First Meeting with the devil
Ein leichter Nieselregen fiel vom Himmel. Zu dieser Zeit war das eher selten und es schien wie ein Vorbote für das zu sein, was mich noch erwarten würde.
Ich, das war der gerade mal 20- jährige Reporter Brian Werner, der kurz davor war, seinen Job und seine Freundin zu verlieren.
Ich hatte nichts getan, aber wie so oft meinte Gott es nicht gut mit mir. Manchmal zweifelte ich sogar daran, dass es so etwas wie Gott überhaupt gab und wenn, musste er mich einfach nur hassen, den mein Leben war bis jetzt wie
die Kehrseite eines bunten Teppichs gewesen. Vorne waren die schillernden Farben, aber hinten sah man jedoch nur das graue, staubige und triste etwas.
Wie sollte ein einzelner Mensch, der dazu noch ganz normal und vom Pech verfolgt war wie ich, einen Artikel über etwas schreiben, dass es vorher noch nie gegeben hatte?
Wenn nicht plötzlich ein Einhorn vom Himmel fiel, war es bald mein Job, um Geld zu betteln.
Wütend auf die ganze Welt trat ich gegen eine leere Coladose, die scheppernd über den gepflasterten Bürgersteig flog und vor einem Straßenschild liegen blieb. Ich wusste, ich war in der Nähe des Central
Parks.
Und das Schild bestätigte, was ich schon geahnt hatte.
Ich stand vor dem East Village, die wohl schlimmste Gegend in New York, wenn man von Queens und Brooklyn mal absah.
Es konnte ein Wink des Schicksals sein, und wenn die Verbrecher in diesem Viertel mich abstachen, konnte ich wenigstens Gott zur Rede stellen.
Mit nur einem leichten Zögern trat ich auf die Straße hinaus und ging in die dunkle Gasse. Es war, als wären die Laternen hier nicht so hell wie die außerhalb. Aber es war bestimmt Einbildung. Eine unheilvolle Stille lag
über den Häusern. Nichts bewegte sich, nichts lebendiges huschte umher.
Ein kleiner Laden an einer Straßenecke war hell erleuchtet. Der helle Schein breitete sich über den Asphalt aus und verscheuchte die Dämonen der Nacht.
Das kleine Schild im Schaufenster verriet mir, dass es abgesehen von Tattoos und Piercings auch Vampirzähne gab. Fest oder rausnehmbar.
Vielleicht war das ein Thema, über dass es sich zu schreiben lohnte.
Ich legte meine Hand auf den kalten Türgriff und drückte. Die Tür schwang auf und eine Türglocke verkündete mein Eintreten.
Hinter einer Theke, die man vom Fenster
aus nicht sehen konnte, stand ein Mann und ging konzentriert ein paar Papiere durch. Dabei bewegten sich seine Lippen und eine Falte grub sich tief in seine Stirn.
Er hatte schulterlanges, dunkelblondes Haar und ein weiches, fast feminines Gesicht.
Als er den Blick hob, traf mich der Blick von zwei schiefergrauen Augen.
>>Ja?<< Seine Stimme hatte einen leichten Akzent. Deutsch wahrscheinlich.
>>Sie setzten auch Vampirzähne ein, nicht?<<
Seine Augenbrauen hoben sich und er nickte.
>>Ja. Aber Sie sehen nicht so aus, als
würden sie sich etwas daraus machen.<<
Ich schüttelte leicht den Kopf.
>>Nein. Ich bin Reporter und würde gern mehr darüber erfahren.<<
>>Es waren schon ein paar Reporter hier.<< Die Stimme des Manns wurde zu einem sachten Flüstern.
Ganz leicht zuckte sein Blick nach oben und ich war mir sicher, dass jemand hinter der Tür stand. Und ich verstand die Warnung in seinen Worten.
>>Trotzdem danke<<, sagte ich und drehte mich um. Dabei stieß ich fast mit demjenigen zusammen, von dem ich gedacht hatte, er würde hinter der Tür stehen.
Sein Aussehen jagte mir einen Schauer
über den Rücken.
Es lag weder an den dichten schwarzen Haaren, noch den gletscherkalten blauen Augen. Es waren die roten Narben, die sein Gesicht zierten. Ob sie mutwillig zugefügt worden waren oder nicht, konnte ich nicht erraten.
Sein Blick schien mich zu durchbohren, als er sich an mir vorbeischob und auf den Mann zuging.
Ich warf keinen Blick zurück und trat durch die Tür nach draußen.
Dabei stolperte ich fast über ein Mädchen, dass auf der kleinen Treppe vor der Tür saß. Sie hob den Kopf und ihr Blick nagelte mich förmlich fest. Hatte jeder in diesem Viertel so einen
Blick?
Dabei war sie bestimmt nicht älter als fünfzehn.
>>Entschuldigung<<, murmelte ich und wollte an ihr vorbeigehen. Doch sie hob die Hand und hielt mich am Ärmel fest.
>>Ich stehe hier schon eine Weile. Du hast mich übersehen. Was wolltest du da drin?<<
>>Nichts weiter.<< Wie könnte ein kleines Mädchen mir auch helfen?
>>Du hast mit Sebi geredet. Er hat nicht begeistert geguckt. Los, erzähl.<<
Ihre Stimme wurde befehlend und jetzt erst fiel mir der leichte Akzent auf. Auch Deutsch. Er war so fein, dass ich im ersten Moment dachte, sie wäre aus der
Gegend hier.
>>Ich bin Reporter und wollte über die Subkultur der Vampire berichten um meinen Job nicht zu verlieren<<
>>Hmm....<< Sie legte leicht den Kopf schief und blickte mich eine Weile stumm an.
Dann nickte sie wie auf die Beantwortung einer unhörbaren Frage und blickte in den Laden.
>>Warte. Ich kann dir helfen.<<
Sie erhob sich und trat in den Laden. Ohne zu Zögern ging sie zu dem schwarzhaarigen Mann. Er drehte sich um und küsste sie leicht auf den Mund. Es war, als würden sie sich kennen, seit die Welt
existiert.
Alle drei wechselten ein paar Worte und dann trat das Mädchen Arm in Arm mit demjenigen, den ich für ihren Freund hielt, nach draußen zu mir.
>>Kannst du morgen wieder hierher kommen?<<
Ich nickte und blickten den beiden hinterher, als sie sich aus dem Lichtschein entfernten.
>>Wann denn? Und wer seid ihr?<<
Sie drehte sich ein letztes Mal zu mir um und lächelte.
>>Wann wohl? Bei Sonnenuntergang natürlich. Du willst doch über Vampire schreiben und ich biete dir an, einer von uns zu werden. Und den einzigen Namen,
den du wissen musst ist meiner: Scar<<
Und damit verschwanden sie in der Dunkelheit.