Biografien & Erinnerungen
Die sprechende Rose - Teil l zum Buch "Erinnerungen"

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"Als Kinder sehen wir die Welt noch anders......"
Veröffentlicht am 05. April 2014, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so ...
Als Kinder sehen wir die Welt noch anders......

Die sprechende Rose - Teil l zum Buch "Erinnerungen"

Die sprechende Rose

Wo ich sie her hatte, dass weiss ich nicht mehr, aber, sie war etwas ganz Besonderes für mich, meine sprechende Rose. Genau genommen war es der Stiel einer Heckenrose mit einer gerade auf gegangenen Blüte. Auf meinem blauen Fahrrad war ich unterwegs, fuhr wie häufig quer durchs Dorf, immer dort entlang, wo es geradeaus ging und ich den Fahrtwind deutlich auf dem Gesicht und in den Haaren spüren konnte. Durch puren Zufall hatte ich entdeckt, dass diese Pflanze reden konnte. Nicht sprechen in Worten und Sätzen, aber

wenn ich ihr Fragen stellte, dann gab sie durch ein Nicken oder leichtes Schwenken des Köpfchens Antwort. Ich war wie verzaubert und fragte sie immer mehr Dinge, stellte sogar Kontrollfragen, um ihre Fähigkeiten zu überprüfen, aber sie hielt jedem Test und jeder Fangfrage stand. Vielleicht konnte sie mir eine Frage beantworten, die mich seit langem plagte, seit diesem Traum, den ich einmal hatte und aus dem ich recht verwirrt und mit mächtigen Schuldgefühlen aufgewacht war. Zwei Ecken von unserem Haus war ich im Traum entfernt, als Feuerwehr und Krankenwagen mit lauten Sirenen an mir

vorüber brausten. Nachbarn kamen aus ihren Häusern und liefen in Richtung des Brandes und ich wusste, dass es unser Haus war, das da brannte. Irgend jemand kam völlig aufgelöst und mit den Armen fuchtelnd auf mich zu gelaufen, hielt mich mit den Händen an beiden Armen fest und sagte, mir dabei tief in die Augen schauend: "Ach, Kleines, geh´ nicht weiter, es ist zu spät, deine beiden Eltern sind tot!" Ganz ruhig sah ich den Überbringer dieser Nachricht an und antwortete: "Ich weiss, ich möchte auch garnicht nach Hause, ich wollte gerade zu meiner Freundin." Das sagte ich und ging seelenruhig weiter meines Weges. An

dieser Stelle wachte ich damals auf und war, wie schon erwähnt, reichlich durcheinander und, was schwerer wog, hatte immense Schuldgefühle, wie ich denn so ungerührt sein konnte, im Wissen darum, dass meine Eltern offensichtlich eben verbrannt waren. Der Gedanke quälte mich sehr und ich suchte dringend nach einer Erklärung für diese so kalte und gleichgültige Verhalten. Damals fiel mir in meinem kindlichen Hirn, zur Zeit dieses Traumes war ich circa 5 Jahre alt, nur eine schlüssige Ursache ein. Irgendetwas in meinem Inneren musste registriert haben, dass diese Menschen garnicht meine Eltern

waren, sie also meiner Trauer und Tränen damit auch nicht wirklich wert wären. Das schien mir die einzig logische Schlussfolgerung, sie konnten nicht meine wahren Eltern sein, denn sonst hätte ich traurig sein und weinen müssen. Jahre bleib dieser Gedanke in mir lebendig und ich fand allerhand, was dafür sprach, die kühle, oft abweisende Art meiner Mutter, die große Distanz meines Vaters, wenn er denn überhaupt mal zu Hause war, das alles bestätigte doch meine Vermutung. Kurzum, selbst zu diesem Zeitpunkt, inzwischen war ich immerhin schon acht Jahre alt, bewegten mich diese Fragen

noch und immer wieder. Und nun fuhr ich also auf meinem Fahrrad auf einem Feldweg am Dorfrand entlang, eine sprechende Rose in meiner Hand, und überlegte, ob sie mir vielleicht diese so wichtige Frage würde beantworten können. Und nicht nur diese Frage beschäftigte mich, denn - wenn sie es tat, was würde ich mit der Antwort anfangen? Es war wirklich nicht einfach, aber letztendlich beschloss ich, es zu wagen, dieser Wunderrose meine große Frage zu stellen. Es musste doch auch einen Grund dafür geben, dass das Leben ausgerechnet mir diese verzauberte Rose zu gespielt hatte.

So fuhr ich noch etwas weiter, bis zu der Weide, auf der die Kälber standen, an der wir Kinder uns immer trafen, wenn wir wieder mal unser berüchtigtes Kälber-Rodeo austragen wollten. Dort hatten wir eines Tages beim Herumtoben im Gebüsch eine natürliche Höhle gefunden und für unsere Zwecke ein wenig ausgebaut und blickdichter gemacht. Mein Rad legte ich einfach am Wegrand ins Gras. Das stand jetzt im Sommer an den Wegrändern so hoch, dass mein Fahrrad völlig darin versank. Ziemlich in Gedanken kroch ich mit meinem lebendigen Schatz in das Versteck. Einen Moment zögerte ich

noch, aber dann nahm ich allen Mut den ich aufbringen konnte zusammen, sah diese Rosenblüte an und fragt nach dem, was mich schon so lange beschäftigte, ja quälte: "Liebe Rose, kannst du mir bitte sagen…..sind das meine richtigen Eltern?" Vor Spannung stockte mir schier der Atem und ich mag mir das Gesicht, mit dem ich ihre bzw. meine, Antwort erwartete garnicht vorstellen, so voll ängstlicher Anspannung und Neugier. Nichts geschah, eine ganze Weile geschah nichts und mir kam dieser Moment, der es wahrscheinlich nur war, wie eine Ewigkeit vor. Dann endlich

begann sie leise den Kopf zu schwenken, kein Nicken, ganz deutlich ein Schwenken. Also war mein Verdacht kein Verdacht, sondern entsprach der Wahrheit. Sicher, ich hatte das ja selbst für möglich gehalten, es war ja mein Verdacht, doch ihn nun auf diese Weise bestätigt zu bekommen, das war dennoch ein ziemlicher Schock. Aber - wie war das nochmal gewesen? Nicken hieß ja, Schwenken nein. oder? Und wie genau hatte ich die Frage nochmal gestellt? War sie vielleicht missverständlich gewesen? Ja, nein, Nicken, Schwenken……..ich geriet mehr und mehr durcheinander. All meine Gedanken schienen über einander her zu

Stolpern und zu Stürzen, sie kollerten in meinem Kopf herum, wie Murmeln in einem Holzkästchen. Mir wurde ganz schwummerig und alsbald konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen oder festhalten. Nicken, Schwenken, ja, nein, alles brach aus einander, zerfiel in tausend Stücke und der ganze wundervolle Zauber löste sich auf in ein heilloses Durcheinander und ließ mich völlig verwirrt und irgendwie wund, verwundet in meinem Versteck zurück. Es war, als erwachte ich aus einem wundervollen Traum, als würde ich heraus gerissen aus einer zauberhaften Märchenwelt und mit einem Schlag ein die Realität befördert, eine Realität ohne

sprechende Rosen, ohne Zauber. Es war, als würde ich von einem Moment zum anderen meiner Kindheit entrissen und einen unangenehm großen Schups weiter in Richtung Erwachsenwerden gestoßen. Gewiss, ich war gerade mal acht Jahre alt, aber wenn ich von heute aus zurück schaue, dann fühlte es sich genau so an. Die Frage mit meinen Eltern war damit natürlich noch nicht geklärt, aber ……das ist ein anderes, weiteres Kapitel.

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Hörbuch

Über den Autor

Karindolittle
Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so entstanden nach und nach auch Gedichte und Kurzgeschichten, auch für Kinder. Hier versuche ich nun erstmals ein paar meiner Liedertexte und Gedichte anderen vorzustellen und freue mich über Anregungen, Kritik (keine Angst, ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie sachlich ist) und auch Lob ! Natürlich, wen freut das nicht ?

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pepsi55 liebe karin hab es gerad noch geschafft zu lesen. macht mich in jedem fall neugierig auf "mehr". wenn ich mich so bei dir umschaue, gibt es generell noch sehr viel lesestoff und ich freue mich sehr darauf. dein schreibstil sagt mir ungemein zu. liebe grüße Petra
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Schönes Intro, locker und leicht erzählt, knisternd und unterhaltend. Gerne will man dann auch die Fortsetzung erfahren.
Eine wundersame Rose, die geheimnisumwittert ist. Eine sehr schön dargebrachte Geschichte.
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Vielen Dank, Günter, und....kein Problem, doie Fortsetzung ist soeben fertig beworden und steht zum lesen bereit. Liebe Grüße Karin
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Hier kann ich mich sehr gut hineinfühlen! Eine wunderbare Geschichte!
Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Ich liebe offene Enden, auch Deine Schreibweise herrlich prickelnd.
Mit lieben Grüßen ins Wochenende Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Ganz herzlichen Dank für den favo und die lieben Worte. Bis vor kurzem schrieb ich noch ausschließlich Liedtexte und Gedichte. mein erster Versuch einer Geschichte war mein Beitrag zum laufenden battle "Veränderung" und diese Rosengeschichte ist mein zweiter Versuch in dieser Richtung. Es macht mir mehr und mehr Spaß und gerade wenn man etwas Neues aus probiert, dann tut etwas Lob sehr gut. Liebe Grüße und bis vielleicht bald Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Willy Eine Erzählung, die man verschlingt und mir gefällt auch der offene Schluss. Jetzt noch restlose Aufklärung direkt anzuschließen, hätte vielleicht, der wunderschön erzählten Vorgeschichte einen Teil des Zaubers genommen. In der Welt eines fantasievollen Kindes, ist eine sprechende Rose fast etwas natürliches....
Hat mir großartig gefallen und ich mag solche Geschichten, die nicht ins rein Übersinnliche abgleiten.
Dir noch ein schönes Wochenende.
LG
Sweder
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Ganz herzlichen Dank. Das tut gut, besonders, da ich im Schreiben von Geschichten oder überhaupt längeren Texten noch komplett neu bin. Mein Battlebeitrag zu den Umwegen war das erste in der Art. Also nochmals Danke und liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
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