Parepula, der Blumenkobold. Parepula heiß ich, bin ein Kobold, ein guter Geist,
listig, ausgelassen und auch mal dreist.
Klein wie ein Finger, von zierlicher Gestalt,
lebte ich als Feenkind einst im Wald.
Schlief von Pilzen beschützt, von Gräsern beschattet,
versteckt unter Blumen, wenn ich ermattet.
Als Feenkind ward ich beschenkt mit Gaben,
die weder Tiere, Pflanzen noch Menschen haben.
Versteh die Sprachen aller, ob laut oder leise,
kann belauschen auf diese Weise
Falter, Blume, weiß wie Menschenkinder klingen,
erkenne jedes Summen, Zirpen und Singen.
Als Kobold liegts mir im Blut zu necken,
zu foppen auch mal zu erschrecken.
Einst stibitzte ich der Glockenblume Hut,
schlich von dannen voll Übermut.
„Bin ich eine Blume oder ein Feenkind?“,
so fragte verschmitzt ich den Wind.
„Eine Blume bist du nicht“, raunte der mir zu:
„Blumen sind stumm, aber du ...?“
Er glaubte, ich hörte nicht,
was der Freund da zu mir spricht.
Da kam eine Biene geflogen,
hat zwei Runden um mich gezogen.
„Du, eine Glockenblume, das kann nicht sein.
Blumen sind bescheiden und fein“,
so summte die Biene und flog von hinnen,
ihren Honig der Königin zu bringen.
Auch diesen Tadel ich rasch vergaß,
duckte tiefer mich ins Gras
zwischen die Blumen, sog ein ihren Duft,
schaute auf zu den Vögeln in der Luft,
lauschte ihrem Gesang und hörte sie sagen:
„Parepula sollt nicht fremde Hüte tragen“.
Darauf die Blumenfee streng zu mir spricht:
„Dergleichen Schabernack dulde ich nicht.
Bist ein Kobold und willst eine Blume sein.
Bleibst fortan stumm, das ist die Strafe dein.“
Ich hatt übertrieben, oh weh.
Tief traf mich die Rüge der Blumenfee.
Noch bevor ich die Kappe vom Kopfe genommen,
war Sprachlosigkeit über mich gekommen.
Jedoch, was als Strafe ward angedacht,
hat eine ungewöhnliche Gabe mir gebracht:
Was man mir flüstert, beichtet, erzählt,
ob Sehnsüchte, ob Geheimnisse, sorglos ausgewählt,
sind bei mir, dem, der alles hört, sicher verwahrt.
Macht mich zum Freund und Vertrauten der besonderen Art.
So wurde in Paoris Kreis ich eingereiht.
Freude zu bringen, bin stets ich bereit,
denn Blume und Kobold stecken in einem Gewand
und werden zum Schatz in des Beschenkten Hand.