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Tot war ich nicht, den das ohrenbetäubende Schnurren an meinem Ohr würde ganz bestimmt nicht in der Hölle stattfinden.
Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah die silberne Katze neben mir. Mit selbstgefälligen Blick musterte sie mich und ging mir alleine damit auf den Keks.
>>Hau ab!<<, fauchte ich, aber die Katze schnurrte nur lauter. Verfluchtes Mistvieh.
Normalerweise wurde ich nicht handgreiflich gegenüber Tieren, aber das hier war wirklich zu viel. Ich wollte die Katze vom Bett fegen, aber meine Hand
bewegte sich genau drei Zentimeter nach vorne, bevor ein Rasseln ertönte und sie mitten in der Luft stehen blieb.
Super. Ich war mit altmodischen Ketten an ein Bett gefesselt. Konnte das alles wirklich noch besser werden?
>>Du bist wach.<< Die Stimme kannte ich irgendwoher und meine Nackenhaare stellten sich leicht auf.
Ich drehte den Kopf zur Tür und das erste, was ich sah war eine unglaubliche Fülle kupferroten Haars.
Aha, die Dämonenjägerin. Das Mädchen ließ auch nicht locker.
Ein seltsamer Ausdruck lag in ihren grünen Augen, als sie neben mich trat und die Hände über meinem Kopf
verschwinden ließ.
Wenn sie mich jetzt umbrachte, würde ich als Geist wiederkommen und auf Ewig ihrem knackigem Arsch hinterherspuken.
Mit einem Rasseln fielen die Fesseln zu Boden und ich setzte mich auf. Ich versuchte, sie wütend anzufunkeln und gleichzeitig meine Handgelenke zu reiben. Klappt nicht so gut wie erhofft.
Erst als ihr Blick ein bisschen zu starrend wurde, wandte ich den Kopf und schaute auf meine Arm.
Eisiger Schreck fuhr durch meine Adern. Meine Tattoos! Meine Dämonentattoos! Sie waren weg!
Beinahe hysterisch sprang ich auf und
lief zu dem großen Spiegel. Meine Arme waren weiß, keine schwarzen Zeichen überzogen die Haut. Ich zitterte.
Keine Tattoos- kein Dämon- keine Magie.
>>Nein<<, flüsterte ich und schüttelte leicht den Kopf. >>Nein, nein, nein!<<
Mit einem mal war mein komplettes Ego weg. Was war ich denn, wenn ich kein Dämon war?
>>Es heißt nicht, dass dein Leben zu Ende ist<<
Wütend blickte ich die Dämonenjägerin an.
>>Wer bist du, dass du glaubst, dass du etwas davon verstehst?<<
Ihr Blick traf mich fast so hart wie ihre
Worte.
>>Ich bin Schattenschwinge, eine Werkatze und als ich zwölf war, hat ein Dämon namens Bad Luck meine Familie getötet. Also dürfte ich etwas davon verstehen, wenn die Welt für einen persönlich untergeht.<<
Zitternd holte ich durch die Nase Luft. Sicher hatten ich und mein Bruder viele Leben zerstört, aber wir haben nie mit einem Opfer geredet.
>>Tut mir leid<<, flüsterte ich und schaute betreten zu Boden.
>>Du kannst nichts dafür. Keiner, außer diesem verdammten Dämonen.<<
>>Warum hast du mich nicht getötet?<<
Überrascht blickte sie mich
an.
>>Warum sollte ich?<<
>>Es wäre recht gewesen. Dämonen haben deine Familie getötet, also hättest du mich töten dürfen.<<
Schattenschwinge schüttelte den Kopf und lächelte traurig.
>>Nein. Ich glaube, dass du, egal ob Dämon oder nicht, von Bastet berrührt bist.<<
Ein Schauer jagte meinen Rücken hinunter, als ich den Namen der ägyptischen Katzengöttin hörte.
>>Wie kommst du darauf?<<
>>Zieh dein Hemd aus<<, sagte sie und biß sich leicht auf den Finger.
Verwirrt, aber gehorsam zog ich mir das
einfache schwarze Hemd über den Kopf und musterte mich im Spiegel.
Fast stöhnte ich auf. Meine Dämonentattoos waren verschwunden, dafür aber wanden sich scheinbar huderte schwarze Fäden zu einer Katze zusammen. Dann fiel mir etwas auf.
>>Warum weißt du, wie ich unter meinem Hemd aussehe?<<, fragte ich und drehte mich zu Schattenschwinge um.
Sie klimperte unschuldig mit den Wimpern und flötete: >>Ich musste nachsehen, ob du verletzt bist.<<
Das entlockte mir ein süffisantes Grinsen und ich schüttelte leicht den Kopf. Mich erst im hohen Bogen von der
Bettkante stoßen und kaum war ich ohnmächtig, fiel sie über mich her.
>>Hmmm... Ich glaube dir mal. Aber was ist mit mir? Bin ich jetzt ein Mensch oder was?<<
>>Ich glaube nicht, dass Bastet Dämonen in Menschen verwandelt. Ich glaube du bist eine Werkatze.<<
Die Nachricht musste ich erstmal verdauen. Vom Dämonen zur Wehrkatze.
>>Tja. Und wie verwandelt man sich?<<, versuchte ich mich selbst abzulenken.
>>Ganz einfach, vor Vollmond so.<< Plötzlich packte sie Silver und warf ihn mir entgegen. Fauchend und mit ausgefahrenen Krallen folg er auf mein Gesicht zu. Vom Schreck scheinbar
geleitet ließ ich mich auf alle Vieren fallen.
Die Welt schien größer zu sein... oder ich kleiner.
Ich drehte mich langsam zum Spiegel um und stieß ein wütendes Fauchen aus. Eine relativ schwarze, kleine Katze mit orangen Augen starrte mich an und fauchte. Gottverdammt, ich war eine Katze!
Nach einer Minute Fauchen hatte ich mich soweit im Griff, mich selbst näher in Augenschein zu nehmen.
Eigentlich sah ich ganz süß aus. Zögernd legte ich den Kopf schief und blickte mich an.
>>Ach Gott, du bist aber süß!<<, rief
Schattenschwinge und hob mich hoch.
Das Katzesein hatte auch etwas Gutes anscheinend. Ich schnurrte und rieb mein felliges Köpfchen an ihren Hals. >>Aber nur weil du süß bist, darfst du noch lange nicht in meinem Bett schlafen, ja?<<
Ich gab einen Ton zwischen Schnurren und Grunzen von mir. Schattenschwinge lachte und vergrub ihr Gesicht in meinem Fell.
Damit kann ich mich gut abfinden.
>>Aber bevor du ins Haus kommst, das hier ist nämlich nur die Gartenlaube, musst du ein Bad nehmen. Du stinkst zwar nicht, aber ich möchte keine Flöhe im Haus
haben.<<
Meine Augen müssen riesig gewesen sein, denn sie fing schallend an zu lachen.
Wie eine echte Katze wollte ich ganz bestimmt kein Flohbad nehmen und wehrte mich mit allem, was ich hatte.
Am Ende war das ganze kleine Badezimmer unter Wasser, Schattenschwinge durchnässt bis auf die Haut und ich gebadet.
>>Jetzt musst du nur noch meine Großmutter kennen lernen. Sie ist verrückt. Wenn sie also einen Besen in der Hand hat, lauf so weit weg, wie du kannst<<