Fallada
Fallada, der wunderschöne, schwarze Hengst. Er war dein bester Freund. Wenn du traurig warst gingst du zu ihm und er munterte dich auf. Du gallopiertest mit ihm durch den Wald und über die Wiesen. Ihr wart ein Herz und eine Seele. Wenn ihr zusammen gallopiertet verschmolzt du mit ihm. Du hattest die Schule geschwänzt um bei ihm zu sein, als er husten hatte. Du hattest ihn geliebt. Du wusstest nicht was du ohne ihn machen solltest. Deine Liebe zu ihm war so unendlich groß. Er wusste immer wie du dich fühltest und du wusstest es von ihm. Doch jetzt sind
deine Eltern arbeitslos geworden. Sie haben kein Geld mehr um Fallada noch zu bezahlen. Das schöne Pferd wird verkauft. Es bricht dir das Herz. Dein Schmerz ist so groß, dass du keine Tränen weinen kannst. Noch ein letztes mal reitest du mit Fallada zu deinem Lieblingsplätzchen. Du umarmst ihn noch ein letztes mal. Dann wird er dir aus der Hand gerissen. Du hast diesen Mann, willst ihn schlagen- dir Fallada zurückholen, doch stattdessen läufst du hoch in dein Zimmer. Noch immer kannst du nicht weinen. Du siehst dem Pferdetransporter hinterher und hoffst, dass der Mann stirbt. Du hast noch nie einen so starken Hass und eine so starke
Trauer erlebt. Deine Trauer ist so Tief und sticht schmerzhaft in deinem Herzen. Es ist, als hätte dir jemand ein riesiges Loch in die Brust geschlagen. Deine Eltern kommen rein und sagen etwas, doch du hörst nichts. Du sitzt einfach nur da und starrst aus dem Fenster- ohne etwas zu sehen. So geht das viele Monate und du bist wie Tot. Doch was ist aus Fallada geworden? Sein neuer Herr treibt den schönen Hengst immer wieder über seine Grenzen. Er nimmt Sporen damit der Schwarze noch schneller läuft. Fallada vermisst dich wahnsinnig und sträubt sich gegen seinen neuen Reiter. Am nächsten Morgen wird der Schwarze von groben
Händen in einen großen Hänger mit vielen anderen Pferden getrieben. Der Geruch von Angst ist im Hänger zu spüren. Die Pferde darin sind in schlechter Verfassung und zwei von ihnen liegen bewegungslos auf dem Boden. Sie sind Tot. Der Hänger fährt an. Das verängstigte und geschundene Pferd kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und fällt. Es kommt nicht wieder hoch. Die Fahrt dauert einige Stunden und die ganze Fahrt über steht ein anderes Pferd auf Falladas Bein. Alles tut ihm weh. Plötzlich gehen die Türen auf und Fallada wird mit den anderen Pferden in winzige Boxen getrieben. Dort steht er sieben Tage. Er versteht nicht
warum du nicht endlich zu ihm kommst und warum ihn niemand von seinen Schmerzen befreit. Er vermisst dich- so sehr. Sein Herz ist bei dir geblieben und er wird dich immer lieben. Doch er spürt dass er bald sterben wird. Er ist so schwach- kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Liegt in seinem eigenen Kod. Der schwarze Hengst ist unendlich traurig. Du hast deinen geliebten Fallada nun schon ein ganzes Jahr nicht gesehen. Doch dein Schmerz ist noch genauso stark wie am ersten Tag. Deine Eltern kommen und sagen dir, dass ihr Fallada besucht. Doch als ihr auf dem Hof ankommt ist dein Traumpferd nicht da. Deine ganze Welt bricht zusammen. Du
bist kurz davor zusammenzubrechen, doch du schreist deine Eltern an, sie sollen dich sofort zum Schlachthof bringen. Sie fragen, ob du dir das wirklich antun möchtest, doch du bist schon losgerannt. Du stolperst, doch achtest nicht auf deine blutigen Knie. Du denkst nur an Fallada- es ist kein Platz für andere Gedanken. Als du ankommst spürt Fallada deine Anwesenheit und wiehert- so laut er noch kann. Du rennst zu ihm und reißt seine Boxentür auf. Fallada liegt auf dem Boden und ist von blutenden Wunden überseht. Er sieht krank aus. Was haben sie ihm nur angetan??? Du setzt dich vorsichtig zu ihm und legst seinen Kopf auf deine
Oberschenkel. In der viel zu kleinen Box richt es nach Angst und Tot. Du siehst Fallada in die Augen und endlich kommen die Tränen. Du kannst nicht mehr aufhören zu weinen. Du bist so voller Liebe! Deine Eltern kommen und sagen, dass sie Fallada zurückgekauft haben. Der Hänger steht schon auf dem Hof. Du hilfst Fallada beim aufstehen. Er folgt dir und ihr geht ganz langsam zum Transporter. Jeder Schritt bereitet ihm Schmerzen, doch er geht weiter- aus Liebe zu dir. Ihr fahrt zusammen nach Hause. Du päppelst den Schwarzen wieder auf. Er wird gesünder. Es geht ihm immer besser. Du bist Tag und Nacht bei ihm und dein Herz wächst
wieder zusammen. Langsam, ganz langsam versuchst du wieder auf ihm zu reiten. Nach längerer Zeit seid ihr wieder ganz die Alten. Ihr galloppiert- schnell wie der Wind und verschmelzt wieder zusammen- genau wie früher. Der Mann der Fallada gekauft hatte, wurde wegen Tiermisshandlung eine hohe Geldstrafe aufgedonnert und er durfte keine Pferde mehr halten. Zwei wunderbare Jahre später schlief Fallada glücklich in deinem Schoß ein. Er wachte nie wieder auf. Du warst sehr traurig- doch wusstest er war glücklich gestorben. Deine Eltern kauften dir ein neues Pferd, welches du liebtest. Doch Fallada vergaßt du nie! Du wusstest- irgendwann würdest du ihn
wiedersehen. Im Himmel. Dort wird euch niemand mehr trennen. Ihr werdet galloppieren und wieder zu einem verschmelzen. Mit diesem Gedanken lebtest du glücklich weiter und freutest dich schon auf Fallada. Und er freute sich auf dich.