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Leichtfüßig und lautlos, so wie es halt die Art eines jeden Dämonen ist, lief ich in die dunkle Gasse. Okay, laufen war übertrieben. Es war nicht einmal ein richtiges Joggen. Eher ein sachtes Schleichen.
Hinter mir hörte ich die Schritte des Dämonenjägers, der ernsthaft glaubte, mich, einen Dämonenfürsten, besiegen zu können. Schwebte vielleicht ein für mich nicht sehbares Schild über meinem Kopf, auf dem stand: "Dämonenfürst! Bringt mich um!"?
Nun ja, ich schlich in die Gasse, der Dämonenjäger trampelte hinter mir her. Als dann auch noch eine Mauer vor mir stand, musste ich beinahe lachen. Locker hätte ich
über sie hinwegspringen können, oder dramatisch durch sie durchlaufen können, aber ich wollte ja nicht so sein und gab dem Dämonenjäger die Chance, sich überlegen zu fühlen.
Also wirbelte ich auf dem Absatz herum und sah meinem gefakten Ende entgegen. Wäre es nur mal gefakte gewesen. In meiner eigenen Sicherheit gefangen bemerkte ich den niederen Dämonen in meinem Rücken erst, als der Fluch mich im Rücken traf. Stöhnend musste ich registrieren, dass beinahe meine komplette Lebensenergie abgezogen wurde.
Mein Blick verschwamm und ich blinzelte wie verrückt, um wieder klar sehen zu können.
Etwas kaltes und scharfes drückte gegen
meine Kehle. Dem Dämonenjäger war meine Schwäche nicht entgangen und er nutzte seine Chance aus.
Ich schnaubte nur.
>>Ach komm schon. Glaubst du ernsthaft, das du mich, einen Dämonenfürsten <<, ich zog das Wort in die Länge, >>besiegen kannst?<<
>>Also, arrogant bist du schonmal nicht.<<
Die Stimme verriet mir, dass ich es mit einem Mädchen zu tun hatte und zudem triefte sie vor Sarkasmus.
Sofort schaltete ich von gelangweilt und tödlich zu sexy und dunkel. Das wirkte am Besten und bereitete mir vielleicht das Vergnügen einer kurzen Bettgeschichte.
Dämonenjäger hin oder her, nachts sind doch
alle Katzen grau, nicht?
Mit einer schnellen Handbewegung zupfte ich ihr die Kapuze vom Kopf und setzte mein strahlendstes Lächeln auf, dass sogar Eisberge zum Schmelzen brachte.
Und diesmal hatte ich richtig Glück: das Girl sah richtig gut aus.
Lange, kupferfarbende Locken, grüne Augen, blasse, reine Haut.
Mein Lächeln vertiefte sich. Doch davon schien sie nicht im mindesten beeindruckt.
>>Du siehst toll aus<<, flüsterte ich und gab meiner Stimme einen rauen Klang.
>>Ja, toll, danke, weiß ich auch schon. Und jetzt sag mir noch, dass mein Oberteil perfekt zu deinem Schlafzimmerboden passt.<<
Ein leises Lachen kam mir über die
Lippen.
>>Würde es aber<<.
Jetzt schnaubte sie und verdrehte die Augen.
Magische Funken tanzten über meine Hände hinweg zu dem Messer hinauf. Für einen kurzen Moment konzentrierte ich mich und der Druck des Messers an meiner Kehle verschwand.
>>So. Willst du nicht doch noch meinen Schlafzimmerboden sehen? Du bist mir ja so oder so ausgeliefert, so ganz ohne Waffen<<, spielte ich auf das verschwundene Messer an.
>>Nein, immer noch nicht.<< Trotzig hob sie das Kinn, stemmte sich die Hände in die Hüften und funkelte mich an.
Ich liebte Frauen mit Temperament.
Unwillkürlich leckte ich mir die Lippen und grinste.
>>Entweder bist du dumm oder verrückt. Aber darüber sehe ich gerne hinweg.<<
>>Ja, ja. Weil ich hübsch bin, ich weiß.<<
Schnell beugte ich mich nach vorne und küsste sie, bevor noch mehr Sarkasmus von ihren Lippen tropfen konnte. Ihr Mund schmeckte süß, nach Honig und Zimt.
Wütend stieß sie gegen meine Brust und trat einen Schritt zurück.
Ihre grünen Augen schienen Funken zu sprühen.
Und dann tat ich das wohl Dümmste, was ich bis dahin jemals getan hatte. Ich nutzte die Kraft, die mir meine Lebensenergie gab und löste mich
auf.
Unsanft landete ich in meinem Thronsaal.
Rote Funken tanzten vor meinen Augen und mir war klar, dass ich kurz vorm abkratzen war.
Ich brauchte ein paar Minuten um zu kapieren, was hier eigentlich gerade falsch lief.
Auf meinem Thron saß mein älterer Bruder und grinste mich höhnisch an.
Und um mich herum, bewaffnet bis an die Zähne, stand mein Gefolge und beäugte mich misstrauisch.
Verdammte Scheiße aber auch.
Blinzelnd blickte ich meinen Bruder an und sagte betont lässig: >>Na Bruderherz. Was geht
so?<<
>>Tja Shadow. Deine Zeit ist leider abgelaufen, der Thron gehört mir und du musst leider verschwinden<<
Wie ich seine Art zu reden hasste. Da fühlte man sich halbwegs im Mittelalter. Ich sah schon die Jungfrauen mit ihren Keuschheitsgürteln. Als würde mich so ein lächerliches Ding aufhalten.
>>Aha. Und mit welcher Begründung, Bad Luck?<<, fragte ich gelangweilt.
>>Deine Affären mit diesen ganzen Mädchen sind einfach nicht gut. Deine zeit ist halt gekommen.<<
Und deine Zeit, endlich mal dein Leben als Jungfrau aufzugeben, dachte ich im Stillen und lächelte
leicht.
Auf einen Wink Bad Lucks, der meine Gedanken wahrscheinlich erraten hatte, hoben die Männer neben mir ihre Waffen. Blitzschnell schlug ich zu. Meine Hand schnellte nach oben und zerquetschtem einem Dämonen die Kehle. Ich nutzte die Lebensenergie und verschwand wieder.
Doch diesmal kam ich nicht mit roten Funken davon. Mehr tot als sonstwas landete ich vor einer Friedhofsmauer. Wie passend.
Graue Schatten drückten sich am Rande meines Sichtfeldes herum und ich bekam eine mittlere Krise. Wenn ich jetzt starb, war alles vorbei und ich landete in der Hölle.
Gottverdammt.
Eine silbernd leuchtende Katze schlich auf
meine Brust. Jetzt machte mich auch noch eine Katze fertig. Wie aufbauend.
Aus großen Augen blickte sie mich an und maunzte.
>>Shhh!<<, machte ich, aber die Katze setzte sich nur hin und begann, ihre Pfoten zu lecken. Toll.
Die Schatten kamen näher und langsam bekam ich weitgehend Panik. Die Katze schien das zu merken, den sie stellte sich wieder hin und beugte sich über mein Gesicht. Als etwas, wahrscheinlich der Tod, mich packte und mitzerrte fauchte sie und schlug mit beiden Pfoten zu. Und genau in diesem Moment überrollt die Ohnmacht (oder Schlimmeres) mich.