Kapitel 6
Der Gong erlöste uns von unseren Qualen und alle kramten schnell ihre Sachen zusammen und verließen den Klassenraum. Lucy wartete an der Tür auf mich.
„Was sollte das den? Ich glaube Aleks hat tierisch was am Kopf abbekommen.“ Ich schnaufte. Selbst wenn er auf einmal ein Engel wäre, würde er für mich immer der arrogante Macho bleiben, den ich kannte. Aber ich konnte nicht sagen, das ich den alten Aleks vermissen würde, wenn es so wäre. Wir steuerten die Cafeteria an und Lucy schob eine Fünfklässlerin zur Seite um
durch die Tür zu kommen. Natürlich sagte, das Mädchen nichts. Lucy hatte etwas an sich was alle anderen in ihrer Gegenwart einschüchterte. Obwohl sie mir immer versicherte, ich wäre die Hübschere, fühlte ich mich auch so bei ihr. Sie war halt eine Eiskönigen.
„Bäh, schon wieder Spinat.“ Lucy verzog das Gesicht, während mir das Wasser im Mund zusammen lief. Ich hatte heute morgen das Frühstück ausfallen lassen und konnte es nicht abwarten mich auf das Essen zu stürzen. Mein Magen knurrte auffordernd, so laut, das Lucy mich amüsiert ansah. Ich stellte mich hinter ihr an und belud mein Tablett mit Essen.
Dann gingen wir zu unserem Stammplatz. Die Cafeteria war sehr groß, aber schlicht eingerichtet. Weißer Fliesenboden und weiße Wände. Im Raum verteilt standen viele Runde Tische, die meisten total überfüllt von irgendwelchen Gruppen von Schülern. An unsrem Tisch saßen meisten nur ich, Lucy, Jack und Troye. Wir setzen uns hin und ich begann das Essen in mich rein zu schaufeln. Da ich alles herunterschlang ohne zu kauen, verschluckte ich mich prompt und fing an zu Husten. Da klopfte mir jemand auf den Rücken und verhinderte so, das ich an Spinat erstickte. Ich sah zu Seite, wo Aleks genüsslich seinen
Schokoladenpudding aß. Lucy, die uns gegenüber saß, hob eine Augenbraue.
„Kann es vielleicht sein, das du dich am Tisch geirrt hast?“ fragte ich sarkastisch. Was bildete der sich eigentlich ein?
„Schon möglich, aber hier sitzt es sich ganz gut. Aber wenn es dich stört, du kannst dich auch wo anders hinsetzten.“ Und mit diesen Worten wand er sich wieder seinen Pudding zu, während ich ihn mit aufgerissen Augen ansah. Er drehte den Kopf und wieder nahmen mich diese Augen in ihren Bann.
„Ich habe, bevor ich her gekommen bin, im Krankenhaus angerufen. Jack ist übern Berg. In zwei Tagen, kommt er
raus. Diese Ärzte heutzutage. Kaum liegste nicht mehr im Koma, schmeißen sie dich quasi schon raus. Und dafür werden die auch noch bezahlt.“ murmelte er vor sich hin. Ich runzelte die Stirn und begann weiter zu Essen. Lucy sah immer noch von mir zu Aleks, mit einem Blick der nicht grade Freundlich wirkte. Sie stand auf Aleks, seid ich denken konnte und ist immer fast vor Eifersucht geplatzt, wenn er eine Freundin hatte. Ohne uns aus den Augen zu lassen, trank sie ihr Glas leer. Ich versuchte wieder ein Gespräch aufzubauen.
„Was hast du nach der Pause?“ fragte ich leise. Lucy sah mich kalt an und
Eifersucht legte ihr Gesicht in Schatten.
„Sachkunde. Und du? Wie man seiner Freunden den Freund vor der Nase wegschnappt?“ Aleks neben mir, verschluckte sich am Wasser und fing an zu Husten.
„Ist das dein Ernst, Lucy? Es ist ja wohl mehr als Offensichtlich, das sie mich nicht leiden kann.“ brachte er zwischen seinen Hustenanfällen hervor. Ich schüttelte den Kopf und wand den Blick ab.
Dann klingelte mein Handy und ich zog es aus meiner Tasche. Ich verdrehte die Augen. Es war Leonie, besser bekannt als die Klatschtante. Sie versorgte die Schule mit Klatsch, Tratsch und
Gerüchten. Ich hob ab.
„Was?“ Ich mochte sie nicht, aber sie versuchte immer sich bei mir einzuschleimen, indem ich immer alles als erster Erfuhr.
„Also, das ist echt krass Melodie. In dem Krankenhaus wo Jack liegt. Also der Arzt der ihn behandelt hat, wurde eben Tod aufgefunden. Total ausgeblutet, in der Küche lag er.“
kapitel 7
Mit zittrigen Händen legte ich auf. Ich fühlte wie mir alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Aleks sah mich mit gerunzelter Stirn an, ebenso Lucy.
„Was ist los, Melodie?“ fragte Lucy besorgt. Und so schnell, vergaß sie ihre Eifersucht wieder.
Ich dachte noch einmal darüber nach, was ich grade erfahren hatte. Wollte vielleicht jemand das Jack nicht wieder Gesund wurde? Oder ihn Umbringen. Ich versuchte mir einzureden das es ein Zufall war, aber mein Bauchgefühl sagte etwas anderes.
„Der Arzt von Jack....er wurde...“
stotterte ich.
„Er wurde was?“ fragte Lucy misstrauisch.
„Umgebracht.“ antwortete Aleks an meiner Stelle. Ich sah zu ihm hin. Er tippte auf seinem Handy rum.
„Hier es ist schon in den Nachrichten.“ Er hielt mir das Handy hin und ich sah den Artikel. Ich holte tief Luft. Neben mir murmelte er leise „Scheiße. Ich muss los.“ Damit stand er auf und verließ die Cafeteria. Ich sah ihm hinterher. Er hatte nicht besorgt ausgesehen, als würde er sich keine Sorge machen. Er war wütend gewesen. Ich wusste wie er normalerweise aussah wenn er wütend
war. Er zog die Stirn kraus und presste die Lippen so feste zusammen, das es wehtun musste. Aber jetzt hatte er es nicht getan. Die Wut war durch seine Augen zum Vorschein gekommen. Sie hatten gestrahlt, aber nicht im Positivem Sinne. Ich räumte mein Tablett weg und sprintete aus der Cafeteria, ohne auf Lucy zu achten, die rief ich solle auf sie warten. Ich ging weiter den Gang runter und riss die Toilettentür auf. Es war nur noch eine Sechsklässlerin drin. Normalerweise war ich nicht gemein zu kleineren, aber es war ein Notfall. Ich sah sie an und deutete auf sie Tür.
„Raus hier. Notfall.“ Schnell packte sie ihre Tasche und rannte raus, aber bevor
mich Schuldgefühle packen konnten, holte ich mein Handy heraus und wählte Jacks Nummer. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab.
„Jack?“
„Ja?“ antwortete er verschlafen.
„Oh mein Gott es geht dir gut! Ich hab mir so Sorgen gemacht.“
„Meinst du wegen dem Onkel Doktor? Ach was, nicht so schlimm. Der Typ war eh ein Arsch.“ Jetzt war ich baff. Jack hatte sich sonst kaum von mir überreden lassen Scheiße zu sagen. Nur wenn er wirklich wütend war. Und erst recht hatte er nicht so von anderen Gesprochen. Das war ja als hätten er und Aleks den Körper getauscht,
verdammt!
„Ähh, er hat dir das Leben gerettet, Jack. Und jetzt ist er Tod. Das hat er nicht verdient.“
„ Ganz ehrlich Melodie. Es interessiert mich nicht. Mach dir keine Sorgen. Morgen komm ich wieder in die Schule.“
„Aber ich dachte..“ Er unterbrach mich.
„Tschüss, Melodie.“ Und er legte auf. Ich starrte das Handy an. So hatte Jack noch nie mit mir geredet. Es war als wäre er jetzt der Arsch und Aleks der Nette. Aber so wollte ich das nicht. Ich hoffte das Jack sich wieder einkriegen würde. Wütend stampfte ich zum Selbstverteidigungskurs.
Ich war eh schon zu spät. Christa
wartete schon ungeduldig auf mich während ich meine Sportsachen anzog. Ich brauchte drei Anläufe,bis ich die Schule zubekam. Dann sah ich Christa an.
„Ich hab echt miese Laune und bin wütend. Vielleicht solltest du lieber deine Schutzkleidung anziehen." Und das tat sie dann auch.