Willy, der Staubsauger
Der Arbeitstag war wieder lang für Frauchen. Für Herrchen auch, der wie selbstverständlich die Betreuung von Opa übernommen hat, wenn Frauchen auf Arbeit ist, obwohl Opa ja Frauchens Papa ist. So etwas ist beileibe nicht selbstverständlich.
Willy durfte Herrchen wie immer begleiten und beschützen.
Am Abend treffen alle wieder aufeinander. Willy ist dann jedes Mal ganz aus dem Häuschen. Mit viel Mühe hat er inzwischen gelernt, seine Rudelmitglieder oder Besucher nicht mehr anzuspringen. Es fällt ihm aber
immer noch schwer. Unterwürfig legt er sich zu Füßen, der ganze kleine Körper zappelt dabei und er fiept leise.
„Na, Jungs, habt ihr auch solch einen Hunger wie ich?“ fragt Frauchen. Herrchen bejaht und Willy, als hätte er es verstanden, läuft zu seinem leeren Fressnapf. Willys Hunger zu stillen ist einfach, die abgemessene Portion steht bereits auf dem Kühlschrank bereit. In höchstens 3 Minuten hat Willy alles aufgefressen.
Für Herrchen und Frauchen gestaltet sich das Procedere etwas schwieriger.
„Mal sehen, was der Kühlschrank noch hergibt oder der Küchenschrank.“
„Nicht mehr wirklich viel.“
„Ich lass mir etwas einfallen.“
Aus Spaghetti, Erbsen, Maiskörnern, Tomaten und Kräutern bereitet Frauchen ein leckeres, farblich gut abgestimmtes vegetarisches Gericht. Herrchen scheint zufrieden.
„Es muss nicht immer Fleisch sein.“
Salz fehlt vielleicht etwas, aber es kann ja nachgewürzt werden, denkt Frauchen. Und reichlich geraten ist das Gericht, eine Portion bleibt übrig.
Herrchen und Frauchen essen und unterhalten sich dabei, Willy schlummert zu ihren Füßen.
Da holt Herrchen zu einer erklärenden Handbewegung aus. Sein Arm landet auf dem Tellerrand. Der Teller, der ziemlich
weit an der Tischkante steht, vollführt einen eleganten Salto, Erbsen, Maiskörner und Nudeln pfeifen mit Schwung durch die Luft. Die Nudeln sind schwerer, sie klatschen als Berg auf den Teppich, der Teller deckt als letztes den Nudelberg ab.
Willy springt erschrocken auf, Herrchen ist fassungslos. Und Frauchen?
Die hält sich vor Lachen den Bauch. Noch gestern hätte ihr Mann darauf gewettet, dass ihm „so etwas“ niemals passieren könne.
„Willy, du bist jetzt der Retter.“ Herrchen blickt seinen Hund fast bittend an und Frauchen weiß nun, warum sie ohne Salz gekocht hat. Alles ergibt
plötzlich einen Sinn.
Willy hat sofort verstanden. Seine Schnuppernase kreist über den Teppich, auch nicht die kleinste Kuller entgeht ihm. Nirgends ist ein Fleck zu sehen, als Willy seine Arbeit vollendet hat.
„Nun weiß ich auch, für wen die 3. Portion war“, sagt Frauchen, als Willy satt und zufrieden eingerollt wieder zu Füßen schlummert.