Marc, der sich wieder gefangen hatte starrte ihn verwirrt an „was soll das?“ Doch Sam schüttelte nur den Kopf „wir gehen!“ Die anderen Männer ließen Janina und Manuel los, welche sich sogleich in die Arme fielen. Verwundert aber glücklich schauten sie Flo an: „Lass uns gehen!“ Doch Sam hielt Florence weiterhin am Arm fest: „Geht ihr zwei schon mal vor, Fleur wird euch schon einholen.“ Janina schüttelte vehement den Kopf aber Flo wusste das sie ihre Freunde vorschicken musste wenn sie nicht wollte, das ihre Vergangenheit auffliegt. Und das wollte sie nicht
riskieren. „Fleur? Was ist hier eigentlich los?! Und wer ist Fleur?“ Flo kniff die Augen zusammen, nein Janina durfte keine Fragen stellen: „Ist schon okay, Sam ist ein.. Bekannter, geht bitte vor!“ Man merkte das Janina nichts davon hielt, dass Flo alleine bei diesen Männern bleiben wollte, aber Manuel zog an ihrem Arm. Auch wenn Florence eine Freundin war wollte er endlich seine Freundin in Sicherheit wissen. Und Florence wollte schließlich freiwillig bleiben. Mit sanftem Druck dirigierte er Janina aus der Gasse und verschwand mit ihr hinter der nächsten Ecke. „Was soll das Sam?“ grummelte Mark ärgerlich. Er war hier der Boss, und Sam
konnte sich nicht so einfach ihm widersetzen. Sonst würde ja Jeder anfangen nur noch an sich selbst zu denken. Doch Sam schaute ihn Selbstbewusst an: „Sie ist eine Freundin von mir, kommt nicht wieder vor.“ Mark nickte nachdenklich. Auch wenn er nichts von Sams Handeln hielt wusste er genau, wie wichtig Freunde waren. „Nagut aber nächstes Mal sagst du das vorher! Dann muss ich mich erst gar nicht mit ihr herum ärgern“ dabei fasste er sich unbewusst an seine Wange welche noch von Flo’s Schlag gerötet war. Sam nickte und sagte ihnen dann ebenfalls, dass sie schon vorgehen sollten. Als die Männer die Gasse verlassen
hatten lies er Florence endlich los und trat ein paar Schritte zurück um sie zu betrachten. „Mein Gott, Fleur. Ich habe dich wirklich nicht erkannt. Es tut mir so leid! Ich, ich habe dich hier einfach nicht erwartet.“ Murmelte er vor sich hin. Flo wusste nicht wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. So lange hatte sie sich verdeckt gehalten. Niemand hatte gewusst das sie noch in der Stadt war. Und nun stand sie hier, mit Sam. Andererseits war Sam kein Mitglied der Frox, er war zwar mit einigen von ihnen befreundet, aber wie wahrscheinlich war es, dass er über sie reden würden? Und wieso entschuldigte er sich? Hatte er
nicht bemerkt, dass sie fünf Jahre weg gewesen war? War er nicht sauer auf sie, weil sie ohne sich zu verabschieden über Nacht verschwunden war? „Das.. ist doch kein Problem Sam. Ich, ich habe mich auch sehr verändert und ich war diejenige die weg gegangen ist. Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen müsstest.“ Flüsterte sie während sie die Mauer hinter Sam anstarrte. Sie konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Wollte nicht seine Wut sehen, wollte nicht wissen wie sehr sie ihn damals verletzt hatte. Ohne das sie es gemerkt hatte war Sam jedoch näher gekommen und zog sie auf einmal in eine feste Umarmung. Seine großen
Hände auf ihrem Rücken pressten sie eng an seinen Körper sodass sie seinen Herzschlag spüren konnte. Die ersten Sekunden stand Florence steif wie ein Brett da, doch als sie merkte das Sam nicht vorhatte ihr weh zutun oder eine Standpauke zu halten seufzte sie glücklich und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Ein schluchzen entrann ihrer Kehle und wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an seinem T-shirt fest. Fünf Jahre hatte sie all das vergessen und nun brach alles über ihr zusammen. Und es fühlte sich so gut an. Ihre Schmerzende Wange von Marks Schlag und gleichzeitig die warme Umarmung von Sam. Es fühlte sich so
vertraut an. So richtig. Beruhigend strich Sam über ihren Rücken, während sie sich wieder aufraffte und aufhörte zu zittern. Früher hatte sie nie geweint, zumindest nicht vor anderen. Aber ja, auch in dieser Hinsicht hatte ihr neues Leben sie verändert. „Fleur, mon Fleur“ murmelte Sam immer und immer wieder. Er war immer noch geschockt. Fünf Jahre hatte er nichts von ihr gehört. Fünf Jahre lang hatte er sich Sorgen gemacht, und sich gefragt was passiert war. Und nun lag sie in seinem Arm. Fleur, seine kleine Fleur. Schweren Herzens schob er sie ein wenig von sich weg, ohne sie dabei aber loszulassen und schaute ihr tief in die
Augen: „Was ist nur passiert? Wieso bist du weg gegangen? Ich war Krank vor Sorge! Wie konntest du mir das antun? Und Nick? Wie konntest du Nick alleine lassen?!“ Florence verspürte einen Stich in ihrem Herzen. Nick. Schon den ganzen Tag konnte sie nicht aufhören an IHN zu denken. Und heute, ausgerechnet an seinem Geburtstag lief sie jemandem aus ihrem alten Leben in die Arme. So etwas nennt man wohl Ironie des Schicksal. Sie hatte erwartet, dass Sam sie anschreien würde. Das er wütend war und ihr vorwürfe machen würde. Das er vielleicht sogar nicht mehr mit ihr reden würde. Aber ihn über seine Sorge
sprechen zu hören tat tausendmal mehr weh. Sie schüttelte den Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können und strich sich vorsichtig eine Strähne hinters Ohr „Sam, es tut mir so unglaublich Leid. Es ging damals einfach nicht anders. Ich hatte keine Wahl. Du musst mir glauben das ich euch niemals freiwillig verlassen würde!“ Sam lächelte glücklich. Wie konnte er jetzt glücklich lächeln? Fragte sich Fleur. Doch Sam beantwortete diese Frage „Ich habe nie geglaubt, dass du freiwillig gegangen bist. Die anderen, ja viele dachten du hättest genug von uns, oder hättest ein Angebot für ein besseres Leben bekommen. Aber das habe ich nie
geglaubt!“ Flo konnte nicht anders, auch wenn sie wusste das es besser war , sich so wenig Gedanken wie möglich über Nick zu machen, sie musste einfach wissen wie es ihm ergangen war: „Danke.. das du an mich geglaubt hast. Und .. und was ist mit Nick? Was hat er geglaubt?“ Sam trat unruhig von einem Bein auf das andere, man sah ihm deutlich an, dass es ihm unangenehm war darüber zu reden. Er wusste wie sehr Florence Nick geliebt hatte und er sah diese Liebe immer noch in ihren Augen. Auch wenn sie gerade wie ein Häufchen Elend vor ihm stand hatte er das funkeln in ihren Augen gesehen, als er Nick erwähnt hatte. Und er hatte ihren
Schmerz gefühlt. Nein Fleur war damals definitiv nicht einfach so gegangen. Sie vermisste Nick. Und umso mehr taten ihm seine folgenden Worte leid: „Süße.. Nick hat lange auf dich gewartet. Ein Jahr lang hat er jeden tag darauf gewartet das du zurück kommst. Er hat das ganze viertel auf den Kopf gestellt, so krank war er vor Sorge. Doch als er begriff das du nicht mehr kommen würdest, wurde er wütend. Ich glaube nicht das er wirklich daran geglaubt hat, dass du ihn und uns im Stich gelassen hast, aber es war für ihn einfach einfacher Wütend auf dich zu sein als vor Sorge verrückt zu werden.“ Florence traten zum zweiten Mal an diesem Tag
die Tränen in die Augen „er hasst mich.. Sam sei ehrlich, er hasst mich oder?“ Sam atmete schwer „Du weißt das dich Nick niemals hassen könnte. Du hast früher schon scheiße gebaut, und er hat dir immer verziehen. Du bist seine kleine Schwester und er würde alles für dich tun. Und er wird dir immer verzeihen. Aber fünf Jahre.. sie haben ihn abgestumpft. Es ist viel passiert in dieser Zeit. Allgemein würde ich als Außenstehender zwar sagen das es den Frox besser geht als früher.. aber wie es in ihm aussieht weiß ich nicht. Am besten redest du einfach mit ihm, jetzt wo du zurück bist...“ Florence schnappte hörbar nach Luft und unterbrach Sam
schnell „ Nein nein das geht nicht!!“ Sam verstand ihren Ausbruch nicht. Sie wollte nicht das Nick sauer auf sie war und sie war wieder zuhause, also wieso wollte sie nicht mit ihm reden? Florence zupfte unruhig an ihrem Ärmel „Sam.. ich bin nicht zurück. So sehr ich es mir auch wünsche ich kann nicht. Alle hassen mich und haben sich ein neues Leben ohne mich aufgebaut. Das ich dich heute getroffen habe und war ein unglücklicher Zufall. Bitte, du darfst niemandem von mir erzählen!“ Sam zog die Augenbrauen nach oben. „Fleur war ist hier los? Erst verschwindest du grundlos und jetzt wo du nach fünf Jahren endlich wieder da bist möchtest du nicht mit deinen
Freunden sprechen?“ Verzweifelt rang sie nach Luft „Ich, ich kann dir nicht erklären wieso ich damals gegangen bin, aber wenn ich jetzt zu Nick zurück gehe, war mein Opfer von damals Sinnlos. Bitte, du musst mir glauben. Ich wollte niemals jemanden verletzen, ich wollte euch immer nur schützen. Und das kann ich nur wenn ich hier weiterhin unentdeckt bleibe“ Sam erstarrte: „weiterhin unentdeckt? Du warst niemals weg? Du warst die ganze Zeit hier in der Stadt? Wie konnten wir dich nicht bemerken?“. Florence schaute unangenehm berührt zur Seite. Wenn sie Sam von ihrem neuen Leben erzählen würde, währe die Wahrscheinlichkeit
höher das er sie wiederfinden könnte. Und das durfte sie nicht riskieren. Außerdem würde er sonst denken, dass sie damals doch ein Angebot für ein besseres Leben, wie er es vorhin genannt hatte, bekomme hatte. Doch Sam kannte sie zu gut und wusste ganz genau, dass sie sich gerade eine Lüge zurecht legte. Er seufzte. Lieber wusste er nicht alles, als das sie ihn anlügen musste „ist okay Fleur. Sag einfach nichts. Ich bin froh zu wissen das es dir gut geht, das ist alles was zählt“. Florence lächelte, Sam konnte sie noch immer durchschauen. Schon früher hatte er immer ganz genau gewusst wenn sie ihm eine Lüge auftischte.“
Als ihr Handy klingelte zuckte sie zusammen. Es war eine sms von Janina: „Wir sind sicher zuhause angekommen, ist alles okay bei dir? Ich mache mir Sorgen, melde dich bitte sobald du daheim bist!“ Die Zeit war einfach viel zu schnell vergangen und Flo wusste, dass sie sich jetzt auch beeilen musste um zuhause keinen ärger zu bekommen. „Sam es tut mir Leid, ich finde es wirklich schön dich wiederzusehen aber ich muss los!“ Traurig schaute Sam sie mit seinen grünen Schlitzaugen an „bitte Fleur, sag
mir, dass wir uns wieder sehen!“ Doch Florence schüttelte den Kopf. Sie konnte das Risiko nicht eingehen und zulassen, dass ihre Vergangenheit in ihr neues Leben platzt. „Du weißt ja jetzt, dass es mir gut geht, mehr kann ich leider nicht tun. Glaub mir Sam, mir tut es genauso Leid, aber es geht nicht anders. Und bitte versprich mir, dass du mit niemandem über mich redest.“ Sam runzelte die Stirn, was war vor fünf Jahren passiert, dass Fleur nun solche Angst davor hatte nach Hause zu kommen? Aber er konnte sie nicht zwingen, also nickte er „Okay, ich verspreche es. Aber du weißt, ich bin immer für dich da, du kannst dich jeder
Zeit bei mir melde.“ Erleichtert lächelte Florence: „Danke Sam. Ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Sam zog sie in eine lange Umarmung und küsste ihren Scheitel „Pass auf dich auf meine Süße. Und bitte säubere zuhause deine Wunde, Mark hat dich ganz schön hart getroffen, nicht das es sich entzündet.“ Florence hatte ihre Wange schon längst vergessen und als sie mit ihrer Hand darüber strich merkte sie, dass das Blut bereits getrocknet war. Aber Sam hatte recht also nickte sie „Versprochen“ Das stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte Sam einen Kuss auf die Wange „Machs gut!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und
lief los. Sam schaute ihr hinter her bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte, allerdings in die entgegen gesetzte Richtung. Doch dann drehte er sich noch einmal um und rief ihr hinter her: „Fleur?“ Sie blieb stehen und schaute ebenfalls zu ihm zurück „Du hast dich wirklich verändert. Du siehst unglaublich heiß aus“ rief er ihr zwinkernd zu bevor er sich endgültig umdrehte und ging. Flo lachte glücklich, in diesem Augenblick war zwischen ihnen alles wie früher.