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Ich verschwinde in die kleine Küche, lehne mich gegen die Wand und lasse mich dann daran zu Boden sinken.
Linn mustert mich mitleidig. „Ach, was ist denn los, meine Süße?“ Um Gottes Willen! Ich wünschte sie würde rausgehen und diesen Jungen statt mir bedienen. Er macht sich die ganze Zeit einfach über mich lustig und ich lasse mich auch noch von ihm verarschen! Wie peinlich!
„Der macht mich fertig“, nuschle ich leise.
„Ach was“, Linn beugt sich zu mir
runter und tätschelt mir freundlich die Schulter. „Ich weiß du schaffst das!“ So lieb sie auch ist, so wenig hilft sie mir gerade. „Kannst du nicht statt mir rausgehen?“, frage ich leise und prompt reißt sie entsetzt die Augen auf.
„Zu diesem Kriminellen? Außerdem ist dass der Raucherbereich. Ich würde ja wirklich alles für dich tun, aber willst du wirklich dass ich deinetwegen frühzeitig an Lungenkrebs sterbe? Und du weißt doch wie schlecht ich den Rauch vertrage, ich fange dann immer an zu nießen.“
Prompt fühle ich mich schlecht.
„Okay… hm… dann vielleicht nicht.“
„Du schaffst das!“, muntert mich Linn
noch einmal auf, dann verschwindet sie wieder.
Ich raffe all meinen Mut zusammen, stemme mich wieder hoch und komme mit verkrampften Schultern wieder raus aus der Küche.
Ich erreiche den Tisch des Jungen und bleibe erwartungsvoll stehen um seine Bestellung entgegen zu nehmen.
Der Junge sieht mich jedoch seinerseits erwartungsvoll an und ich kann schon sehen wie sich sein Mund wieder zu einem spöttischen Grinsen verzieht.
Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?!
Ohne zu wissen wo mein Fehler wirklich liegt, werde ich schon wieder
rot. So im Voraus sozusagen. „Machst du das eigentlich absichtlich?“, fragt er belustigt.
„W-w-was?!“
Oh, jetzt habe ich ihn schon wieder fast angeschrien. Entweder ich spreche zu leise oder ich schrei ihn fast an. Das ist ja mega-peinlich!
Er seufzt und verdreht die Augen.
„Wo ist mein Cola?“
Oh… äh… das… ups.
„Das… ist noch nicht fertig…“
Er zieht eine Augenbraue hoch und mustert mich als würde er mich für dumm halten.
Was er wahrscheinlich auch tut.
„Es… muss noch in der Mikrowelle
aufgewärmt werden“, stottere ich um die Situation durch einen Witz aufzulockern.
Er lacht nicht.
Mist.
„Wie heißt du?“, fragt er schließlich.
Ähm… sind wir jetzt hier um Smalltalk zu machen? Was soll das?
Darf ich ihm eigentlich meinen Namen sagen? Ich kenne ihn ja gar nicht!
Er scheint meine Gedanken zu erraten und grinst schon wieder. „Keine Sorge, ich werde nicht plötzlich anfangen dich zu stalken. Ich will nur deinen Namen wissen.“
Na gut, kann ja nicht schaden. Vielleicht gibt er mir dann Trinkgeld.
„Ich heiße Kari“, stelle ich mir vor. „Also eigentlich Karina… aber alle nennen mich Kari…“
„Leon“, meint der Junge nur knapp.
„Ähm… freut mich.“ Erstaunlicherweise kann ich mich jetzt, wo ich seinen Namen weiß, ein bisschen entspannen. Ob er wohl gewusst hat dass er mir damit helfen würde? „Sagst du mir was du essen willst und ich bringe dir dann dein Cola?“, schlage ich schließlich vor.
Ein breites Grinsen legt sich auf Leons Gesicht, fast so als hätte er auf genau diese Frage gelauert. „Weißt du was? Ich will noch nichts bestellen, ich warte noch auf Freunde.“
Mann! So ein Idiot!
Hauptsache er macht mich die ganze Zeit fertig und tut so als würde ich ihm seine wertvolle Zeit stehlen. „Na schön“, schnaube ich und stolziere davon. Dann bringe ich ihm noch sein Cola und verschwinde so schnell wie möglich wieder in der Küche.