Inhalt
1. Burschi....................................... .. Seite 3
2. Hexe............................................. Seite 9
3. Ostern mit Hexe............................ Seite 17
4. Cosco .......................................... Seite 23
5. Dix ................................................ Seite 32
6. Bruno ............................................ Seite 42
Burschi
Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.
(Louis Armstrong)
Als ich noch nicht selber lesen konnte, bekam ich das Kinderbuch “Burschi ging auf Wanderschaft“ geschenkt, und nach ihm benannten wir den braunen Kurzhaardackel, der kurz darauf ins Haus kam. Im Buch ließ er sich vom Kater Schnurrdiburr verleiten, von zu Hause auszureißen…. Wie das so bei Kindern ist, kannte ich den Text nach kurzer Zeit auswendig und fühlte mit dem Dackel, der bei seinen diversen Abenteuern ständig leiden musste, während der hinterhältige Kater sich immer schlau aus der Affäre zu ziehen wusste… Der reale Burschi war ein zutraulicher kleiner Kerl, lebhaft und ein bisschen frech – aber sooo süß und liebenswert!
Nachdem wir vom Dorf in die Stadtrandssiedlung der alten Garnisonsstadt B. umgezogen waren, machte Burschi seinem literarischen Namensvetter alle Ehre und riss unentwegt von zu Hause aus.
Hinter unserem Wohnblock grenzte ein hoher Bretterzaun das Gelände der sowjetischen Garnison ab, wo die Offiziere mit ihren Familien wohnten. Wenn man die Treppe zu einem zugemauerten Eingang an der Stirnseite unseres Häuserblocks hinaufstieg, konnte man über den Zaun blicken. Und dort sahen wir Kinder den Burschi, wie er von den wachhabenden Soldaten gefüttert und geneckt wurde, mit ihnen herumtollte ….
Er kam immer seltener nach Hause, und blieb
jeweils nur kurze Zeit. Wenn man ihn rief, drehte er sich nur kurz um, und es hatte den Anschein, als ob er das Gesicht zum “Lachen“ verzog, sofern das einem Hund möglich ist. Gelegentlich brachte er ein zerfleddertes Wildkaninchen mit, und einmal schmiss er meiner Oma spätabends eine tote Ratte auf die Füße, die – wie immer - in blank geputzten schwarzen Lederschuhen steckten. Meine Oma war eine Dame, die es ablehnte, Hausschuhe zu tragen. Entsprechend fiel die Schelte für den Hund nach einem lauten Schreckensschrei aus.
Das muss wohl Burschis letzter Besuch bei uns gewesen sein, danach blieb er gänzlich weg …
Als einmal wieder ein sowjetischer Militärlastwagenkonvoi mit singenden Soldaten in Richtung Güterbahnhof durch die Siedlung rollte, glaubte unsere Nachbarin, Burschi in den Armen eines schlitzäugigen Asiaten gesehen zu haben, direkt neben einem Ziehharmonikaspieler…
“Nie wieder kommt mir ein Tier in’s Haus!“, dieser tränenfeuchte Ausruf meiner Oma blieb mir bis heute im Gedächtnis. Noch lange hing die Melodie des Soldatenliedes im Straßenstaub … Burschi blieb verschwunden.
© fleur 2012
Hexe
An einem bitterkalten Winterabend schlossen meine Eltern beim Nachhausekommen die Wohnungstür ganz leise auf und legten den Finger auf den Mund … psst! Mein Vater ging sofort in die Küche, um die Oma zu begrüßen und schloss hinter sich die Küchentür. Meine Mutter hatte die oberen Knöpfe ihres lammfellgefütterten Mantels geöffnet, und ich sah einen allerliebsten kleinen schwarzen Hundekopf mit langen seidigen Schlappohren neugierig herausschauen. Leise schlichen wir uns in das Wohnzimmer, wo das Hundebaby auf den Teppich gesetzt wurde. Es war so winzig, dass es auf einer Handfläche Platz hatte. Meine Mutter hatte die Stehlampe
angeschaltet und gerade das Deckenlicht
gelöscht, als mein Vater, die Oma und meine Tante das Zimmer betraten.
“Huch, eine Ratte!“, rief meine Oma entsetzt ….
„Nein, nein – das ist ein kleiner Langhaardackel, genauer gesagt, ein Zwergdackel, viel größer wird er nicht“, erklärte mein Vater beruhigend.
“Ich wollte doch nie wieder einen Hund! Was ist, wenn er genauso ein Streuner wird wie Burschi?“, fragte meine Oma unter Tränen.
“Das wird er gewiss nicht, denn es ist eine Sie, ein Hundemädchen…“
“Na gut“, willigte meine Oma seufzend ein, „dann soll sie Hexe heißen, wie unsere
frühere Dackelhündin, die hatte auch so einen braunen Bruststreifen und braune Pfoten …“
Lächelnd sahen sich meine Eltern an, während
Oma und ich das Hundchen streichelten. Lediglich Tante Leni sah nicht begeistert aus, vermutlich würde die Arbeit, die so ein kleiner Hund macht, größtenteils an ihr hängen bleiben… Und da war das erste Malheur auch schon auf dem Teppich passiert ….
So begann eine wundervolle Zeit, in der das anhängliche, liebevolle Dackelmädchen heranwuchs und uns viel Freude bereitete. Nur mit der „Zwerg“-Vorsilbe hatte man meine Eltern reingelegt, Hexe wuchs und legte zu,
dass sie schon eher zu einem "Riesendackel" wurde.
Geduldig ließ sie sich von mir ihr seidiges Fell kämmen und bürsten, rote Bänder in die Schlappohren flechten, und im Frühjahr in den Puppenwagen
betten.
“Na, fährst du dein Püppchen aus?“ fragte mich eine Nachbarin, indem sie die Zudecke etwas zurückzog, um die vermeintliche Puppe betrachten zu können. Huch, wie erschrak sie doch beim Anblick der schwarzen Hundeschnauze …
Andererseits konnte Hexe auch allerhand Schabernack treiben, einen meiner neuen Turnschuhe total zerfressen oder die Stricknadeln aus Omas Strickzeug
herausziehen und die rosa Angorawolle, aus der ein Bettjäckchen werden sollte, restlos verfitzen, …. Briefe und Zeitungen zu Konfetti verarbeiten, ….. sich heimlich im Bett oder in einem noch nicht ganz fertig gepackten Koffer verstecken
….
Und dann entdeckten wir auch ihre sportliche Seite. Als ich gemeinsam mit ein paar Schulfreundinnen aus unserer Siedlung ab der dritten Klasse eine Schule in der Innenstadt besuchte, brachte uns Tante Leni morgens mit Hexe zur Straßenbahnhaltestelle. Wir stiegen in den zweiten Wagen und blieben zunächst auf der hinteren Plattform stehen. Was war das für ein Spaß, wenn Hexe von der Leine gelassen
wurde und mit fliegenden Ohren unter lautem Gebell im Gleisbett der Bahn hinterher seppelte! In einem Schulaufsatz über „Mein Haustier“, der leider verloren gegangen ist, erntete ich damit erste „schriftstellerische“
Lorbeeren.
© fleur 2012
Foto: Nachbarssohn Dietrich H.
Ostern mit Hexe
An einem Karfreitag fuhr meine Mutter mit mir und Hexe in den Wald am Seeufer, um ein paar Zweige für den Osterstrauß, etwas Moos für die große Schale, die jedes Jahr mit bunten Eiern und Leckereien für den Ostertisch gefüllt wurde, und ein paar Frühlingsblümchen zu holen. Es war ein schöner warmer Frühlingstag, und ich war froh, dass ich wieder Kniestrümpfe tragen durfte.
Als wir Zweige, Veilchen und Moos im Korb hatten, hatte es Hexe ein kleiner Bach angetan, der in den See mündete. Sie sah im klaren Wasser winzige Kaulquappen schwimmen, und nichts hielt sie mehr …. Nachdem meine Mutter sie aus dem Wasser
gefischt und mit etwas Moos ein bisschen
trocken gerieben hatte, sagte sie, wir müssen jetzt mit ihr rennen, damit sie schneller trocknet und sich nicht erkältet… Gesagt, getan. Doch unsportlich, wie ich war, stürzte ich über eine Wurzel und schlug mir ganz böse das Knie auf…. Es war ziemlich schlimm, so dass meine Mutter, die zufällig auch Chirurgin war, mit mir in die Poliklinik fahren und die Wunde nähen wollte. Selbstverständlich war auch eine Tetanusspritze zur Auffrischung fällig … Ich weiß nicht mehr, wie ich es gemacht habe, aber sie hat mich nicht genäht, auch die Spritze gab es nicht, und die Narbe ist heute nur noch ein feiner Strich.
Doch während wir zu Hause Eier zum Bemalen für den Osterstrauß ausgeblasen, und aus
einem davon auch eine kleine Tischvase für das Veilchensträußchen gebastelt haben, hatte sich Hexe heimlich an die Schüssel mit den rohen Eiern geschlichen und sie restlos ausgeschleckt. Oh, da war meine Oma aber wirklich böse, denn die Eier brauchte sie doch für den Osterkuchen … Doch am Ende wurde es ein unvergesslich schönes Osterfest….
© fleur 2012
Foto: Dietrich H.
Cosco
Foto: "Onkel Heinz"
In dem Sommer, als unser Sohn Christian gerade ein halbes Jahr alt war, luden uns Onkel Heinz und Tante Uschi ein, bei ihnen die Ferien zu verbringen. Sie bewohnten ein modernes Einfamilienhaus in einer Kleinstadt in der Mecklenburgischen Schweiz. Höchst erfreut und dankbar nahmen wir ihre Einladung an.
Als nach unserem Eintreffen die Begrüßung auf das Herzlichste vollzogen und das Baby gebührend bewundert worden war, riet uns Tante Uschi, den Kleinen im Kinderwagen hinter dem Fliederbusch zu parken, das sei der geschützteste Platz im Garten, wo sonst immer der Hund liegt. Und prompt erschien er
auch, Cosco – ein Prachtexemplar von Airedale-Terrier -, schnupperte an uns, am Kinderwagen, und legte sich schließlich quer davor. Ich kannte ihn ja schon von früheren Besuchen, doch mein Mann Fred war zunächst noch etwas misstrauisch….
Als die Familie uns das erste Mal gemeinsam mit Cosco in meinem Elternhaus besucht hatte, war Tante Uschi ziemlich genervt aus dem Auto gestiegen, sie hatte sich mit den beiden Kindern die Rückbank teilen müssen, während Cosco den Beifahrerplatz einnahm, es sich auf der Schulter von Onkel Heinz bequem machte und die Fensterscheiben ansabberte …
Cosco war ein wachsamer, aber auch überaus anhänglicher und lieber Hund, außer gegenüber bestimmten Personen, die er nicht leiden konnte – wie Postboten, Radfahrer und Leute die z.B. eine Kiepe auf dem Rücken trugen …. Aus diesem Grund musste Onkel Heinz die Post täglich selbst abholen, weil die Zustellung verweigert wurde, und Radfahrer und Kiepenträger waren gut beraten, diese Seite der Allee zu meiden…
Im Haus war es üblich, die Straßenschuhe in der Diele abzustellen und Holzlatschen, Pantoletten oder ähnliches Schuhwerk zu tragen. Cosco sah es als Sport an, diese
Schuhe und Latschen im ganzen Haus zu
verteilen und mitunter auch regelrecht zu verstecken. Indem er sie jedoch einmal im Maul getragen und sich somit ihre Witterung einverleibt hatte, war der Eigentümer von ihm als zum Haus gehörig akzeptiert.
Als eine Bekannte meiner Tante den Garten betrat, um einen neugierigen Blick in den Kinderwagen zu werfen, bellte der Hund bis zur Raserei und hätte sie um ein Haar angefallen …
Auch im nächsten Sommer waren wir wieder in Mecklenburg zu Gast, und unser Chris konnte schon laufen. An einem heißen Tag
gingen wir zu viert in den Wald. Chris quietschte fröhlich in seiner Sportkarre und
Cosco blieb ständig an seiner Seite …. bis plötzlich ein Düsenflieger mit lautem Knall die Schallmauer durchstieß. Da gab es für den Hund kein Halten mehr, er raste zurück nach Hause.
Als wir dann – etwas besorgt - auch eintrafen, sagte Tante Uschi, solches Geknalle aus der Luft könne das kluge Tier gar nicht leiden und habe vorsorglich den „Luftschutzkeller“ aufgesucht, liege also in der Waschküche ….
Schließlich beruhigten sich alle wieder und Cosco ließ sich von Chris in einem
unbeobachteten Moment Mensch-ärger-dich-nicht-Figuren in die Ohren stecken. Aufmerksam wurden wir erst, als er unentwegt den Kopf schüttelte und das Fehlen einiger
Figürchen offensichtlich war.
Nun war guter Rat teuer, denn der Hund ließ sich weder von uns, noch von Tante Uschi anfassen. Als Onkel Heinz nach Hause kam, ließ sich Cosco auch von ihm nicht an den Ohren berühren, und da gab es nur noch eine Möglichkeit – Chris mit seinen kleinen Fingerchen musste ran … Nachdem wir ihm klarmachen konnten, was er tun sollte, ließ der Hund ihn auch problemlos gewähren, während Fred - in Habachtstellung auf der
Lauer - bereit gewesen wäre, das kräftige Tier mit bloßen Händen zu erwürgen.
© fleur 2012
Dix
Fast eine Weihnachtsgeschichte ...
Dix vom Niederwald, mit echten Papieren, war ein äußerst lebhafter Welsh-Terrier, sozusagen eine Miniausgabe von Cosco, dem Airedale-Terrier meines Onkel Heinz. Meine Eltern hatten ihn angeschafft, nachdem die Dackelhündin Hexe schon ein paar Jahre zuvor im Hundehimmel Einlass gefunden hatte und ich nur noch in den Semesterferien und später mit meiner Familie besuchsweise bei ihnen weilte. Im Hundebuch wurde er als ein fröhlicher Hausgenosse beschrieben was sich voll und ganz bestätigte.
Munter sprang er „über Tisch und Bänke“, raste über die Sofalehne auf die Sessel,
überschlug sich auf dem Teppich und tobte im
Garten herum. Seiner Lieblingsbeschäftigung, Stöckchen apportieren, konnte er mit derartiger Ausdauer frönen, bis schon niemand von uns noch einen Arm zum Werfen hoch bekam ….
Er war ein sehr wachsamer und mutiger Hund, stürzte sich auf jeden, der an der Haustür klingelte, bellte mit Vorliebe besonders große Hunde und auch Pferde an, die gelegentlich einen Wagen durch unsere Stadtrandsiedlung zogen… aber am schlimmsten war es bei den Lokomotiven am Bahnübergang. Einmal hatte er beim Warten vor der geschlossenen Schranke so an der Leine gezerrt, dass Tante Leni ihn kaum noch
halten konnte und er in die schmierfetthaltige Grube am Schrankenende gesprungen war.
Schwarz und stinkend brachte sie ihn nach Hause, in der anderen Hand die volle Einkaufstasche ….. Mit Margarine und alten Wolllappen musste er mühsam wieder gereinigt werden….
Wenn wir ihn zum nahe gelegenen See mitnahmen, war das eine besondere Freude für ihn, todesmutig stürzte er sich zu jeder Jahreszeit ins Wasser, um Schwäne zu jagen, die seine Größe um das Doppelte übertrafen.
Einmal hatte er sich jedoch in einen Klettenbusch geworfen und seine Barthaare dermaßen mit Kletten verfitzt, dass der Bart –
neben den buschigen Beinen eigentlich die besondere Zierde dieser Hunderasse - abgeschnitten werden
musste…
Doch am allerliebsten fuhr er mit „Herrchen“ im Auto in den Wald. Obwohl es verboten war, ließ mein Vater ihn immer wieder von der Leine und bekam regelmäßig Ärger mit dem Förster, weil der Hund wegrannte und nicht hörte, wenn er zurückgerufen wurde. Mehrfach wurde er so vom Förster aufgegriffen, einmal sogar zu Weihnachten. Nachmittags am Heiligabend war er dem Herrchen wieder im Wald ausgebüxt, und mein Vater kam nach stundenlanger vergeblicher Suche ganz zerknirscht allein
nach Hause. Das war ein trauriges Weihnachten, auch am nächsten Tag suchten meine Eltern und Tante Leni ergebnislos nach
ihm. Erst am 2. Feiertag rief der Förster an, dass er den Hund eingefangen hatte, und wo wir ihn abholen sollten. Da ich hochschwanger war und mein Mann Fred mich nicht allein lassen wollte, konnten wir uns an der Suche im Wald leider nicht beteiligen.
Als Dix endlich wieder zurück war, trug ihn Tante Leni liebevoll im Arm in’s Wohnzimmer. Ihre Worte werde ich nie vergessen:
„Mein Babyduttchen, bald bekommst du ein Brüderchen!“
Da es damals bei uns kein Hundefutter zu kaufen gab, wurde er vorwiegend mit selbst gekochtem Futter aus Rinderherz und Haferflocken, manchmal Reis, ernährt. Abends bekam er noch eine Leberwurststulle. Er stand
regelrecht im Futter, war nicht zu dick und nicht zu dünn, doch oft wollte er nicht fressen und ließ das Futter stehen. Als es eines Abends klingelte und ein Freund mit seinem Cockerspaniel kurz vorbei kam, spazierte dieser sofort in die Küche und fraß den Hundefressnapf restlos leer. Das war dem Dix eine Lehre, von da an stürzte er bei jedem Klingeln an der Haustür in die Küche und schlang sein Futter hinunter.
Und wir waren so gemein, diesen Pawlowschen Reflex auszunutzen, wenn er mal wieder nicht fressen wollte....
In einem Sommer hatte er sich Läuse aufgelesen und musste mit einem speziellen Shampoo gebadet werden. Fred und ich
übernahmen diese Prozedur in der offenen Garage. Obwohl Dix ja draußen gern badete, sträubte er sich hier mit aller Kraft. Doch Fred hielt ihn in der Wanne fest und ich schäumte ihn sorgfältig ein. Wie er nun so glitschig war, gelang es ihm, sich Freds Händen zu entwinden und aus der Wanne zu springen. Wie ein Blitz schoss er aus der Garage, rannte unseren etwa dreijährigen
Sohn Christian um, und tobte, die weißen Schaumflocken abschüttelnd, kreuz und quer durch den Garten. Mit dem schaumigen nassen Fell sah er zu komisch aus, wir lachten Tränen bei seinem Anblick, während Chris mit Verzögerung zu heulen begann ….Schließlich gelang es uns, den Sohn zu trösten und den Hund mit irgendwelchen Leckerlis wieder
einzufangen und abzuspülen.
“Stimmt’s, Mami, dem Dixie dürfen wir keine Küsschen geben, sonst wird der arme Dixie krank!“ Fred und ich sahen uns an und brachen erneut in brüllendes Gelächter aus
© fleur 2012
Foto: Cecilie W.
Bruno
Bruno ist ein Mischling von Zwerg- und Rauhaardackel, ca. sieben Jahre alt. Er zog vor
gut eineinhalb Jahren in das Erdgeschoss unseres Hauses ein, gemeinsam mit Herrchen, Frauchen und zwei Perserkatzen. Oft hörten wir ihn fiepen und jaulen - immer dann, wenn er mit den Katzen allein zu Hause war.
Unser Kater Pascha war ein "Schisser" und machte immer einen großen Bogen um ihn, fauchte ihn auch manchmal an. Doch Bruno war immer friedlich.
Anfangs bellte er ständig, wenn er uns im Treppenhaus hörte. Also beschloss ich, mich mit ihm bekannt zu machen, damit er weiß, dass wir dort auch wohnen und ihm wohl gesonnen sind.
Ich bat also ihn und sein Frauchen in unsere Wohnung, damit er sich dort umsehen und alles beschnuppern konnte. Da Pascha ein
Freigänger war, bin ich davon ausgegangen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause aufhielt. Doch das erwies sich leider als Irrtum. Während Bruno sich in der Küche gerade über die Reste des Katzenfutters hermachte, kam mein Mann mit Pascha auf dem Arm aus dem Wohnzimmer, und der Kater war natürlich außer sich, als er Bruno in seinem Refugium sah!
So endete das erste Bekanntmachen etwas abrupt ...
Als Pascha vor einem Jahr krankheitshalber von uns gehen musste und ich ihn so sehr betrauerte und vermisste, bot mir Brunos Familie an, wenn ich Lust hätte, mal mit ihm spazieren zu
gehen.
Es war sicher sehr nett gemeint, doch wie sollte mir der Dackel ein "Ersatz" für meinen einzigartigen, heißgeliebten Kater sein?
Der Sommer ging ins Land, Brunos Frauchen arbeitet bei der Bahn in sehr unregelmäßigen Schichten, manche Tage gaben sie ihn deshalb zu Bekannten, damit er nicht allein war.
Als ich das mitbekam, bin ich dann mal mit ihm Gassi gegangen, und allmählich immer öfter...
Inzwischen kenne ich alle seine vierbeinigen Freunde in der Gegend, und auch die, die er gar nicht leiden kann. Er ist gut leinenführig und sehr fröhlich, es macht mir Spaß, mit ihm zu laufen. Wenn er mich vor seiner Wohnung hört,
steht er schon hinter der Tür, kann kaum erwarten, dass ich ihn herauslasse. Er freut siich wahnsinnig, hat mich geradezu in sein Hundeherz geschlossen. Die Liebe ist inzwischen gegenseitig, wer kann schon seinem treuen Blick widerstehen?
Doch wenn wir zurückkommen, ist er sehr
ungeduldig, es kann ihm gar nicht schnell genug gehen, dass ich ihn von der Leine lasse und die Tür aufschließe. Dann stürzt er sich mit lautem Gebell in seine Wohnung, vielleicht um den Katzen zu signalisieren, der Chef ist wieder da!
© fleur 2014
Fotos: fleur