Ein unvergesslicher Abend
Da saßen wir uns nun im Cafe gegenüber, meine neue Freundin Cornelia und ich.
Wir hatten uns hier im Forum kennen gelernt, und irgendwann beschlossen, dass wir uns doch persönlich mal sehen sollten, zumal wir in der gleichen Stadt wohnen. Cornelia ist eine eifrige Leserin meiner Geschichten und immer total begeistert, was mir natürlich unheimlich gut tut.
Deshalb hatte ich ihr auch mein kleines Büchlein „Anstatt Blumen“ mitgebracht, worüber sie sich wahnsinnig freute.
Am Bahnhof, unserem Treffpunkt herrschte an diesem Tage ein heilloses Gedränge. Was war denn hier los. Horden von Menschen in grün-weißen Schals beherrschten
das Bild. Ach so , Fussball ! Ich wundere mich immer wieder, dass Werder Bremen immer noch so viele Fans hat, trotz der vielen Niederlagen.
Na hoffentlich erkennen wir uns, dachte ich so bei mir. Ich hatte am Telefon so zum Spaß gesagt, dass wir ja 'ne Rose in die Hand nehmen könnten. Sie hatte herzhaft darüber gelacht.
Kurz nach Betreten der Bahnhofshalle sah ich sie auch schon. Auch sie erkannte
mich, und wir schlossen uns in die Arme und beäugten uns anschließend.
Sie war genauso, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Schöne klare blaue Augen, ein Brille , die fast auf der Nasenspitze hing, und ein sehr herzliches Wesen.
Auch sie schien zufrieden mit mir zu sein. Jedenfalls beteuerten wir uns das gegenseitig. War klar, was sollten wir auch sonst tun.
Nach gegenseitigen Sympathiebeteuerungen steuerten wir nun dieses nette kleine Cafe an, wo wir es uns jetzt bei Kaffee und Torte gut gehen ließen.
Ein nettes Ambiente hatte dieses Lokal
und die junge Bedienung war äußerst zuvorkommend und freundlich. Nachdem sie zum dritten mal nachgefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, bemerkte Cornelia mit einem reizenden Lächeln: „Ja, bei uns schon. Bei ihnen auch ? Ich musste an mich halten, um nicht laut los zu lachen. Na, das fing ja gut an. Humor hatte sie. Irgendwie gefiel sie mir. Und wir redeten und redeten --- über das Forum, die Leute dort , das Wetter und unsere Familienverhältnisse.
Eben das, worüber nur Frauen reden können.
Ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden den glorreichen Einfall hatte, doch noch woanders etwas zu trinken. Jedenfalls
machten wir uns auf den Weg in die Bremer Innenstadt, um eine gemütliche Örtlichkeit zu suchen.
Die Außenbar eines Hotels in einer Passage machte einen ganz gemütlichen Eindruck.
Große Theke in der Mitte und rundum kleine, gemütliche Nischen, die geradezu einluden , Platz zu nehmen. Leise Klaviermusik im Hintergrund. Ja, das war doch das Richtige ! Die Bedienung brachte die Getränkekarte, die ich gleich zurück wies.
Ich hatte Lust auf ein Glas Wein, dachte aber im Hinterstübchen ---na, hoffentlich ist sie nicht gleich geschockt ! Ist ja noch ziemlich früh ! Doch im Gegenteil
„Tolle Idee, sagte sie, für mich auch eins bitte. „ Na also lagen wir doch auf einer Wellenlänge. Sie wurde mir immer sympatischer. Wir verstanden uns also. Eine Flasche Wasser wurde natürlich dazu bestellt. Nicht dass es so aussah, als wären wir Alkoholiker.! Fröhlich plauderten wir drauflos und stellten unheimlich viel Übereinstimmungen fest. Ja, unsere Väter hatten sogar die gleichen Vornamen !
Der Wein verdunstete unserer Meinung nach irgendwie, und es musste ein neuer her.
Gleichzeitig orderten wir die Rechnung und guckten uns beide an. Fünfzig Euro und 60 Cent. Ich verschluckte den
abgedroschenen Satz „Wir wollten doch nicht das Hotel kaufen !“ und wir zahlten brav. Das kommt davon, wenn man nicht in die Getränkekarte guckt. Na gut, gibt es eben nächste Woche drei mal Eintopf. ------
Nach Hause zu gehen, hatte aber keine von uns Lust. Der Abend hatte ja gerade erst angefangen. Wenn man schon mal in der Stadt ist -----
Cornelia schlug eine kleine Bar vor, die ganz in der Nähe war. Ich kannte sie noch aus meiner Gastronomiezeit unter einem anderen Namen. Mit einem schwulen Stammgast bin ich öfter nach Feierabend auf einen Schlummerschluck dort gewesen.
Unter einer Schwulenbar stellt sich fast jeder ein geheimnisvolles verruchtes Umfeld vor. Aber im Gegenteil, eine süße kleine Bar mit kleinen Tischchen und einem sehr netten Wirt. Den kannte ich noch nicht, doch Cornelia schon. Und zu meiner Freude , was für ein Zufall, saß dort auch noch mein alter Stammgast Günni, der sich natürlich wahnsinnig freute, mich mal wieder zu sehen. Große herzliche Begrüßung.----
Wir beide waren die einzigen Frauen dort, aber das störte keinen. Auch uns nicht.
Günni setzte sich für einen Moment zu uns, und schon waren wir alle in
anregende Gespräche vertieft. Die Zeit verging wie im Fluge.
Irgendwann im Überschwang der Gefühle und der Freude , dass der Abend so schön war, sprang Cornelia auf und gab mir einen Schmatz mit den Worten „Toll, dass wir uns kennen gelernt haben.“ Gerade in diesem Moment passierten 2 attraktive Herren mittleren Alters unseren Tisch. Grinsend sagte der Eine „ Macht ruhig weiter Mädels Lasst euch nicht stören. „ Verdutzt sahen wir ihn an. Dann begriffen wir erst, was er meinte und begannen lauthals zu lachen. Die hatten natürlich gedacht, wir seien lesbisch. Jetzt setzten sich die beiden auch noch an den Nebentisch ! Na, das
konnte ja was werden.
Ob es der Alkohol war, oder die gelöste Atmosphäre ? Cornelia hatte auf einmal das Gefühl, für Günni und den Wirt einen Schnaps auszugeben. Wir natürlich inbegriffen.
Ich dachte so bei mir, dass das nicht lange gutgehen könnte und beschloss, hier lieber langsam zum Ende zu kommen. Ich musste ja noch mit der Straßenbahn zurück.
Die beiden Herren am Nebentisch bedauerten es sehr und sagten doch wirklich: Zu ihr oder zu dir ?“ Woraufhin wir in noch größeres Gelächter ausbrachen und schnell bezahlten. Draußen war es inzwischen
stockdunkel und wie 2 kichernde Schulmädchen liefen wir rasch zu Straßenbahn, die auch gerade vorfuhr. Am Bahnhof mussten wir uns trennen, weil wir in verschiedenen Richtungen wohnten. Schade !
Wir waren beide der Meinung, dass wir lange nicht einen so lustigen und fröhlichen Abend verlebt hatten und versprachen uns ein baldiges Wiedersehen.
In der Straßenbahn sitzend, grinste ich noch vor mich hin, als ich den Abend Revue passieren ließ. So etwas muss mir noch mit meinen 70 passieren.
Ja, das werde ich sicherlich mal wiederholen. ----------