Fast wie im Comic
Kennt ihr aus Comics die in fetten Buchstaben gedruckten Worte, die schnelle Bewegungen durch Geräuschebeschreibungen verdeutlichen sollen? Diese : Kramwummmms, Wwwwrrrrzzzzs und ähnliches? Ich gehe mal davon aus.
Wir saßen heut´morgen noch gemütlich auf der Bettkante und quatschten über das Eine oder Andere, da traf mich wwwwrrrrämmmm völlig unvermutet und aus dem Hinterhalt solch ein Ding.
Wie von einer Lawine erfasst verlor ich den Halt, wurde quasi in eine andere
Dimension geschleudert, trudelte durch eine Art Comic-timetunnel und schlug bei der Landung unangenehm hart auf unbekanntem Boden auf.
Als ich allerdings langsam wieder zu mir kam, da stellte ich fest, dass die Umgebung so fremd nicht war. Ich kannte das alles hier. Nicht nur das, ich selbst hatte diese Landschaft aus verlorenen Träumen, aufgegebenen Plänen, verschluckten Tränen und Bergen aus Ohnmachtsgefühlen gebaut. Es war, als hätte mich dieser überraschende Schlag aus dem Nichts in den verdrängten Müll meiner eigenen Existenz geschleudert. Beim Umsehen schossen mir die Tränen in die Augen,
ein stechender Schmerz durchfuhr mich wie ein Blitz und das Gefühl in einer Lawine zu trudeln war sofort wieder da. Lawinen bestehen aus Schnee, aus Wasser, sind so etwas wie Eis gewordene Wellen und auch die können einen umwerfen, ins Trudeln bringen, den Halt unter den Füßen verlieren lassen. Im Urlaub waren wir, als ich noch klein war, immer ein Jahr in den Bergen, ein Jahr am Meer. Von dort kannte ich dieses Gefühl. Mehr als einmal hatten mich Wellen in der Brandung um geworfen und ich schleuderte in Panik im Inneren dieser wuchtigen Monster herum und dachte, ich müsse sterben. Genau so fühlte sich
das jetzt an. Kaum hatte ich diese Berge an abgeschobenen Lasten gesehen und die dort gelagerten Schmerzen erspürt, da warf mich solch eine Welle aus meinem Inneren wieder durch diesen merkwürdigen Zeittunnel zurück auf die Bettkante.
Das alles ging so schnell, zu schnell, und nun saß ich da und das einzige, das ich von dort mit gebracht hatte, waren ein paar Tränen in meinen Augen und ein schmerzliches Gefühl in der Brust.
Ja, ich weiss, dass da noch ein ziemlicher Haufen Arbeit auf mich wartet, aber noch fehlt mir die nötige Stabilität, noch werfen mich die Abwehrwellen um. Nicht, dass da nicht
schon einiges im Laufe der Jahre abgearbeitet worden wäre, aber …da wo ich nach und nach Altlasten abbaue, da kommt am anderen Ende immer wieder auch neues hinzu.
Dennoch - ich bin ein sehr optimistischer, positiver Mensch, immer gewesen, das hat aber das Leben nicht daran gehindert, mir Aufgaben zu zu spielen, die kaum zu bewältigen waren und sind.
Ein Fehler wäre es nur, zu vergessen, was da im Hintergrund wartet, denn es wirkt in mein Leben hinein, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und raubt mir Kraft, die ich nur zu gut an anderer Stelle gebrauchen könnte.