Zwei Momente - ein Versuch
Nur ein Moment 1
Es ist,
als ob dein letzter Satz
den Himmel,
der sich sonst so weit
und schützend über mir
und dieser Welt hin spannt,
zerschlagen hat
in abertausend Teile. ;
Wie eine Kuppel,
die, aus blau getöntem Glas
geblasen,
Nur ein Moment 2
Es ist,
als ob dein letzter Satz
den Himmel,
der sich gerade noch
so regentrüb und grau
weit über uns´re Kopfe spannt´,
vertrieben hat
in wundersamer Eile.
Wie eine Glocke,
die, aus schwerer Dunkelheit
gegossen,
(1)
weit über unseren Köpfen schwebt
und nun,
von diesem einen Satz getroffen,
in scharfe Splitter berstend
bedrohlich
nieder bricht.
So bleibe ich zurück,
erschreckt
und schau
auf die nun frei gegeb´nen Sicht
in jene ungeheure Leere,
die unsere Welt umgibt.
(2)
dort über unseren Köpfen hing
und nun,
von deinem kleinen Satz berührt,
in Lämmerwolken aufgelöst
von dannen
schwimmt.
So steh´ ich neben dir,
gerührt
und schau
in dieses sternenhelle Zelt,
in diese wundervollen Weiten,
in diese Heimat uns´rer Welt.
(1)
Ein Satz nur,
einem Hammer gleich,
zerschlug das Firmament.
Nur ein Moment,
schon hat mein Blick
in diese tiefe, schwarze Leere
sich eingebrannt
in mein Gehirn
für alle Ewigkeit.
(2)
Ein Satz nur,
einer Sonne gleich,
vertrieb die Dunkelheit.
Nur ein Moment,
doch hat mein Blick
in die schier endlos scheinend´ Fülle,
die mir
dein Wort beschert´,
mein Herz berührt.
Ein kleiner Nachtrag im Folgenden:
Es hat mich einfach gereizt, zwei Seiten der "Macht der Worte" zu beschreiben.
Zum Einen ging es mir darum, wie sehr ein einziger Satz uns im Innersten treffen und beeinflussen kann, zum Anderen wollte ich versuchen, zwei sehr gegensätzliche Gefühle mit Hilfe des gleichen Bildes zu beschreiben und dabei möglichst wenig am Text zu verändern. So sollte im besten Falle jedes der beiden Gedichte für sich stehen können, aber in der Gegenüberstellung verdeutlichen, mit wie wenigen Unterschieden in den Worten sich zwei so gegensätzliche Momente beschreiben lassen. Und - hat´s gaklappt?