Rendez-vous avec le passé....Teil 2
©roxanneworks 2012
Die Kurzgeschichte ist erschienen im
© net-Verlag, Cobbel
Printed in Hungary
ISBN 978-3-942229-81-4
Copyright-Hinweis: Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin 07.05.2012 Schreib mir was!
Eine warme Welle floss durch meinen Körper. Ich glaubte, ihn spüren zu können, atmete seinen Geruch, und jede Faser meines
Körpers sehnte sich nach seinen Händen. Was würde ich darum geben, ihn noch einmal spüren zu können, nur noch einmal seine Lippen zu berühren!
Sein Mund hatte mich unzählige Male geküsst, und es war jedes Mal ein unbe- schreibliches Erlebnis gewesen. Wir verloren
uns in diesen Küssen. Die Welt verschwand einfach, wurde irgendwie unscharf, und überwältigende Gefühle durchströmten
uns in einem zauberhaften Taumel der Lust.
Das schwierigste Stück meines Weges lag noch vor mir, aber wenn ich jetzt nicht weitergehen würde, wenn ich hier Halt
machen würde, käme ich niemals über das hinweg, was damals geschehen war.
Bei dem Gedanken daran wurde mir das Herz schwer ...
***
Nachdem Tom und ich in einem kleinen Restaurant direkt an den Klippen zu Abend gegessen hatten, gingen wir noch hinunter an den Strand. Wie sehr liebte ich es, am Wasser spazieren zu gehen, den Wind auf der Haut zu spüren. Die unbändige Kraft der Gezeiten klang in der immer gleichen Melodie des Meeres zu uns herüber.
Der Mond versteckte sich hinter einer Wolkenwand und lugte nur ab und an hervor.
In diesen Momenten glitzerten die Sterne auf der Wasseroberfläche wie Abermillionen von Diamanten.
Es begann zu regnen. Die Tropfen verfingen sich in meinen Wimpern, hingen wie Perlen in meinem Haar. Einige von ihnen verloren den Halt, liefen mir sanft über Stirn und Wangen, um sich dann für immer aufzulösen.
Tom schaute mir in die Augen und folgte mit seinem Finger zärtlich den kleinen Rinnsalen auf meiner Haut, bis er schließlich an meinen Lippen verweilte. Mit seinem Daumen zeichnete er hauchzart die Konturen nach. »Du hast einen wundervollen Mund, meine Süße. Ich glaube, du hast nicht die geringste Ahnung, wie sehr mich diese weichen Lippen verführen«, flüsterte er und küsste mich mit
einer Hingabe, dass mir die Knie weich wur-
den.
»Wir sollten zum Haus zurückgehen und Feuer im Kamin anzünden«, meinte Tom und zog mich ganz dicht an seine Seite.
Klitschnass kamen wir am Haus an und schüttelten uns lachend vor der Tür wie junge Hunde. Nach einem Duschbad fühlte ich mich wieder wohlig warm und freute mich auf das anheimelnde Knacken des Holzes in den Flammen.
Dann saßen wir auf dem Fußboden, lehnten an der Sitzfläche des alten Sofas, schauten verzückt in die Flammen und genossen den Cabernet. Ich hörte Tom zu, was er mir aus seinem Leben zu erzählen hatte. Es war aufregend zu erfahren, wer er war.
Wenn er über sein Musikerdasein redete, leuchten seine Augen, und etwas in ihm strahlte eine Kraft aus, die nur entstehen kann, wenn man etwas wirklich liebt.
Mir wurde in diesem Moment klar, dass es eben diese Fähigkeit zur Leidenschaft war, die ich in allem spürte, was er tat.
Es erstaunte mich nicht, wie ähnlich wir uns waren und wie sehr sich die Intensität des Gefühlerlebens glich. Ich konnte gar nicht anders, als sein Gesicht in meine Hände
zu nehmen und ihm ganz zärtlich seine Wangen zu streicheln. Verträumt zeichnete ich die Kurven seines Mundes nach. Lang-
sam und zurückhaltend begannen meine Lippen, mit seinen zu spielen, sie zu locken, bis er meinen Kuss rückhaltlos erwiderte.
Wir wussten beide intuitiv, dass es für alles im Leben den richtigen Moment gibt, und dieser besondere Moment war noch nicht gekommen.
Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als ich erwachte. Mir war kalt, ich fühlte mich allein, und so stand ich auf, ging ohne nachzudenken in das Zimmer nebenan. Sein Atem ging langsam und regelmäßig. Ich horchte in die Stille hinein und betrachtete den Mann, der dort so friedlich lag, nicht ahnend, dass eine frierende Frau vor seinem Bett stand. Etwas sagte mir, dass es falsch war, zurück in mein Zimmer zu gehen und nicht das zu tun, was das Herz verlangte.
Und mein Herz wollte zu ihm.
Ich hob die Decke ein wenig an und schlüpfte
ins warme Bett. Ohne ein Wort zu sagen streckte Tom seinen Arm nach mir aus und zog mich zu sich herunter.
Mein Kopf lag an seiner Schulter, und seine Arme umschlossen mich ganz fest. An die-
sem Platz, oberhalb seines Herzens, fühlte ich mich wohl – hier war ich zu Hause. Meine Hand wanderte noch unsicher bis zu seinem Bauch und blieb dort bewegungslos liegen. Schläfrig hörte ich seinem Herzschlag zu. Nichts an dieser Situation fühlte sich fremd an, nichts war falsch, und ich hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein ...
***
Hier stand ich – mein Herz schlug mir bis zum Hals – und schaute mit tränennassem Gesicht
in die Ferne, ohne jedoch etwas Konkretes wahrzunehmen.
Wie lebendig die Erinnerungen doch waren! Und ich hatte gehofft, dass es anders wäre!
Würde ich jemals begreifen, warum dieser Mensch, der mir so viel bedeutete, sterben musste? Vielleicht war es egoistisch, ihn für immer an meiner Seite haben zu wollen. Vielleicht hatte alles einen höheren Sinn, der sich mir nur niemals offenbarte, egal, wie lange ich darüber nachdachte. Nie wieder!, schrie es in mir. Nie wieder würde er bei mir sein! Der Druck in meiner Brust schwoll noch an, kroch mir den Hals herauf, und ich
glaubte, ohnmächtig werden zu müssen.
Eine Weile später hatte ich mich wieder etwas beruhigt dank einer Neuentwicklung
aus der Hexenküche eines Pharmakonzerns. Die Sonne würde spätestens in einer halben Stunde hinter dem Meer versunken sein. Ich legte mich auf das Bett, rollte meinen Körper eng in eine Wolldecke ein und blickte zum
Fenster hinaus auf den roten Feuerball und wartete. Wie immer, wenn mich nichts mehr abzulenken vermochte, kamen die Bilder aus der Vergangenheit zurück und füllten die Zeit, bis der Schlaf mich erlöste ...
***
Der Morgen danach. Ich hörte sein Herz dicht neben mir schlagen, fühlte die Wärme seiner Haut und wollte mich nicht bewegen. Es war ein friedlicher Moment für mich, noch den
Träumen nachhängend und den neuen Tag erwartend. Die Zeit verschwamm in den Minuten zwischen Schlafen und Wachen.
»Guten Morgen, meine Süße, hast du gut geschlafen?«, fragte er noch ein wenig schläfrig, lächelte verschmitzt und rieb sich die Augen.
»Komm her zu mir, mein Engel! Wir sollten
das morgendliche Kuschelritual nun auch zelebrieren – wo du schon mal da bist«, meinte er lachend, zog meinen Kopf zu sich heran und küsste mich mit einer berauschen- den Mischung aus Zärtlichkeit und Verlangen.
Viele Küsse und Kuscheleinheiten später standen wir auf und rüsteten uns mit einem ausgiebigen Frühstück für den Tag.
Ein ausgedehnter Strandspaziergang stand
auf dem Programm, und später wollte Tom noch in den kleinen Laden am Hafen, um ein Surfbrett und das nötige Equipment auszu- leihen. Er hatte sich fest in den Kopf gesetzt, morgen in der Brandung vor den Klippen die Wellen zu bezwingen. Der Wind wehte kräftig und trug den Duft des Ozeans in seinem Atem. Jeder Kuss schmeckte nach Salz und mehr. Hand in Hand gingen wir spazieren und kehrten anschließend durchgefroren in dem kleinen Café ein, das auf Pfeilern errichtet, di-
rekt am Strand auf die wenigen Gäste warte- te, die sich hierher verirrten.
Wir tranken Schokolade, hielten uns wie Teenager bei den Händen und wollten den Körperkontakt nicht eine Sekunde missen. Jeder Blick, den wir tauschten, und jede
Berührung sprach von dem unbändigen Verlangen, endlich den einen Schritt weiter- zugehen und uns die Erfüllung zu schenken, nach der wir uns so sehr sehnten. Es lag ein Versprechen in jeder Geste, in jedem Wort, das wir uns nicht sagten.
Die geliehene Surfausrüstung schleppten wir den ganzen Weg zurück bis zu unserem Haus. Tom hatte sich das Brett mit einem Strick auf den Rücken geschnallt, und es sah einfach absurd aus, weil die Surfbrettspitze baumhoch über seinen Kopf hinausragte. Jeder größere Windstoß fing sich wie in einem Segel und ließ ihn zur Seite taumeln. Ich konnte nicht anders, als mich vor Lachen auszuschütten, was mir jedes Mal einen liebe-
voll vernichtenden Blick einbrachte.
Das heiße Wasser der Dusche war herrlich, und ich hatte gerade meine Haare mit Shampoo eingeschäumt. Da wurde der
Duschvorhang ein wenig zur Seite gescho- ben, und Tom drängelte sich zu mir unter den Wasserstrahl, als wäre es das Normalste von der Welt.
Er nahm sanft meine schaumbedeckten Hände, die wie erstarrt ihre Arbeit eingestellt hatten, aus meinen Haaren und begann, mir die Kopfhaut zu massieren. Er lächelte mich zärtlich an, und dieser warme Blick sprach Bände. Seine Hände glitten an meinem Nacken hinunter, kneteten sanft meine Schultern, um sich dann in kreisenden Bewegungen an meiner Wirbelsäule entlang- zuhangeln. Unsere Körper berührten sich
leicht, meine Brustwarzen kitzelten zart seine Haut, und allein diese hauchzarte Berührung
verursachte prickelnde Schauer, die mich bis ins Mark erschütterten. Als seine Finger anfingen, meinen Po liebevoll zu verwöhnen, gab es keine Zurückhaltung mehr. Haut drängte sich an Haut, Hände suchten und fanden all die hungrigen Orte, die sich willig unseren Liebkosungen ergaben.
Wir ertranken in endlosen feuchten Küssen, die drei Tage lang andauerten ...
Ende Teil 2