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Tierliebe - zum Buch "Gedankenfetzen"

Tierliebe

Also - wer mich auch nur ein kleines bischen kennt, der weiss, dass ich eine nicht nur bekennende, sondern aktive Tierfreundin bin. Das stelle ich nur deshalb hier voran, weil es im Folgenden den Eindruck erwecken könnte, es sei anders. In der letzten Zeit gibt es im Fernsehen immer mehr Sendungen über Menschen, die sich in rührender Weise um in Not geratene Tiere kümmern, Berichte über Tier- , insbesondere Hundefreunde, die im Ausland versuchen gegen widrige Umstände zu kämpfen, Menschen, die auch hierzulande Haustiere aus

schlechter Haltung befreien etc… Entschuldigt, wenn das jetzt hart klingt, aber mir wird allmählich schlecht dabei. Auch unserer Hund kam aus dem Tierschutz zu uns, ich bin dafür, sich um Rechte und Haltungsbedingungen von Tieren zu sorgen, aber……das alles betrifft doch immer und immer wieder nur die schon durch eine Bezeichnung extra gestellten Haustiere. Wenn ich sehe, was es in den Unmengen von Tiershops alles käuflich zu erwerben gibt, was für Futter da angeboten wird, welcher Liegekomfort auf Hunde- und Katzenbettchen, dann muss ich unweigerlich an die Kühe, Schweine und Hühner in der Massentierhaltung denken

und, und das vor allem anderen, an die Menschenmassen, die unter erbärmlichsten Bedingungen mehr vegetieren als leben müssen, zum großen Teil als Folge von Verhaltensweisen, die wir in den sogenannten Erste Welt Ländern uns meinen leisten zu müssen. Wo sind denn die vielen einfühlsamen Berichte über die "Haltungsbedingungen" von Flüchtlingen in den verschiedensten unmenschlichen Lagern? Aber bitte auch zur besten Sendezeit, ja ! Und dann ist es inzwischen durchaus sehr angesehen, sich mit der Psyche seines Haustieres zu beschäftigen. Viele Hundehalter wissen mittlerweile, dass

man mit positiver Verstärkung und Geduld mehr erreicht, als mit Schlägen und anderen Strafen, was ihnen aber im Bezug auf ihre Kinder nicht unbedingt logisch erscheint. Ist es nicht vielleicht so, dass wir uns von diesen berührenden Tiergeschichten und Helferstories zu dem Gefühl verleiten lassen, wir sein doch alle ganz tolle, engagierte, tierliebe Menschen ? Wir kaufen für unsere kleinen Freunde nur das Beste, sehen wie schlimm es anderen Tieren auf der Welt geht, empören uns darüber und haben ein gutes Gefühl, da wir ja um so vieles besser sind. Wenn aber Not leidende Menschen auch nur drohen an unsere

Grenzen zu klopfen, dann werden sie als "Wirtschaftsflüchtlinge", "Sozialschmarotzer" und ähnliches tituliert und die Bestrebungen sich mit ihnen auseinander zu setzen beschränken sich im Wesentlichen darauf, sie um Himmels Willen draußen zu halten, fern zu halten. Mir braust der Kopf, denn die Bilder, die da in Windes Eile durcheinander huschen sind so viele und so unerträglich, dass ich schreibend garnicht mithalten kann. Was ist das, dass wir Dinge so völlig verschieden wahrnehmen können ? Ich glaube, es gibt wahre Massen von Menschen, die froh wären, wenn sie

gelegentlich mal eine Mahlzeit zu sich nehmen könnten, die die Qualität von hiesigem Hunde- bzw. Katzenfutter hat oder eine auch nur annähernd gute medizinische Versorgung hätten.