Kapitel 38
Jonas
Man sah wie Jacys ganzer Körper zu erstarren schien, während sich auf ihrem Gesicht absolute Ausdruckslosigkeit ausbreitete. Und meine Verbindung zu ihren Gefühlen brach ab. Sie benutzte ihre Kräfte um ihre Gefühle vor mir zu verbergen, aber ich brauchte diese Verbindung nicht. Ich konnte ihre Wut und auch Eifersucht riechen.
„Seine was?“ Ihre Stimme klang so wie sie aussah. Eiskalt. Ich sah wie Stefans Mundwinkel zuckten. Der konnte später noch was erleben. Ich machte einen
Schritt auf Jacy zu und gleichzeitig machte sie einen nach hinten. Das tat weh, als hätte sie mir einen Pfahl in den Magen gerammt. Oder schlimmer.
„Jacy, hör zu. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, ich wollte es dir sagen, aber du würdest wissen, das es gelogen ist. Ich hatte nicht vor dir das zu sagen. Weil es nicht wichtig ist. Eine Ehe zwischen Vampiren ist immer nur ein Mittel zu Zweck. Franziska.“ Ich stolperte über den Namen. „Sie ist eine art Fürstin. Das hätte denn Einfluss hier vergrößert, darum hat mein Vater darauf bestanden. Und wenn man den Thron übernehmen will, muss man verheiratet sein. Mehr wäre es nicht.“ Jacy sah
mich misstrauisch an und wand den Kopf an.
„Könntet ihr euren Beziehungsstreit vielleicht verlegen? Wir müssen los!“ ging Stefan dazwischen. Jacy nickte.
„Ja stimmt. Wir sollten später darüber reden.“ Sie klang als würde sie mich später in Stück reißen wollen. Ich unterdrückte eine Fluch und schluckte meine Wut runter. Ich ging zum Balkon und schaute über das Geländer. Der Garten lag in Dunkeln, nur der helle Mond erhellte ihn teilweise. Morgen wäre Vollmond. Das hieß heute wäre Jacy schon stark genug um uns alle in der Dunkelheit zu tarnen. Aber dafür fehlte ihr die Übung.
„Wir können los. Stefan und ich tragen euch, beim springen.“ Leila sah misstrauisch zwei Stockwerke tiefer und runzelte die Stirn, genauso wie Jacy immer. Sie zog grade den dunklen Mantel über, ebenso Stefan.
„Wieso rennen wir nicht einfach bis zum Tor? Das würde schneller gehen.“ sagte Jacy. Ich sah sie an.
„Wie hauen ab. Das sollte man so unauffällig wie möglich machen. Und rennen ist nicht unauffällig. Dadurch könnte jemand auf uns aufmerksam werden.“ antwortete Stefan an meiner Stelle. Ich nahm den Mantel vom Bett und legte ihn über meine Schulter.
„Können wir?“ fragte Leila hinter mir. Ich nickte und sah Jacy an. Sie erwiderte kurz meinen Blick, dann wanderte er zu Stefan. Sie bot ihn ihren Arm an.
„Würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir vom Balkon zu springen?“ Stefan grinste und ich ballte die Hände zu Fäusten. Das sollte wohl ein Scherz sein. Stefan sah mich an und zu meiner Eifersucht gesellte sich Wut. Aber die nahm ich nicht so deutlich war, während sich das kleine grüne Monster Eifersucht in mir ausbreitete. Ich holte tief Luft trat an den Balkon.
Leila stand schon da und wartete. „Wenn
du willst kann ich auch warten,bis Jacy unten ist. Dann kann Stefan mich holen.“ Ich schüttelte den Kopf und zog Leila an mich. Dann sprang ich mit einen kräftigen Sprung runter. Ich konnte Leilas Angst riechen. Außerdem klammerte sie sich an mich wie eine Zecke. Meine Mundwickel zuckten. Sie hatte offensichtlich noch nicht gemerkt, das wir längst wieder standen.
„Sind wir tot?“ fragte sie. Ich wollte antworten, aber jemand kam mir zu vor.
„Nein, jedenfalls noch nicht.“ Ich drehte mich um. Dort stand Luna und sah uns an.
„Wolltet ihr irgendwo hin?“ fragte sie
grinsend.
kapitel 39
Jacy
Schlagartig war alle Wut, Eifersucht und alle anderen Gefühle verschwunden und machten der Angst platz. Luna stand da und sah uns an. Sie trug ein Bodenlanges weißes Kleid und ihre Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. Würde ich es nicht besser wissen, konnte man sie für ein kleines unschuldiges Mädchen halten.
„Ja, wir wollten ein bisschen die Stadt erkunden, zum Hexendorf abhauen, Armee aufstellen, König stürzen. Nichts besonderes. Ein normaler Freitagabend halt. Und du? Schon am planen wie du
die nächste Gruppe verarschst?“ Stefan Sarkasmus war echt unmöglich, aber wäre die Situation eine andere, hätte ich gelacht. Aber mir grade nicht danach zu mute.
„Also bei Jonas kann ich es verstehen. Er ist an die Schlampe gebunden. Aber welche Bindung hast du zu ihnen? Keine soweit ich weiß. Und du kannst mir nicht verraten, das du hier bist weil du deinen Bruder so liebst. Also warum?“ Stefan sagte nichts. War wahrscheinlich auch besser so. Ich sah Luna an. Sie erwiderte meinen Blick und Unmengen von Bildern tauchten in meinem Kopf auf. Ich keuchte auf und fiel gegen Jonas. Er hielt mich am Arm und sah
mich besorgt an.
„Was ist los?“ fragte er leise. Mein Kopf schwirrte.
„Wir müssen los. Sie hält uns hin bis Verstärkung kommt. Stefan.“ Er sah mich an.
„Komm.“ Er drehte sich um. Und ging hinter Leila her, die zurück wich. Sie war aschfahl im Gesicht. Offensichtlich hatte sie es schon mal mit ihr zu tun bekommen.
„Wir gehen jetzt Luna.“ sagte Jonas und zog mich am Arm. Luna fletschte die Zähne und trat einen Schritt nach vorne, die Hand erhoben, als wolle sie uns einen Zauber nach den anderen aufhetzen. Aber so weit sollte es nicht
kommen. Der Boden bebte. Durch die Erde zog sich ein riesiger Riss, er steuerte direkt auf Luna zu. Luna wich zurück, doch Ranken, die aus dem Boden schossen, fesselten sie. Und oben auf der Ranke saß Maja und grinste sich einen Ast ab. Ich schüttelte den Kopf.
„So viel dann zum Thema unauffällig.“ murmelte ich. Maja sprang herunter und blieb vor uns stehen.
„Also ich wollte echt warten, aber es hat so lange gedauert und da ich euch alle kenne seid ihr auf vier beiden kriecht, wusste ich das ihr schon wieder in Schwierigkeiten steckt. Jetzt kommt. Das hat jemand gehört.“ Sie drehte sich um und deutete mit der Hand
ihr zu folgen. Ich sprintete hinter ihr her und ging neben ihr.
„Wieso erschaffen wir kein Portal?“
„Luna könnte es dann nochmal öffnen und uns folgen. Wir werden schon ein Portal benutzen, aber erst in der Wildnis.“ Sie grinste mich an, dann sah sie zu Jonas, der ein gutes Stück hinter uns ging.
„Dicke Luft?“ fragte sie mit erhobener Augenbraue. Ich sah betreten zu Boden. Eigentlich hatte ich mich bescheuert verhalten. So war das halt bei Vampiren und er liebte sie ja nicht. Das konnte er nicht.
„Stimmt, kann er nicht, aber wir wissen ja wie Männer sind. Alles Schweine.“ Ich
stieß sie an und lachte.
„Wir können euch hören!“ rief Stefan mit Singsang-Stimme. Ich grinste.
„Wieso will er eigentlich plötzlich helfen? Er hat mich mit deinem Handy angerufen und mich fast eine viertel Stunde vollgequatscht. Glaubst du wir können ihm vertrauen?“ Ich sah über die Schulter zu Stefan. Dann zuckte ich mit ihnen.
„Ich weiß es nicht.“
„Den falschen Leuten zu vertrauen kann jetzt Tödlich sein.“