kapitel 36
Jonas
Ich zog Jacy näher an mich und sah Stefan an. Ich wusste noch nicht so recht was ich davon halten sollte. Aber trotzdem nickte ich ihm zu. Auch wenn ich ihm nicht vertraute, sollte er wissen, das ich dankbar war. Es fiel mir schwer Jacy wieder los zu lassen, aber langsam zog ich mich wieder zurück.
„Wohin jetzt, Stefan?“ fragte ich. Er holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er murmelte etwas wie „Wenn wir erwischt werden sind wir tot.“
„Dann lassen wir uns nicht erwischen.
So einfach ist das.“ erwiderte Jacy direkt. Stefan lachte auf.
„Du bist noch nie irgendwo ausgebrochen, Jacy. Das ist schwerer als man glaubt. Egal wie viele Bücher du gelesen hast, dort ist es nicht mal annähernd so beschrieben, wie es in Wirklichkeit ist. Maja wartet in Innenhof auf uns. Ohne sie würden wir nicht mal durch die äußere Verteidigungsmauer kommen. Aus dem Schloss müssen wir es alleine schaffen und in der Stadt ist bei dem Wetter nicht viel los. Es regnet wie aus Eimern, außerdem wird es bald dunkel. Ich hab uns lange Mäntel mit Mütze besorgt, damit man unser Gesicht nicht sieht. Und
jetzt los. Ich weiß nicht wie lange die Sitzung noch dauert.“ Stefan wand sich ab und Jacy wollte ihm folgen. Ich zog sie am Arm zurück und fiel gegen mich. Sie hob den Kopf und Stefan hielt inne.
„Was ist?“ fragte Jacy verwirrt.
„Zwei Sachen. Erstens geh ich vor und nicht hinter dir und zweitens dachte ich du wolltest vielleicht deine Schwester mitnehmen?“ fragte ich mit erhobenen Augenbrauen.
„Ja wäre echt nett.“ antwortete diese Sarkastisch. Jacy nickte und öffnete ihre Zelle.
„Kannst du laufen?“ fragte Jacy. Sie klang als würde sie sich nicht wirklich für ihre Schwester interessieren. Sonst
hätte sie sie bestimmt nicht hier vergessen. Ich konnte mir vorstellen das es schwer war, das alles zu verarbeiten, aber vielleicht brauchten wir sie noch. Leila schwankte aus ihrer Zelle und fiel fast zu Boden. Jacy hielt sie grob am Arm und zog sie zurück.
„Ich nehme sie.“ bot Stefan an. Jacy nickte und Stefan legte den Arm um Leilas Hüfte uns zog sie weiter. Ich zog Jacy sanft am Arm hinterher.
„Was sollte das?“
Jacy schnaufte verachtend. „Sie hat irgendwas an sich was ich nicht leiden kann.“ Ich hob eine Augenbraue und öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Jacys Blick ließ mich ihn wieder
schließen. Sie hatten gelogen und sie wusste, das ich es wusste.
„Im Ernst Jacy. Ich dachte eigentlich, das du mir mittlerweile vertraust.“ Meine Stimme klang niedergeschlagener als ich beabsichtigt hatte. Sofort blieb Jacy stehen und drehte mich zu ihr um. Sie drückte ihre Lippen auf meine. Es war als würde ein Stromschlag durch mich durch gehen und ich zog sie enger an mich.
„Ich vertraue dir doch.“ flüsterte sie leise. „Ich komm mir nur dumm vor, wenn ich dir den Grund verrate.“ Sie löste sich von mir und schlich weiter hinter Stefan und Leila her. Wir hatten inzwischen den Flur erreicht. Stefan
deutete uns stehen zu bleiben. Er ging zu den Wachen und sagte etwas zu ihnen. Sie nickten und verschwanden. Stefan deuete uns zu kommen. Wir sprinteten den Gang entlang und Stefan riss eine Tür auf und schob uns rein. Kurz nachdem er sie geschlossen hatte hörte man draußen Schritte.
„Okay, hier müssen wir kurz bleiben. Die Sitzung ist vorbei. Jetzt laufen hier überall Wachen rum.“ Ich sah mich um. Das war das Zimmer von Franziska. Ich holte tief Luft.
„ Du hast dir echt ein super Zimmer ausgesucht, Stefan.“ Er lachte kurz auf. Wow, jetzt hatte er schon zwei mal heute gelacht. Damit war wohl sein
Jahresvorrat aufgebraucht.
kapitel 37
Jacy
Ich sah mich im Zimmer um, während Jonas sich mit Stefan unterhielt. Ich spürte Jonas Gefühle, konzentrierte mich aber nicht darauf. Damit konnte ich sie einigermaßen ausblenden. Ich würde auch nicht wollen, wenn jemand ununterbrochen an meinen hängen würde. Das hatte ich auch eben gemacht. Eigentlich war der Grund, das ich Leila nicht hatte mitnehmen wollen, ganz einfach zu erklären. Eifersucht. Sie sah genauso aus wie ich. Sie hatte, trotz Gefangenschaft, gelernt mit ihren Kräften umzugehen. Sie konnte sich
verteidigen und brauchte nicht immer einen Beschützer. Also besser geeignet für einen Vampirprinz. Ich setzte mich auf das Bett. Der Raum war sehr groß. Es standen aber nur ein riesiges Bett darin und ein Kleiderschrank darin, der größer war als mein altes Zimmer. Eine Seite bestand komplett aus Glas und führte auf einen Balkon. Von dort aus konnte man in einen großen Garten mit Teich gucken und man hatte freie Sicht auf den Sonnenuntergang. Wie grade. Es sah Wunderschön aus. So stellte man sich das Zimmer einer Prinzessin vor. Ich sah zu Jonas. E hatte sich leise neben mich aufs Bett gesetzt und Stefan saß auf dem Boden vor dem Bett.
Jonas hielt mir eine Flasche Wasser hin. Ich trank gierig daran und das kühle Wasser schmeckte besser als alles andere was ich je getrunken hatte. Ich gab Jonas die Flasche zurück.
„Wie geht’s jetzt weiter?“ fragte ich Stefan. Ich mochte ihn nicht, aber er leitete hier die Rettungsmission. Aber an Jonas Gesichtsausdruck sah man, das es ihm auch nicht passte.
„Wenn du hier aus dem Fenster guckst siehst du den Vorgarten. Durch den kommst du locker in die Stadt. Es hat zwar aufgehört zu Regnen, aber es wird bald dunkel. Dann ist nichts mehr los und da werden vier dunkle Gestalten
schon nicht auffallen.“ Hörte sich Sinnvoll an. Aber ich musste ein Lachen unterdrücken, weil es sich so selbstverständlich anhörte das die Leute Nachts reingingen. Ich hatte Vampire immer für Geschöpfe der Nacht gehalten.
„Und wie kommen wir in den Garten?“ fragte Leila. Stefan und Jonas lächelten sich an. Offensichtlich dachten sie an das selbe. Ehrlich gesagt machte mir dieses Lächeln Angst.
„Wir springen.“ antwortete Jonas grinsend.
„Was!?“ riefen Leila und ich gleichzeitig.
„Seid leise, verdammt!“ zischte Stefan
und Jonas hustete um nicht zu lachen.
„Aber das sind zwei Stockwerke!“ stieß ich hervor.
„hast du vergessen, das wir Vampire sind?“ antwortete Jonas und grinste so breit, das ich seine Eckzähne sah. Ich hob die Augenbraue.
„Dir wird nichts passieren.“ seufzte Jonas.
Ich hob die zweite Augenbraue. Jonas verdrehte die Augen.
„Versprochen.“ Jetzt grinste ich ihn an. Jonas sprang auf.
„Lass uns gehen.“ befahl er. Stefan runzelte die Stirn.
„Hast du es eilig?“ fragte er gehässig und Jonas Blick wurde kalt. Ich
konzentrierte mich auf ihn. Ich spürte seine Wut, aber auch Angst. Angst wovor?
„Was ist los Jonas?“ fragte ich leise.
„Ja, Jonas, was ist los?“ Stefans Stimme verriet das er es wusste. Ich sah Stefan fragend an.
„Frag ihn doch mal, wem das Zimmer hier gehört.“ Verwirrt sah ich Jonas an.
„Jonas?“ Er zuckte leicht zusammen und drehte sich um. Ein Ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Ich blickte wieder zu Stefan. Er lächelte.
„Es gehört Franziska.“
„Und das ist wer?“ fragte ich
„Jonas Verlobte.“