Der Job
Ich war gerade mit dem Flieger gelandet und strebte den Parkdecks des Flughafens zu, als mir der Duty-free-Shop ins Auge fiel. Da ich natürlich vergessen hatte ein Souvenir für meine Tochter mitzubringen, dachte ich, es sei eine gute Gelegenheit dort noch ein Mitbringsel für sie zu erstehen. Es war Frühling, vielleicht fand ich ein Parfüm mit einem entsprechenden Duft. Nicht dass ich etwa Fachmann gewesen wäre, in mir hatte sich aber die Vorstellung eines Geruchs nach frisch gemähtem Gras breitgemacht.
Als ich den Laden betrat, tat sich vor
mir ein langer Gang auf. Hier gab es für alle Sinne etwas: Spirituosen, Bücher, CDs, DVDs, Badeschaum und diverse Geruchsöle. Ganz am Ende befand sich die Parfümerieabteilung mit einem breit gefächerten Angebot. Sollte wohl die Sahne auf der Torte sein. Ein großes Schild schlug mir seinen Text um die Ohren: Unsere Düfte lassen ihr Herz singen! Ich musste lachen. Das Geruchschaos, das mir entgegenwaberte, brachte mich eher zum würgen.
Ich nahm ein Probefläschchen aus einem Bord und sog das Aroma tief in mich ein. Ein zitrusartiger Geruch biss mir in Nase. Erschreckt ließ ich das Fläschchen fallen. Es zerbrach. Entsetzt machte ich
einen Ausfallschritt, rutschte in der ausgelaufenen Flüssigkeit aus und griff Halt suchend nach dem Regal. Das Gestell und ich stürzten zu Boden, die Flaschen und Flakons, die es beherbergt hatte, gingen zu Bruch und ihr Inhalt ergoss sich über mich. Glücklicherweise war mein Aufprall sehr weich, da ich in ein Schlauchboot fiel, ein Sonderangebot, das sich in die Parfümerieecke verirrt hatte. Leider konnten sich am Grund des Bootes alle freigesetzten Duftöle miteinander vermengen. Ich glitschte in der öligen Brühe herum und tränkte meine Haare und Klamotten mit den Geruchsstoffen.
Als ich mich aus dem Kahn befreit hatte,
kam mir eine Verkäuferin mit gekräuselter Nase und entsetztem Blick entgegen. Ich stank wie eine Mischung aus Chanel Nr.5 und 4711. Ich müsse für die Beschädigung aufkommen, meinte sie. Mit dem Hinweis, dass sich meine Versicherung um den Schaden kümmern würde, verließ ich den Laden.
Am nächsten Tag befanden sich in der lokalen Presse Bilder und ein Bericht über meinen kleinen „Unfall“. Ein Reporter hatte das Geschehen beobachtet und fleißig Fotos geschossen.
Daraufhin hatte der Besitzer Kontakt mit mir aufgenommen und nun passiert mir so ein „Unglück“ jedes viertel Jahr. Für den Duty-free-Shop eine tolle Reklame
und für mich ein super Nebenverdienst.