Es ist
Wenn ich mich umseh´, jetzt und hier,
dann gibt es Dinge, die sind mir
so sehr vertraut, so "voll" normal,
ich käme nie auf den Gedanken,
sie neu und anders zu betrachten.
Sie sind halt so, sind einfach da.
Manche sind groß, mit mir verglichen,
manche andere dagegen klein.
Die Zeit, sie läuft, wie stets und ewig,
als Tag und Nacht an mir vorbei.
Doch wenn ich meinen Standpunkt änd´re,
rück´ nur ein Stückchen weiter fort,
dann scheint sich alles zu verändern
und zwar nicht langsam, nein, sofort.
Das Haus, in dem ich heute leben,
scheint nun, von außen, ziemlich klein
und steht in Mitten vieler and´rer
in einer Siedlung und es scheint
dies´s alles steht schon sehr viel länger,
als ich auf dieser Erde weil.
Das Größen- und das Zeitempfinden
ändert sich mit dem Standpunkt schnell.
Noch weiter fort, ich schau von oben
auf diese große Stadt hinab,
kann ahnen wie sie da entstand
und dort sich dann entwickelt hat.
Im Laufe von Jahrhunderten
ist sie gewachsen, wurd´ zu dem,
was ich nun heute von hier oben,
erkennen kann und muss gesteh´n,
jetzt fühl´ ich mich schon ziemlich klein
und meine Lebensspanne scheint,
nun im Vergleich mit dem da unten,
nahezu lächerlich zu sein.
Noch weiter weg, so ganz allmählich
rückt nun die Welt in meinen Blick,
die Erde, diese blaue Kugel,
zeigt mir ihr heutiges Gesicht.
Und schon beginnen, ich seh´s deutlich,
die Kontinente sich im Meer
ganz langsam hin und her zu schieben,
als schwämmen sie darauf umher.
Jahrtausende, die fließen vor mir
in Augenblicken flink vorbei,
ich selbst werd´ langsam unbedeutend,
der Menschenmaßstab - einerlei.
Je weiter ich mich nun entferne,
je weiter meine Reise führt,
je größer werden Raum und Zeiten,
die es nun zu erfassen gilt.
Schon Sonne, Erde und Planeten,
die um uns ihre Runden dreh´n,
bewegen sich in Jahr Milliarden,
Zeiträumen, die wir nicht versteh´n.
Die Milchstraße, dieses Gebilde,
das einer großen Scheibe gleich
sich drehend durch das All bewegt,
macht das seit unfassbarer Zeit.
Schon hier ist jedes Maß verschwunden,
das uns im Alltag hilfreich scheint,
es löst, indem der Abstand wächst,
sich einfach auf in Raum und Zeit.
Hier gelten unsere Werte nichts,
selbst gut und böse, längst verflogen,
ich treibe wertfrei, maßlos nun,
weiss nicht wo unten ist, wo oben.
Doch hört es hier noch lang nicht auf,
geht immer schneller, immer weiter.
Selbst Galaxien schrumpfen nun
zu Flecken, dann zu Punkten weiter.
Das letzte Bild. das ich noch sehe,
erinnert mich, das wundert sehr,
an Nervenzellen eines Hirnes,
doch ganz real sehe ich hier
gigantisch große, lichte Flecken,
aus Galaxien aufgebaut,
die sich in einem Netz verfingen,
Nervengewebe´s ähnlich schaut.
Und diese Galaxienhaufen,
durch Galaxienbändern dicht
und deutlich sichtbar gut verbunden,
ihr Anblick erfüllt mich mit Glück.
Diese Gebilde, die wie Netze
mit dichten Ballungen erscheinen,
man nennt sie `Filamente´, die
quer durch das Universum reichen.
Die Ähnlichkeit mit Nervenzellen
ist groß, obwohl so weit entfernt,
fast glaube ich schon, sie zu spüren,
doch -
wahrscheinlich hätt´ ich das nur gern´.
In diesen Weiten hat sich jedes
menschliche Maß längst aufgelöst.
Kein groß, kein klein, der Maßstab fehlt,
auch gibt´s kein Gut hier und kein Böse!
Je mehr ich hier nach etwas suche,
nach einem Wort, das gültig ist,
so finde ich hier nur das eine
und es heißt einfach nur: Es ist !
Wenn ich nun wieder heimwärts reise,
dann nehme ich genau das mit,
die Ruh´, die die Erkenntnis bietet,
wenn ich mir klar mache: Es ist!
Vielleicht ist ja das All, das Ganze,
nenn´s Universum, wie du willst,
in Wirklichkeit ein Lebewesen?
Egal, denn einzig wichtig ist :
Ich bin, du bist, wir sind!
Es ist !