Kapitel 28
Jonas
Dieser Oskar war noch schlimmer als ich gedacht hatte. Als er Jacy so grob am Arm gepackt hatte, war das Verlangen ihm die Kehle rauszureißen fast übermächtig gewesen. Aber es wäre bestimmt nicht die beste Möglichkeit ihren Onkel umzubringen, wenn ich ihr Gedächnis zurück hollen wollte. Luna hatte mir vor meiner Abreise erklärt, das die Erinnerungen nicht gelöscht wurden, sondern überdeckt. Bis irgendwas stark genug war, sie wieder zu erwecken. Dann hatte Luna mir ein Portal geöffnet. Zuerst war ich natürlich
misstrauisch. Was Portale anging, vertraute ich ihr nicht sonderlich. Aber ich hatte eigentlich keine andere Wahl gehabt und sie hatte mir geschworen, das sie mich nicht ans Ende der Welt befördern würde. Außerdem glaubte ich, das sie Jacy fast genauso dringent wollte, wie ich. Und ich brauchte sie nicht nur zum Überleben. Ich war zwar fast drei Tage von ihr getrennt gewesen, aber nicht einen augenblick hatte ich nicht an sie gedacht. Und Nachts von ihr geträumt. Es war schlimmer geworden. Ich brauchte sie wie Menschen die Luft zum Atmen. Ich hatte mir aus der Bibliothek meines Vaters ein Buch mitgenommen, über
Vampire mit Herzschlag. Ich hatte etwas darin gelesen, während Luna das Portal vorbereitet hatte. Dort stand, das es immer schlimmer werden würde, wenn man sich trennte. Es konnte sogar so weit gehen, das der Vampir starb. Einfach so. Weil er von seiner Geliebten getrennt war oder diese die Gefühle nicht erwiderte. Aber ich wusste das Jacy sie erwiderte, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Das wusste ich weil sie meine Geühle spüren konnte. So wie ich ihre. Sie hatte mir heute den ganzen Hof gezeigt und ich war mit ihr und den Pferden über den Hof geritten. Sie konnte das wirklich gut. Ich zwar auch, aber ich war auch
gut achtzig Jahre älter als sie. Danach hatte ich mich verabschieden und bin ``nach Hause´´ gegangen. In Wirklichkeit lag ich grade in einem riesigen Heuhaufen im Stall und lass weiter das Buch. Es stand nicht sehr viel drin. Das Buch hatte keine hundert Seiten. Es war dunkel im Stall, aber das störte meine Vampiraugen nicht. Ich konnte genauso gut sehen wie im Licht. Trotzdem bemerkte ich es sofort als sich langsam die Stalltür öffnete und das Licht einer Lampe reinschien. Normalerweise wäre ich sofort aufgesprungen, aber ich erkannte die Aura sofort und legte stattdessen einfach das Buch weg. Jacy erschien in
der Tür. Sie grinste verlegen.
“Wusst ichs doch das ich dich gesehn hatte. Was machst du hier?” fragte sie leise. Ganz bestimmt hatte sie mich nicht gesehen. Trotzdem hatte sie gewusst wo ich war. Sie spürte mich immer noch. Ich überlegte kurz was ich sagen sollte. Nicht die ganze Wahrheit, aber ich konnte sie so verdrehen, das sie sich ganz normal anhörte. Vielleicht würde das ihrem Gedächnis schon reichen.
“Naja, wenn man so will, bin ich von zu Hause abgehauen.” Jacy zog die Stirn kraus.
“Oh. Das tut mir leid.” Mir nicht. “Willst du drüber reden?” Sie setzte sich
neben mich ins Heu. Alleine ihre Nähe reichte um meine Haut unter Strom zu stellen. Ich holte tief Luft und versuchte nicht auf ihren süßen Geruch zu achten.
“Mein Vater. Er will das ich das Mädchen verrate, das ich Liebe.” Jacy stieß den Atem aus. Ich sah sie Hoffnungsvoll an, wurde aber enttäucht. Ich sah nur abscheu in ihren Augen.
“Warum will dein Vater etwas so schlimmes? Man kann doch niemanden verraten denn man Liebt! Das hinterlässt Spuren für immer. Kein Wunder das du abgehauen bist! Das ist echt scheiße, wenn ich das so sagen darf. Tut mir echt leid für dich. Warum
bitte sollst du so etwas tun?”
“Er kann sie nicht leiden und glaubt sie ist schlecht für mich.” Okay eine Lüge, aber ich konnte schlecht sagen ``Er will sie töten um ein Hexendorf zu zerstören.´´ Das wäre wahrscheinlich nicht so gut.
Kapitel 29
Jacy
Ich konnte das echt nicht glauben. Das es solche schrecklichen Menschen gab! Sah sein Vater denn nicht, das er das nicht machen konnte? Das er damit seinen Sohn verletzte? Und man sah das es Jonas mit nahm. Er sah sehr blass aus und hatte dunkle Augenringe. Die waren vorhin noch nicht dagewesen. Ich legte eine Hand auf seine Schulter und er zuckte kurz zusammen. Seine Schulter war Eiskalt. Ich kannte diese Kälte. Ich sah hoch zu Jonas.
“Sorry, aber ich muss das einfach fragen. Kennen wir uns? Weil du kommst
mir so bekannt vor und meine Tante und mein Onkel meinen ich wäre die letzten drei Tagen nicht da gewesen, aber ich weiß von nichts. Ich glaube das sie mich verarschen wollen, aber warum sind meine Haare dann so lang? Und meine Augen? Die waren mal Blau! Kristallblau! Und ich..” Ich wollte weiter reden, aber Jonas legte mir eine Hand auf den Mund. Wieder hatte ich das Gefühl unter Strom gesetzt zu werden. Ich schaute in diese schwarzen Augen und wollte ihnen eine Antwort entlocken.
Woher kenn ich dich? schrien alle meinen inneren Stimmen, aber ich konnte ihn einfach nicht einordnen.
“Beruhig dich Jacy. Alles wird gut.” Das kannte ich auch! Die Art wie er meinen Namen ausprach. Ich sprang auf und ging vor ihm auf und ab. Er wollte etwas sagen, aber ich dazwischen.
“Nein! Ich will nichts hören. Ich kenne dich, das weiß ich und du weißt es auch. Aber woher, verdammt?!” Ich rieb mir kurz über die Augen. Als ich sie öffnete stand Jonas vor mir. Ich sprang erschrocken zurück. Ich sah von ihm zum Heuhaufen.
“Wie bist du so schnell..” meine Stimme versagte am Ende. Ich wand meien Blick wieder zu ihm. Ich sah an Jonas herunter. Er kramte in einer Tasche. Dan
tog er eine silberne Kette heraus. Sie hatte einen großen Anhänger mit einer Glaskugel in der Mitte. Dort drin war eine silberne Kugel. Es sah aus als würde sie fliegen. Es war wie Hexerrei. Hexerrei. Ich streckte vorsichtig die Hand nach der Kette aus. Sobald ich das Glas berühte, wurde mein Kopf von unzähligen Bildern geflutet. Jonas, wie er mich aufder Straße ansprach.
Wie er Lissa getötet hatte. Wie er gegen einen Oger gekämpft hatte. Wie er seinen Herzschlag bekommen hatte, als er sich in mich verliebt hatte. Und letztlich wie er gegangen war nachdem wir Tila Tod vorgefunden hatten und ich das Portale geöffnet
hatte.
“Jonas.” hauchte ich leise. Er sah erleichtert aus und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
“Ich hab echt alles vergessen! Warte! Was machst du hier? Du solltest...” Ich kam nicht dazu den Satz zu Ende zu bringen. Jonas hatte eine Hand gehoben, umfasste meinen Nacken und legte seinen Mund auf meinen. Erst war ich zu überrascht um zu reagieren. Obwohl sein ganzer Körper eiskalt war, waren seine Lippen erschreckend warm und sanft. Langsam zog er sich zurück und legte seine Stirn auf meine.
“Tut mir leid, ich konnte nicht anders.” entschuldigte er sich.
“ Mir tut es nicht leid.” erwiderte ich und presste meine Lippen wieder auf seine. Ein Kribbeln breitet sich in meinen Körper aus. Doch ein lautes Klopfen an der Stalltür ließ uns auseinader fahren.