Kurzgeschichte
Die etwas andere Auferstehung

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"Nein, in diesem Buch ist nicht Jesus auferstanden ;)"
Veröffentlicht am 20. April 2014, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Über den Autor:

Körperlich 53, aber doch innen auch irgendwie ein bisschen Kind - manchmal auch ein bisschen arg was wohl zum Teil auch an meinen diversen Krankheiten liegt. Ich schreibe gerne Bücher um mich von der Welt ein bisschen abzulenken die ich zu einem grossen Teil nicht verstehen kann, und auch grösstenteils gar nicht will. Das führt dazu dass in meinen Büchern einerseits viel von mir zu finden ist, und doch spielen auch viele andre Elemente in ...
Nein, in diesem Buch ist nicht Jesus auferstanden ;)

Die etwas andere Auferstehung

Es war ein schöner Morgen an diesem Ostersamstag. Die Sonne schien, auch wenn sie hin und wieder von Wolken verdeckt wurde.

Bettina nahm, wie so oft, ihren E-book-Reader, setzte sich auf den Balkon und las. Der Tag heute war für sie nicht einfach, denn, genau heute vor 20 Jahren hatte sich ihre beste Freundin Ines erhängt.

Daran hatte Bettina immer noch zu kauen und zu schlucken, denn man Bettinas Leben wäre ohne Ines nicht so geworden wie es nun war.

Es gab auch heute, nach 20 Jahren, kaum einen Tag an dem Bettina nicht an Ines denken musste, zumal sie im

Moment wieder große Schwierigkeiten hatte, und sie wusste, Ines würde, wenn sie denn noch leben würde, den beteiligten Menschen den Marsch blasen, dass es Bettina innerhalb kürzester Zeit besser gehen würde.

Leider war Ines nicht mehr da, zumindest nicht körperlich. Bettina überlegte sich, bei allem was sie tat, was Ines getan oder gesagt hätte.

Nachdem es heute der 20.Jahrestag von Ines Tod war, war dieser Tag alles andere als leicht für sie. Wenn sie nur daran dachte wie das damals war als sie Ines im Speicher aufgehängt gefunden hatte, einfach schrecklich. Bettina legte

sich schon mittags ins Bett, legte die Musik in ihre Anlage, die sie damals immer mit Ines zusammen gehört hatte. Es dauerte nicht lange und sie schlief ein.

Als sie eingeschlafen war träumte sie ganz verrückte Sachen, von Schokoladentänzerinnen, die sie aufaß, von irgendwelchen Handpuppen die reden konnten, und noch viel mehr krudes, abartiges und verrücktes Zeug.  Bettina wachte immer zwischendurch auf, und als sie wieder wach war, und auf die Uhr sah. war es genau drei Uhr dreiunddreißig und dreiunddreißig Sekunden. „Seltsame Uhrzeit“ dachte

Bettina. Doch das war nicht das einzige was seltsam war. Sie vernahm aus dem Radio, das neben ihrem Bett stand eine Stimme, und dass obwohl das Radio ausgeschaltet war. Die Stimme alles andere als gut verständlich, weil sie immer wieder von einem starken Rauschen überlagert war, gerade so als wäre ein Radiosender nicht richtig eingestellt. Bettina war reichlich irritiert, und sie hatte sehr große Angst, doch sie war auch von Natur aus sehr neugierig, und so versuchte sie die Stimme zu verstehen. Einen ganzen Satz konnte sie leider nicht hören, aber einige Worte die sie zum Nachdenken brachte. Sie hörte immer wieder die Worte: „Ines

Grab…Löffel….auferstehen“ und dann ging es wieder von vorne los. Wieder hörte sie: „Ines…Grab…Löffel…auferstehen“ Bettina machte sich Gedanken was diese Worte wohl bedeuten konnten, denn es war schon äußerst merkwürdig, dass aus einem ausgeschalteten Radio eine Stimme drang, die dann auch noch den Namen ihrer besten Freundin sagte, die sich vor 20 Jahren umgebracht hatte. Und was sollte das mit den Löffel? Nein, darüber konnte und wollte sie heute nicht mehr nachdenken, dafür war sie jetzt einfach zu müde.

Als sie am nächsten Tag aufwachte hatte

sie immer noch den Gedanken im Kopf, dass sie heute nach aus einem ausgeschaltete Stimmen gehört hatte. Natürlich dachte sie erst einmal weiterhin dass es nur ein Traum gewesen war. Doch für einen Traum war alles viel zu real. Da musste mehr dahinter stecken. Da sie heute ohnehin an das Grab von Ines wollte, und im Traum von einem Löffel die Rede war, packte sie mal einen Löffel ein, auch wenn ihr im Moment noch völlig schleierhaft war für was eigentlich.

Wie immer wenn sie sich auf den Weg zu Ines Grab machte hatte sie Tränen in den Augen, und konnte nur sehr langsam

fahren. Das Grab von Ines war in einem kleinen Dorf, rund 20 Kilometer entfernt von der Stadt in der Bettina lebte. Und nicht nur das, es ging den Berg hinauf, hinunter, wieder hinauf, und wieder hinunter. Obwohl es eine ziemlich gefährliche Strecke war nutzten viele Menschen diese Strecke leider als Rennstrecke. Das war mit einer der Gründe warum Bettina nur 2mal im Jahr an das Grab von Ines ging, einmal an ihrem Geburtstag und einmal an ihrem Todestag.

Auf dem Weg zum Friedhof hörte Bettina, wie so oft, Radio. Gerade als sie von der Hauptstraße in das Dorf abbog,

in dem der Friedhof lag, fing ihr Radio an zu spinnen. Egal wie sehr sie auch am Regler drehte, sie bekam einfach keinen vernünftigen Empfang mehr. Irgendwann hatte sie die Nase voll, und machte das Radio aus. Und schon wieder geschah etwas sehr seltsames. Wie heute Nacht hörte sie auch jetzt wieder aus dem ausgeschalteten Radio: „Ines Grab…Löffel…auferstehen“. Bettina war sehr erschrocken. Immerhin wusste sie jetzt, dass sie heute Nacht nicht geträumt haben konnte, und dass es irgendeinen Sinn machen musste warum sie einen Löffel dabei hatte.

Als sie endlich am Friedhof angekommen

war, überlegte sie sich noch ob sie den Löffel nun im Auto liegen lassen sollte, oder ob es besser war ihn mitzunehmen. Sie entschied sich den Löffel mitzunehmen. Vor dem Grab von Ines setzte sie sich auf eine Bank, träumte in den Tag und schaute den Löffel gedankenverloren an. Plötzlich und ganz unvermittelt setzte sich eine Frau neben sie, und lächelte sie nur an, gerade so als würde sie wissen warum Bettina den Löffel mitgenommen hatte. Die Frau sprach immer wieder davon, dass auch Tote auferstehen könnten, wenn man nur fest daran glauben würde. Man hätte es ja an Jesus gesehen, dass der Tod nicht das Ende sein musste. Bettina war alles

andere als gläubig, und doch fand sie die Worte dieser seltsamen Frau, die ein bisschen an eine Hexe aus dem Mittelalter erinnerte sehr bewegend. Und die Worte machten sie auch nachdenklich. Da wurde ihr auf einmal klar, dass sie seit dem Tod von Ines immer wieder zu ihren Freundinnen gesagt hatte dass sie Ines mit einem Löffel ausgraben würde wenn sie dadurch wieder lebendig werden würde. Sicher, das war damals nur so dahin gesagt, einfach deshalb weil es nichts gab was sie in ihrem Leben mehr vermisste als die Freundschaft zu Ines, und sie wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass sie alles dafür tun würde

Ines wieder zum Leben zu erwecken. Bettina vergaß die Zeit, und selbst als es schon dunkel, und der Friedhof schon längst geschlossen war, saß Bettina immer noch in Gedanken versunken auf der Bank

Mitten in der Nacht, genau um Mitternacht, machte sie sich ohne so wirklich zu wissen warum auf den Weg zu Ines Grab, und fing an mit ihrem kleinen Löffel zu graben. Sie grub und grub und grub. Irgendwie wollte das Loch erst gar nicht wirklich grösser werden, doch nachdem es schon wieder anfing zu dämmern, und der Tag nahte, stieß sie auf etwas Hartes. Jetzt fing sie

an noch schneller zu graben, gerade so als wäre sie hypnotisiert oder in Trance. Für sie schien es nur noch eines im Leben zu geben: Graben, graben, graben und nochmals graben. Bald schon stellte sie fest, dass das harte auf das sie da gestoßen war der Sarg war, in dem Ines begraben worden war. Sie wunderte sich noch ein wenig wieso der Sarg nach 20 Jahren nicht verwittert war  Als sie den Sarg soweit frei gelegt hatte, dass sie ihn öffnen konnte schlug ihr Herz bis zum Hals, immerhin war das was sie tat, strafbar. Störung der Totenruhe war kein Kavaliersdelikt. Immerhin konnte man dafür bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen, und wenn sie etwas gar nicht

brauchen konnte, dann ins Gefängnis zu müssen.

Doch als sie den Sarg geöffnet hatte geschah etwas erst recht verwunderliches. Ines sah noch frisch aus, es waren keine Verwesungsspuren erkennbar, sie sah noch genauso aus wie vor 20 Jahren als sie beerdigt worden war, und nur wegen der Einkerbung am Hals, die wohl von dem Strick herrührte mit dem sie sich damals aufgehängt hatte, konnte man ahnen dass sie tot sein könnte. Es sah ein bisschen so aus als würde Ines nur schlafen. Leise rief Bettina:  „Ines“…dann etwas lauter. „Iiiiineeeess“ doch nichts regte sich.

Die Enttäuschung machte sich bei Bettina gerade breit, als sie Ines lächeln sah. Langsam, ganz langsam, öffnete Ines die Augen. Bettina war sehr erschrocken, denn wie konnte das sein. dass Ines noch lebte obwohl sie seit 20 Jahren unter der Erde lag. Ines konnte Bettinas Gedanken lesen, und so sagte sie: „Bettina, es gibt zwei Gründe warum ich nicht tot bin.

Erstens, weil Du immer an mich gedacht hast, und an wen gedacht wird, der ist nicht wirklich tot

Und zweitens habe ich Dir versprochen für immer für Dich da zu sein. Das gilt natürlich auch für heute. Ich habe nur eine gewisse Zeit Ruhe gebraucht, und

da wo ich war gibt es weder Ort noch Zeit.“

Vorsichtig stieg Ines aus dem Sarg, denn der Kreislauf hatte dann doch etwas gelitten nach 20 Jahren auf dem Rücken liegen. Ines und Bettina machten schnellstmöglich das Loch wieder zu, und verschwanden kaum dass die Friedhofstüre auf war nach draußen. Da niemand damit gerechnet hatte dass Tote wieder auferstehen wurde Ines immer für ihre eigene Schwester gehalten. Die Menschen die an Ines Grab waren ahnten nicht dass sie an einem leeren Grab standen und Ines half, wie sie es versprochen hatte Bettina ihr Leben

wieder in den Griff zu kriegen.

Diese Geschichte zeigt einmal mehr dass die Toten unter uns sind, wir erkennen sie nur oftmals nicht.

Bettina und Ines hatten noch viele Jahrzehnte eine wundervolle Freundschaft, bis sie irgendwann beide sterben mussten. Ob wohl auch jemand kommt der Bettina viele Jahre nach ihrem Tod wieder ausgräbt?

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Hörbuch

Über den Autor

JeanneDarc
Körperlich 53, aber doch innen auch irgendwie ein bisschen Kind - manchmal auch ein bisschen arg was wohl zum Teil auch an meinen diversen Krankheiten liegt.
Ich schreibe gerne Bücher um mich von der Welt ein bisschen abzulenken die ich zu einem grossen Teil nicht verstehen kann, und auch grösstenteils gar nicht will.
Das führt dazu dass in meinen Büchern einerseits viel von mir zu finden ist, und doch spielen auch viele andre Elemente in meine Bücher mit rein.

Ich bin mittlerweile in einigen Anthologien vertreten, daher zieht es mich auch nicht runter, wenn jemand meine Geschichten mal nicht mag. Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Und wenn sie niemandem gefallen würden, hätten es nicht einige Geschichten von mir in Bücher hinein geschafft


Ausser Bücher schreiben spiele ich Keyboard, und habe so einiges an Handpuppen.
auch auf meinem Profilbild ist normalerweise eines zu sehen.


und zum schluss noch was mich inspiriert : Eigentlich das Leben und was in diesem so passiert,
das kann manchmal ein Lied sein oder ein Erlebnis, oder auch ganz was anderes...
Beim Schreiben mag ich gerne Country Music (Classic Country) während ich sonst mehr Liedermacherinnen höre wie z.b. mein muskalisches Idol Juliane Werding.
Ich bin gerade sehr stolz darüber dass ich im Keyboardunterricht nach gerade mal 1 Jahr mich nun erstmals an einem Lied von meinem Idol versuchen darf.
Was die schriftstellerischen Erfolge angeht - nunja - der eine oder andre Wettbewerb wurde mitgemacht und das beste was ich erringen konnte war ein 2.Platz (nicht hier auf mystorys) schaun wir mal wie sich mein Leben weiter entwickelt, obwohl, es ist eigentlich nicht ganz, aber fast, egal, denn das Leben schreibt die besten Bücher, ich schmücke sie nur aus und schreibe sie dann auf
Meine Vitag im Net Verlag: http://www.net-verlag.de/weinsanto-susanne.html

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Zentaur eine etwas makabere Geschichte,
aber man sagt ja immer, die Liebsten bleiben ewig im Herzen.
LG Helga
Vor langer Zeit - Antworten
JeanneDarc Stimmt ist schon ein bissl makaber, aber sowas wollt ich halt auch mal versuchen ;)
Vor langer Zeit - Antworten
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