Biografien & Erinnerungen
Frank

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"Frank"
Veröffentlicht am 16. April 2014, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Melinda Nagy - Fotolia.com
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Frank

Frank

Ich schreibe dieses Buch um ein Portrait zu malen. Ein Portrait um einen Menschen zu verewigen. Ein Portrait um einen Fußabdruck auf dieser Welt zu hinterlassen. Bessergesagt zwei Fußabdrücke. Einen von meinen pinken Converse und einen von den Sneakers mit Sternchenmuster der Hauptperson dieses Buches. Es ist nicht so, dass ich das nur mache, damit die Welt noch in vielen Jahren an mich denkt. Ich schreibe, um einem wirklich guten Freund einmal das Gefühl zu geben im Mittelpunkt der Welt zu stehen. Ich meine… Wünschen wir uns nicht alle der Mittelpunkt der Welt zu sein? Wollen wir nicht alle etwas ganz Besonderes sein?

Manche Menschen werden ihr ganzes Leben lang von diesem einen Wunsch getrieben. Für andre ist es nur ein netter Nebeneffekt im Leben. Für einige Menschen mag es selbstverständlich sein. Andere wünschen sich nichts anderes, aber werden ihren Wunsch nie wirklich erreichen. Mein Protagonist ist wohl ein Mensch der letzteren Sorte. Aber das ist nur eine Vermutung. Ich weiß es nicht. Ich kenne ihn nicht wirklich. Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich ein Buch über einen Menschen schrieben kann den man nicht wirklich kennt. Ehrlichgesagt frage ich mich das auch. Aber wann kennt man einen Menschen wirklich? Ich glaube nicht,

dass das möglich ist. Ich zweifle sogar manchmal daran mich selbst zu kennen. Da kommt mir noch etwas in den Sinn. Ich halte es für wahrscheinlich, dass eine meiner Absichten ist, den Menschen, um den es hier eigentlich geht, ein Stück mehr zu verstehen. Ihn ein kleines Stück näher kennenzulernen und dadurch vielleicht auch einiges für mein eigenes Leben dazu zu lernen.

Glaubt ihr an Seelenverwandtschaft? Ich für meinen Teil habe jedenfalls bis vor kurzem nicht daran geglaubt. Doch dann habe ich einen Menschen gefunden, den ich eigentlich schon seit Jahren kenne. Nein. Von dessen Existenz ich schon seit Jahren weiß. Dieser Mensch ist

gleichzeitig mein Ebenbild und mein komplettes Gegenteil. Ich fühle mich in seiner Gegenwart wohl und verstanden, obwohl ich manchmal das Gefühl habe ihn nicht richtig zu verstehen. Das ist so, wie wenn man eine Fremdsprache lernt und dann im Ausland ist. Wenn die Menschen mit einem  reden, versteht man zwar den Sinn der einzelnen Worte, doch wird einem deren Zusammenhang manchmal nicht klar.

Nennen wir den Protagonisten der Geschichte der Einfachheit halber Frank. Und lasst mich ein paar wesentliche Dinge über ihn erzählen… Es muss von vornherein gesagt werden, dass ihr Frank nicht so sehen werdet, wie er

wirklich ist. Ich werde ihn euch als einen anderen Menschen vorstellen. Ein Mensch, der das tut was sein eigentliches Ich gerne tun würde. Er ist sozusagen eine Wunschvorstellung. Aber er ist keineswegs eine frei erfundene Romanfigur. Egal was er ist. Ihr werdet ihn mögen. Da bin ich mir ganz sicher. Unser Frank ist ein junger Mann, der in einer kleinen südfranzösischen Hafenstadt lebt. Er ist groß und schlank und trägt einen Bart. Keinen Rauschebart wie der Weihnachtsmann. Einen lässigen Fünf-Tage-Bart. Unser Frank geht gerade über den Marktplatz. Es ist Samstagmorgen und die Händler haben bereits ihre Stände aufgebaut und bieten

nun ihre Waren feil. Es ist Frühsommer und die Luft ist noch kühl. Er atmet tief ein und hat sofort den Salzgeruch des Meeres in der Nase, den man in der ganzen Stadt riecht. Die Morgensonne scheint auf die sandfarbenen Häuser der Stadt, die dadurch orange und golden wirken. Frank liebt diese Stadt. Er ist hier glücklich. Er lebt schon seit einigen Jahren dort, doch immer noch blitzen seine blaugrauen Augen hinter den Gläsern der schwarzen Hornbrille freudig auf, wenn er durch ihre Straßen flaniert. Er geht selten einfach so spazieren. Schließlich ist er ein vielbeschäftigter Mann. Frank ist Psychiater. Ja, er beschäftigt sich Tag für Tag mit den

Problemen anderer Menschen. Er liebt es, anderen Menschen zu helfen. Doch selbst lässt er sich nur ungern helfen. Er ist eher ein verschlossener Mensch, der nicht gerne über seine eigenen Sorgen redet. Warum das so ist, weiß wohl niemand. Ich schätze, er weiß es selbst nicht so genau. Lasst mich einfach behaupten, dass er auf dem Markt einkaufen will. Er geht auf der Suche nach dem besten Baguette und dem knackigsten Gemüse umher, riecht an den prächtigen Blumensträußen, die die Gärtner verkaufen und kostet von Käse und Schinken. Das einzige, um das er einen Bogen macht, sind die Fischstände. Er hat einmal gesagt: „Diese widerlichen

Kreaturen sollten unter Wasser bleiben, wo sie hingehören!“ Doch sosehr er Fisch hasst, liebt er das Meer. Es hat etwas Unnahbares und magisches an sich. Es ist so wunderschön und doch so bedrohlich. Am liebsten mag er es, wenn ein Sturm aufzieht. Dass ist die See unruhig und geheimnisvoll dunkelgrün. Dunkelgrün ist Franks Lieblingsfarbe. Sie erinnert ihn immer an die dunklen Tannen im kleinen Wald seiner Heimatstadt. Unser Frank ist ein Träumer. Die meisten würden zwar eher „Spinner“ sagen, aber sind wir mal ehrlich. Unsere Gesellschaft bezeichnet doch jeden als „Spinner“ der ein bisschen anders denkt. Jeder, der eine

andere Beziehung zur Realität hat, als unsere zugeknöpfte engstirnige Gesellschaft, wird sofort als „verrückt“ oder „Taugenichts“ dargestellt. Eine Tatsache, die mich persönlich traurig macht. Aber das ist wohl nicht zu ändern. So vieles ist nicht zu ändern

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trauumerin

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