand fuhr unter sein Gewand unter dem sein Schwert sicher in seiner Scheide ruhte. Doch mit beiden konnte er es unmöglich aufnehmen. „Nein!!“, grummelte er, packte seine kleine Schwester an der Hand und begann aufs Neue mit ihr durch die Straßen zu laufen. Die kleine keuchte und hielt sich schmerzhaft die Seite. Ihre kleinen Füße konnten nur mit allen größten Mühen dem hohen Tempo standhalten, dass ihr Bruder an den Tag

legte. „Ryu. Was ist eigentlich los?“, fragte sie nach Luft ringend. „Sie verfolgen uns. Sie haben sicherlich nichts Gutes mit uns im Sinn“, antwortete der Junge knapp. Entgeistert blickte Lilly ihn von der Seite her an. Doch verstand sie, dass nun nicht der Rechte Zeitpunkt für weitere Fragen war. Sie versuchte die Müdigkeit die sie nach und nach zu übermannen drohte so gut es ging zu unterdrücken und rannte so schnell ihre kleinen Füße sie trugen. Erneut verzog Ryu verärgert seine Miene. >>Verdammt. Sie kommen immer näher<< Er überblickte die Straße, und hielt Ausschau nach einem geeigneten Versteck. Schließlich erreichten sie einen

kleinen Stand an dem ein junges Mädchen, scheinbar kaum älter als er selbst, die letzten Vorbereitungen traf. Ihr langes, lockiges, schwarzes Haar fiel ihr sanft über die Schulter. Die dunklen Augen blitzten schelmisch im Mondlicht das durch die Wolken brach. Rasch sah sich der Junge um, und hielt schließlich vor dem etwas zu groß geratenen Wagen Inne. Hastig fing er den Blick des jungen Mädchens ein. Sah ihr für einen kurzen Augenblick in die Augen. Sie glänzten gütig und sanft. Ein kurzes Nicken folgte ehe Ryu seine kleine Schwester mit einem sicheren Schwung vor sich drehte. „Was ...Was ist hier los“, rief das junge Mädchen skeptisch. „Es tut mir leid

wenn wir dich so überfallen“, antwortete Ryuichi kurz. „Wir brauchen Hilfe. Mein Name ist Ryuichi und dies ist meine kleine Schwester Liliana“, sagte er aufgeregt. „Amalia Mimon“, erwiderte das junge Mädchen alles andere als begeistert. Ryuichi nickte flüchtig. „Amalia. Bitte nimm meine kleine Schwester und verstecke dich mit ihr. Wir haben nicht viel Zeit“, erklärte er knapp ehe er erneut in einem Anflug von Panik herum fuhr. Mit einem gekonnten, kräftigen Stoß landete Liliana in den Armen Amalias, die Ryuichi verärgert ansah „Was... Was soll ich“, sagte sie halb fluchend, halb besorgt.Ryuichi drehte seinen Kopf für einen Augenblick

und sah sie noch einmal über seine Schulter an. Seine Hand tastete langsam nach etwas unter seinem Gewand. Amalias Augen funkelten vor Faszination auf, als ihr Blick auf die silberfarbene Klinge fiel, Sie Sah in Ryuichis ernstes Gesicht. Nur widerwillig senkte sie schließlich ihren sonst so standhaften Blick. Ihre Hand tastete nach der des kleinen Mädchens das sie noch immer im Arm hielt. Ryu drehte seinen Kopf erneut und senkte ihn schließlich zu einem Nicken.

Kapitel 4.

Unbarmherzig prasselte der Regen auf den Asphalt nieder und viel auf das Gesicht des Jungen. Durch die halsbrecherische Flucht und den Regen, der sein übriges getan hatte, hatte sich das Band welches sein Haar gehalten hatte gelöst. Sein dunkles Haar kräuselte sich ein wenig unter der Feuchtigkeit und fiel ihm lang über den Rücken. Die Regentropfen fielen auf seine Stirn, rangen an seiner Wange hinab bis sie schließlich auf den Boden tropften. Seine Hand legte sich fester um sein Schwert ehe er seinen Arm hob. Eine abweisende Geste folgte. „Komm Kleine wir gehen.

Dein Bruder kommt später nach“, erklärte Amalia während sie Lilly bei der Hand nahm und ein Stück mit sich führte. Doch die Lilly war stur und drängte den Weg zurück. Immer weiter auf ihren Bruder zu. „Ich will bei meinem Bruder bleiben“, fauchte sie entrüstet. Mit einem verständnisvollen Lächeln beugte sich Amalia zu Liliana herunter und kauerte sich neben sie. Ihre Hand fuhr sanft über ihre Wange. Behutsam drehte sie den Kopf zu sich herum. Nur gerade weit genug um den Blick des Mädchens einzufangen. „Hör mal. Dein Bruder will uns beide beschützen. Und nun müssen wir ihm dabei helfen. Verstehst du? Er kann uns

nicht beschützen wenn er um dich Angst hat“, erklärte sie. Einige Sekunden verstrichen. Zunächst fassungslos blickte Lilly das Mädchen neben sich an. Doch sie hatte verstanden. Sie musste ihrem Bruder nun helfen. Und das bedeutete im Augenblick diesem fremden Mädchen zu vertrauen und mit ihr zu gehen. Endlich nickte sie. „Also gut. Helfen wir Ryu“, stellte sie fest und fasste wie automatisch die Hand Amalias. Noch einmal sah das junge Mädchen zu Ryuichi hinüber. Ihr Blick voll Sorge. Doch spiegelten ihre Augen auch im selben Augenblick Hoffnung wieder. Denn auch sie konnte nun deutlich die dunkle Kraft spüren die sich

unaufhaltsam ihren Weg bahnte. „Bitte sei vorsichtig. Tot nützt du deiner Familie nichts“, ermahnte sie ihn streng. Ryuichis Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. „Das werde ich. Und jetzt geht um Himmels Willen“, drängte er schließlich. „Ryu du kommst doch gleich nach wenn die Fremden weg sind, nicht war“, erkundigte sich Lilly angstvoll während Amalia sie bereits an der Hand zu den großen Karren führte und sie in den Laderaum hob, von wo aus sie vor neugierigen Blicken geschützt war. Ein letztes Mal sah sich Ryuichi nach den Mädchen um. Sie sind außer Gefahr. Und das ist gut so. Ein Lächeln zierte sein Gesicht. Er nickte kurz und

entschlossen. Seine Hände umfassten die Halterung seines Schwertes. Jede einzelne Ader in seinem Körper, schien zu pulsieren vor Anspannung. Die Narbe auf seiner Haut brannte wie Feuer. Sein Herz begann zu rasen und überschlug sich förmlich in seiner Brust. Seine Augen waren weit geöffnet. Sein Blick geschärft und aufmerksam. Wachsam durchstreiften sie das Dunkel der Nacht. Plötzlich zuckte er zusammen, ja ohne Zweifel, Schritte!!! Und sie kamen schnell und bedrohlich näher. Voller Neugier und Sorge blickten die beiden Mädchen durch einen Schlitz in der Abdeckung des Wagens den Amalia mit ihrer kleinen Schere, die sie bei sich trug

geritzt hatte. Was wird das nur? Das zuversichtliche Lächelnd verflog binnen Sekun-den. Wechselte mit einem Ausdruck der Angst und der Ver-zweiflung. Sie zitterte am gesamten Körper. Ihr Atem ging schnell. Ihr Kopf schmerzte. Ihr Herz pochte fest in ihrer Brust. Ängstlich kniff Lilly die Augen zusammen. Die Spannung war einfach unerträglich. Es schien als ob die Zeit still stehen würde. Alles geschah so grausam langsam. Wie in einem Spiel dessen Regeln sie nicht verstand. Immer wieder wandte sie gequält ihren Blick ab. Doch ein Gefühl in ihr, zwang sie dazu immer wieder hinzusehen. Sie sah wie nervös der Atem ihres großen Bruders

ging. Wie die Narbe auf seiner Wange pulsierte. Liliana spürte die Dunkle Energie die sich Schritt für Schritt auf sie zu bewegte. Hilfe suchend blickte sie zu dem dunkelhaarigen Mädchen hinüber. Sie blickte in ihre Augen. Konnte in ihnen dieselbe Angst die auch in ihr wütete. „Sie werden Ryu doch nicht wehtun oder Amalia?“, fragte sie aufgeregt. Das junge Mädchen sah die Kleine getroffen an. Durch ihren Kopf zogen Ängste und Bilder die sie unmöglich in Worte fassen konnte. Wie sollte sie sagen wie diese Begegnung ausgehen würde? Ob sie mit dem Leben davon kommen würden? Ihr Gesicht verzog sich zu einem gequälten Lächeln.

„Nein , Hab keine Angst. Dein Bruder ist stark. Er wird es schaffen. Du wist sehen“, erwiderte sie zuversichtlich. Lilly nickte Amalia zu. Etwas an ihr war ihr so vertraut. Als würde sie dieses Mädchen schon seid Ewigkeiten kennen. Ihre Augen waren so aufrichtig. So vertraut. Sie strahlten Wärme und Behagen aus. „Genau. Er wird siegen“, sagte sie entschieden und hob demonstrativ den Arm. Erschrocken fuhr Amalia herum. Die dumpfen Schritte waren nun nur noch eine Spur von ihnen entfernt. Hastig legte sie der kleinen die Hand über den Mund und drückte sie mit sich hinunter. „Still jetzt Lilly. Sie sind hier“, sagte sie aufgeregt. Gespannt

blickten sie zu Ryuichi herum der hinter einer hervorstehenden Mauer gedrückt in Deckung gegangen war. Immer schön ruhig bleiben!! Ryuichi atmete einige Male tief ein und aus um die Nervosität aus seinem Körper zu vertreiben. Du darfst jetzt nicht scheitern. Du musst am Leben bleiben. Allein um ihrer Willen.... Seine Hand legte sich erneut fest um seine Klinge. Der Griff war ihm so vertraut. Lag in seiner Hand, als ob er noch niemals etwas anderes getan hätte. Eine Haarsträhne fiel über seine Wange. Ihre Spitze berührte sein Kinn. Eilig strich er sie aus dem Gesicht ehe er die Schritte der in schwarz gekleideten Gestalten deutlich wahrnehmen konnte.

Sie waren nun nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Nun galt es. Es würde in dieser Situation nur einen Weg geben. Einen Kampf um das bloße Überleben. Nicht nur sein eigenes Leben hing nun von der Stärke seiner Nerven ab. Auch das Leben der beiden Mädchen hing an einem silbernen Faden. Ungehalten packte Loko seinen Kameraden am Arm. „Spürst du das auch? Die Kinder sind hier. Nur wenige Meter von uns entfernt“, raunte er seinem Kameraden zu, wobei sein Zeigefinger leicht in Richtung der Mauer deutete. Ein breites, unheimliches Grinsen trat in Linos Gesicht. Seine strähnigen Haare wehten um seine Wange. Lässig zuckte er mit

den Schultern. „Lass es uns hinter uns bringen. Der Boss wird sauer wenn wir zu lange trödeln“, sprach er entschieden und trat einige Schritte nach vorn. Loko, der die Ungeduld seines Partners nur zu gut kannte schüttelte den Kopf, folgte ihm schließlich aber doch, in einiger Entfernung. Leise drangen die Worte der in schwarz gekleideten Männern an Ryuichis Ohr. Er hörte wie ihre Schritte langsam immer näher und näher kamen. Er atmete schwer, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und kleine Schweißtropfen perlten von bildeten sich auf seiner Stirn. Erschrocken beobachtete er wie sich die beiden Gestalten immer weiter dem Karren näherten in dem sich die

beiden Mädchen versteckten. Die Angst die an ihm zehrte war groß. Doch nun hatte er keine Wahl mehr.... Es gab keinen Ausweg aus dieser Lage. Niemals würde er zulassen, dass sie seiner kleinen Schwester oder Amalia Leid antaten. Er atmete tief durch, seine Hand hielt mit eiserner Kraft das Schwert seines Vaters umklammert. Jenes Schwert das er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. Dabei schossen Ihm eine Menge Gedanken durch den Kopf. Wäre er je in diese ausweglose Situation geraten, wenn er seine Familie nicht verlassen hätte? Oder ist er genau aus diesem Grunde, losgezogen? Wollte er sie gar vor so

einem Schicksal bewahren? Doch all das spielte nun keine Rolle mehr. Langsam und möglichst leise schlich er auf die Gestalten zu, deren Namen er nur wage verstanden hatte. Kurz fuhr er sich durchs Haar und strich dabei eine Strähne aus dem Gesicht, die lästig an seiner Wange haftete. „Hey Ihr. Sucht ihr vielleicht mich“, rief er so laut er konnte. Augenblicklich fuhr Loko mit dem Kopf herum. Flüchtig musterte er den Jungen und legte dabei lässig seinen Kopf zur Seite. Er schien keine Gefahr zu sein, ein Knabe eben. In diesem Augenblick waren ihm die Gedanken seines Meisters vollkommen suspekt. Weshalb war dieses Kind nur so Wichtig

für die Gilde? Sein Kopf erreichte wieder seine normale Position. Seine Füße setzten sich in Bewegung und er hielt schließlich in einigen Metern Entfernung Inne. Abschätzend betrachtete Loko den Jungen der sich vor ihm aufgebaut hatte.Einige Augenblicke später änderte sich sein Gesichtsausdruck. Ein grausames Lächeln trat in sein Gesicht. Ein zynisches Lachen folgte. Böse funkelte Ryuichi ihn an und versuchte aus dem Blick dieser Gestalt zu erahnen was er vorhatte, dabei immer auf seine Deckung achtend. Mit diesen Männern, so wusste er, war nicht zu scherzen. Nicht die Spur von Reue oder eines Gewissens spiegelte sich in ihren Augen

wieder. Nur Gleichgültigkeit. „Was wollt ihr von uns“, erhob der Junge seine Stimme. Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Fremden. Erneut ließ er den Kopf kreisen. „Junge hör zu. Ich werde es dir leicht machen. Gib uns dieses Mädchen und ergebt euch. Und niemanden passiert etwas“, sagte er zuckersüß. Angewidert drehte Ryu den Kopf zur Seite. Dieser Abschaum! Wie er diese Menschen oder was auch immer diese Kreaturen waren verabscheute. Mit einer gekonnten, schwungvollen Bewegung kreuzte er seine Klinge vor seiner Brust. „Nur über meine Leiche“, erwiderte er fest. Loko lächelte auf. Sein Lachen wurde lauter. Halte weit durch

die dunkle Nacht ehe er schließlich sein Schwert zückte und sich auf den Jungen zubewegte. Der Boss will die Kinder lebend. Schande aber auch. So unverschämt wie dieser Bengel ist„Wünsch dir den Tod nicht zu früh Junge. Ihr sollt noch von Nutzen für uns sein“, sagte er bei nahe scherzhaft. Er begann zu rennen. Schneller und schneller bewegte er sich auf Ryu zu. Attackierte ihn immer und immer wieder mit mächtigen Hieben seines Schwertes. Doch Ryuichi hielt ihnen stand. Ein ums andere Mal wich er den Stichen aus, blockte sie gekonnt. Konterte die Angriffe geschickt mit gezielten Hieben. Schneller und schneller. Flüssiger und

flüssiger wurden seine Bewegungen. Gekonnt ließ er seine Klinge von einer Hand in die andere gleiten. Seine Finger führten das Schwert wie in einer Art Trance. Als ob es nie etwas anderes für ihn gegeben hatte. Ein grausamer Tanz der Klingen begann. Klirrend trafen sie aufeinander. Reflektierten in kurzen, intensiven interwallen das Licht des Mondes, der unaufhaltsam gegen die Übermacht der Wolken ankämpfte. Lösten sich mit einem nicht minder lautem Geräusch wieder von einander. Erneut parierte Ryuichi einen Angriff seines Gegners. Duckte sich geschickt. Loko sah in verächtlich an, Wich dabei einige Schritte zurück. Blitzschnell erhob

sich Ryu. Ging nun seinerseits in einen präzisen Angriff über. Ohne darüber nachzudenken führte er seine Klinge. Sie klang herrlich. Als sang sie. Ryuichis genoss den Klang des Schwertes der sich in Seinen Ohren wie Musik anhörte. Er erinnerte sich daran was sein Vater ihn einst lehrte. Sei eine Einheit mit deiner Waffe. Führe sie als wäre sie ein Teil von dir und sie wird dich führen. Dieser Augenblick schien nun gekommen. Lauter und lauter drang der Gesang des Schwertes in seinen Gedanken vor und gab ihm Mut und das so dringend ersehnte Quäntchen Selbstvertrauen, das er bitter benötigte. Verärgert und mit immer größer werdenden

Schwierigkeiten wich Loko Ryuichis Attacken aus. Er traute seinen Augen nicht. Wie konnte dieser Bengel nur so schnell und geschickt sein. Er war noch NUR ein Kind!! Er fluchte leise etwas vor sich her. Du miese kleine Kröte. Sein Gesicht lag in Falten. Wut spiegelte sich in seinen Augen wieder. Nichts lief an diesem Abend so wie es sollte. Wer hätte schon erwartet, dass ihnen ein Kind, solche Probleme bereiten würde?Lilly ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten. Fasziniert und wiederwillig zugleich beobachtete sie den Kampf durch den kleinen Schlitz der Abdeckung. Er erschien ihr wie ein gut eingeübter Tanz. So schnell und präzise waren die

Bewegungen ihres Bruders und dieses Fremden. Die Spannung war für sie unerträglich. Zerriss ihr beinahe ihr kleines Herz, das aufgeregt in ihrer Brust hämmerte. Mit kurzen intensiven Bewegungen ihrer Arme verfolgte sie das Geschehen. „Richtig so Ryu. Du schaffst es. Ja. Rechts, Links, wieder Rechts“, rief sie leise, jedoch aufgeregt aus. Schmunzelnd betrachtete Amalia sie aus den Augenwinkeln heraus. Sie selbst konnte ihren Blick ebenfalls nicht abwenden. Zu sehr zog sie der Tanz der Klingen in Ihren Bann. Noch nie hatte sie einen Jungen gesehen der so gekonnt mit dem Schwert umgehen konnte. Woher er wohl kam? Und warum ihn diese Männer

verfolgten?„Bist du wohl still. Du bringst uns alle noch in Schwierigkeiten“, erklärte sie mahnend. Lilly fuhr zusammen. Sah Amalia entrüstet aus ihren kleinen dunklen Augen an. Pustete sich demonstrativ eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Musste Amalia so ärgerlich reagieren? Aber sie hatte Recht. Schmollend senkte Lilly den Kopf. Erneut folgten ihre Blicke dem Kampf. Ein Sturm kam auf. Ließ die Wolken wie einen undurchdringlichen Nebel aus Finsternis über den Himmel ziehen. Wieder und wieder fielen die Silbernen Strahlen des Mondlichts auf die Erde, erhellten sie wie kleine Hoffnungsschimmer. Weiter und weiter

ging der Kampf. Doch nun hatte Ryuichi die Oberhand gewonnen. War seinem Gegner, der Stück für Stück an Kraft und Schnelligkeit verlor, überlegen. „Du bist gut Junge“, grummelte Loko angewidert. Hielt er es doch nicht für Möglich, dass ihm ein einfacher Junge so die Stirn bieten konnte. Stück für Stück ließ er sich zurück drängen. Immer auf die Wuchte von Ryuichis Angriffen achtend. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel stoppte er seine Bewegungen. Stand einfach nur da und atmete ein wenig nervös. Seine Lippen verzogen sich zu einem abgrundtief bösen, zynischen Lächeln. Seine Beine waren durchgestreckt. Wohlig breitet er seine

Arme seitlich aus. Die Adern die kurz unter seiner bleichen Haut verliefen pulsierten drohend. Langsam ließ er seinen Kopf kreisen. Instinktiv wich Ryu einige Schritte zurück. Jetzt hieß es Nerven bewahren und auf Distanz bleiben. Irgendetwas hatte dieser Loko vor. Was auch immer es war. Er würde dem standhalten. Aufgeregt richtete sich Amalia auf. Stieß Lilly ungewollt zur Seite um durch den Schlitz sehen zu können. Vorwurfsvoll sah die Kleine sie an. Mit einem kleinen gezielten Stoß rempelte sie Amalia an, die allerdings davon keineswegs Kenntnis nahm. Grummelnd drückte sich Liliana an sie. Versuchte ebenfalls einen Blick zu

erhaschen. Weshalb war Amalia plötzlich so aufgebracht? Wo sie doch bis her noch völlig ruhig zu seien schien. Unruhig schüttelte das Mädchen den Kopf. „Etwas stimmt ganz und gar nicht. Diese Aura wird immer stärker. Verdammt. Ryu. Sei bloß vorsichtig“, raunte sie besorgt. Lilly blickte sie erschrocken an. Hoffte inständig sich verhört zu haben. Die Kraft dieses Mannes nahm zu? Ängstlich zuckte sie zusammen und kauerte sich auf den Boden des Wagens. Ihre kleinen Beine angewinkelt. Sie zitterte am gesamten Körper. Ihre Hände tasteten über ihre Oberschenkel. Umschlossen schließlich ihre Knie. Kleine Tränen kullerten über

ihr Gesicht, dass sie in ihren Armen vergrub. Rangen über ihre Fingerspitzen und fielen mit leisen Blirrs und Bings auf den Boden der Wagens. Lilly leises Schluchzen drang an Amalias Ohr. Sie atmete tief durch. Wandte ihren Kopf zu ihr herum. Langsam ließ sie ihren Kopf zur Seite sinken. Fing Lillis Blick wieder ein. Wie traurig sie da saß. Ihre kleinen Augen hatten jeden Glanz, jede Spur von Aufmüpfigkeit verloren. Waren von den vielen Tränen gerötet. Erinnerungen an ihre eigene Kindheit stiegen in Amalia auf. Wie oft hatte sie selbst weinend unter dem Tisch in der Küche gesessen. Und wie viele Male hatte sich ihre Mutter zu ihr gesetzt. Sie in den Arm

genommen. Wenn sie Angst gehabt hatte. Oder enttäuscht über etwas gewesen war... Langsam ging sie in die Hocke. Kauerte sich neben dem kleinen Mädchen auf den Boden. Strich ihr behutsam über den Arm. Hielt an ihrer Hand Inne und hielt sie fest. Sie wusste nicht wieso doch ... Auf eine merkwürdige Art und Weise war ihr dieses Kind so vertraut. Ihre Augen, ihr Lachen. Das Schluchzen wurde leiser. Verstummte schließlich ganz. Traurig sah Lilly Amalia durch ihre verweinten Augen an. Noch immer kullerten kleine Tränen über ihre Wange. Vertrauensvoll klammerte sie sich an das dunkelhaarige Mädchen. Sie war so herrlich warm. Strahlte eine ihr so

angenehm vertraute Aura aus. Amalia lächelte. Drückte sie an sich. Einige Augenblicke saßen sie einfach aneinander-geschmiegt da. Schließlich blickte Lilly auf. Hob ihre Hand und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Schniefte noch einmal kurz um ihre Nase frei zu bekommen. „Geht es dir gut“, fragte Amalia ruhig. Lilian nickte kurz. Rieb sich mit dem Zeigefinger noch einmal über die Nase. „Amalia. Denkst du Ryu schafft es?“, fragte sie mit einer todernsten Miene im Gesicht.Erstaunt ging Amalia wieder in die Hocke und blickte noch einmal durch den Schlitz. Ein kurzes Lächeln zog über ihre Lippen ehe sie die Kleine wieder

ansah. Sie zögerte. Schwieg einen Moment. Ihre Gedanken begannen zu rasen. Diese Antwort wollte gut überlegt sein. Sie wollte jetzt nicht etwas sagen, das sie später bereuen würde. „Bitte sag es“, drängte Lilly ängstlich und fordernd zugleich. „Ich...Ich denke er wird es schaffen“, raunte Amalia schließlich leise, obwohl ihre Stimme in diesem Augenblick alles andere als überzeugend klang. Lilian nickte beruhigt. Krabbelte leise zum Ausgang des Karrens. Irgendetwas musste sie doch für ihren Bruder tun können. Erschrocken fuhr Amalia herum. Dieses freche kleine Ding. Sie war doch unberechenbar. Hastig streckte Amalia ihren Arm aus und

bekam Lilly gerade noch an dem Fußgelenk zu fassen. Hey hey hey. Was glaubst du tust du da?“, fragte sie verärgert. “Ich helfe meinem Bruder“, antwortete die Kleine kurz und knapp. Etwas in ihr sagte ihr dass es richtig war was sie tat. Lilly nickte und lächelte Amalia an. „Bitte vertrau mir. Wir müssen hier raus“, erklärte sie und löste ihren Fuß sanft aus der Hand des jungen Mädchens. Erstaunt blickte Amalia der kleinen nach und schüttelte kurz mit dem Kopf, ehe sie es ihr gleichtat und aus dem Wagen kroch. Beide gingen schließlich dicht hinter dem Karren in Deckung.

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Julia125

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LunaBielle Hat zwar ein bisschen länger gedauert, aber ich bin durch.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Deine Umschreibungen sind echt toll! :)
LG *Luna
Vor langer Zeit - Antworten
Julia125 Vielen lieben Dank für diesen tollen Kommi Luna
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